Alltag als Deutsche in der Türkei

Maureen89

Member
Mahlzeit! Deine Geschichte kommt mir bekannt vor und so etwas ähnliches habe ich bereits auch durch einen Videoblog einer Dame aus Hamburg mitbekommen. Schau dir das doch einfach mal an. Vieleicht erkennst du dich zum Schluß irgendwo wieder.

Referenz: Videoblog

Der Blog ist sehr Aufschlussreich. Vielen Dank nochmal für den Link. Leider sind es nur wenige Eindrücke, aber dennoch passen sie wie die Faust auf's Auge gerade zu meiner Situation.
Ich kann mich nur zu gut in der Frau wiederfinden.

Ich zitiere mal die zutreffendsten Texte, vielleicht interessiert es euch ja auch.

"Es scheint fast ein Kampf in der Gesellschaft zu herrschen im Wettbewerb, um das prächtigste Auto und die teuersten Taschen und Handys. Wer hat, der zeigt auch. Wer nicht hat, traut sich nicht einmal in die angesagten Cafes oder Bars. Denn ohne ein teures Auto nähert man sich nicht an diese populären Gaststätten, wo vor der Tür bereits die Servicekräfte warten, um die angekommenen Gäste zu empfangen und die Autos zu parken."

"Istanbul. Mehr Schein als Sein. Hast du was, bist du was. Ganz einfach. Eine Stadt, die so groß ist, dass ein einzelner Mensch darin verloren geht. Eine Stadt, die so überdimensional ist, dass der Wert eines einzelnen Menschen nur anhand seiner Kontakte und seiner Scheine in der Tasche gemessen wird."

"Ich sah irgendwie nur schwer stolzierende Barbies mit herangeklebten Nasen, die alle irgendwie identisch miteinander waren. Irgendwie sah ich fast mehr Botox als Menschen. Fast alle Frauen hatten den selben krampfhaften Blick drauf, nach dem Motto: Schaut her, ich bin es. Haha. Irgendwie witzig. Kein Lächeln in Sicht."

"Ich sehe Menschen, die im Wahn des Geldes und des Ruhms, den Draht zur Wahrheit verloren haben. Klar, definiert jeder Wahrheit anders. Aber ist es Wahrheit, sein Wohlbefinden und sein Ego auf ein paar zerbrechliche Champagnerflaschen aufzubauen? Nein, nicht wirklich."
 
S

sommersonne

Guest
Liest sich nicht gerade schön. Aber ich denke das gleiche könnte man auch über bestimmte Viertel in vielen Haupt-oder Großstädten der Welt lesen. Geld macht nicht zwingend intelligent und es gibt nun mal überall Klassengesellschaften.

Da hilft nur eins. Viertel mit Normalverdienern suchen und Kontakte mit Normalverdienern knüpfen. Einige Tipps hast du ja bekommen.
Du schaffst das. Manchmal braucht es auch ein bischen Zeit, gibt sie Dir.
 
P

pauline09

Guest
Liest sich nicht gerade schön. Aber ich denke das gleiche könnte man auch über bestimmte Viertel in vielen Haupt-oder Großstädten der Welt lesen. Geld macht nicht zwingend intelligent und es gibt nun mal überall Klassengesellschaften. (...)

Exakt so ist es. Ich habe auch in dem Blog gestöbert, das Mädel hatte das Pech, als Eramus-Studentin an der Maltepe Universität zu landen, und so, wie sie es schilderte, nicht gerade mittendrin, sondern eher ab vom Schuss. Das limitiert natürlich die Chancen, Leute kennenzulernen, die auf ähnlicher Wellenlänge sind..

Und, Maureen, was mir eben durch den Kopf ging: in Hamburg gibt es auch eine Klassengesellschaft; denk mal daran, was in den Elbvororten abgeht. Auch da gibt's etliche Dämchen, für die nichts Aufregender ist als das nächste Golfturnier, die Frage, ob der Nagellack zur Wagenfarbe passt, ob es diese angesagte Boutique in Winterhude noch gibt und dass es auf Sylt auch immer öder wird. Zum Umfallen langweilig. In Ottensen, Eimsbüttel oder im Norden hast du meiner Meinung nach wesentlich bodenständigere Leutchen. Ok, die gibt's auch in Blankenese oder Othmarschen, aber da kann man sie echt mit der Lupe suchen.
Am besten, Du hältst Dich mal an die Tipps, die Lale und Almanci Dir gepostet haben und suchst Dir daneben ganz gezielt noch andere Locations zum Andocken und Leute treffen: je nach Interessen könnten das z.B. auch Museen sein, Galerien, Konzerte oder ein Sportverein, irgendwas. Gerade jetzt im Sommer sollte doch eine ganze Menge los sein .. ;)
 

Maureen89

Member
Und, Maureen, was mir eben durch den Kopf ging: in Hamburg gibt es auch eine Klassengesellschaft; denk mal daran, was in den Elbvororten abgeht. Auch da gibt's etliche Dämchen, für die nichts Aufregender ist als das nächste Golfturnier, die Frage, ob der Nagellack zur Wagenfarbe passt, ob es diese angesagte Boutique in Winterhude noch gibt und dass es auf Sylt auch immer öder wird. Zum Umfallen langweilig. In Ottensen, Eimsbüttel oder im Norden hast du meiner Meinung nach wesentlich bodenständigere Leutchen. Ok, die gibt's auch in Blankenese oder Othmarschen, aber da kann man sie echt mit der Lupe suchen.
Am besten, Du hältst Dich mal an die Tipps, die Lale und Almanci Dir gepostet haben und suchst Dir daneben ganz gezielt noch andere Locations zum Andocken und Leute treffen: je nach Interessen könnten das z.B. auch Museen sein, Galerien, Konzerte oder ein Sportverein, irgendwas. Gerade jetzt im Sommer sollte doch eine ganze Menge los sein .. ;)

Klar, die Klassengesellschaft gibt es überall, nicht alle Menschen sind eben gleich und man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren. Hier fällt es mir nur eben extrem auf, dass es diese mittlere Schiene nicht gibt. Ich habe den Eindruck das es sich hier nur um Geld und Materielle Dinge dreht.
Wie schon gesagt... In Deutschland könnte ich im Jogger bei Wempe reinlaufen und würde nicht so gemustert werden wie hier, wenn ich Beispielsweise im Jogger nur in den Supermarkt gehe. In Hamburg werden auch keine Leute als "Penner" bezeichnet, weil sie an schönen Tagen an der Elbe oder im Stadtpark grillen. Hier wäre es eine Schande sich in die Nähe der Zigeuner an das Meer zu setzen und zu grillen. Und genau das ist der Punkt. Die Leute hier machen sich über die Menschen lustig und verurteilen sie, weil sie kein Geld haben und sich gewisse Sachen nicht leisten können.
Für mich persönlich ist Mensch einfach Mensch, egal ob dick, dünn, reich oder arm. Ich muss mir keine Freunde suchen, die mich auf mein Bankkonto reduzieren, da sitz ich lieber mit den Zigeunern am Meer, bin glücklich und genieße das Leben.
Ich denke Deutschland und auch andere Länder sind im direkten Vergleich einfach Weltoffener.
Wahrscheinlich bin ich hier aber einfach am falschen zu "gut betuchtem" Ort. Werde in Zukunft auch versuchen mal in andere Viertel zu kommen um dort vielleicht den ein oder anderen "normalen" kennenzulernen.
 

Carmen-DE

Active Member
Meine Güte, du jammerst. Viele, die nach Istanbul gehen träumen davon in Vierteln wie Erenköy zu leben .... natürlich ist man da unter Schickimickies .... aber, zu Fuß, mit Bus oder Bahn bist du doch binnen Minuten in einer anderen Welt und kannst dir dort "dein Reich" suchen. Mir persönlich gefällt der Özgürlük Parki sehr gut ..... normale Menschen, die dort Picknicken, ihren Hund gassi führen und mit den Kindern rumtollen.... da du ja auch einen Hund in Hamburg hast, ließe sich das doch als Thema zum anknüpfen eines Gesprächs mit einem "Normalo" nutzen .....
 

Carmen-DE

Active Member
Ach ja, falls eines der Mädels mal wieder mit einer teuren Handtasche etc. angibt, frage einfach, ob sie vom Sali pazari oder vom Russenmarkt sei, weil sie den Preis so esplizit betont .... der Ladenpreis sei ja allgemein bekannt ....
 

sintostyle1

Well-Known Member
Klar, die Klassengesellschaft gibt es überall, nicht alle Menschen sind eben gleich und man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren. Hier fällt es mir nur eben extrem auf, dass es diese mittlere Schiene nicht gibt. Ich habe den Eindruck das es sich hier nur um Geld und Materielle Dinge dreht.
Wie schon gesagt... In Deutschland könnte ich im Jogger bei Wempe reinlaufen und würde nicht so gemustert werden wie hier, wenn ich Beispielsweise im Jogger nur in den Supermarkt gehe. In Hamburg werden auch keine Leute als "Penner" bezeichnet, weil sie an schönen Tagen an der Elbe oder im Stadtpark grillen. Hier wäre es eine Schande sich in die Nähe der Zigeuner an das Meer zu setzen und zu grillen. Und genau das ist der Punkt. Die Leute hier machen sich über die Menschen lustig und verurteilen sie, weil sie kein Geld haben und sich gewisse Sachen nicht leisten können.
Für mich persönlich ist Mensch einfach Mensch, egal ob dick, dünn, reich oder arm. Ich muss mir keine Freunde suchen, die mich auf mein Bankkonto reduzieren, da sitz ich lieber mit den Zigeunern am Meer, bin glücklich und genieße das Leben.
Ich denke Deutschland und auch andere Länder sind im direkten Vergleich einfach Weltoffener.
Wahrscheinlich bin ich hier aber einfach am falschen zu "gut betuchtem" Ort. Werde in Zukunft auch versuchen mal in andere Viertel zu kommen um dort vielleicht den ein oder anderen "normalen" kennenzulernen.
Maureen zur Info. Ich weiss du meinst das Wort Zigeuner hier nicht böse oder abwertend. Allerdings ist es das für mich als Angehöriger der Sinti und Roma - Völker diskriminierend.
 
L

Laledevri

Guest
Maureen zur Info. Ich weiss du meinst das Wort Zigeuner hier nicht böse oder abwertend. Allerdings ist es das für mich als Angehöriger der Sinti und Roma - Völker diskriminierend.

Mein Gott Sinto, wir wissen es ja. Und Du weisst aber auch, dass die Leute in der Türkei diese Differenzierung nicht machen. Da ist alles cingene. Und Maureen hat nicht ihren eigenen Wortschatz angewendet, sondern die Gespräche für uns niedergeschrieben.
 
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