Anders kann ich mir die Re-Islamisierung der dritten Generation in Deutschland nicht erklären. Da ist etwas in den Koranschulen falsch gelaufen. Zu spät haben die Länder an den Universitäten den Studiengang Islamwissenschaft als Unterrichtsfach an den Schulen eingeführt. Jetzt rächt sich die Hinterhofpädagogik.
Mir ist das mal so erklärt worden: In der säkularistisch-kemalistischen Türkei hatte die Religionsbehörde, und damit die ihr unterstellte Ditib bei uns, die Funktion, einen "weichen", unpolitischen Islam zu propagieren, und das fand man in Deutschland natürlich gut. Und hat wohl zu spät mitgekriegt, daß sich wohl auch schon vor Erdogan der Wind drehte: Man fand gut, den Islam stark zu machen gegen die Linksradikalen. Unter Erdogan geht das natürlich noch weiter, da wird Islamismus salonfähig. Die Lösung des Problems ist also selber zum Problem geworden.
Das Problem mit der dritten Generation in Deutschland ist natürlich schon auch: Wie viele Generationen sollen noch hier leben, bis die als selbstverständlich integriert gelten? Wenn sie sich immer nur als ausgegrenzt erfahren, eine AfD in weiten Kreisen als salonfähig gilt, ziehen die sich natürlich auf ihre eigene Identität zurück. (Wobei das alles zum Glück immer noch nicht so schlimm ist wie mit den Algeriern und Marrokanern in Frankreich. "Unsere" Türken sind vergleichsweise eben doch integriert, können hier ihr Glück machen – Und die, die es nicht können, sind auch nicht so radikalisiert, daß sie anfingen, Bomben zu schmeißen.)