„Gelbwesten“-Proteste in Paris/Frankreich

beren

Well-Known Member
„Blind, taub und stumm“: Erdogan attackiert Medien nach Protest-Eskalation in Frankreich

„Gelbwesten“-Proteste in Paris/Frankreich
  • Seit November kommt es zu Protesten gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron.
  • Auslöser war die Erhöhung der Steuern auf Diesel und Benzin.
  • Die Demonstranten tragen als gemeinsames Symbol gelbe Warnwesten, wie sie jeder Autofahrer bei sich führt, daher wird von den Demos der „Gelbwesten“ gesprochen.
  • Am Samstag droht die Situation in Paris zu eskalieren. Daher sind fast 100.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Am Vormittag kam es zu Zusammenstößen, es gab hunderte Festnahmen.


Ja, hab hier nach einem Thread zu Frankreich gesucht und nichts gefunden. Warum? Hat RTE recht?

"Diejenigen, die bei den Gezi-Protesten in Istanbul die Menschenrechte verteidigt haben, zeigen sich nun blind, taub und stumm angesichts der Ereignisse in Paris", sagte Erdogan. Bei den Gezi-Protesten hätten sie "die ganze Welt in Aufruhr versetzt", weil es in der Türkei gewesen sei, doch nun würden die Medien nicht in gleicher Weise über die Proteste in Paris und Brüssel berichten. Das sei "nicht fair" und "nicht ehrlich", sagte er.
 

sommersonne

Well-Known Member
Erdogan ärgert sich ja das auf seine Aktionen wie z.B. Gezi und alles was nach dem "Putsch" kam ihm sehr angekreidet wird und Macron nun nicht. Aber bei den Protesten der Gelbwesten ist noch kein Protestierer durch Polizei oder Armee umgekommen. Deshalb empört sich da keiner so wie bei ihm.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
„Blind, taub und stumm“: Erdogan attackiert Medien nach Protest-Eskalation in Frankreich

...
Hat RTE recht?

"Diejenigen, die bei den Gezi-Protesten in Istanbul die Menschenrechte verteidigt haben, zeigen sich nun blind, taub und stumm angesichts der Ereignisse in Paris", sagte Erdogan. Bei den Gezi-Protesten hätten sie "die ganze Welt in Aufruhr versetzt", weil es in der Türkei gewesen sei, doch nun würden die Medien nicht in gleicher Weise über die Proteste in Paris und Brüssel berichten. Das sei "nicht fair" und "nicht ehrlich", sagte er.
Erdogan liegt falsch mit der Annahme, dass die Gelbwesten vergleichbar mit den Gezi-Demonstranten seien. Bei den Gezi-Protesten ging es nicht gegen teures Benzin, sondern gegen die Vetternwirtschaft innerhalb der Regierung. Während in Frankreich Populisten und Rechte Paris in Aufruhr versetzen, waren es in Istanbul Intellektuelle und Linke. Daher absolut unvergleichlich. Gezi ist mit Paris/Berlin 1968 vergleichbar nicht mit Paris 2018.
Richtig liegt Erdogan damit, den Gelbwesten keine Unterstützung zu geben. Gelbwesten in der Regierung würden nämlich gewiss nicht das Benzin billiger machen, auch dann nicht, wenn sie es ganz billig von den Saudis kriegen.
 

Bintje

Well-Known Member
Erdogan liegt falsch mit der Annahme, dass die Gelbwesten vergleichbar mit den Gezi-Demonstranten seien. Bei den Gezi-Protesten ging es nicht gegen teures Benzin, sondern gegen die Vetternwirtschaft innerhalb der Regierung. (...)

Richtig, und noch dazu waren in der TR 3,5 Mio. Menschen auf den Straßen, in Frankreich gerade mal 300.000 mit stark abnehmender Tendenz. Dazu kommen noch die von dir erwähnten weiteren Unterschiede. Und: Erdoğan hat anscheinend auch nicht wahrgenommen, wie langsam die meisten europäischen Medien auf Gezi reagiert haben - teils mit enormer Verzögerung. Insofern sind seine Vorwürfe m.E. unzutreffend und an den Haaren herbeigezogen. Ich ordne das auch nur so ein, dass er sich seinen Anhängern gegenüber einmal mehr als lupenreiner Demokrat ausgeben will. Bitte, soll er. Die Musik spielt woanders.

Oh das ist also eine Bewegung von Le Pen? o_O

Sind ja ganz neue Erkenntnisse....ich habe dazu eine andere Meinung., ich warte erst mal ab sie kundzutun.

Nein, das sind keine ganz neuen Erkenntnisse. Auch wenn man es besser so formulieren sollte, dass Le Pen langfristig davon profitieren will. ;) Inzwischen durchgesetzte Forderungen wie mehr Mindestlohn, gedrosselte Benzinkosten und auch keine Steuererhöhungen für kleine Rentner klingen zwar originär links, aber Teile der Bewegung treten dezidiert rassistisch und antisemitisch auf. Das spricht für rechtsextreme Unterwanderung, wundert freilich auch nicht.

Historiker Nicolas Lebourg, Rechtsextremismusexperte von der Universität in Perpignan, sieht junge Rechtsradikale aktiv in der Bewegung: „Wir finden bei den aktuellen Demonstrationen eine Entwertung des Staates, unterstützt von Strukturen der extremen Rechten“, sagt er. „Die Brutalität der antisemitischen Slogans ist frappierend.“ Immer wieder sei darin auch die Rede vom „Jour de colère“ – dem Tag der Wut –, einer extremrechten Demonstration im Jahr 2014. Außerdem wurden nach Demonstrationen Graffiti hinterlassen, die keltische Kreuze zeigen, Zeichen der rechtsextremen Szene.

Unter anderem waren Vertreter der nationalistischen Bewegung Action française dabei. Deren Sprecher Antoine Berth erklärte, am verganganen Samstag seien 300 von ihnen in Paris dabeigewesen und 2000 in ganz Frankreich. Die Gruppe teilte auf Twitter Fotos von Gelbwesten mit der Aufschrift: „Nieder mit der Republik“.

Jacline Mouraud bedauert die zunehmende Gewalt: „Die Bewegung ist im Ursprung pazifistisch“, sagt sie. „Nur eine Minderheit will die Gewalt.“ In den sozialen Medien kündigten mutmaßliche Randalierer an, dass sie mit Waffen kommen wollen.

https://www.tagesspiegel.de/politik...e-mouraud-nicht-nach-paris-fuhr/23736624.html

Daniel Cohn-Bendit beschrieb es in einem taz-Interview noch schärfer:

Manche erinnert die Bewegung der Gelbwesten an die Unruhen des Jahres 1968 in Paris.

Grotesk! Damals hatten wir es an der Staatsspitze mit einem General zu tun, mit Charles de Gaulle, heute haben wir es mit einer Bewegung zu tun, wie Sprecher es ausdrücken, die am liebsten wieder einen General an der Spitze hätte: General Pierre de Villiers.

Aber es geht doch um eine Basisbewegung …

Nein, schon der Begriff verdeckt, dass nicht alle mitmachen und mitmachen wollen. José Bové, der große Kämpfer in der Antiglobalisierungsbewegung, der radikale Landwirt, sagt: Der überwiegende Teil der Gelbwesten-Bewegung stammt aus dem Front National, aus dem Reservoir der ganz Rechten – mit denen will er nichts zu tun haben.
Hier das ganze Interview mit ihm: http://www.taz.de/!5557141/

Die Linke, sagt Cohn-Bendit, "macht mal wieder den Fehler, den sie immer macht": "Revolten, die ihr Herz erwärmen, schon für emanzipativ zu halten." Siehe Wagenknecht, die sich jetzt ganz offensichtlich Impulse für ihre "Aufstehen"-Bewegung erhofft. Und Bernard-Henri Lévy erkannte schon früh einen rötlich-braunen Atem, der die Gelbwesten vorantreibe und schrieb, sie stünden am Scheideweg.

https://www.lepoint.fr/editos-du-po...belles-03-12-2018-2276227_69.php#xtor=CS2-239

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Zuletzt bearbeitet:

Alubehütet

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Erdogan fährt seine übliche Schiene, Doppelstandarts und -moral zu beklagen. Seht her, Polizeigewalt auch in Paris! Aber die Türkei klagt man an! Nun, die Überlegung war ja da, aber Paris hat eben nicht den Ausnahmezustand ausgerufen. Ich fühle mich auf allen Kanälen durchaus informiert über Frankreich, habe nicht den Eindruck, daß Europa wegsieht. Nur habe ich nicht sonderlich Ahnung von Frankreich, um mich darüber kundzutun. Und es scheint auch nicht so ohne weiteres durchsichtig zu sein, was da geschieht, weil sie in Frankreich keine klaren Strukturen bilden bei den Gelbwesten, feste Ansprechpartner bilden, gar verbindliche Anführer. Da kocht dann jeder sein Süppchen, versucht, die Bewegung in seine Kanäle zu leiten, ja, auch Le Pen.

Aber im Kern stellt sich doch heraus: Es ist keine elitäre Gruppe von Studenten, es ist das einfache Volk, das auf die Straßen geht; im Kern sind es soziale Proteste gegen neoliberale Reformen, gegen ein französisches Hartz IV. Was die Proteste noch nicht zu linken macht. Aber es wäre an der Linken, was aus ihnen zu machen.
 

EnRetard

Well-Known Member
Aber was zu weit geht, ist den Rücktritt des Präsidenten zu fordern. Die Leute wussten, was für ein elitärer Schnösel er ist, als sie ihn ins Amt jubelten. Das läuft in Frankreich jedesmal so, bei Sarkozy war es so, und bei Hollande, und ganz früher bei Mitterrand auch schon mal. Erst sind sie begeistert und ein Jahr später wünschen sie den Präsidenten unter die Guillotine. Sie sollten mal erwachsen werden. Nase zu halten und durch bis zur nächsten Wahl. Bekanntlich bekommt in Demokratien jedes Land die politischen Führer, die es verdient.
 

Msane

Well-Known Member
In Erdogans Vorstellung untersteht er als Präsident nicht so wie alle anderen Bürger auch dem Rechtsstaat, sondern der Rechtsstaat der Türkei hat ihm und seinem Klientel zu dienen.
Alleine Kritik an der Regierung kann einem in der Türkei eine Anklage wegen Terrorismus und unbegrenzte Haft einbringen.
Dementsprechend erübrigt sich ein Vergleich mit den Protesten in Frankreich.


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Alubehütet

Well-Known Member
Gegen gewalttätige Übergriffe der Polizei z.B. bei Demos zu schützen, da hat aber auch die BRD so ihre Probleme. Nicht vergleichbar mit einem Staat, der sogar kritische ausländische Journalisten wegsperrt natürlich. Aber damals Gezi zu vergleichen mit der aus Versehen auseinandergefegten Stuttgart 21-Schüler-Demo war auch nicht völlig abwegig.
 

Berfin1980

Well-Known Member
Daniel Cohn-Bendit beschrieb es in einem taz-Interview noch schärfer:
Ach ne liebe @Bintje bitte nicht den Cohn Bendit, der wollte mir mal den Bobbes versohlen nachdem ich ihn vors Schienbein getreten habe. Mehr nicht dazu...:cool: War mal als Umweltminister unter Macron im Gespräch, sagte aber ab.

Klar ist das Le Pen die Bewegung von Anfang an unterstützt und Rechte dort mitlaufen auch. Ich habe aber auch gesehen das einigen die Kauleiste massiert wurde und sie von den Demos weggejagt wurden am vergangenen Wochenende. Inzwischen geht es aber nicht nur um die Ökosteuer, die bezahlt ja der gemeine Fahrer. Die Vermögenssteuer abschaffen war auch kein guter Plan. Die Ökosteuer wird aber nicht für die Umwelt eingesetzt sondern stopft das Haushaltsdefizit 2019, was ein Schreiben an die EU beweist.

Aufstände reißen nun mal auch Menschen mit falschen Motiven mit.

Heute streiken die Schüler (450) Schulen und zeigen sich auch solidarisch in der Stellung der verhafteten von Mantes-la-Jolie.

Auch machen sie klar wo sie stehen, hier zu hören ;)

Der neoliberale Sonnenkönig hat ja jetzt einiges in Aussicht gestellt. Die Gilets Jaunes machen aber weiter, wird wohl ein heißer Dezember da in Frankreich.

Zur Linken und Aufstehen, die linksliberale Wohlfühlschickeria entblößt für jeden sichtbar ihr ganzes Elend.

Am besten kann man das aber beurteilen, wenn man vor Ort ist und dazu mache ich mich mal auf den Weg. :cool:

Ich habe die Lage in der Heimat meiner Vorfahren übrigens schon lange beobachtet und war verwundert wie lange es dauerte. Da waren sie mal schneller.

Opa erzählte mir mal von Protesten der Landwirte die den Mist dann mal einfach abgeladen haben an Regierungsgebäuden.
 
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