Amerika Du hast es besser!

P

pauline09

Guest
Welche Konsequenzen wird es aufgrund des Berichtes geben?
Schliesslich sind das schwerwiegende Verbrechen an Menschenrechten und das eigens gegen die selbst viel gepriesenen Werten.
Werden dann Leute aus ihrem Amt erhoben, obwohl sie diese schon längst nicht mehr bekleiden?
oder lediglich gerügt, weil das nicht auf eigenem Boden stattfand?

Ich finde, die Verantwortlichen gehören vor Gericht. Aber das wird wohl nicht passieren..
Ich fürchte, sie begnügen sich mit der hergestellten Transparenz, um zu signalisieren, sie hätten sich geläutert und würden es nie wieder tun. Aber Straffreiheit für Folter wäre fatal. Ein Freibrief für alle Nachahmer in verantwortlichen Positionen.

(...)Die zahllosen Endzeitsszenarien in Film und Fernsehen wie Hunger Games und andere Visionen voller Schreckensherrschaft sind sicherlich kein Zufall- das ist kollektive Psychologie angesichts zahlreicher sichtbarer Anzeichen des gesellschaftlichen Niedergangs. Ein Jugendfreund von mir lebt in Amerika (gehobener Mittelstand). Er ist Amerikaner geworden (doppelte Staatsbürgerschaft). Nachdem was man von ihm mitbekommt, ist die allgemeine Stimmung in den USA ziemlich schlecht.

Das deckt sich mit dem, was ich durch Freunde und Bekannte mitbekomme. Es ergänzt sich mit einem glänzenden Buch, das vor einiger Zeit auch auf Deutsch erscheinen ist und den Niedergang der USA ungeheuer beeindruckend einfängt: "Die Abwicklung" (The Unwinding) von George Packer. Ich möchte es euch ans Herz legen; es zeichnet die innere Geschichte des Landes in den vergangenen 30 Jahren nach und liest sich so gut, dass es einem den Atem verschlägt. Aus dem Klappentext:

Niemand kann mit Sicherheit sagen, wann die Abwicklung begann – wann die Bürger Amerikas zum ersten Mal spürten, dass die Bande sich lösten. Dass der Glaube an die gemeinsame Zukunft nicht mehr gültig ist. Doch irgendwann bemerkten es alle: Tammy, Fabrikarbeiterin, Dean Price, gläubiger Kleinunternehmer, Matt, Irak-Kriegsveteran, aber auch die vermeintlichen Gewinner wie Oprah Winfrey, Rapper Jay-Z oder der PayPal-Gründer Peter Thiel.
Das große Versprechen von Glück und Wohlstand für alle gilt nicht mehr. Institutionen und Werte sind ausgehöhlt. Es zählt nur noch eine Macht: das organisierte Geld.

Hier eine lesenswerte Rezension dazu aus der "Zeit" vom Sommer dieses Jahres.

Amerika hat es nicht besser. Amerika hat es inzwischen schlechter, und ich fürchte, dass der von Packer geschilderte Zerfall nur der Beginn war. Dass sie Europa und Deutschland auch darin - einmal mehr - voraus sind. Noch.
 
P

Pit 63

Guest
Weniger bekannt als der Patriot Act aber nicht weniger bedeutsam ist der NDAA, der "national defense authorization act". Mit diesem Gesetz aus dem Jahre 2012 wird der Exekutive, dem Präsidenten und dem Militär weitere Macht ohne legislative oder judikative Kontrolle verliehen.
Demnach darf die US-Regierung/der Präsident amerikanische oder ausländische Terrorverdächtige im In- und Ausland festnehmen und ohne zeitliche Begrenzung festhalten. Faktisch darf also das Militär seit dem NDAA nicht nur im Ausland sondern auch im Inland zur Verfolgung und Festsetzung von "Terrorverdächtigen" eingesetzt werden, während die Festgenommenen, ganz gleich ob im In- oder Ausland keinen rechtsstaatslichen Schutz geniessen.
Das sind rechtliche Verhältnisse wie in einer Militärdiktatur. Der Willkürherrschaft steht nichts mehr im Wege.


http://de.wikipedia.org/wiki/National_Defense_Authorization_Act_for_Fiscal_Year_2012
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Skeptiker

Well-Known Member
Ich weiß schon warum ich hier in diesem Thread bis jetzt nicht geschrieben habe und auch weiterhin auf die Elaborationen nicht eingehen werde, aber ich möchte doch auf eine Kuriosität aufmerksam machen. Zum einen wird gesagt, daß "die Amis" total unpolitisch seien, dennoch entstand die Occupy-Bewegung gerade da (von anderen, vorangegangenen Protestbewegungen gar nicht erst zu sprechen). Die Aufklärungsvideos/Offenlegungen stammen wo her? Genau!

Wie gesagt, ich finde diese europäische Arroganz gegenüber Amerika zum kotzen. Als ob der europäische Michel ein anderer wäre als der amerikanische...ok, ansers ja. Nämlich mehr gebunden an das feudale System, viel mehr obrigkeitshörig und bei weiten unfreier als der Amerikaner!
 
S

sommersonne

Guest
Nein, Skeptiker glaube ich nicht. Das war einmal. Auch wenn die Occupy-Bewegung in den USA begann. Wo ist sie jetzt? Alle diese Bewegungen sind ein kurzfristiges Aufflackern einiger junger Leute, die morgen schon andere Interessen haben, gepuscht durch die Presse und geduldet durch die Regierungen, die um die Kurzfristigkeit dieser Aktionen wissen. (damit will ich diese Leute der O-Bewegung nicht beschimpfen, immerhin bringen sie den Menschen Mißstände in Erinnerung, die sonst unbeachtet blieben) Die Masse der Amerikaner läßt sich davon nicht mitreißen.
 
P

pauline09

Guest
Ich weiß schon warum ich hier in diesem Thread bis jetzt nicht geschrieben habe und auch weiterhin auf die Elaborationen nicht eingehen werde, aber ich möchte doch auf eine Kuriosität aufmerksam machen. Zum einen wird gesagt, daß "die Amis" total unpolitisch seien, dennoch entstand die Occupy-Bewegung gerade da (von anderen, vorangegangenen Protestbewegungen gar nicht erst zu sprechen). Die Aufklärungsvideos/Offenlegungen stammen wo her? Genau!

Wie gesagt, ich finde diese europäische Arroganz gegenüber Amerika zum kotzen. (...)

Ich weiß, was du meinst, und ich stimme dir zu. Das und anderes hat mich bis gestern auch davon abgehalten, mich zu beteiligen, zumal ich versucht war, ein bisschen mehr zu erzählen und Persönlicheres beizusteuern. Nope.
Aber ich halte "die" Amis für genau so wenig unpolitisch wie du, und ich halte sie im Schnitt auch nicht für ungebildet. Du erwähnst Occupy; genau so könnte man NGOs wie Human Rights Watch oder ire.org anführen oder andere Organisationen, die eine offene, vergleichsweise freie Gesellschaft kennzeichnen. Aber das alles verblasst in Zeiten geradezu hippen US-Bashings und jüngst veröffentlichter Folterberichte. Inzwischen muss man sich (zumindest ich mich) im privaten Umfeld schon für ein positiveres und differenzierteres Amerika-Bild rechtfertigen, und wer Obama nicht rundheraus für einen Versager hält (so wie ich), liegt meilenweit neben dem Mainstream.

Es gibt gute Gründe, das Verhalten amerikanischer Politiker zu kritisieren. Es gibt verflixt gute Gründe, Guantanamo und menschenverachtende Folterpraktiken entsetzt zu kommentieren und strafrechtliche Konsequenzen zu fordern. So wie es Gründe gibt, die Eigenheiten des amerikanischen Arbeitsmarkts, verwahrlosende Vor- und Kleinstädte und die Tatsache, dass etliche Menschen sich nur mit mehreren Jobs über Wasser halten können, mit Beklommenheit zu verfolgen. Und es mag Gründe geben, amüsiert und befremdet den Kopf zu schütteln, wenn wieder Schlagzeilen von gewonnenen Klagen mit gigantischen Schadenersatzforderungen die Runde machen, weil Red Bull (wer hätte das gedacht?) doch keine Flügel verleiht. Aber es gibt imho keinen einzigen Grund, sich darüber zu erheben in der Meinung, "wir" seien wegen der Besonderheiten der deutschen Geschichte, vermeintlich breiteren Bildungsniveaus, mehr Durchblick etc. dagegen gefeit.

Jeder nutzt die jeweils vorhandenen Rahmenbedingungen, so weit es geht. Auch "die Amis" wollen nur durchkommen, und sie versuchen es mit ihren Mitteln. Jedenfalls wage ich zu bezweifeln, dass der Durchblick und das Beurteilungsvermögen hier wirklich größer ist als jenseits des großen Teichs..
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
S

sommersonne

Guest
Wenn man Mißstände anspricht oder anprangert, erhebt man sich über diejenigen die diese Mißstände verursachen?
Davon kann ich hier aber nichts lesen.
 
P

pauline09

Guest
Wenn man Mißstände anspricht oder anprangert, erhebt man sich über diejenigen die diese Mißstände verursachen?
Davon kann ich hier aber nichts lesen.

Hä? Wer verursacht denn Mißstände? "Die" Amis jedenfalls nicht. Abgesehen davon habe ich an Skeptikers Beitrag angeknüpft und Gedanken beigesteuert, die u.a. unter dem Eindruck von Diskussionen in meinem persönlichen Umfeld gewachsen sind. Sorry ..
 
S

sommersonne

Guest
Hä? Wer verursacht denn Mißstände? "Die" Amis jedenfalls nicht. Abgesehen davon habe ich an Skeptikers Beitrag angeknüpft und Gedanken beigesteuert, die u.a. unter dem Eindruck von Diskussionen in meinem persönlichen Umfeld gewachsen sind. Sorry ..

Guantanamo könnte man mit noch ganz anderen Substantiven belegen oder auch den Irak-Krieg. Du hast es selbst in deinem Beitrag erwähnt das das nicht in Ordnung ist.
Aber egal. Zum streiten habe ich heute keine Lust. Lassen wir es.
 
P

Pit 63

Guest
Wie gesagt, ich finde diese europäische Arroganz gegenüber Amerika zum kotzen. Als ob der europäische Michel ein anderer wäre als der amerikanische...ok, ansers ja. Nämlich mehr gebunden an das feudale System, viel mehr obrigkeitshörig und bei weiten unfreier als der Amerikaner!
Arroganz besteht auf beiden Seiten des grossen Teichs.
Es geht aber nicht um völkische Befindlichkeiten. Abgesehen davon ist kein Land kulturell so amerikanisiert, wie Deutschland. Die Mehrheit hier ist unverändert amerikaorientiert. Die Kritiker sind in der Minderheit.
Es geht auch nicht um Obrigkeitshörigkeit vs. Geldhörigkeit oder sonst etwas. Es geht vor allem nicht gegen Deine Vorliebe für dieses Land oder seine Menschen.
Es geht allein um die berechtigte Kritik am politischen Establishment und seine seit Jahrzehnten schlechten Entscheidungen. Da spielt es auch keine Rolle, ob Europa/Deutschland es ohne amerikanischen Einfluss ggf. genauso schlecht gemacht hätte. Falls ja, wären es eben Europas/Deutschlands Fehler/Verbrechen, die korrigiert/gesühnt werden müssten. Solange Amerikas Politiker die shice bauen, die sie bauen, stellt sich die Frage aber nicht. Die Frage nach einer Beteiligung stellt sich dagegen schon. Die Mitläufer und Unterstützer der amerikanischen Aussenpolitik machen sich mitschuldig, das ist keine Frage.
 
P

Pit 63

Guest
Hä? Wer verursacht denn Mißstände? "Die" Amis jedenfalls nicht.
Es geht hier ausschliesslich über Misstände, die von Amerikanern verursacht werden. Das ist quasi der Sinn dieses threads. Muss man deswegen immer wieder betonen, dass man nicht gegen John und Mary aus Oklahoma ist?
Bei "Amerikakritik" läuft es irgendwie immer wieder auf Antiamerikanismus hinaus. Das ist schon sehr seltsam.
Deshalb noch einmal zum mitlesen für alle: Ich habe keine generellen Vorbehalte gegen die amerikanische Bevölkerung.
 
Top