AW: Bundestagswahl 2009
Alles andere wäre ja auch weltfremd. Auch die CDU hatte in der jungen Bundesrepublik noch sehr sozialistische Forderungen in ihren Programmen verankert (siehe Bspw. das Ahlener Programm von 1947). Darüber würden sie heute den Kopf schütteln. Der politische Zeitgeist untersteht nun mal einem ständigen Wandel, gerade das macht Politik ja so spannend. Alle mir bekannten Parteien haben im Laufe der Zeit Kurswechsel durchlebt, die vorangetrieben werden durch die demokratische Struktur innerhalb der Partein selbst.
Die Frage ist, sollte sich die Politik wirklich einem bestimmten Zeitgeist anpassen? Wie weit sollte eine Partei gehen, um Stimmen zu fangen?
Ist eine pazifistische Grundhaltung etwa irgendwann unmodern oder unangebracht, weil es politisch gerade notwendig erscheint, mit den Amerikanern in den Krieg zu ziehen?
Sollte sich die SPD den Zwängen der Märkte untwerfen, weil man das halt so macht?
Genau so, ist doch beispielsweise die Wirtschaftskrise entstanden. Genau wegen eines solchen politischen Ungeistes, haben viele Kommunen einen Teil ihrer Einrichtungen verkauft und zurück geleast.
Werte sind keine Pullover. Man wechselt sie nicht entsprechend der derzeitigen Mode.
Was die demokratischen Strukturen innerhalb der Parteien angeht, so halte ich deine Vermutung für etwas Weltfremd. Chomsky hat im Bezug auf die amerikanischen Medien mal eine ganz interessante These aufgestellt, die meiner Ansicht nach auf viele Bereiche unseres Lebens übertragbar ist. Ich möchte es mal kurz fassen:
Nicht die Besten kommen an die Spitze. Auch nicht diejenigen, die vielleicht die Mehrheitsmeinung vertreten und deswegen gewählt werden müssten. Es kommen diejenigen durch die Wirren des Systems bis ganz oben, die man durchkommen läßt. Also die Menschen, die der derzeitigen Führung genehm sind.
Nur so ist zu erklären, dass bei den Grünen noch so unangenehm "Gefischert" wird und bei den Sozis "Geschrödert".
Der Krieg wurde aber nun mal geführt und es ist nicht zu leugnen, dass heute afghanische Mädchen die Schule besuchen und Frauen Rechte zukommen von denen sie früher nicht mal geträumt hätten. Ich habe die Hoffnung das aufgrund breiterer und besserer Bildung, die Afghanen irgendwann in der Lage sind, ihr Land selbst unter Korntrolle zu kriegen.
Nein Moment.
Deutschland hat keinen Krieg geführt und ist auch nicht als Kriegspartei nach Afghanistan abmarschiert. Es ging um eine Hilfsmission. Es sollten Brunnen gebohrt und Schulen gebaut werden etc.
Derzeit sieht es aber doch wohl eher so aus, als würden sich unsere Soldaten vor allem erstmal selbst schützen müssen. Das ist doch Unsinn.
Das es "den afghanischen Mädchen" wirklich besser geht, halte ich für unbewiesen und unwahr. Welche Mädchen denn? Ein paar Mädchen in Kabul, die ohne Burka herumlaufen?
Die Minderstellung der Frauen ist Teil der afghanischen Kultur, der von den Taliban auf die Spitze getrieben aber nicht erfunden wurde.
Ich kenne mehr als eine Frau aus Pakistan, die mit ihrer Familie in Deutschland lebt und fremden Männern nicht die Hand geben oder sprechen darf. Das disqualiefiziert sie für jede Art von beruflicher Tätigkeit und führt zu absoluter Abhängigkeit von den Ehemännern. Man kann so etwas nicht im Laufe von ein paar Jahren ändern.
Und vor allem sollte es nicht unsere Aufgabe sein. Mir fallen spontan noch eine ganze Hand voll anderer Länder ein, wo Frauen unterdrückt werden. So viele Soldaten haben wir gar nicht.
Mit dieser Aussage scherrst du "die Afghanen" über einen Kamm. Im Übrigen ist das reiner Zynismus, der bei so einem Thema meiner Meinung nach nicht angebracht ist.
Mag sein, dass die Aussage zynisch im ursprünglichen Sinne war - d.h. bissig. Ich habe damit aber niemanden herabgesetz, missachtet oder fremde Werte in Frage gestellt.
Bin ich wohlmöglich zu einfach gestrickt? Wenn ich einer alten Dame völlig uneigennützig - also ohne mir davon irgend einen Vorteil zu erhoffen - über die Straße helfen will und sie schlägt mit der Handtasche nach mir und beschimpft mich, dann geh ich weg und überlass sie ihrem Schicksal.
Die Wahrheit ist doch, dass sich Deutschland an dem Einsatz in Afghanistan beteiligt, um seine Bündnistreue gegenüber den Amerikanern zu beweisen und seine internationale Position als Führungsnation zu stärken.
Wenn das ein Politiker mal ehrlich sagen würde, wär ich wohlmöglich auch dafür. Aber diese Gutmenschen-Gebrabbel von grün-aussen ist doch bestenfalls Selbstbetrug aus psychologischem Selbstschutz.