Auswandern Ja? Nein?

MaviMavi

New Member
Hallo Zusammen,

ich bin seit einiger Zeit am überlegen, ob ich in die Türkei auswandern soll oder nicht?
Wie habt ihr die entscheidung für euch getroffen?

Ersteinmal zu meiner wenigkeit, ich bin 34 Jahre alt und bin in Deutschland geborene deutsch-türkin. Habe hier einen sicheren Job der mir spass macht und ein relativ entspanntes leben. Ich bin seit 2 Jahren mit meiner Partnerin zusammen (ich lebe in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung).
Momentan ist es so, das ich regelmässig hin und her fliege (ca. ein mal im Monat). Es bricht mir jedesmal natürlich das Herz das ich wieder zurück muss, aber momentan ist es leider nicht anders möglich.
Meine Vorstellung ist so, in ein paar Jahren in die Türkei ziehen und mit meiner Partnerin zusammen zu leben.
In meiner Vorstellung klingt zwar alles positif, aber ich habe auch irgendwie angst, das ich durch meine rosarote Brille etwas nicht bedenke oder sehe.
Natürlich wissen wir alle, das wir leider nicht Heiraten können, was mir evtl. etwas mehr sicherheit geben würde um eine entscheidung zu treffen. Allerdings wissen wir alle, das eine Ehe natürlich nie eine Sicherheit ist. Aber ist halt mein wunschdenken :)
Deshalb habe ich mir selber gesagt, ohne finanzielle Sicherheit würde ich niemals in die Türkei ziehen, weil ich weiss, das die dortige Arbeitsbedingungen für mich unmöglich machbar wären. Also bin ich momentan dabei mir eine finanzielle Sicherheit aufbauen (Egentumswohnung in D und in der Türkei vermieten).
Ich würde auf ca 4000Tl im Monat einnahmen haben. Zum wohnen würde ich eine Eigentumswohnung habe, somit keine Miete zahlen.
Man würde damit doch monatl. auskommen oder? Meiner erfahrung nach zwar ja, aber ich bin ja auch meist nur eine Woche am
Stück in der türkei bei meiner Partnerin. Was für ausgaben habe ich nicht bedacht?

Es wäre nett wenn mit ein paar von euch Erfahrungen mit mir teilen könnten.
Also unerwartete Sitautionen oder was man alles vorher nicht gründlich bedacht hat oder mir einfach irgendwie die Angst nehmen :)

Vielen dank schonmal
Gruss Mavi
 

Almancali

Well-Known Member
Hi!

Um 2011 - 2013 hatte ich auch einen Plan (Eine Option), ggf. in der Türkei für 1-2 Jahre meine Selbstständigkeit aufzubauen. Mit den Ereignissen rund um Gezi, habe ich das Ganze verworfen. Mit den Ereignissen der letzten 1-2 Jahre (Putsch, Referendum und ggf. Todesstrafe) ist die Türkei absolut keine Option mehr für mich. Selbst Urlaub (bin selbst mit Migrationshintergrund (Vater Türke)) käme für mich momentan nicht in Frage. Mir ist das Risiko dort einfach zu groß. Weiterhin macht sich eine deutliche "Islamisierung" in der Türkei breit. Immer mehr weibliche Menschen (das sieht man eher in Provinzstädten) verschleiern sich oder tragen Kopftuch. Die allgemeine politische Lage ist eher befremdlich. Die Türkei schlägt einen eindeutigen Kurs in Richtung arabische Länder ein.

Jetzt kommt bei euch auch noch die gleichgeschlechtliche Partnerschaft hinzu. Damit würde man eher in Großstädten wie Istanbul, Izmir, Bursa oder Ankara *noch* in Ruhe gelassen (ist aber eher eine Vermutung). Wenn man die Nachrichten mitverfolgt, und das tue ich, dann werden u.A. auch Veranstaltungen für Gleichgeschlechtliche (z.B. LGBT) immer mehr eineschränkt und konterkariert. Man darf in diesem Zusammenhang auch darüber nachdenken, wie die Zivilbevölkerung damit umgeht, oder ob man nicht irgendwann auf offener Straße angefeindet oder gar zusammengeschlagen wird.

Ich würde mir das gut überlegen und auch die politische Lage in diese Überlegung mit einbeziehen. Es gibt auch andere Länder, wo man auswandern kann und wo ein Leben - gerade für gleichgeschlechtliche Beziehungen - wesentlich stressfreier läuft. Vielleicht lohnt es sich, die Lage in der Türkei erstmal aus der BRD heraus zu beobachten (so 1-2 Jahre).
 

Leo_69

Well-Known Member

Ottoman

Well-Known Member
Hallo Zusammen,

ich bin seit einiger Zeit am überlegen, ob ich in die Türkei auswandern soll oder nicht?
Wie habt ihr die entscheidung für euch getroffen?

Ersteinmal zu meiner wenigkeit, ich bin 34 Jahre alt und bin in Deutschland geborene deutsch-türkin. Habe hier einen sicheren Job der mir spass macht und ein relativ entspanntes leben. Ich bin seit 2 Jahren mit meiner Partnerin zusammen (ich lebe in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung).
Momentan ist es so, das ich regelmässig hin und her fliege (ca. ein mal im Monat). Es bricht mir jedesmal natürlich das Herz das ich wieder zurück muss, aber momentan ist es leider nicht anders möglich.
Meine Vorstellung ist so, in ein paar Jahren in die Türkei ziehen und mit meiner Partnerin zusammen zu leben.
In meiner Vorstellung klingt zwar alles positif, aber ich habe auch irgendwie angst, das ich durch meine rosarote Brille etwas nicht bedenke oder sehe.
Natürlich wissen wir alle, das wir leider nicht Heiraten können, was mir evtl. etwas mehr sicherheit geben würde um eine entscheidung zu treffen. Allerdings wissen wir alle, das eine Ehe natürlich nie eine Sicherheit ist. Aber ist halt mein wunschdenken :)
Deshalb habe ich mir selber gesagt, ohne finanzielle Sicherheit würde ich niemals in die Türkei ziehen, weil ich weiss, das die dortige Arbeitsbedingungen für mich unmöglich machbar wären. Also bin ich momentan dabei mir eine finanzielle Sicherheit aufbauen (Egentumswohnung in D und in der Türkei vermieten).
Ich würde auf ca 4000Tl im Monat einnahmen haben. Zum wohnen würde ich eine Eigentumswohnung habe, somit keine Miete zahlen.
Man würde damit doch monatl. auskommen oder? Meiner erfahrung nach zwar ja, aber ich bin ja auch meist nur eine Woche am
Stück in der türkei bei meiner Partnerin. Was für ausgaben habe ich nicht bedacht?

Es wäre nett wenn mit ein paar von euch Erfahrungen mit mir teilen könnten.
Also unerwartete Sitautionen oder was man alles vorher nicht gründlich bedacht hat oder mir einfach irgendwie die Angst nehmen :)

Vielen dank schonmal
Gruss Mavi

Ich finde es sehr vernünftig, dass Du Dir bereits im Vorfeld Gedanken gemacht hast, statt alles hinzuwerfen und Hals über Kopf von den Gefühlen gelenkt in die Türkei auszuwandern.

Frag doch am besten Deine Partnerin, mit welchen Ausgaben Du\ ihr zu rechnen hättet.
Ob 4000tl ausreichen, ist davon abhängig, wo ihr in der Türkei leben wollt.
In Istanbul (auch von der Gegend abhängig) kalkuliere mit vergleichbaren Ausgaben wie in Deutschland.
Wie steht es um eine Krankenversicherung? Die Preise von Privatärzten in der Türkei sind heftig. Zumindest, was ich bisher gehört habe. In der Türkei könnte ich im Übrigen auch nicht arbeiten. Höchstens über eine deutsche Firma, die mich dorthin sendet.

Alle anderen Punkte hat Almancali bereits treffend beschrieben. Das wären auch die Punkte, über die ich mir Gedanken machen würde.
 

MaviMavi

New Member
Wenn es nicht gerade Istanbul ist, klingt das schon mal nicht schlecht.
(ich gehe davon aus, das das fuer Euch beide reichen soll?)

Nein die 4000Tl würden nur mein anteil sein, meine Partnerin verdient auch etwas mehr als 4000Tl.


Geplant ist das wir nicht in Istanbul leben, ich würde gern in die nähe von Istanbul daher haben wir uns entschieden in Trakya irgendwo anzusiedeln :)

Selbstverständlich habe ich auch über die politische Lage im Blick, allerdings wäre die politische Lage momentan so wie jetzt, wäre es denke ich kein Problem, den solange man mit dem Strom mitfliesst hat es momentan für uns keine negativen einflüsse. Es entspricht zwar nicht meiner Art und weise es einfach so zu akzeptieren, aber leider kann man dagegen nichts unternehmen.
Desweiteren habe ich meiner Partnerin auch zu verstehen gegeben, das wenn die Lage schlimmer wird in der Türkei, das wir Heiraten und nach Deutschland wieder ziehen. Sind halt alles optionen über die wir uns gedanken machen.
 

eruvaer

Well-Known Member
das mit der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft ist sicher ein Punkt.
über meinen damaligen in der Türkei lebenden Freund, habe ich seine beste Freudin kennengelernt, die sehr offen mit ihrer Homosexualität umging, auf jeder entsprechenden Demo dabei war und sich in diversen Gruppen dazu engagierte.
sie hat mir einen Abend lang erklärt, wie schwierig es als Lesbe in der Türkei sei akzeptiert zu werden.
sie und ihre damalige Partnerin sind Lehrerinnen gewesen und haben im beruflichen Umfeld ihre Beziehung und Orientierung unbedingt geheim gehalten - obwohl sie wirklich sehr selbstbewusst und offen damit wirkte....sie befürchteten Probleme mit den Eltern der Kinder und Kollegen zu bekommen.

das war alles vor dem politischen Umschwung.
ich weiss nicht, wie ihr damit im Moment umgeht und in eurem Umfeld und Beruf damit zurecht kommt, aber ich bin mir (leider) sicher, dass sich die Lage massiv verschlechtern wird.
je mehr die Religiösität und Nationalismus voranschreiten, desto weniger Platz ist für Randgruppen.
besonders für so "widernatürliche" wie Homosexuelle, wobei man es da als Frau wahrscheinlich leichter hat, da dies meist nicht ernst genommen wird, noch viel mehr als lächerliche Phase oder Spielerei wahrgenommen wird und noch auf "Besserung" hoffen und das ganze als sehr gute Freundschaft zweier Meeedchen verharmlosen kann...

mir dreht sich bei dem Gedanken, dass ihr ausgerechnet jetzt in der Türkei zusammen leben wollt, direkt mehrfach der Magen um.

und mit der finanziellen Sicherheit dürfte es in Zeiten der Massenentlassungen und geschwächten Wirtschaft auch nicht sonderlich gut stehen.


*edit:
wegen Formulierungen wie "verharmlosen" und "widernatürlich" - bitte nicht in den falschen Hals bekommen. das gibt in keinster Weise meine Meinung wieder, sondern versucht die dortige Lage aus meiner Wahrnehmung heraus zu schildern.
 

EnRetard

Well-Known Member
Ich verstehe nicht ganz, warum du uns hier fragst? So wie ich das sehe, ist der zentrale Aspekt deine Partnerschaft mit einer Frau. 2014 gab es im ganzen Land vier LGBT-freundliche Bürgermeister, in den linken Biotopen Kadiköy, Besiktas, Sisli und Mersin-Akdeniz. http://www.hurriyetdailynews.com/fo...ersin.aspx?pageID=238&nID=64410&NewsCatID=339 (Der von Akdeniz wurde inzwischen abgesetzt und eingesperrt). Die Türkei rückt in gesellschaftlichen Dingen rasend schnell nach vorgestern. Selbst wenn du in einem solchen linken Biotop lebst, weißt du, ob euch nicht irgendwelche Blockwarte denunzieren und ihr aus der Sitesi fliegt? Ich sehe nur eine dauerhafte Lösung: Du heiratest (bzw. verpartnerst dich) in Deutschland oder in einem EU-Land und holst sie auf dem Wege der Familienzusamenführung nach Deutschland.
 

Almancali

Well-Known Member
Desweiteren habe ich meiner Partnerin auch zu verstehen gegeben, das wenn die Lage schlimmer wird in der Türkei, das wir Heiraten und nach Deutschland wieder ziehen. Sind halt alles optionen über die wir uns gedanken machen.
Das würde ich vorher klären, denn das mit dem "Heiraten und wieder nach Deutschland ziehen" klingt immer einfacher, als es dann sein wird. Ich würde im Vorfeld die Anforderungen und Hürden seitens der türkischen als auch deutschen Behörden klären.
 

EnRetard

Well-Known Member
Google verrät: Die Deutschen behandeln eingetragene Lebenspartnerschaften ausländerrechtlich wie Ehen und erkennen Eheschließungen aus Drittländern wie Dänemark, Spanien, Großbritannien etc. an.
Allerdings gibt es vor der Familienzusammenführung die Hürde mit den Deutschkenntnissen.
 

MaviMavi

New Member
Also meine Beziehung zu meiner Partnerin ist nebesächlich, also wir leben in der öffentlichkeit relativ verschlossen, sprich wir müssen nicht direkt in der öffentlichkeit hand-in-hand rumlaufen. Das machen wir genausowenig in Deutschland, weil wir nicht dem Typ entsprechen intimitäten in der öffentlichkeit zu präsentieren.

Desweiteren werden die Schwulen und Lesben in der Türkei eigentlich relativ "akzeptiert", also ich merke keinen unterschied zu Deutschland. Natürlich wird es trotzdem sooo öffentlich präsentiert. Aber naja das wär nicht Kernpunkt meiner Frage.

Vielmehr mache ich mir Gedanken darüber, ob ich mich in etwas reinrenne und die Türkei als Auswanderungsland vergessen sollte? Mal abgesehen von meiner Partnerin war die Türkei in meinem Herzen schon immer mein Favorit als Land wo ich leben möchte. Jedesmal wenn ich in der Türkei lande, fühle ich mich zuhause angekommen. Und Deutschland hingegen kommt mir relativ Fremd vor, obwohl ich hier Arbeit, Freunde, Familie usw habe.
Momentan lebe ich so, als ob ich wirklich Auswandern werde, also ich investiere hier nichts mehr, ich spare jeden Cent um ihn für mein vorhaben "Auswandern" nutzen zu können.
Am liebsten würde ich heute sofort Auswandern, jedoch muss ih schon 2-3 Jahre warten. Aber innerlich verfremde ich mich immer mehr zu Deutschland. Ich weiss nicht wie ich das beschreiben soll, aber ich sage mir immer wieder "ich wandere doch eh aus"
 
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