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Ottoman
Guest
Nach meinem Kenntnisstand hat die Soziologin Nilüfer Göle diesen Terminus zum ersten Mal benutzt.
Auszüge aus dem Deutschlandradio Kultur in der Sendung "Religionen" Dr. Rainer Hermann und dem Magazine von local globa:
Der Konflikt der Türkei, der seit Jahrhunderten zugrunde liegt, ist die unaufgelöste Dichotomie zwischen Zentrum und Peripherie, Zentrum, in dem der noble Effendi lebt, der Bürokrat, beim Staat die Richter und die Generäle, die ihren verwestlichten Lebensstil treiben und pflegen und sich sehr stark an Europa, zumindest dem Äußeren nach orientieren. Und denen steht gegenüber ein Anatolien, das sich nie mit diesem Zentrum vermischt hat. Dieses Anatolien ist in die Stadt aufgebrochen und will diese verkrusteten Strukturen aufbrechen. Denn diese Staatselite hat bisher das vorgegeben, dass Staat und Gesellschaft eines sind und sie wollen nun ihren Teil im Staat, aber sie wollen vor allen Dingen eine offene Gesellschaft.
Seit Gründung der Türkischen Republik vor 85 Jahren schien klar zu sein, wer in diesem Land fortschrittlich und wer rückständig, wer demokratisch und wer reaktionär war.
Fortschrittlich waren die politischen Nachkommen Atatürks, des Republikgründers, der aus den Trümmern des Osmanischen Reiches einen Staat nach westlichem Vorbild formte. Rückständig dagegen waren die Frommen, die sich mit der verordneten Trennung von Staat und Religion nicht abfinden wollten und den Koran höher schätzten als das übernommene Schweizer Zivilrecht.
Diese Schicht wird als Schwarze Türken bezeichnet, wogegen die urbane Elite, die Nachkommen Atatürks als weiße Türken gelten.
Westlich eingestellt war das städtische Bürgertum, die Absolventen der französischen und deutschen Gymnasien Istanbuls; als reaktionär galt die breite Masse Anatoliens, wo Kopftuch, Polygamie, Analphabetentum und Blutrache regierten. Die von Bildungs- und Aufstiegschancen ausgeschlossenen Schwarzen begannen schon Anfang der Sechziger Jahre in die westlichen Metropolen Istanbul, Ankara und Izmir zu ziehen.
Zunächst blieben sie in den Elendsgürteln hängen und drangen höchstens als Putzfrauen und Hausmeister in die bürgerlichen Wohnquartiere vor. Doch dann gründeten auch schwarze Türken Fabriken...
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Vielleicht hat Nilüfer Göle diesen Ausdruck benutzt, da die Verhältnisse zwischen diesen Bevölkerungsschichten stark an Apartheid erinnern. Die Menschen aus Anatolien, in den Städten, meist als Putzfrau oder Hausmeister (kapici) der weißen Türken, fast wie Sklaven. Einen anatolischen Mann als Ehemann für eine urbane Türkin, kaum vorstellbar - Zu groß die kulturellen Unterschiede.
Was dieses Thema angeht bin ich zwiegespalten. Ich hasse es wenn Menschen andere Menschen ablässig, verachtend behandeln. Mir ist es egal, ob Schwarz, Weiß, Koptuchträger oder kein Kopftuchträger. Einmal war ich kurz davor mir einen an die Brust zu nehmen. Wie er mit dem Kellner umgegangen ist konnte man nicht ertragen. Das ist allerdings ein generelles Problem in der Türkei, und hat weniger etwas mit Weiß oder Schwarz zu tun, sondern vielmehr mit dem sozialen Status - Erinnert mich sehr an das Kastenwesen.
Ich muss dennoch zugehstehen, dass ich Bezirke mit schwarzen Türken meide, wenn ich in Istanbul bin. Der Hauptgrund, ich möchte mich einfach frei und unbeschwert fühlen. Meine Partnerin braucht sich keine Gedanken über ihre Garderobe machen, ich kann trinken was mir beliebt, ohne komische Blicke oder gar provokative Sprüche ernten zu müssen. Ich besitze keine Toleranz gegenüber intoleranten Menschen.
Wenn selbst in der Türkei eine Parallelgesellschaft vorherrscht, sich beide Schichten aus dem Wege gehen, ein Kulturkampf stattfindet – und das nicht erst seit der AKP unter Erdogan. Müssen wir uns dann wirklich wundern, wenn gerade diese Türken große Probleme haben sich in die deutsche Kultur anzupassen, gerade die Türken nicht sonderlich beliebt sind?
Auszüge aus dem Deutschlandradio Kultur in der Sendung "Religionen" Dr. Rainer Hermann und dem Magazine von local globa:
Der Konflikt der Türkei, der seit Jahrhunderten zugrunde liegt, ist die unaufgelöste Dichotomie zwischen Zentrum und Peripherie, Zentrum, in dem der noble Effendi lebt, der Bürokrat, beim Staat die Richter und die Generäle, die ihren verwestlichten Lebensstil treiben und pflegen und sich sehr stark an Europa, zumindest dem Äußeren nach orientieren. Und denen steht gegenüber ein Anatolien, das sich nie mit diesem Zentrum vermischt hat. Dieses Anatolien ist in die Stadt aufgebrochen und will diese verkrusteten Strukturen aufbrechen. Denn diese Staatselite hat bisher das vorgegeben, dass Staat und Gesellschaft eines sind und sie wollen nun ihren Teil im Staat, aber sie wollen vor allen Dingen eine offene Gesellschaft.
Seit Gründung der Türkischen Republik vor 85 Jahren schien klar zu sein, wer in diesem Land fortschrittlich und wer rückständig, wer demokratisch und wer reaktionär war.
Fortschrittlich waren die politischen Nachkommen Atatürks, des Republikgründers, der aus den Trümmern des Osmanischen Reiches einen Staat nach westlichem Vorbild formte. Rückständig dagegen waren die Frommen, die sich mit der verordneten Trennung von Staat und Religion nicht abfinden wollten und den Koran höher schätzten als das übernommene Schweizer Zivilrecht.
Diese Schicht wird als Schwarze Türken bezeichnet, wogegen die urbane Elite, die Nachkommen Atatürks als weiße Türken gelten.
Westlich eingestellt war das städtische Bürgertum, die Absolventen der französischen und deutschen Gymnasien Istanbuls; als reaktionär galt die breite Masse Anatoliens, wo Kopftuch, Polygamie, Analphabetentum und Blutrache regierten. Die von Bildungs- und Aufstiegschancen ausgeschlossenen Schwarzen begannen schon Anfang der Sechziger Jahre in die westlichen Metropolen Istanbul, Ankara und Izmir zu ziehen.
Zunächst blieben sie in den Elendsgürteln hängen und drangen höchstens als Putzfrauen und Hausmeister in die bürgerlichen Wohnquartiere vor. Doch dann gründeten auch schwarze Türken Fabriken...
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Vielleicht hat Nilüfer Göle diesen Ausdruck benutzt, da die Verhältnisse zwischen diesen Bevölkerungsschichten stark an Apartheid erinnern. Die Menschen aus Anatolien, in den Städten, meist als Putzfrau oder Hausmeister (kapici) der weißen Türken, fast wie Sklaven. Einen anatolischen Mann als Ehemann für eine urbane Türkin, kaum vorstellbar - Zu groß die kulturellen Unterschiede.
Was dieses Thema angeht bin ich zwiegespalten. Ich hasse es wenn Menschen andere Menschen ablässig, verachtend behandeln. Mir ist es egal, ob Schwarz, Weiß, Koptuchträger oder kein Kopftuchträger. Einmal war ich kurz davor mir einen an die Brust zu nehmen. Wie er mit dem Kellner umgegangen ist konnte man nicht ertragen. Das ist allerdings ein generelles Problem in der Türkei, und hat weniger etwas mit Weiß oder Schwarz zu tun, sondern vielmehr mit dem sozialen Status - Erinnert mich sehr an das Kastenwesen.
Ich muss dennoch zugehstehen, dass ich Bezirke mit schwarzen Türken meide, wenn ich in Istanbul bin. Der Hauptgrund, ich möchte mich einfach frei und unbeschwert fühlen. Meine Partnerin braucht sich keine Gedanken über ihre Garderobe machen, ich kann trinken was mir beliebt, ohne komische Blicke oder gar provokative Sprüche ernten zu müssen. Ich besitze keine Toleranz gegenüber intoleranten Menschen.
Wenn selbst in der Türkei eine Parallelgesellschaft vorherrscht, sich beide Schichten aus dem Wege gehen, ein Kulturkampf stattfindet – und das nicht erst seit der AKP unter Erdogan. Müssen wir uns dann wirklich wundern, wenn gerade diese Türken große Probleme haben sich in die deutsche Kultur anzupassen, gerade die Türken nicht sonderlich beliebt sind?