Auto-matisch

Asyali

Well-Known Member
Manchmal, wenn ich spätnachts mit dem Auto nach Hause fahre, taucht ganz unvermittelt hinter einer Kreuzung oder einer Abbiegung eine Kolonne von Polizeiautos auf. Diese Autos sind meinst so angeordnet, dass sie auf der Straße eine Schikane darstellen, das heißt, man muss ganz langsam fahren und darauf hoffen, einfach durchgewinkt zu werden. Diese Hoffnung habe ich vor langer Zeit aufgegeben. Ich fahre langsam die Schikane heran, damit sie beginnen kann, und natürlich werde ich mit meinem heckgetriebenen Zweisitzer immer herausgewunken. Warum auch nicht?

In einer solchen Situation läuft alles nach einem bestimmt Ritual ab. Ich farhe den Wagen an die zugewiesene Stelle, stelle den Motor ab und das Licht aus, löse den Anschnallgurt und verharre; harre der Dinge, die da kommen werden. Es ist wichtig, an diesem Punkt nicht zuviel zu tun. Einmal habe ich versucht auszusteigen, einfach so – da war aber etwas los

Der Polizist tritt langsam und gemessenen Schrittes an den Wagen heran, mit einer Haltung, die sehr bürgernah ist, der freundlich, geradezu hilfsbereit. Man könnte die Haltung auch umschreiben mit den Worten : Ich bin hier der dicke Ficker. (Entschuldigen Sie das harte Wort <dicke>.) In dieser besagten Haltung steht er nun am Wagen, verlangt nach der Fahrerlaubnis wie auch den Fahrzeugpapieren, bekommt diese und geht mit dem Hinweis, sie überprüfen zu müssen, wieder weg. Nicht so sein Kollege. Der steht an der Fahrerseite und leuchtet mit einer staatlichen Taschenlampe das Wageninnere aus, leuchtet und leuchtet. Ein Moment, in dem sich einem die Bedeutung von <Armleuchter> schlagartig neu erschließt.

Einmal passierte es bei einem solchen Routineritual, dass der andere, der mit meinen Sachen weggegangen war, wiederkam und mit meine Papiere zurückgab, mich jedoch weiter anschaute und schließlich sagte: <<Wie kommt es, dass einer Typ wie du sich so einen wagen leisten kann?>>

Da war wieder, diese Stille, die ganz anders klang als zuvor.
Aber ich hatte keine Zeit für diese Stille, ich musste zuerst die Neugierde des Verkehrspolizisten befriedigen. Ich sah ihn also an und sagte sehr sanft und freundlich: <<Ich weiß auch nicht, Herr Wachtmeister – vielleicht, weil ich in der schule aufgepasst habe?!>>

Dann ließ ich den Wagen an und rollte langsam davon. Ich wollte schnell nach Hause. Ich hatte etwas aufzuschreiben. Eine Geschichte mit dem Titel <Wie ich zum Terroristen wurde>


Von Fatih Çevikkollu​
 
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