Meine Geschichte - inspieriert von Homer81`s Geschichte

canseven

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@admin. Mein Posting unter Homers-Geschichte könnte dann dort gelöscht werden.


Mein lieber Homer!

Ich hab das Forum gerade zufällig gefunden, und dann bald dein Topic.
hat mich wirklich sehr berührt, wie wohl auch einige andere hier.
Ich kann jetzt evtl. nicht so lange schreiben, weil ich gleich zu einem Konzert gehe,
wollte dir aber unbedingt schreiben.

Liebe Leute. Vorwahnung: Zunächst wollte ich Homer einfach was zu meiner Geschichte schreiben, da meine dem gar nicht sooo unähnlich ist. Dadurch kam es, dass ich hier ein Mega-Thread einstelle, der sich zunächst mit meinen Erfahrungen beschäftigt. Hätte ich auch nicht erwartet, dass ich mal direkt als Einstand so ne halbe Lebensgeschichte über mich rauslasse, aber was solls? Ich find das Klima hier total super.
Die Warnung bezieht sich auch hauptsächlich auf die unglaubliche Länge! Ist ne halbe Auto-Biographie!
Ich hatte zu Anfang direkt das Gefühl, dass es Homer, der ja auf einmal wie im luftleeren Raum dasteht ganz gut tun könnte, ne andere abgefahrene Geschichte zu hören.
Und mir wirds bestimmt auch was bringen.
Jetzt gehts loooos! lol!

Mal direkt Infos über mich vorweg:
Ich bin 1969 als Türke hier geboren, und habe (wie aber wohl jeder von "uns")
eine spezielle Geschichte, zumindest war sie zur damaligen Zeit wohl ziemlich einzigartig, denn ich habe bislang niemand mit einer ähnlichen Vita kennengelernt.
Vielleicht/hoffentlich ändert sich das ja hier.
Meine leiblichen Eltern haben sich getrennt, als ich 4 Jahre alt war.
Bis zu dem Alter bin ich aber als Kleinkind, mal hier, mal in der Türkei bei Verwandten aufgewachsen.
Mit 4-7 Jahren Jahren kam ich zu deutschen Pflegeeltern. Der Gedanke dahinter war, dass mein Vater, der damals einige Sozialarbeiter-Freunde hatte (die ihm zu dem Schritt rieten), das Sorgerecht haben wollte, und diese sagten, dass es vor Gericht von Vorteil sein wird, wenn er diese Aktion steuert, dass heisst mich während des Trennungsprozesses in eine Pflegefamilie zu geben.
Dazu muss man noch sagen, dass zwar beide durchgeknallt sind, meine leibliche Mutter zu dem damaligen Zeitpunkt aber entschieden mehr.
Sie hat mich nicht richtig versorgt etc. Daran kannst du schonmal sehen wie man jenseits der gängigen Klischees aufwachsen kann.
Diese deutsche Pflegefamilie war quasi urdeutsch.
Die Pflegemutter herzensgut.
Ich bin in einer schwarz-weiss-grauen-60er-Jahre-Bungalow-Gegend aufgewachsen.
An den Wochenenden war ich mal beim Vater, mal bei der Mutter, die sich aber weiterhin nicht um mich kümmerte, es gab z.B. i.d.Regel nur Süssigkeiten, mich statt dessen ihrem jüngeren Bruder überlies, und der war nun wirklich HORRORMÄSSIG! Geschichten für sich.
Bis zum Alter von 4 Jahren sprach ich nur türkisch. Innerhalb eines Jahres hab ich bei den Pflegeeltern perfekt deutsch gelernt und türkisch perfekt vergessen. Ich habe noch die Kinder im deutschen Kindergarten verbessert.
Das schlimmst war "der, die, das"
Meine ersten deutschen Worte, waren am ersten abend bei den Pflegeeltern, "Onkel" und "Tante", so sagte meine Mutter mir sollte ich die beiden nennen, und "automatik" und "elektrik".
Die hatten da ne Eisenbahn für mich aufgebaut. Und ich muss die Worte aus ihnen rausgefiltert haben. Sie sind im Türkischen natürlich dieselben (otomatik, elektrik).
Als ich 7 Jahre alt war, kam ich wieder zu meinem Vater und meiner neuen deutschen Mutter.
Oh, ich wollts ja kurz halten Smile
Ich schreib mal nochn bisschen.
In der Grundschule ging der Rassismus los. Einige Schläge, Neger (!) etc.
Nicht alle natürlich. Ich hatte gute Freunde!
Das zog sich durchs Gymnasium. Es war ekelhaft! Zumindest was die Rassismus-Dinger anging. Ich kenn ne Griechin, die war nach nem halben Jahr von der Schule gegangen.
Jedenfalls hatte ich/habe ich mit unglaublich viel Vorbehalten etc. zu tun. Muchel, Kanacke, das übliche, auch mal kämpfen.
Naja und auf allen möglichen Ebenen dieses fehlende Anerkennungsding.
Ich bin aber ganz kommunikativ, schlagfertig gewesen und hab mich auch gewehrt.
Auch wenn ich mir, trotz meiner Geselligkeit wie ein Einzelkämpfer vorkam/vorkomme (Es gab neben mir in meinen Jahrgängen nur einen Griechen und einen Perser), muss ich aber auch anerkennen, dass ich trotzdem auch ab und zu mal Hilfe bekam.
Dazu würde ich zählen: Meine Pflegemutter, die ersten 3 Jahre etwa mit meiner deutschen (Stief-)Mutter, und noch 2 Gruppen Menschen auf die ich noch komme.
Man vergisst das vielleicht ein wenig wenn doch die Contra-Seite so viel grösser ist.
Der Rassismus verwischt auch, wenn die Leute älter werde, soll heissen, wenn sie dir als Kinder und Jugendliche auf Fresse gehauen haben, oder beleidigt haben, kommt das ja später z.B. im Berufsleben nicht mehr so oft vor.
Das heisst, man hat ständig irgendwelche Erlebnisse, die negativ laufen, ausser dir selber aber kaum einer wahrnimmt, ausser bei den ganz offensichtlichen ("das liegt doch vielleicht an dir") inkl. Eltern und Freunde halt.
Warum verhalten die sich so (scheisse)? Ich war doch nicht ungerecht? Blabla.
Ich will natürlich nicht behaupten, dass ich keine Macken habe, aber in der Form fand ichs unerklärlich, ungerecht (das ist es wohl hauptsächlich!) da ich eigentlich immer menschenfreundlich, lustig und herzlich auf die Leute zu bin.
Also wirklich gute Freunde bestätigen mir das, oder nennen mich schon mal Kommunikationswunder...egal, soll keine Selbstbeweihräucherung werden, sondern wollte nur irgendwie gerade klarmachen, dass das schon irgendwie belegbar ist, und ich nicht schizophren.
Ich traf auch nochmal zufällig meine alte Klassenlehrerin, auch ein Exot und nen Biest eigentlich.
Die zählte mir noch andere Lehrer auf, die was gegen mich hatten ("man muss sich anpassen"), wo ich noch dachte, die sind cool!.

Man entwickelt teils eine grössere Sensibilität für kommunikative, zwischenmenschliche Dinge.
Jedenfalls sassen genug Leute auf meinem Sofa, um sich Lebensberatung zu holen.
Ich glaube, viele mit ähnlicher "Sozialisierung" entwickeln besondere Antennen, für die Dinge, die im Hintergrund abgehen, weil sie warscheinlich sehr (selbst-)reflektierend durchs Leben gehen (müssen?).
Dass muss jetzt nicht nur fremdartiges Aussehen sein, könnte bei Fettleibigkeit etc. vielleicht ähnlich sein. Kenne nur jetzt keine Fettleibigen Smile
Ich krieg z.B. gut mit, wenn sich irgendwo Stress entwickelt, oder warum Leute, jetzt völlig aneinander vorbei reden, und ich könnts noch ständig klären! Teilweise bin ich mir auf Parties z.B. irgendwann wie auf Mars-Veranstaltungen vorgekommen. So Sachen wie: Wie sind doch auf der selben Party, wieso muss man jetzt so scheisse sein?
So Dinger wie: "Den hab ich doch schon nen paar mal gesehen und auch gesprochen, warum grüsst der mich nicht?"
Lässt sich auch nicht grüssen, quasi.
Dann meine Freunde:" Du immer mit deinem Grüssen! Waum nimmst du das so wichtig?"
Jedenfalls denkt man schon manchmal, weil man auch so viel nachdenkt und reflektiert, dass man selber einfach irgendwie anders ist oder ne Macke hat, nicht unbedingt dass das absurd ist, was man da denkt, sondern dass manns vielleicht zu ernst nimmt. bzw. denkt darüber nach, ob die schweren Umstände einen vielleicht schon geschafft haben, weil man öfter depressiv, antriebslos, frustriert, traurig ist.
Versteh mich nicht falsch, auf der anderen Seite war ich auch immer sehr selbstbewusst, und vor allem humorvoll. Also auch heute noch.
Aaaaaah!!! Weirscheinlich bin ich einfach nur nen echter TürkE! Smile))
Daran arbeiten wir noch...
Ist nen ganz schöner Misch-Masch. Vieles musste wohl so sein als Überlebensstrategien.
Was mir geholfen hat damals:
Wir wohnten dann (also Vater, deutsche Mutter und später Schwester) in nem Haus mit Freaks. Alternative, kennt die noch jemand? Das ist die eine Gruppe, auf die ich noch zu sprechen kommen wollte.
Meine Eltern hatten selber zwar etwas linke Wurzeln, haben aber meiner Meinung nach nicht die Bohne authentisch gelebt. D.h. zu Hause jahrelang nur cholerisches Geschrei, während sie uns Kindern verkaufen wollten, sie wären ja so liberal, viel mehr als die "anderen, deutschen" Eltern. Die hatten nur meistens ne andere Umgangsweise mit ihren Kindern, und ich war auch in der Regel der, der (sich) am wenigsten (erlauben) durfte.
Sie hatten natürlich auch ihr Päckchen zu tragen. Ökonomisch und was sonst noch.
Aber leider völlig unauthentisch wie mir später ganz klar wurde.
Aber eigentlich kamen wir in das Haus, im Akademiker-Viertel nur, weil wir sonst als Bi-Nationale Familie einfach keine andere Wohnung bekommen haben in dem Viertel.
In dem Haus wohnten früher mal Huren, zu der Zeit noch noch 2 Ex-Huren (bei der einen Omi mit ihrem Pudel hab ichs erst 10 Jahre später erfahren, natürlich. Mann, war die cool Smile Deswegen war das Haus so verschrien, und der Rest waren besagte Alternative. Fotografie-Studenten, Sozialarbeiter, Künstler etc.
Dort standen die Türen und die Herzen der Leute für uns Kinder offen!
Sie haben mit uns Musik gemacht, Fotos, weggefahren, irgendwelche Aktionen und Feste...
Das ging so ca. von 7 bis 13. Zuvor hatte meine Mutter mich aber noch ohne Pass mit ihrem durchgeknallten Bruder über Syrien in die Türkei entführen lassen.
"Nicht ohne meine Tochter" kann auch umgekehrt passieren. Wohlgemerkt, meine Muter war gar nicht dabei.
Das sind nochmal extra-Annekdoten.
Jedenfalls konnte ich mit 7 Jahren nur noch ca. 5 Wörter türkisch : Pasta, süt, cicek, arslan - Kuchen, Milch, Blume, Löwe. Hihihi, muss gerade selber lachen!
Das andere was mir existenziell geholfen hat, war dass wir als ich 10 war anfingen in die Türkei zu fahren.
Erst noch mit dem Auto. Todesstrecke E5 durch Jugoslawien. Wegelagerer!!
Hoffe langweile dich nicht. Kannst ja in Etappen lesen.
Was ich dann von den Verwandten an Wärme, Liebe, Toleranz und Respekt bekommen habe war ÜBERWÄLTIGEND!
Das ist die zweite Gruppe Menschen.
Was meine Eltern mir nicht geben konnten (die Geschwister meines Vaters haben auch so ihre Mühe mit ihren beiden "deutschen" Geschwistern. Ein Onkel ist noch hier), habe ich da erfahren.
Dann bin ich aus meinem Psychotischen Elternhaus mit 18 Jahren und 1-2 Monaten raus. Ich ging noch zur Schule und machte auch noch irgendwie Abi.
Dann gings nen paar Jahre ganz gut!
Ich war frei! Verdiente mein Geld, und konnte halt einigermassen Druck hier und da aus dem Weg gehen.
Mann, ich übertreffe dich aber locker in Länge!
Ich war selbständig, allerdings als Subunternehmer, hab bald ganz ok verdient, jedenfalls besser als die Kollegen im Alter, die erst Zivies waren, oder studierten, und irgendwelche anderen Jobs machten. Also ich erst noch Schüler, und die Kollegen bei mir auf der Steuerkarte, mit Party-Veranstaltungen. Da sassen die meisten anderen, zumindest alle die ich kannte ja noch Jahre bei Muttern. Hat man auch nie nen Lob, oder Kompliment bekommen, von den Eltern, dass man dass noch während der Schulzeit durchzieht.
Bekam dann aber irgendwann von "Cheffe" nen Tritt in Arsch. Wieder Annekdote für sich.
Hat mich auf jeden Fall ins finanzielle Disaster gestürzt. Geld hat er nämlich auch noch behalten.
In der Zwischenzeit war ich auch nur 3x in der Türkei (1x noch mit 19 ca., einmal mit Anfang 22 etwa mit Freunden, kurz drauf nur für 2 Tage zur Beerdigung meines Opas).
Mittlerweile betrachtete ich mich als: Europäer/Weltbürger/Kosmopolit. Das trifft sicher auch zu, war natürlich für mein Selbstwert auch besser als Kanacke oder Muchel.

Da ich Job-mässig nicht gerade einen unexotischen Lebenslauf hatte, war ich ja nicht in irgendeinem gesicherten konservativen Job fest im Sattel, sondern machte nach der Selbständigkeits-Ära eher "Jobs".
Promotions hauptsächlich. Malocht wie doof um von den Schulden runterzukommen.
Wieder extra-Annekdoten. Hat nicht geklappt. Ich kann nur jedem raten, wenn er ein bestimmtes Limit an Schulden übeschreitet, einfach sofort die Finger zu heben. Die Gläuber machen nämlich sonst das dreifache draus.
Wenn ich so überlege bin ich ca. 10 mal aus teils unerklärlichen Gründen aus Jobs geflogen.
Unerklärlich, da ich oftmals zu den Top-Leuten gehörte, schliesslich wurde ich immer wieder bei Harcore-Aufgaben angefordert.
Meist reichts ja einfach den Mund aufzumachen.
Ein gewisser Ex-Jugend-Freund meint dann wieder, wenn ich erzählte, die sind aber scheisse, unfreundlich zu mir: "Denk mal nach, das liegt bestimmt auch an dir." Nach dem Motto kann ja nicht sein, dass ich ständig scheisse behandelt werde.
Aus meiner Sicht quasi "der" Jugendfreund - übrigens hellblond, blaue Augen und everybodies Darling, zumindest immer um das Image bemüht gewesen, der seit einiger Zeit nicht mehr Freund ist -Extra-Annekdote,
aber interessant was Thematik "weiss es besser" "Konkurrenzmodelle oder so "esse mit der goldenen Gabel, aber behandel dich mal extra-hart, bevor ich mir nen Zacken aus der Krone breche". Naja der hat jetzt vor einiger Zeit bewiesen, dass bei ihm genau das selbe Schema abging/eingetreten ist, welches sich mir so langsam klarer darstellt.
Ich bin vor ca. 6 jahren ins "Ghetto" gezogen. Ach so, bin 36 habe ich das schon gesagt?
Ein paar wenige deutsche Freaks, paar deutsche Rentner, aber der grosse Teil Ausländer. Meist Araber und Türken.
Dazu kam, dass ich so langsam ausländische Freunde in meinem Freundeskreis dazubekam. Russe, Bosnien-Serbe, Peruaner (der kommt gleich mit zum Konzert Smile)
Und man tauscht sich aus, und:
Ups!!
Sie berichten DIE SELBEN EFFEKTE!
Zwischendurch war ich dann nach ca. 6 Jahren Abstinenz mal wieder im Urlaub. Erstmal Jamaika.
Ups! RESPEKT!
Ich kann ja noch herrlich kommunizieren! Ich bin wie immer, und die verstehen mich! Ich bin nicht komisch, weil ich mal, lustiger, freundlicher, temperamentvoller bin.
Oder wenn ich mal ruhiger drauf bin, geht auch nicht die Welt unter. Dann kommt einfach mal nen Feedback(!): Easy, man? Me easy! Allright! Thema abgehakt.
Wenn ich hier mal ruhiger bin, hab ich schon gemerkt, dass die Leute einen entweder komisch finden (falls man sonst halt mal kommunkativ übern Durchschnitt liegt), oder sie beziehen es auf sich.
Auf jeden Fall kommt ziemlich häufig dabei heraus: Der ist/war komisch. Weiss auch nicht, vielleicht erwarten die auch, dass ich ständig die Unterhaltungsmaschine spiele.
Bitte, bitte Deutsche und auch andere Leuts: Nicht angegriffen fühlen! Da ist verallgemeinert, aber mehrheitlich meine Erfahrung! Ich habe auch ca. 2-3 Spitzen-Deutsche Freunde! (wobei der eine war mal Punk z.B. und er andere hat halb spanische Gene....frotzel).
Auf jeden Fall immer sehr weltoffene, vielseitige Leute. Was sonst.
Ich kann mir vorstellen, dass (deutsche) Leute, die sich eigentlich zu recht ganz korrekt finden, dass vielleicht auch als Angriff gegen sie verstehen.
Das ist auch schwer! Mann, irgendwie will ja jeder zu irgendwem oder irgendwas dazu gehören (sogar Deutsche..) und wenn mann dann vielleicht von einem ungerechten, blöden Türken-Bild erzählt oder bestimmte menschliche Züge bemängelt, dann ist das bestimmt genauso wie andersrum, manchmal kacke. Kann ich mir echt vorstellen!
Du kannst das auch merken, daran wenn du ihnen mal Sachen erzählst, die sie so von der üblichen Meinungsmache nicht kennen. Da sind sie dann erstmal aus ihrem "aufgeklärten" West-Europäer-Bild heraus ziemlich skeptisch.
Man glaubt halt was ARD und ZDF so berichten. Vor allem Tagesschau.
Aber wir sind ja vielleicht mehrheitlich, dadurch dass wir hier sind, leidensfähiger oder toleranter, oder verständnisvoller für so manche Schilderung, weil wir an uns oder den uns Nahen vielleicht ähnliche Dinge beobachtet haben, oder halt auch einen Einblick in andere Kultur bekommen haben.
Es tut mir leid, ich möchte niemanden verletzen, der/die es nicht verdient hat!
Aber ist wahrscheinlich in der Natur der Sache, dass wenn wir uns selbst (also unsere eigene Person) mit der Gesellschaft/Gesellschaften vergleichen, es immer zu Verallgemeinerungen kommt.
Ich möchte das nochmal betonen, zu sagen, dass ich nicht über alles hier herziehen will.
Ich will nur meine persönlichen Erfahrungen schildern.

Mir passieren hier so Sachen, dass wir mit 5 Leuten im Auto sitzen, ich das Auto fahre, und die 4 anderen reden gleichzeitig auf mich ein. Jeder will was wissen, haben oder loswerden.
Mind. 1 Minute am Stück.
Keiner richtet seine Aufmerksamkeit drauf, dass sie mich gerade quadrophon zulabern. Und ich denke, ist wieder nur Ego-Tripping angesagt oder, falls sie sich zu nem Super-Trick verabredeten hätten (haben sie aber nicht unbeobachtet tun können, wir waren die ganze Zeit zusammen), wollten sie mich mal testen?
Ich war sauer, und hab gesagt: "So. Erstens du - das und das, du das etc, soll heissen, ICH habe natürlich auch noch alles mitgekriegt, und konnte nachdem ich ihnen gesagt habe, sie sollen mal die Klappe halten, allen Antworten. Totales schweigen.
Multitasking halt.
Aber wieso sind sie so rücksichtslos?
Auf Jamaika, hab ich auf nem Balkon mit einem Mann gesprochen, den ich gerade erst kennenlernte.
Ich weiss nicht mehr genau wodrums ging, so in Richtung, na, wie hier eigentlich!
Und der Mann hat zig meiner Sätze beendet! Aber nicht so letzte Silbe oder so, sondern den Inhalt!
Ich erzählte halt von D-Land und mir z.B. Da konnte er ja wohl nicht so gut informiert sein.
HAB ich noch nicht erlebt! Da bin ich ja erst auf Level 2!
Also, ich tue anderen Menschen glaub ich kommunikationstechnisch möglichst wenig an, wenn ich Dinge im Leben nicht so hinkriege, dann sinds eher andere, nicht dass ich von mir aus scheisse zu anderen wäre.
Mein Gott, sülz, man findet mich halt durchaus öfter sympathisch..aähh...
Ja nun, ich komme hier ja ziemlich schnell in die Lage mich auszubreiten, aber ich will dir ja einerseits noch was sagen, was dir VIELLEICHT ne unbekannte Perspektive zeigen kann, über die ich mir auch nicht so 100% sicher bin, aber ich habe schon mal nen paar Hinweise gesammelt...
lol
Ausserdem gehts ja auch schon längst nicht mehr nur um Dich. Smile Ich brauch auch Hilfe!
Ich hoffe auf die Hobby-Psychater in dieser deutsch-türkischen Community.
Ist nicht so als hätte ich mich nie mitgeteilt, aber seit 20 Jahren konnte mir eigentlich kaum noch einer helfen, mangels "Fachpersonal". Das hoffe ich ja hier vorzufinden!
Wo war ich? Junge ich bin schon vom Konzert zurück und schreib schon wieder ne Weile. Haste nicht gemerkt, ne?
"Ne" heisst übrigens "was", wenns türkisch ist. Hatte meine Cousine, die gerade in Deutschland ist genauso Probleme, wie ich damals im türkischen. "Ne, ne demek?" "Was bedeutet ne?" Nein?" "Ja, auch, so in der Art: Isnt it? Degil mi? lol
So, kommen wir mal zu den letzten 4-6 Jahren.
Das wird nicht besser, aber ich bin in Laber-Laune! Wir hatten ne schöne Feier.
Zu diesem Zeitpunkt weiss ich schon, dass das hier nochmal so lang wird, aber am Ende weisst du ungefähr in verkürzter Form was ich gerade weiss von so`ner Türken-Deutsch-Kombination wie...... mir Smile Vielleicht hilfts dir! Hatte immer gute Tipps für andere aus ihrem Leben, weiss nicht, ob Tipps aus meinem Leben, dir in deinem helfen, ich krieg kaum noch gute Tipps, und bei mir klappts bisher auch nicht sonderlich gut. Aber wenn wir schon aufgegeben hätten wären wir nicht hier, nicht? Smile
Also vermehrt Enttäuschungen mit Freunden z.B.
Sitzt einer mit mir 1-2 Jahr lang auf dem Sofa, plötzlich nicht mehr greifbar, auch nach Nachfrage. Beide am Musikschrauben, er professioneller, er mir geholfen, ich ihm geholfen, zusammen Spass gehabt.
Ich denk ja immer, mann kann ja mal drüber reden. Kann ja mal sein, dass ich was übersehen habe. Wenn der andere sich gar nie mehr zurückmeldet, und der Kontakt, der früher vielleicht auch mal fast täglich war, schon 3 Monate und nochmal 3 Monate am Stück weg ist, weil er sich nicht zurückmeldet.
Ob irgendwas ist, Probleme? Ich vielleicht doof? Ne, ist nix. Auch nach den zweiten 3 Monaten dasselbe.
Irgendwann will ichs dann hören, nach dem Motto, alter, wenn nichts wär, warum meldest du dich dann nicht mehr?
Dann sagte er später:
"Dann war das eben das Projekt (!) canseven Musik-Rechner fitt zu machen"
Cut.
In dem Bereich habe ich (leider?) gelernt, ruckzuck nicht mehr zu trauern/emotional zu sein, einfach die Rolläden runterzulassen. Ist mir ab da egal, der Typ. Also wirklich egal. Also, ich ärger mich noch ab und zu nen paar Wochen, wenn ichs nem anderen Freund erzählen kann, wie scheisse der jetzt war, und ich check auch noch eben die Zusammenhänge, dass er den Nutzen, den er von mir haben konnte eingesackt hat, ich ihm in seiner Musiker-Karriere weiter nicht hilfreich sein kann, und dass er bis auf einen Freund aus seinem Heimatstädtchen, auch Musiker, mit dem er zwischendurch auch mal keinen grossen Kontakt hat, mit niemandem eine längere Freundschaft pflegt. Immer wechselnd halt. Und wohl auch nie besonders nah, schätz ich. Tja.

Ich war als Kind/Teen durchaus impulsiv und hatte als kleineres Kind auch schon mal Jähzornsanfälle. Die Situation war natürlich auch nie so rosig, mit den vielen Wechseln und so, würde ein Therapeut mir wahrscheinlich sagen.
Wahrscheinlich auch "irgendwie" vererbt, hättste mal sehen müssen wie mein Vater abgehen konnte als ich so 14-18 war.
Der war mal Boxer. Und Kämpfer sowieso...Nicht verprügelt jetzt, aber so aufbrausend, dass man eben dachte, wenn man jetzt einfach nur mal was provokant demokratisches oder so gibt, oder: Du bist doof! hättest du die schwere Rechte am Kinn. Ich habe glaub ich maximal einmal gewagt doof zu sagen!
Sie verkauften sich als "antiautoritär" und waren doch die autoritärsten weit und breit.
Hat mich als 16-Jährigen mal aufs Kinn geschlagen, weil er sich angegriffen fühlte. Ich warf ein 80er Jahre Jeans-Stoff-Etui, von mir aus gesehen geradeaus an die Wand. Er stand auf meiner Höhe, recht neben mir 1,5 Meter entfernt. Er schrie: "Der Junge wird ja noch gefährlich! Der greift einen noch an! Sie hatten schon mind. 20 min. zusammen auf mich eingeschrien (auch beliebt: "Der Junge äussert sich ja nicht" Und Mutter mit ihrem megakalten Gesicht steht hinten in der Tür. "Ja, so muss das ja mal kommen."
Da hatte ich direkt meine Tasche gepackt. Ich hatte Gelegenheit ihn noch richtig fertig zu machen, da ein winziges Stück hinten am Backenzahn abgebrochen ist. Damit konnte ich erstmal loslegen:
Jaahh! Schlag mich doch kaputt! Du Brutalo! looool!!! Oh Mann, hab ich das erstmal unter Tränen 5 Minuten ausgekostet!
Er konnte mich nochmal überreden zu bleiben.
Blieb dann noch bis 18 halt. Hab meine 7 Jahre jüngere Schwester dagelassen Sad(( Die war zwar nicht so Mittelpunkt des direkten Stress wie ich, und ich hätte dort niemals was ändern können, schliesslich hätte ich ja meine Eltern nicht therapieren können, und sie waren wohl auch die ersten therapiebedürftigen, die ich kennenlernte, und ich war am ranwachsen. Wir hatten dann sogar mal nen paar Pseudo-Familientherapie-Sitzungen. Auch Annekdote für sich. Nur ein Satz von der Therapeutin (Türkin übrigens), den sie laut meiner Mutter vor den Sitzungen gesagt haben soll: "Ich muss ihnen sagen, dass in 70% (90%?) der Fälle, weiss jetzt nicht mehr genau, wieviels waren, wo es Familienprobleme gibt, es sich um Partnerschaftsprobleme handelt".
Bestimmt wars besser so, dass ich gegangen bin. Mein Vater ist 2 Jahre nach mir ausgezogen. Er hatte wohl auch mal andere Sachen am laufen. Das hat er ihr aber nicht gesagt, obwohl sie sich das angeblich mal versprochen haben, es in so einem Fall zu tun (68er-Reste). Er meinte: "was du nicht weisst, macht dich nicht heiss!" Sie hat wohl gar nicht verstanden, warum er so unnahbar wurde. Tja, vielleicht hab ich das Lügen-Kartenhaus ja mit meinem Abgang zusammengestürzt. Nur, meine Schwester war tottraurig, dass ich gegangen bin.
Sie stellte in ihrer frappierend klarsichtigen, gerechten Art fest: "C... geht ja nicht weil er gehen möchte, sondern weil wir immer streiten."

Sie waren halt völlig cholerisch, und Vater dazu noch völlig egomanisch.
Will mit Egomane sagen, dass ihn nur seine Interessen interessierten, nichts war (und ist heute noch) richtig, oder interessant, oder beachtenswert, was ich mache. Das hat wirklich Blüten getrieben!
Ich wollte als Jugendlicher gerne mal Krafttraining machen, z.B.
Sie waren absolut dagegen, war für sie eh gleich mit Bodybuilding. Dafür hatte ich sportmedizinische Literatur über Krafttraining besorgt. Ich hatte sie angefleht nur die Einleitung zu lesen.
Die Reaktion war:
"Ja, glaubst du denn alles was geschrieben steht?" Und das Literatur interessierte Leute!
Keine Ahnung haben, sichs auch nicht angucken, aber natürlich im Recht sein.
Meine Eltern behaupten immer noch ich hätte im Alter von 16-17 während 6 Wochen Aufenthalt in der Türkei Anabolika genommen.
Ich bin dann in der Türkei fast täglich in so`n Fitness-Zenter. Und die "Annabolika" waren ein Mineral/Vitamin-Mittel, dass mein Opa auch nahm, und die Sportler mir auch empfohlen haben, wenn ich eben nicht auf Muskelaufbau machen wollte. Natürlich habe ich mir genau angeguckt was drin ist. Als ich nur anfing: "Das Zeug ist von "Roch..."
"Ja was glaubst du denn?! Die stellen ganz schlimme Sachen her!"
Den Beipackzettel wollten sie sich natürlich auch nicht angucken.
Oder ich sag, beim Umzug des Büros zu meinem Vater, der meinte wir sollten ein Tischchen so und so da ran stellen, ich der Meinung war, das passt so niemals wenn wir das drehen: "Lass uns das Massband nehmen" zwecks objektivität. Wieder ein cholerischer ANfall. "Du willst nicht helfen" 3/4 Jahr Funkstille.
Naja, jedenfalls hab ich immer versucht neutrale, objektive Kriterien zu finden.
Aber sie habens mit Geschrei immer wunderbar abgeblockt. Sie wussten halt alles besser, wollten sich auch absolut nichts sagen lassen, und glaubten mir absolut nichts. Selbst wenn ich von nem Film erzählt hab, den sie gar nicht sahen, oder von der Schule, egal was, sie wussten es besser, oder es konnte nicht sein, was ich erzählt habe.
Oder er verbietet mir auf seinem Geburtstag bei einer Diskussion über Musik vor versammeltem Freundeskreis den Mund, weil er natürlich anderer Meinung ist. Also, er sagt nach jedem Wort, dass ich ansetze nein! Nein! Da war ich Anfang vielleicht 32.
Denk mal besonders mein Vater muss ein völlig überdrehtes "Konkurrenz-Ding" gehabt haben. So haben wir uns völlig auseinander entwickelt. Ich habe manches mal versucht Dinge zu finden für die sich mein Vater ursprünglich auch mal interessierte. So hab ich ihn im gemeinsamen Holland-Urlaub tagelang "angefleht" lass uns doch mal Billiard spielen gehen.
Nein, er geht nicht in eine Kneipe. Was soll er da mit den Leuten. Er hielt halt nichts von "Deutschen Kneipen-Leuten" (meine Eltern waren nicht mal auf meiner Abi-Feier, als einzige). Bis dann sogar meine (Stief-)Mutter irgendwann gesagt hat: "Nun geh doch mal mit dem Jungen 1-2 Stunden." Endlich! Wir hatten den ersten schönen Abend seit Jahren! Das waren ca. 2 Stunden von vielleicht 10, die mein Vater sich in 10 Jahren mit mir beschäftigt hat!

Und bei dem Teil bin ich wirklich stolz auf mich:
Ich habe vielleicht teils ähnliche Anlagen wie mein Vater (Temperament etc.), aber SO WOLLTE ICH NIEMALS WERDEN! Und so bin ich kann ich glaub ich behaupten in meiner Umgebung einer der tolerantesten und vielleicht auch einfühlsamsten geworden. Ein Freund sagt, ich wär der aufrichtigste Mensch, denn er kenne. Wow! Öl! So, da wollte ich doch im Leben hin, dass man sowas von Freunden, die man selber sehr schätzt gesagt bekommt. Das war ürigens der Ex-Punk.
Nur habe ich leider kaum den zielgerichteten Ehrgeiz meines Vaters übernommen.
Ich hatte nie dieses "eine Ding" vor Augen, was ich dann auch auf biegen und brechen, oder zumindest mit nachhaltigen Ehrgeiz wollte. Ich analysiere das heute so, dass mir auf der einen Seite fast nie Anerkennung für meine Leistungen gezollt wurde (habs dann schulisch auch so ca. ab der 9. Klasse aufgegeben), und auf der anderen Seite liegts vielleicht auch daran, dass ich schon von Kindheit an ständig wechselnden Situationen/Lebensbedingungen ausgesetzt war.
So hab ich dann immer das getan, was im Leben so auf mich zukam oder streifte, Aber mit "zielgerichtetem" Fleiss war nichts, mangels eines inneren Wunsches irgndetwas absolut machen zu wollen.
Wenn ich aber irgendeine Arbeit gemacht habe, habe ich ich immer alles gegeben.
So bin ich so ein Allrounder geworden. Habe Einblick, oder partiell Ahnung von allem möglichen.
Mach z.B. Musik, aber ab spätestens 18 Jahren wars futsch mit Fleiss, falls es das jemals richtig gab.
Machs aber immer noch.

So und nach Jamaika vor ca. 6 Jahren, gings dann vor ca. 4 Jahren endlich mal wieder in die Türkei.
Sagenhaft.
Von meinen Verwandten bekomme ich in 3 Wochen mehr Zuneigung als in 10 Jahren von meinen Eltern hier.
Sie waren wie immer.
Ich muss dazu sagen, dass ich auch aus schlechtem Gewissen nicht mehr hin bin. Ich hatte jahrelang nur mit Existenzkampf zu tun, meine kleinen Cousins und Cousinchen waren keine kleinen Kinder mehr und ich konnte nicht türkisch kommunizieren. Ich habe, die Verwandten zwar immer in schöner Erinnerung behalten, bin aber mal wieder meinen aktuellen Lebensweg gegangen. Kohle hatte ich ja auch fast nie, mal hinzufahren. Ich war zwischendurch ca. 8 Jahre nie im Urlaub, und habe mein Leben auch nicht in der Türkei gesehen.
Zwar hatte ich seit ich denken kann, denk mal so ab 12 Jahren oder so, dass Gefühl ich müsste nicht mein Leben lang in Deutschland verbringen. Die Gedanken reichten aber von Süd-Europa bis (Süd)Amerika, oder einfach irgendwo in der Einöde auf dem Land.
Türkei war für mich nicht so dass Thema. Mein Bild von der politischen Situation oder diversen Zwängen tat sein übriges dazu. Ich war ja Kosmopolit und moderner Europäer Smile Und wollte mich bestimmt nicht von Dingen wie kein Sex vor der Ehe, keine kurzen Hosen tragen, oder ähnlichem einzwängen lassen.
Dann habe ich in meiner Umgebung auch nie mit türkischen Leuten zu tun gehabt, ausser vielleicht mal mit Kunden im Job. Oft konservative Männer, die völlig gaga reagierten, wenn ich sagte: "Tut mir leid, ich kann kein türkisch"
Damit konnten die jahrelang nichts anfangen. Konnten die sich einfach nicht vorstellen, dass jemand (in meinem Alter?) kein türkisch kann. Manche haben völlig scheisse reagiert, sind dann z.B. einfach gegangen, oder glaubten, ich dürfe kein türkisch sprechen!
Das hat jene "Annäherung" natürlich auch nicht gefördert.
Ich hatte irgendwann durch zwei, drei Kurse (teils mit Mutter), und durch die Türkei-Urlaube ein paar Brocken gelernt.
In der Türkei habe ich mich aber meistens mit meinem jüngsten Onkel auf Englisch unterhalten, ein anderer kann etwas deutsch.
Dann wollte vor ca. 4 Jahren mein jüngster Onkel heiraten. Mit ihm hab ich mehr Zeit verbracht, wir haben mal zusammen Urlaub in der Türkei gemacht.
Und er hat mich dann konkret eingeladen, nachdem er ja schon jahrelang gesagt hat, komm doch, du brauchst hier kein Geld. Da war ich gerade zu Besuch bei meinem Vater, und wir haben mit ihm telefoniert.
Vater fragte mich dann, wies aussieht, auch Militär und so, und als ich sagte, ich würds wohl Kohlemässig nicht schaffen, hat er gesagt er zahlt mir den Flug.
So bin ich wieder hin. Und dann war ich wieder in den Armen der Menschen, die mich so entscheidend mitgeprägt haben. Ich bin der Meinung, dass wenn man möchte, dass einen etwas prägt, weil man es für schön oder richtig erachtet, man den Leuten oder Stimmungen gar nicht unbedingt viel Zeit ausgesetzt sein muss.
Und so haben mich die paar Urlaube eben sehr beeinflusst.
Sie sind freundlich, herzlich, warm, lustig, tolerant, aufmerksam, mitdenkend und respektvoll........
Du weisst vielleicht, dass der Respekt den älteren gegenüber sehr gross ist, und so haben sie natürlich einen grossen Respekt meinem Vater gegenüber z.B., der mit seinem älteren Bruder, der auch in D-Land ist, die halbe Familie in der Türkei mit durchgezogen hat. Er hat sich gesundheitlich völlig ruiniert.
Und es passieren solche Dinge z.B., dass ich dem ältesten Onkel dort, erzähle, dass ich ne harte Zeit hatte, auch gerade mit meinem Vater, dass ich mir sehr viel selbst erarbeiten musste, und er sagt:
"Canseven, ich versteh dich, ich versteh dich jetzt noch besser, und du hast es gut gemacht! Wir lieben dich nicht nur weil du der Sohn bist unseres Bruders, sondern wir lieben dich deinetwegen!" Und er sagt weiter, wie die anderen auch: "Du bist unser Sohn" Im türkischen gibt es ein Wort: "Can" (hat jetzt nichts mit meinem Nick zu tun). Das heisst Seele oder Leben. Wenn man canim sagt, wäre das deutsche Equivalent: "Mein Schatz"
Und ein Onkel sagt:" Ich sage canim zu dir. Ich liebe dich wie mein Leben/Du bist mein Leben!"
Ah anam vay! Der Mensch (und auch ich) hat ein Herz!

Ich mach mal an dieser schönen Stelle nen Break Smile

Und schreibe morgen wieder. Und da werd ich dir sagen, wieso du zwar nicht auf nem leichten, aber Super-Weg bist, mit deiner Offenheit und deiner NEUGIER (!)
Wie du gemerkt hast, bin ich auch noch in der reinschnupper-Phase, die noch gebremst wird, durch die mangelnden Türkisch-Kenntnisse, um möglichst alles zu erfassen.
Und dann wirds noch was dazu geben, warum ich doch Türke bin Smile
Man hört ja auch mal hier und da von Akzeptanzproblemen der Deutschländer durch Türken, da würde ich dann auch gerne von Erfahrenen hier was hören. Ich kann dir aber schonmal sagen, dass ich in der Türkei, auch und gerade bei meinen letzten 2-4 Besuchen noch nichts davon gemerkt habe. Im Gegenteil. Ich will nicht hoffen, dass es so schlimm ist, oft vorkommt. Bis hierhin kann ich dir sagen, wenn du so ein offenerer Typ bist, wie es scheint, hast du durch die Mentalität der Türken, was Gemeinschaftsgefühl usw. angeht, die tief in der Kultur begründet ist, nur durch die Tatsache, dass du bei einem etwaigen Türkei-Aufenthalt z.B. von deiner Herkunft erzählst, oder auch nur dass du ein paar Brocken türkisch reinschmeisst
ein RIESENGROSSES MENSCHEN-GESCHENK zu erwarten hast! Was es da gibt mag es nur an sehr wenigen Plätzen auf der Erde geben. Und traurig für die, die es nie kennenlernen!
Und morgen schreib ich mal, warum aus meiner Sicht die türkische Mentalität (grösstenteil) so toll ist.
Falls du noch nicht genug gelesen hast (hihihi!),
Und du ja vielleicht neugierig bist:
Ich hatte neulich in einem andern Forum den Versuch unternommen einen produktiven Ausstausch zu unterstützen.
Da ging es um die neue Serie "Türkisch für Anfänger" auf ARD.
Der Thread wurde geschlossen, aber nicht gelöscht:

http://www.tvforen.de/phorum/read.php?f=1&i=225385&t=222490#REPLY

Ich muss dazu sagen, dass ich auf Grund der gezielten Fehlinformationen der öffentlichen Meinung über Kultur, Politik, Historie dort mal ein Gegengewicht schaffen wollte. Ich bin aber nicht zum türkischen Nationalisten geworden. Bestimmt ist nicht alles rosig, aber so wie es dargestellt wird ist es nun wirklich nicht. Wir haben zu Unrecht eins der schlechtesten Images auf der Welt. Das hat politische und historische Gründe.
Ich habe dort auch einige Links untergebracht. Falls du neugierig bist und Zeit hast, kannst du ja mal hier und da reinschauen.
Ich habe sowohl einige kulturelle Dinge erörtert, als auch meine Erfahrungen in der unterschiedlichen Mentalität.
Ich poste die Links von dort nochmal hier rein, brauchst sie nich rauszufriemeln.

Türkisch lernen:
www.yunus.de/specials/turkce/

Diese sind interessant bezüglich der historisch geförderten Türken-Paranoia:
http://www.bis.uni-oldenburg.de/bisverlag/spoall93/einleit.pdf
http://www.bis.uni-oldenburg.de/bisverlag/spoall93/kap1.pdf

Das Bild der Türken in Europa (von der türkischen Botschaft):
http://www.tcberlinbe.de/de/turkei/bildderturken.htm
oder direkt auf deren Seite:
http://www.tuerkischebotschaft.de/de/index.htm
und sich links durch die Menüs klicken.

Türkischer und anatolischer Humanismus/Toleranz:
http://www.stwing.org/~durduran/yunus/yazi2.html
http://www.tcberlinbe.de/de/turkei/anatolischhumanismus.htm
http://www.yenivatan.com/tuerkei-oesterreich/Der-tuerkische-Humanismus.html
http://www.osmanischesreich.com/Geschichte/Artikel/Religiose_Koexistenz/religiose_koexistenz.html
http://www.yenivatan.com/tuerkei-oesterreich/Geschichte-der-Tuerkischen-Juden.html

Rundherum-Informationen:
hier ist mal ne ganz nett gemachte Seite:
http://www.aysen.net/
http://www.mymerhaba.com/de/main/index.asp


hier gibts schöne Präsentationen:
http://www.schaetze-der-welt.de/flash5_index.html
hier eher direkt zur Türkei u.a.
http://www.schaetze-der-welt.de/kontinent.php?suche=asien

Ein deutscher Moslem:
http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20040904

Wörterbuch:
http://mydictionary.dyndns.org/dict/index.html

Ich bin nicht so der Poesie-Typ (bis jetzt), aber diese zwei hat mir mein Onkel mehrfach gesagt, wobei das erste wunderbar die alte, anatolische Toleranz wiederspiegelt, und das zweite genau meine Einstellung zu Authentisch-Sein von Menschen wiederspiegelt.

Mevlânâ:

Wieder komm wieder,
wärst du auch ungläubig,
wärst du ein Feueranbeter
oder ein Götzendiener
Hättest du auch hundertmal Reue geschworen
Und den Schwur hundertmal wieder gebrochen:
Der Hoffnungslosigkeit Tür ist diese Tür nicht.
Wie immer du bist, komm so!


ya oldugun gibi görün yada göründügün gibi ol.

Zeige dich so, wie du wirklich bist oder sei so, wie du dich zeigst.

Und nochwas, warum ich auch wie du kein Problem habe meine Story hier hinzuschreiben, mal abgesehen davon, dass mir das bis jetzt der schönste Ort im Netz zu sein scheint.

SICH SCHÄMEN IST ABSOLUTE ZEIT - UND ENERGIEVERSCHWENDUNG!

Ich sage dir, wir bunten Kinder gehen entweder kaputt, oder man wird auf uns nicht verzichten können. Nur ne Frage der Zeit. Der ein oder andere wird die Dinge hier verändern, die anderen gehen in die Türkei und tuns da! Irgendwann, früher, oder später, und schon jetzt. Wir müssen nur zusammenhalten, dann gehen wir auch nicht kaputt.

Wie du ja auch festgestellt hast: Warst du offen, hast du gemerkt auf wen du verzichten kannst, weil es einfach nicht DEINEM Bild von Menschlichkeit entspricht.
Wenn man mal ein paar abhärtende Momente hatte, ist es irgendwann fast kinderleicht damit klar zukommen.
Ich praktizier das immer stärker so. Ich lass weiterhin ne gehörige Portion Freundlichkeit oder Offenheit nach draussen. Und wer damit ÜBERHAUPT NICHTS anfangen kann, ist mit einem inneren lächeln tendenziell aussortiert.
Ein Freund hat mal gerappt (mehr auf Frauen bezogen, aber egal):
"Und wenn du micht nicht wirklich willst, dann hast du mich auch nicht verdient!"
So halt ichs. Bleiben zwar erschreckend wenig über, aber das erspart mir eventuelle Energie-Verluste, die ich vielleicht sonst nach längerer Zeit hinnehmen musste.
Bis dann!
Liebe Grüsse,
canseven
 

canseven

Member
Ja, da bin ich mal wieder. Tut mir leid wegen der längeren Abwesenheit, aber ich hatte fast eine Woche einen Freund zu Besuch.
-------------------------------
Du (Homer) hast ja meinen Beitrag in einem verschlungen. Alta, reschpekt!
Über Identität: Du schriebst:

"Ich bin mir bewusst, dass ich selbst auch manchmal dieses Klischeedenken besitze, natürlich gibt es genauso deutsche Prollos bzw. Straftäter, aber ich denke von diesem Klischeedenken kann sich keiner ganz freimachen."
und:
"Tatsache, wie auch DameTR richtig vermutet hat, dass ich als Deutscher aufgewachsen bin, mit einem komplett deutschen Umfeld. Auf meinem Gymnasium waren so weit ich weiss auch überhaupt keine Türken"
Als ich klein war und den Diskriminierungen ausgesetzt war (in der Zeit hatte ich noch Unterstützung von meinem Vater) war es so:
Angriffsziel waren ja meistens meine geringe Körpergrösse und meine schwarzen Haare, dunkle Haut. Mein Vater sagte dann so Dinge wie:
"Aber du bist doch viel wendiger, beweglicher weil du klein bist. Du kannst doch viel besser durchs Gestrüpp laufen und turnen etc."
Ich hab mich dann quasi mit dem "Indianer/Dschungel"-Jungen identifiziert. Es hätte natürlich auch der turkmenische Reiter sein können. Das Image war aber nicht existent leider :)
Ich kenne jemand anders der ist halb-deutsch und die andere Hälfte ist kenyanisch/portugiesisch/indisch. Jau! Er hat sich immer mit Mowgli identifiziert und sich als Kind quasi mit dem Dschungelkind identifiziert. Er hat das ganz ähnlich berichtet.
"Dann kann ich eben gut rumspringen in der Natur etc."
Und irgendso eine Unterstützung braucht man, wenn man sich denn auch "wertvoll" und auch "schön" finden will. Er hat sogar sowas wie Schwimmhäute zwischen den Zehen und denkt, dass das vielleicht an seiner Vermischung liegt. Auf jeden Fall konnte er dann natürlich auch besser schwimmen (hat er sich dann eingeredet)!
Ein koreanisches Mädchen wollte auch nie diese hohen Wangenknochen haben, und wenn sie ihrem Vater dann erzählte: "Papa, wir wollten durch einen schmalen Spalt im Zaun und ich bin da wegen meinem breiten Kopf nicht durchgekommen" Und der Vater sagte seinem Mädchen: "Denk doch mal nach: Grösserer Kopf, mehr Gehirnmasse, deswegen bist du doch viel schlauer!"
Also so`n bisschen positive Diskreminierung war ganz hilfreich.
Nun sind wir ja keine Kinder mehr, aber trotzdem hilfts bestimmt, wenn wir hören "Assi-Türken", dass wir sagen können: "Ist aber so und so, ätsch!"
Sedef52 schrieb, warum Du nicht sagen würdest,
"das du ein halber türke bist?
du müsstest so stark sein, über die reaktionen einiger leute hinwegzusehen."
Das kannst Du meiner Meinung nach nur, wenn Du mit einem anderen Bein etwas fester stehst, etwas mehr kennenlernst auf was Du "stolz" sein kannst. Das Ergebnis muss ja nicht sein, dass Du Dich als Türke fühlst. Aber wenn Du ein bisschen erfährst über Land und Leute, wirds Dich wahrscheinlich nicht so verletzen (oder nicht auf DIE ART). Du weisst ja kaum wofür Du Dich schämen sollst, nicht?
Und das mit dem Italiener, Spanier, Inder...Das vergiss mal ganz schnell. War ich schon alles für andere Leute...
Und Du siehst gar nicht so aus, wie ein Türke! Alter willst du mich beleidigen?! Sag ich da nur noch.
Du wirst immer bunt, anders sein. Da kannst Du so erstmal nichts gegen machen, aber vielleicht was dafür.
Ich bin auch mein Leben lang auf Identitäts-Suche. Ich hab ne Zeit lang geglaubt, meine ethnische Herkunft wär nicht DAS Identitätsproblem, ich fand das lange überbewertet aus MEINER Weltsicht. Ich war auf Identitäts-Suche als Mensch. Fand das wesentlich essentieller, existenzieller, meinte DAMIT sollten sich mal alle Menschen beschäftigen.
Aber die Realität hat mich immer wieder eingeholt.
Du schriebst:
"Die Angst ist einfach da vor abfälligen Bemerkungen, wie ich sie, auch ohne dass man was über meine wahre Identität wusste, erfahren habe, z.b. Ausdrücke wie Kanacke usw."
Da gibts ja ne ganz gute Methode schon öfter angewandt:
Die Schwulen (so wurden sie ja erst von den Anderen genannt), nannten sich irgendwann einfach selber schwul.
Die Schwarz-Amerikaner nannten sich irgendwann selber Nigger, Und die deutschen Kanaken nannten sich irgendwann selber so.
Natürlich nicht alle "Nigger" und auch nicht alle "Kanaken".
Angefangen hat in meinen Augen ein türkischer Sänger, der leider vor einiger Zeit verstorben ist: Cem Karaca.
Er kam in den 80ern nach D-Land ins Exil (war zu politisch) und sang:
"Du bist Kanake, ich bin Kanake, wir sind alle Kanaken."
Heisst bei den Neukaledoniern "Mensch"
http://de.wikipedia.org/wiki/Neukaledonien
http://de.wikipedia.org/wiki/Kanake_(Schimpfwort)

Also, du musst in die Türkei fahren, sag ich mal. Optimal wäre natürlich, wenn Du jemanden zumindest teilweise dabei hättest, der türkisch kann.
Aber auch ein ganz normaler Touristen-Urlaub würde Dir bestimmt schon ne Menge Spass machen. Du kannst hier bestimmt auch viele gute Tipps bekommen, wo man schön Urlaub machen kann. Lykien z.B. soll schön sein. Da war ich noch nie, habe aber riesig Bock:

http://www.olymposturkmentreehouses.com/german/tree_houses_olympos.htm
http://www.olympos.de/
http://www.kelebekvadisi.com/
http://www.geocities.com/kelebekvadisi/kelebeking.html
http://www.zevzek.com/special/butterfly.htm

Nochmal zum Klischeedenken, von dem ich mich als "aufgeklärter Europäer" früher auch nicht frei machen konnte. So habe ich meinem Vater auch nicht Dinge glauben wollen, dass Yogurt türkisch ist, oder Jacket, Tasse und Cake aus dem arabischen kommen.
"Ne, ne, den hat bestimmt jemand wie Danone erfunden, oder das kommt aus dem Englischen..."
Tja. Man wird einfach total beeinflusst von dem was sowohl Medien einem vorgaukeln oder auch die Auffassung unserer Lehrer ist.
Was die "Disco-Prolls" angeht, erklär ich mir das etwa so:
Wird man von der Umwelt als "hässlich" stigmatisiert, übertreibt man das oben erwähnte Mowgli-Schema vielleicht, und legt sich nen bisschen zu viel unter die Sonnenbank, und kombinert das vielleicht noch mit orientalischen Tendenzen zu "Ausschmücken, Spieltrieb" etc.
Ein anderes Beispiel: Den Juden wurde in älteren Zeiten verboten bestimmte Nachnamen zu tragen (ich weiss jetzt nicht genau welche).
Dann haben sie sich besonders schöne ausgesucht: Rosenbaum, Rosenfeld, Stern....etc
Das war dann natürlich auch wieder nicht in Ordnung.
Also tragen wir unsere schönen schwarzen (Brust-)Haare zur Schau, und Gold sieht auf dunkler Haut auch viel besser aus! lol.
Was aber auf jeden Fall ein Unterschied ist, dass Türken einen auf jeden Fall wesentlich weniger wegen Äusserlichkeiten diskriminieren, hab ich zumindest noch nicht erlebt.
Ich kann mich erinnern, als ich beim muttersprachlichen Ergänzungsunterricht war, dass dort ein sehr unattraktives Mädchen war (ich möchte heute gar nicht mehr hässlich sagen).
Das sagte ich einem andern Schüler. Und der sagte in etwa "Das ist aber nicht in Ordnung, deswegen darf man jemanden aber nicht anders behandeln. Das ist "ayip" (unanständig/schändlich).
Auch einem "Penner", Bettler wird in der Regel nicht respektlos begegnet.
Und wenn ein kleines Kind sich nicht ordentlich verabschiedet, oder z.B. kein Luftkuss wirft, ist es eben auch "ayip" das zu tun.
Der Respekt ist ein ganz anderer. Wenn die Familie zusammensitzt, bekommt jeder seinen Raum und Aufmerksamkeit. Wenn das Kind etwas erzählen will, hören alle zu und ermutigen es. Andererseits lernt es auch selber Rücksicht zu nehmen. Es gibt eigentlich ständig dieses "ayip".
Im Gegensatz zu vielen Eindrücken, die ich hier sammel, wo Kinder oftmals nur disziplinert werden, ohne dass man es ihnen erklärt, oder respektlos (!) behandelt werden, empfinde ich es in der Türkei als wesentlich liebevoller.
Ich seh z.B. auch wesentlich weniger türkische jankende Kinder.
Ich habe viel als Verkäufer gearbeitet. Da kommts dann schonmal vor, dass Eltern sich 2-3 Stunden lang eine Video-Kamera anschauen, um ihr Familienglück festzuhalten. Das Kind verreckt derweil schonmal fast, weil es Durst hat, oder ist völlig jankig, weil es Langeweile hat.
Da kommts dann schonmal vor, dass wenn ich das Kind ablenken will, ihm zulächel, zuzwinker, dass die Mutter kommt, es am Handgelenk packt und vor mir wegzerrt.
Da bin ich nur sprachlos vor so viel Dummheit. Wäre ja nicht so, dass das Kind, dass sich gerade beruhigen wollte, nicht wieder losplärrt.
Es gibt in der Türkei viel mehr Regeln. Es gibt einen Spruch für alles mögliche. Wenn Du bei der Arbeit gesehen wirst, solls Dir leicht fallen, wenn Du aus der Dusche kommst, Du neue Kleidung hast etc.
Vielleicht empfindet der ein oder andere das auch als lästig.
Ich denke, dass einige feste Regeln, Normen ganz gut für die Menschen sind.
Man kommt z.B. viel schneller ins Gespräch.
Alle sind bestimmt auch nicht toll, wenn sie z.B. die persönliche Freiheit von Mädchen/Frauen einschränkt, aber man sollte das beste zusammenwerfen, find ich. Wenn ich sehe wie viele deutsche Frauen, die Gutmütigkeit oder Harmonie-Bedürfnis ihrer Männer ausnutzen, und scheinbar mit ihrer gewonnenen Macht nicht umgehen können, ist es das eben auch nicht!
Bei Türken wird wesentlich mehr gelobt! Und Sachen positiv, grossartig dargestellt.
In der Schule hiess es meistens "Das (Lied) find ich gut.Oder: Nicht schlecht"
Selten aber :"Schön".
Wenn ich jemanden lobe, passierts oft, dass der oft verdutzt guckt, um dann kurz drauf loszulegen, ja warum er das natürlich gut kann und so. Arrrgh!
Da setzt dann nämlich wieder genau der Effekt ein, den viele Türken bei Deutschen als überheblich bezeichnen, oder "von oben auf den Kopf spucken"
Z.B. immer mal nen Witz auf anderen Leuts Kosten machen, oder Du erzählst ne interessante Geschichte, und er muss unbedingt sofort seine noch coolere Geschicht erzählen.
Oder die Freundin kommt gerade, braucht nen Küsschen, und Dein erzähltes ist sofort weggewischt.
Oder du lernst mit einem Freund zusammen 1-2 Frauen kennen, checkst mit deinem Freund noch eben wie die Interessenslage ist, oder im anderen Fall sagst Du: "Hör mal, an der hab ich aber Interesse", aber er kann sich trotzdem nicht ein einziges mal zurücknehmen. Braucht alles für sich. Mein Yugo-Freund erzählt mir auch, dass es da einfach öfter mal so ist, dass der nicht betroffene Freund, sich einfach mal zum Idioten/Kasper macht, damit sein Freund schön dasteht. Hier läufts oft umgekehrt.

Ich habe hier oft Leute connectet, nach dem Motto: "Oh, du machst das und das. Da kenn ich aber jemanden, mit dem solltest du mal Kontakt aufnehmen,"
So etwas erlebe andersrum äusserst selten.
Dann streif ich durch Istanbul, und komme überall ruckzuck auf die selbe Art und Weise mit den Leuten zusammen. An der Bushaltestelle. Du fragst nur nach dem Bus. Was macht ihr? Ah, Handtücher! Ich kenn jemanden....Zack Telefon-Nummer, email, gleich noch den Anruf mit dem Handy zum Cousin in D-Land hinterher.
Oder so praktisches Verhalten oder Handgriffe.
Ja, das sind alles so Sachen, die ich oft als meine persönlichen Eigenarten angesehen habe, und sie dann in der Türkei wiederfinde. Woher kommt das, frag ich mich oft, sind das nicht
Eigenschaften, die ich mir selber angeeignet habe? Oder meine "Multi-tasking-Fähigkeit" z.B.? Haben da aber fast alle drauf. Gleichzeitig telefonieren, noch mit jemandem anderen reden und Wechselgeld rausgeben. Das machen die Araber hier im Telefon-Cafe aber genauso.
Ich denke es ist ein Misch-Masch. Vieles ist wahrscheinlich nicht speziell türkisch.
Vielleicht sind hier einfach nur viele Dinge verschütt gegangen.
Ein Unterschied für mich ist aber, dass ich dort dazu gehöre. Und lustigerweise habe nicht nur ich dieses Gefühl, sondern mein deutscher Freund erlebt es in der Türkei ähnlich (wenn auch mangels Sprache eingeschränkt).
Dieses Zusammengehören ist eine unserer grössten Stärken. Kann mir niemals vorstellen, bei einer Schlägerei z.B. meinem Schicksal überlassen zu werden. Ist bestimmt auch ein grosser Reibungspunkt für Deutsche ("Die halten ja immer zusammen"). Ja, aber bist du auf unserer Seite, hast du nichts zu befürchten.
Wie auch immer Deine Identitätssuche aussehen wird, denke ich aber, es kann Dir nur von Nutzen sein, etwas von den Leuten, der Kultur kennenzulernen. Mach es, mach es, mach es!
Hab keine Angst wenn Dich jemand anfasst. lol. Klingt vielleicht erstmal platt, hatte ich aber auch so, dass ich mit deutschen Freunden/innen bei meinem Onkel sitze, sein Freund ist auch gekommen, den ich noch nicht kenne, und nach 10 Minuten legt er auf dem Sofa seinen Arm um mich, und sagt "Na was macht die Liebe". Also ich hatte nicht Angst. Aber ich dachte: "Der kennt mich doch gar nicht" Schon eine Stunde später dachte ich: "Mann, warst du ein Idiot. Der ist TOTAL nett!" Dann kommt die Rede auf seine Liebe. Sie war in London. Sie haben sich schon lange nicht gesehen, und er fängt hemmunslos zu weinen an! Mein Onkel sagt (und damals war das noch unbezahlbar), "Los, ruf sie an!"
Das sind eben auch Türken.
Du merkst, ich könnte immer so weiter schreiben. Wir sollten halt voneinander lernen. Vielleicht gelingt es Dir wertvolle Erfahrungen, Eigenschaften dazu zugewinnen. Es wird nicht so schwer sein.
Türkisch ist eine komplett andersartige Sprache, ein völlig anderes System, und sie mag für europäische Ohren auch ungewohnt klingen. Und Vokabeln kannst Du auch nicht viele ableiten (ausser nem Haufen französische).
Aber: Ich kenne keine andere Sprache, die so logisch aufgebaut ist, und so regelmässig ist (d.h. wenig Ausnahmen). Da kann nichts gegen anstinken, auch nicht lateinisch. Du musst erstmal nur Endungen lernen, und dass Prinzip der Vokalharmonie verstehen.
Fast alles wird aus diesen Endungen abhängig von der Vokalharmonie gebildet: Zeit, Passiv, Plural, Ortsangaben, Hauptwörter...
Du würdest bestimmt noch zu dem Punkt kommen, wo Dir auch für die deutsche Sprache hier und da ein Licht aufgeht.
Bleib weiter neugierig, machst Du einen Schritt auf Türken zu, wirst Du doppelt zurückbekommen.
Was ich sehr interessant finde:
Ich habe das Gefühl, dass in der deutschen Kultur Neugier oft negativ behaftet ist.
Im türkischen heisst "merak etmek" - neugierig sein auf, sich Sorgen machen um...

In diesem Sinne,
übrigens, ich sehe, Du bist aus NRW, ich auch, wenn Du Lust hast, kann man sich ja auch mal treffen. Nur keine Hemmungen!
Tschüssi,
canseven
 

DameTR

Member
Ich bin 1966 nach Deutschland gekommen. Zu der Zeit gab es nicht sehr viele ausländische Kinder in den Schulen. In der Grundschule gab es nur ein weiteres ausländisches (ein türkisches) Kind. Später auf dem Gymnasium, war ich die einzige Ausländerin auf der ganzen Schule. Erst in der 11. Klasse kamen weitere Ausländer hinzu. Ich bin in Hagen aufgewachsen, ist ja nun auch kein Dorf. Nie habe ich von einem anderen Kind etwas ähnliches gehört wie ihr. Vom 5. - 11. Schuljahr war ich durchgehend Klassensprecherin. Auch außerhalb der Schule bin ich nie aufgrund meiner Abstammung diskriminiert worden. Vielleicht bilden wir es uns manchmal nur ein, daß wir ausgegrenzt werden, weil wir Ausländer sind. Das die Jugendlichen von Heute weit mehr darunter zu leiden haben habe ich gehört. Die türkischen Jugendlichen aus meinen Kindertagen konnten alle viel besser Deutsch als die Jugendlichen heute.
 

canseven

Member
Hallo DameTR,

nun, da hast Du Glück gehabt. Ich denke, das es schon möglich ist NICHT diskriminiert zu werden. Ein deutsch-türkischer Schauspieler hat im Fernsehen mal dasselbe erzählt, dass er nicht diskriminiert wurde. Spontan dachte ich, der muss wo anders aufgewachsen sein. Vielleicht wär es mir an einer anderen Schule nicht so ergangen (das war aber sowohl an der Grundschule, wie am Gymnasium so bei mir). Aber die Tatsache, dass ja nicht ALLE Leute mich diskriminiert haben, spricht ja schon dafür, dass es anders sein kann.
Aber eingebildet hab ich mir das ganz sicher nicht. Dann müsste ich schizophren sein, dass ich mich sogar Schläge etc. eingebildet hätte.
Hätten mich in diesem Land alle diskreminiert (was aber wohl auch dem "gesunden Menschenverstand" widersprechen müsste) wär ich aber vielleicht schizophren geworden.
Was Du sagst von wegen, dass es ausländische Kinder heute vielleicht schwerer hätten, kann man aber vielleicht auch andersherum berichten. Mir hat mal ein schwarzer deutscher erzählt, dass er wenn er heute nochmal jugendlich wäre, es bestimmt ganz anders gelaufen wäre, da er feststellte, dass schwarz-sein heute wiederum manchmal "in" wäre. Er führt das z.B. zurück auf ethnisch nicht-deutsche in Viva etc.
Ausserdem könnte man sich vielleicht vorstellen, dass es z.B. bei einer Gruppe von Türken auf einer Schule, nicht so einfach wäre diese alle zu diskriminieren.
Ich denke mir, dass das auch je nach Umgebung unterschiedlich laufen kann. Die Leute in Köln z.B. empfinde ich global auch als netter, offener.
Übrigens bin ich in Dortmund aufgewachsen.
LG,
canseven
 
C

cokomel

Guest
AW: Meine Geschichte - inspieriert von Homer81`s Geschichte

irgendwo im ersten drittel hab ich aufgehört weiter zulesen


:redface:
 
A

Anouk

Guest
AW: Meine Geschichte - inspieriert von Homer81`s Geschichte

Hallo Canseven,

ich hab Deine Geschichte zu Ende gelesen und kann nur sagen: Respekt! Und was Deine leiblichen Eltern betrifft, hast Du nicht nur auf einer, sondern auf zwei Schultern getragen. Ich schieb Dir mal einen Link per PN rüber, vielleicht wäre das was für Dich - und falls Du Fragen hast... PN!

;)
anouk

P.S. Zumindest ein paar Absätze bzw. Leerzeilen würden Deiner Geschichte aber wirklich gut tun!, wenn ich das mal so bemerken darf. Rein optisch.
 
R

-Rojin-

Guest
AW: Meine Geschichte - inspieriert von Homer81`s Geschichte

Puuuh...

Ganz schön lang aber sehr schön geschrieben :smile:


:smile: Lg... Rojin...
 
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