AW: Alla turca - Gespräch mit Zülfü Livaneli
Alla turca - Gespräch mit Zülfü Livaneli
Islamismus oder Nationalismus? Im Streit um die Zukunft der Türkei kämpft Zülfü Livaneli für eine Modernisierung im Namen einer liberalen Vergangenheit. Ein Gespräch über das Land, das sich auf der Buchmesse präsentiert.
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Die Schicksale der Türkei und Deutschlands sind eng verflochten“
Foto: Asli Girgin, Ebru Altrinbay
Zülfü Livaneli, einer der bekanntesten Schriftsteller, Musiker und Regisseure der Türkei, hat kürzlich seinen Roman „Glückseligkeit“ im Berlin Haus der Kulturen der Welt vorgestellt. Im Interview mit vorwärts.de spricht Livaneli über das deutsch-türkische Verhältnis und die Probleme seines „geliebten, leidgeprüften“ Landes: Islamismus, Nationalismus und Kurden.
vorwärts.de: Herr Livaneli, das Schreiben ist Ihre größte Leidenschaft. Wenn Sie über das deutsch-türkische Zusammenleben schreiben würden, welche Bilder würden sich da auftun?
Zülfü Livaneli: Ich kenne Deutschland seit den 70er Jahren. Seit dieser Zeit habe ich eine starke Veränderung dieses Landes beobachten können. Denn die Türken in Deutschland haben sich sehr verändert und damit auch Deutschland. Die Euphorie von Deutschen nach Fußball-Länderspielen beispielsweise: hupende Autoschlangen und wehende Fahnen. Das gab es früher nicht in Deutschland. Ferner sind die Schicksale der Türkei und Deutschlands enger verflochten als man denkt. Im Ersten Weltkrieg haben deutsche Kommandanten im Osmanischen Reich das türkische Heer geleitet. Zur Zeit der Republik-Gründung der Türkei kamen deutsche Professoren mit einem Brief von Einstein an Atatürk in die Türkei. Sie haben das türkische Bildungssystem aufgebaut. Überdies hat Atatürk nach dem Lehrplan des Komponisten Paul Hindemith die Musikhochschulen eingerichtet. Einst die türkischen Gastarbeiter – heute die Gastliteraten auf der Frankfurter Buchmesse. Das ist schon eine interessante Entwicklung.
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