Ich möchte eine andere Sicht zum Thema Bewerbungen vermitteln.
Es ist richtig und wichtig, dass man sich bemüht, eine einigermaßen vernünftige Rechtschreibung auf Papier zu bekommen. Letztendlich muss man aber unterscheiden, auf welche Position man sich bewirbt. Da sollte schon ein Augenmaß seitens des Unternehmen geben, da man vermutlich mit dem Mitarbeiter ein anderes Ziel verfolgt, als die reine Rechtschreibung. Viel wichtiger wäre es, wenn der neue Mitarbeiter in seiner Arbeit und auch als Mensch gut ankommt.
Es bringt nix, wenn man auf Grund einer erstklassigen Bewerbung eingestellt wird, nur um dann mitzubekommen, was für Pfosten man als Vorgesetzte bekommt. Leute, die auf Grund hoher Fluktuation in diese Position geurtscht sind und absolut keinen Plan von Mitarbeiterführung, Personalgespräche, Arbeitsumfeld des Mitarbeiters usw. haben.
Das ist mir bei meinem letzten Arbeitgeber passiert. Die wussten nix - gar nix! Standen dann in der Tür und vergaben mir die Arbeitsanweisung ein Integrationsprojekt zu leiten. Leiten war in dem Sinne aber nicht als Projektleitung zu verstehen, sondern als "mach mal eben die Arbeit und bau das mal auf". Habe dann einige Jahre (... während der Wirtschaftskrise 2007/2008 ...) allerhand Tätikeiten wahrgenommen. Dinge die absolut nicht in mein Aufgabenfeld passten oder in meiner Tätigkeitsbeschreibung anklang fanden.
Dies hatte unendliche Diskussionen mit dem Betriebsrat zur Folge und erst kurz vor meinem Abgang haben diese Idioten einen Management-Crash-Kurs vom Unternehmen bekommen. Da gabe es in den Jahren richtig verbrannte Erde. Den Betriebsrat (... Mitentscheidungspflicht bei Einstellungen, Tätigkeiten, Rollen, Aufgabenumfeld, Beförderungen, usw. ...) habe ich den Kopf mehfach abgerissen und in die Mülltonne verfrachtet.
Auf der Arbeit: Nach der ach so tollen Bewerbung: Wirst du manipuliert, veräppelt, ausgenommen, missbraucht, gemaßregelt, abgezockt und wie ein Stück Müll behandelt.
Ich kann hier Dinge aufzählen, da kann man sich mittels Facepalm den ganzen Tag beschäftigen. Am Ende war mein "Chef" nicht einmal in der Lage, ein qualifiziertes Arbeitszeugnis zu erstellen. Es mangelte an der Form, am Inhalt und an den Aufgaben. Dazu konnte er nichts schreiben, da er keinen Plan von dem hatte, was ich dort im Unternehmen eigentlich machte.
... hatte er vermutlich schon, aber da ich Jahrelang die vertraglich geschuldete Arbeit nicht wahrnehmen durfte, wollte er sich damit wohl rauswinden. Letztendlich haben mein Anwalt und ich das Arbeitszeugnis unterschriftreif aufgesetzt.
Solche Problematiken in Unternehmen (Konzerne) sind eher die Regel als die Ausnahme. Da sitzt jeder in seiner Position des Organigramms im stillen Kämmerlein und betet, dass er die nächsten paar Jahre überlebt, ohne die Papiere zu bekommen. Als ich anfing, fingen auch ca. 12-16 weitere Mitarbeiter an. In den Jahren war ich der Letzte von diesen Mitarbeitern der ging.
Bei diesem Standort herrscht das sogenannte "Sterben auf Raten". In den zahlreichen Vorstellungsgesprächen und Bewerbungen hinterher, bekam ich ein Gefühl dessen, was in den meisten Betrieben abgeht. Teilweise lesen die den Müll nichtmal, was man ihnen zugeschickt hat. Gerade im IT-Umfeld wird die schnelle Feuerwehr gesucht, die schnell für 1-2 Jahre die Probleme des Projekts, bis zur Abnahme, abnimmt. Es gibt Manager, die haben nicht einmal Zeit, vernüftig auf die Toilette zu gehen, weil sie beim großen Geschäft sogar das Telefon bedienen müssen (ich habe das selbst erlebt).
Rechtschreibung ? Lebenslauf ? Erstklassige Noten ? Das ist einfach nur Beschäftigungstherapie im HR oder des Sekretariats. Da geht es nur um Massenabfertigung und nicht um den jeweiligen Bewerber. Diese Manie mit Bewerbungskursen usw. - die ganz Nebenbei von Polen, Russen und ehemaligen ALG2 Empfängern geleitet werden - dienen nur zur Rechtfertigung, warum jemand keinen Arbeitsplatz bekommt. Das liegt aber meist nicht an den Bewerbungen, sondern weil keine Arbeit da ist.
Man sieht sich als Arbeitsloser immer selbst. Seinen Orbit mit Bedürfnissen usw. Die Unternehmer sehen täglich die Sackkarren von Bewerbungen, die sie am liebsten auf dem Hof abfackeln würden. Zuviele Bewerber, zuwenig Arbeit.