S
SemanurYunus
Guest
In Leidenschaft fiel tief mein Herz –
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Ich gab mein Haupt an Streit und Schmerz –
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Ich weine still in mich hinein,
In Blut färbt mich die Liebe ein,
Kann nüchtern nicht, verwirrt nicht sein –
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Bald weh' ich, wie der Wind es tut,
Bald staub' ich, wie ein Weg voll Glut,
Bald fließ' ich, wie des Wildbachs Flut –
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Blaß meine Haut, mein Auge weint,
Mein Herz zerstückelt und versteint,
Erfahren und dem Schmerz geeint –
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Als armer Yunus wohl bekannt,
Von Kopf bis Fuß voll Wundenbrand,
Ich schweife fern von Freundeshand –
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Mit Bergen und mit Steinen auch
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Vögeln früh im Morgenhauch
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Fischen in des Wassers Grund,
Gazellen in der Wüste rund,
Mit "Yahu!" aus der Toren Mund
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Jesus hoch im Himmelsland,
Mit Moses an des Berges Rand,
Mit diesem Stab in meiner Hand
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Hiob, der vor Schmerz versteint,
Mit Jakob, dessen Auge weint,
Und mit Muhammad, Deinem Freund,
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Dank und Preis und Lobeswort,
Mit "Gott ist Einer", höchstem Hort,
Barhäuptig, barfuß, immerfort
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit lesend frommer Zungen Hallen,
Mit Turteltauben, Nachtigallen,
Mit denen, die Gott lieben, allen
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Yunus Emre, († 1321), türkischer Sufi, gilt als der erste mystische Volksdichter in der türkischen Tradition
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Ich gab mein Haupt an Streit und Schmerz –
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Ich weine still in mich hinein,
In Blut färbt mich die Liebe ein,
Kann nüchtern nicht, verwirrt nicht sein –
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Bald weh' ich, wie der Wind es tut,
Bald staub' ich, wie ein Weg voll Glut,
Bald fließ' ich, wie des Wildbachs Flut –
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Blaß meine Haut, mein Auge weint,
Mein Herz zerstückelt und versteint,
Erfahren und dem Schmerz geeint –
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Als armer Yunus wohl bekannt,
Von Kopf bis Fuß voll Wundenbrand,
Ich schweife fern von Freundeshand –
Sieh, was die Lieb' aus mir gemacht!
Mit Bergen und mit Steinen auch
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Vögeln früh im Morgenhauch
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Fischen in des Wassers Grund,
Gazellen in der Wüste rund,
Mit "Yahu!" aus der Toren Mund
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Jesus hoch im Himmelsland,
Mit Moses an des Berges Rand,
Mit diesem Stab in meiner Hand
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Hiob, der vor Schmerz versteint,
Mit Jakob, dessen Auge weint,
Und mit Muhammad, Deinem Freund,
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Dank und Preis und Lobeswort,
Mit "Gott ist Einer", höchstem Hort,
Barhäuptig, barfuß, immerfort
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit lesend frommer Zungen Hallen,
Mit Turteltauben, Nachtigallen,
Mit denen, die Gott lieben, allen
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Yunus Emre, († 1321), türkischer Sufi, gilt als der erste mystische Volksdichter in der türkischen Tradition