"Betriebsratsverseucht"

Asyali

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«Betriebsratsverseucht» ist Unwort des Jahres 2009

Frankfurt/Main (dpa) - Das «Unwort des Jahres» 2009 heißt «betriebsratsverseucht». «Damit werden in völlig unangemessener Weise Arbeitnehmer-Interessen als Seuche dargestellt», begründete der Sprecher der sprachkritischen Jury, Horst Dieter Schlosser, die Entscheidung.

«Die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen "stört" zwar viele Unternehmen, sie als "Seuche" zu bezeichnen, ist indes ein zumindest sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen.» Mit dem zum «Unwort» gewählten Begriff stünden Menschen, «plötzlich da, als wären sie Aussätzige».

Ein Mitarbeiter der Baumarktkette Bauhaus (Mannheim) hatte in der ARD-TV-Sendung «Monitor» (14. Mai 2009) berichtet, das Wort werde von Abteilungsleitern des Unternehmens verwendet, wenn Kollegen aus einer Filiale mit Betriebsrat in eine ohne wechseln wollten. «Dort könnte ihm vorgehalten werden, dass sein bisheriges Vertrauen in eine Arbeitnehmervertretung die Einstellung gefährde», so die Erläuterung. Der Mitarbeiter habe seine Aussage eidesstattlich versichert.

«Wir haben uns für ein Wort entschieden, dass im Gegensatz zu den "notleidenden Banken" (Unwort 2008) erst im Kommen ist. Wir wollten rechtzeitig sagen: Stopp!», erläuterte der Sprachwissenschaftler die Wahl.

Die sechsköpfige «Unwort»-Jury kritisierte zudem die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verwendete Formulierung «Flüchtlingsbekämpfung» als «dramatischen sprachlichen Fehlgriff», weil dabei eine Menschengruppe mit einem negativen und deshalb zu bekämpfenden Sachverhalt gleichgesetzt werde. Mit der Formulierung habe die Kanzlerin bei einem «Bürgerforum» der Bertelsmann-Stiftung einen Teil des deutschen Beitrags zum Migrationsproblem, der Abwehr von Flüchtlingen an Europas Grenzen, benannt. «Es ist zu hoffen, dass damit nicht tatsächlich militärische Aktionen gemeint sind.»
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