Besser spät als nie: Deutschland erkennt Völkermord an Herero und Nama an

EnRetard

Well-Known Member
Nach endlos langem Rumdrucksen erkennt Deutschland nun endlich ganz offiziell an, dass der Massenmord an den Völkern der Herero und Nama in Namibia, der damaligen deutschen Kolonie Südwestafrika, zwischen 1904 und 1908 Völkermord war. Eine individuelle Entschädigung für die Familien der Opfer gibt es dennoch nicht, sondern ein Abkommen mit dem Staat Namibia über eine einmalige Zahlung von 1,1 Mrd. Euro. Ein Anspruch auf Entschädigung ließe sich aus der Anerkenung als Völkermord nämlich nicht ableiten, erklärt Außenminister Heiko Maas.
https://www.zeit.de/politik/deutsch...d-namibia-voelkermord-herero-nama-anerkennung
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Schäbig, schäbiger, Deutschland.
 

sommersonne

Well-Known Member
Du willst jeden einzelnen Nachfahren finanziell entschädigen? Das ist aber ein riesiger logistischer Aufwand gerade in der Corona-Zeit. 1,1 Milliarden Euro finde ich nicht so wenig und kommt hoffentlich allen zugute. Das finde ich besser. Voraussetzung es versickert nicht in irgendwelchen Löchern, sondern es wird damit etwas Gutes für alle Namibier getan.
 

Bintje

Well-Known Member
Die Vergangenheit kann man nicht ändern und Freundschaft nicht kaufen.

Es läge an den Opfern beziehungsweise ihren Nachfahren, den Nachfahren der Täter Freundschaft entgegenzubringen, wenn sie das möchten. Einfordern oder erkaufen kann man Freundschaft nicht, allenfalls um Vergebung bitten, erlittenes Leid anerkennen und die Menschen dafür entschädigen. Dazu würde die Rückgabe von afrikanischer Raubkunst gehören, die große ethnologische Sammlungen beispielsweise in Berlin (Humboldt-Forum), Paris, London und anderen Städten schmückt. Geraubte Gegenstände der Herero zählen ebenfalls dazu. Mehr darüber hier:

https://www.fr.de/kultur/kunst/koloniale-raubkunst-gefangen-in-europa-90095026.html
https://www.tagesspiegel.de/politik...ie-bundesregierung-uebertrumpft/25274240.html
https://www.ln-online.de/Nachrichten/Norddeutschland/Was-passiert-mit-den-Herero-Gegenstaenden

Und da:

Und dort:

ps Bénédicte Savoy, die Interviewpartnerin von Böhmi, hat ein aktuell bekannter werdendes Buch dazu verfasst, das momentan verschiedene Sachbücherlisten anführt:
"Afrikas Kampf um seine Kunst. Geschichte einer postkolonialen Niederlage" (C.H.Beck, 24 €, e-book 17,99)

Vergriffen und nur mit Glück noch antiquarisch erhältlich: Gert v. Paczensky und Herbert Ganslmayr,
"Nofretete will nach Hause. Europa - Schatzhaus der 'Dritten Welt', Bertelsmann Verlag
 

sommersonne

Well-Known Member
Und deshalb müssen die Herero und Nama behandelt werden wie jüdische Shoah-Opfer.
Wie meinst du das?
Ich finde eben der ökonomische und kulturelle Rückschlag den die Herero und Nama erlitten haben könnte am besten durch eine oder mehrere Maßnahmen etwas ausgeglichen werden und vielleicht hoffentlich nachhaltig wirken. Wäre ihnen als Volk oder Land besser geholfen wenn jeder vielleicht 1000 Euro bekäme oder 2000?
 

EnRetard

Well-Known Member
ich nehme das mit den jüdischen Shoah-Opfern zurück. Die Entschädigung war chaotisch und ungerecht. https://www.deutschlandfunkkultur.d...ange-kampf.976.de.html?dram:article_id=456254
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Zu den Herero und Nama meine ich, nicht der namibische Staat sollte das Geld erhalten, so sie Israel sehr viel Geld aus Deutschland erhalten hat. Herero und Nama machen etwa 10% der namibischen Bevölkerung aus, 90% gehören zu anderen Ethnien. Die 120.000 Herero und 100.000 Nama sollten Geld erhalten, ggf. mehr als die 1,1 Mrd Euro, was etwa 5000 pro Person ausmachen würde. Sie müssten konkret für materielle Verluste - Land, Weidegründe, Wohnhäuser - entschädigt werden, aber auch für die Verluste, die nachfolgenden Generationen durch den Tod von Ernährern entstand mit Folgen bis heute durch eine schlechtere wirtschaftliche Entwicklung der Volksgruppen.
 

sommersonne

Well-Known Member
Aber sie leben ja im namibischen Staat und wenn mit dem Geld etwas Gescheites Nachhaltiges angefangen würde, würden alle davon profitieren und auch den Herero und Nama würde es vielleicht besser gehen.
Von mir aus sollen sie gern jeder Geld bekommen, nur ist das vielleicht irgendwann alle und das war´s dann. Sie könnten vielleicht kurzfristig ihre Situation verbessern.
 

Berfin1980

Well-Known Member
Man hört zumindest gutes von der dortigen Regierung, falls ich nichts verpasst habe. Sie haben auch eine weibliche Premierministerien und im Parlament gilt doppelte Abhängigkeit die Minister sind also gegenüber dem Präsidenten wie auch der Nationalversammlung verantwortlich.

Haben sie dieses Vertrauen nicht werden sie entlassen.
 
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