Bundestagswahl 2009

Am 27.09. werde/würde ich wählen, die:

  • CDU/CSU

    Votes: 10 17,9%
  • SPD

    Votes: 13 23,2%
  • Die Linke

    Votes: 8 14,3%
  • Bündnis90/Die Grünen

    Votes: 10 17,9%
  • FDP

    Votes: 4 7,1%
  • Piratenpartei

    Votes: 3 5,4%
  • Sonstige

    Votes: 0 0,0%
  • ungültig

    Votes: 0 0,0%
  • nicht wählen

    Votes: 4 7,1%
  • Ich bin nicht wahlberechtigt

    Votes: 4 7,1%

  • Total voters
    56
  • Poll closed .

Catsili

Active Member
AW: Bundestagswahl 2009

Eine wichtige Frage hätte ich noch: Beschwerst du dich über die Politik? Regst du dich über "die da oben" auf?

Also, du würdest mir sicher zustimmen dass es mehr als bescheuert wäre, sich über "die da oben" aufzuregen - und dann nicht wählen zu gehen.

Ich rege mich über die hohe Steuerlast auf......traue aber keinem "von da oben" zu, daran etwas zu ändern.

Hätte ich die Befürchtung, eine extreme Partei wäre auf dem Sprung (wie zB NPD), würde ich gehen, um zu wählen - keine Angst.

LG
 

Aylin2009

Active Member
AW: Bundestagswahl 2009

Auch sind es nach dem aktuellen ARD-Deutschlandtrend die Grünen-Anhänger, welche die größte Zustimmung zum Afghanistan-Einsatz äußern.

Ja, weil die einsehen, dass man das Land im jetzigen Zustand nicht auf sich allein gestellt lassen kann.

Als es um die Frage ging, ob man den USA die "uneingeschränkte Solidarität" zusichert oder nicht war die Grüne Basis sehr gespalten und viele Wähler wandten sich von der Partei ab. Die Entscheidung ist aber gefallen und jetzt von einem sofortigen Abzug zu sprechen und sich als Pazifisten zu feiern finde ich sehr naiv.
 
J

JoBuk

Guest
AW: Bundestagswahl 2009

Die Grünen haben sich - ähnlich wie die SPD - von ihren Wurzeln verabschiedet und dem politischen Zeitgeist untergeordnet.

Die Partei, die aus Friedens- und Umweltbewegung entstanden ist, hat Deutschland zurück an die Front geführt und ihre Kandidatin Künast versucht auf Wählerfang zu gehen, indem sie auf nem Bauernhof Fische totschlägt.

Nicht das sie für sich schon der Beweis wäre, das man als Spitzenkandidat weder Charme noch gutes Aussehen braucht, nein, sie ... naja, vergessen wir den Rest.

Der Zustand, in dem Afgahnistan jetzt ist, in dem ist es schon seit mindestens 1979. Wenn man es bös ausdrücken wollte, dann sogar schon über 100 Jahre früher.

Ich sehe nicht, dass es den Afgahnen heute wesentlich besser geht. Übrigens genau wie den Irakern. Um auch das gleich zu erwähnen, ich glaube auch nicht, dass es den Frauen besser geht. Die Unterdrückung der Frauen ist nämlich Teil der afgahnischen Kultur und läßt sich nicht innerhalb weniger Jahre ändern.

Ich seh das so. Die Amerikaner haben den Krieg angefangen. Sie sind dort Besatzungsmacht, auch wenn dieses Wort "pfui" ist.
Die Deutschen, Italiener etc. sind dort im Zuge einer Hilfs- und Aufbau-Mission. Wenn die Afgahnen unter ihrem wahlbetrügerischen Präsidenten nun die Helfer angreifen, na, dann gehen die Helfer halt wieder.
Punkt.

Die Bundeswehr ist nicht dazu da, im Auftrag der Amerikaner irgendwo auf der Welt Drogenbosse, Verbrecher und unliebsame Politiker zu liquidieren.
 

Aylin2009

Active Member
AW: Bundestagswahl 2009

Die Grünen haben sich - ähnlich wie die SPD - von ihren Wurzeln verabschiedet und dem politischen Zeitgeist untergeordnet.

Alles andere wäre ja auch weltfremd. Auch die CDU hatte in der jungen Bundesrepublik noch sehr sozialistische Forderungen in ihren Programmen verankert (siehe Bspw. das Ahlener Programm von 1947). Darüber würden sie heute den Kopf schütteln. Der politische Zeitgeist untersteht nun mal einem ständigen Wandel, gerade das macht Politik ja so spannend. Alle mir bekannten Parteien haben im Laufe der Zeit Kurswechsel durchlebt, die vorangetrieben werden durch die demokratische Struktur innerhalb der Partein selbst.

Ausnehmen kann ich davon nur die FDP, die seit bestehen immer nur die gute alte Steuersenkung fordert. Klar, das hört der Wähler gerne, aber wer sowas in der derzeitigen Haushaltslage ernsthaft verspricht, der kann nicht ehrlich sein. Oder aber man plant die Versprechen umzusetzen und das durch einen extremen sozialen Kahlschlag zu finanzieren...ich glaube die waren einfach zu lange in der Opposition. Eigentlich würde ich denen, genau wie der Linken, mal ne Legislatur an der Macht wünschen, damit ihnen und ihren Wählern die Augen geöffnet werden....

Ich bin kein Befürworter des Afghanistankrieges. Und als überzeugte "Grüne" war ich sehr enttäuscht über die Entscheidung, wie sie damals gefallen ist.

Der Krieg wurde aber nun mal geführt und es ist nicht zu leugnen, dass heute afghanische Mädchen die Schule besuchen und Frauen Rechte zukommen von denen sie früher nicht mal geträumt hätten. Ich habe die Hoffnung das aufgrund breiterer und besserer Bildung, die Afghanen irgendwann in der Lage sind, ihr Land selbst unter Korntrolle zu kriegen.

Die Deutschen, Italiener etc. sind dort im Zuge einer Hilfs- und Aufbau-Mission. Wenn die Afgahnen unter ihrem wahlbetrügerischen Präsidenten nun die Helfer angreifen, na, dann gehen die Helfer halt wieder.
Punkt.

Mit dieser Aussage scherrst du "die Afghanen" über einen Kamm. Im Übrigen ist das reiner Zynismus, der bei so einem Thema meiner Meinung nach nicht angebracht ist.
 
J

JoBuk

Guest
AW: Bundestagswahl 2009

Alles andere wäre ja auch weltfremd. Auch die CDU hatte in der jungen Bundesrepublik noch sehr sozialistische Forderungen in ihren Programmen verankert (siehe Bspw. das Ahlener Programm von 1947). Darüber würden sie heute den Kopf schütteln. Der politische Zeitgeist untersteht nun mal einem ständigen Wandel, gerade das macht Politik ja so spannend. Alle mir bekannten Parteien haben im Laufe der Zeit Kurswechsel durchlebt, die vorangetrieben werden durch die demokratische Struktur innerhalb der Partein selbst.

Die Frage ist, sollte sich die Politik wirklich einem bestimmten Zeitgeist anpassen? Wie weit sollte eine Partei gehen, um Stimmen zu fangen?

Ist eine pazifistische Grundhaltung etwa irgendwann unmodern oder unangebracht, weil es politisch gerade notwendig erscheint, mit den Amerikanern in den Krieg zu ziehen?

Sollte sich die SPD den Zwängen der Märkte untwerfen, weil man das halt so macht?

Genau so, ist doch beispielsweise die Wirtschaftskrise entstanden. Genau wegen eines solchen politischen Ungeistes, haben viele Kommunen einen Teil ihrer Einrichtungen verkauft und zurück geleast.

Werte sind keine Pullover. Man wechselt sie nicht entsprechend der derzeitigen Mode.

Was die demokratischen Strukturen innerhalb der Parteien angeht, so halte ich deine Vermutung für etwas Weltfremd. Chomsky hat im Bezug auf die amerikanischen Medien mal eine ganz interessante These aufgestellt, die meiner Ansicht nach auf viele Bereiche unseres Lebens übertragbar ist. Ich möchte es mal kurz fassen:
Nicht die Besten kommen an die Spitze. Auch nicht diejenigen, die vielleicht die Mehrheitsmeinung vertreten und deswegen gewählt werden müssten. Es kommen diejenigen durch die Wirren des Systems bis ganz oben, die man durchkommen läßt. Also die Menschen, die der derzeitigen Führung genehm sind.

Nur so ist zu erklären, dass bei den Grünen noch so unangenehm "Gefischert" wird und bei den Sozis "Geschrödert".

Der Krieg wurde aber nun mal geführt und es ist nicht zu leugnen, dass heute afghanische Mädchen die Schule besuchen und Frauen Rechte zukommen von denen sie früher nicht mal geträumt hätten. Ich habe die Hoffnung das aufgrund breiterer und besserer Bildung, die Afghanen irgendwann in der Lage sind, ihr Land selbst unter Korntrolle zu kriegen.

Nein Moment.
Deutschland hat keinen Krieg geführt und ist auch nicht als Kriegspartei nach Afghanistan abmarschiert. Es ging um eine Hilfsmission. Es sollten Brunnen gebohrt und Schulen gebaut werden etc.
Derzeit sieht es aber doch wohl eher so aus, als würden sich unsere Soldaten vor allem erstmal selbst schützen müssen. Das ist doch Unsinn.

Das es "den afghanischen Mädchen" wirklich besser geht, halte ich für unbewiesen und unwahr. Welche Mädchen denn? Ein paar Mädchen in Kabul, die ohne Burka herumlaufen?
Die Minderstellung der Frauen ist Teil der afghanischen Kultur, der von den Taliban auf die Spitze getrieben aber nicht erfunden wurde.
Ich kenne mehr als eine Frau aus Pakistan, die mit ihrer Familie in Deutschland lebt und fremden Männern nicht die Hand geben oder sprechen darf. Das disqualiefiziert sie für jede Art von beruflicher Tätigkeit und führt zu absoluter Abhängigkeit von den Ehemännern. Man kann so etwas nicht im Laufe von ein paar Jahren ändern.
Und vor allem sollte es nicht unsere Aufgabe sein. Mir fallen spontan noch eine ganze Hand voll anderer Länder ein, wo Frauen unterdrückt werden. So viele Soldaten haben wir gar nicht.


Mit dieser Aussage scherrst du "die Afghanen" über einen Kamm. Im Übrigen ist das reiner Zynismus, der bei so einem Thema meiner Meinung nach nicht angebracht ist.

Mag sein, dass die Aussage zynisch im ursprünglichen Sinne war - d.h. bissig. Ich habe damit aber niemanden herabgesetz, missachtet oder fremde Werte in Frage gestellt.
Bin ich wohlmöglich zu einfach gestrickt? Wenn ich einer alten Dame völlig uneigennützig - also ohne mir davon irgend einen Vorteil zu erhoffen - über die Straße helfen will und sie schlägt mit der Handtasche nach mir und beschimpft mich, dann geh ich weg und überlass sie ihrem Schicksal.

Die Wahrheit ist doch, dass sich Deutschland an dem Einsatz in Afghanistan beteiligt, um seine Bündnistreue gegenüber den Amerikanern zu beweisen und seine internationale Position als Führungsnation zu stärken.

Wenn das ein Politiker mal ehrlich sagen würde, wär ich wohlmöglich auch dafür. Aber diese Gutmenschen-Gebrabbel von grün-aussen ist doch bestenfalls Selbstbetrug aus psychologischem Selbstschutz.
 

Aylin2009

Active Member
AW: Bundestagswahl 2009

Die Frage ist, sollte sich die Politik wirklich einem bestimmten Zeitgeist anpassen? Wie weit sollte eine Partei gehen, um Stimmen zu fangen?


Die Grünen haben mit ihrem Zuspruch zum Afghanistaneinsatz sicher keine Wählerstimmen fangen wollen. Diese Entscheidung war für sie eine Zerreisprobe, die ihnen viele Wählerstimmen gekostet hat.

Deutschland hat keinen Krieg geführt und ist auch nicht als Kriegspartei nach Afghanistan abmarschiert. Es ging um eine Hilfsmission. Es sollten Brunnen gebohrt und Schulen gebaut werden etc.

Das sehe ich nicht so. In Afghanistan sollte in erster Linie das Regime, das beschuldigt wurde, Terroristen zu unterstützen, abgesetzt werden und die Menschen "befreit" werden. Im Anschluss daran sollten Schulen und Brunnen gebaut werden. Ich bin auch der Meinung, dass es nicht unsere Aufgabe ist in Ländern wir Afghanistan ein Umdenken zu erzwingen. Auch glaube ich, dass die "Befreiung" der afghanischen Bevölkerung ein billiger Vorwand war um einen Krieg aus politischen und gar wirtschaftlichen Interessen zu führen.

Trotz allem werden heute tatsächlich Schulen und Brunnen gebaut. Sicherlich ist noch lange nicht alles rosig dort. Aber die vielen Hilfsprojekte die erfolgreich laufen sollte man auch nicht kleinreden. Ich habe im Bundesentwicklingsministerium gearbeitet und habe dort tagtäglich viele positive Geschichten zur Kenntnis genommen. Zum Glück hat der Krieg wenigstens einige positive Folgen.

Derzeit fordern die Grünen einen Strategiewechsel in Afghanistan. Sie fordern die Beendigung der "Enduring Freedom" Mission und einen Schwerpunkt auf den zivilen Aufbau. Ich war von ihrer Zustimmung zur uneingeschränkten Solidarität enttäuscht, aber ich glaube ihnen, dass sie gewillt sind, Dinge, die in Afghanistan in die falsche Richtung laufen, zu korrigieren. Wann, wenn nicht jetzt mit einem neuen amerikanischen Präsidenten, stehen die chancen dafür so gut.

Vergangene Entscheidungen sind problematisch und ich will hier weiß gott nicht alles schön reden. Ich gebe dir recht, dass grundsätzliche Werte nicht mir nichts dir nichts aufgegeben werden sollten. Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass dies bei den Grünen der Fall ist. Ich denke nicht, dass der parzifistische Grundgedanke aufgegeben wurde. Noch immer stehen sie ganz klar für Abrüstung und einer freiwilligenarmee im Dienste der Vereinten Nationen.

Du wirst mir doch aber auch zustimmen, dass alle Parteien im Laufe ihrer Geschichte sich von bestimmten Werten distanziert haben. In Bezug der CDU und ihreren Ansichten zur Familienpolitik bin ich sehr froh, dass ein - wenn auch sehr langsamer - Wandel erkennbar ist.....Auch unsere Gesellschaft unterliegt einem stetigen Wertewandel.

Letztendlich holt die politische Realität irgendwann jede Partei ein. Werte hin oder her, in unserer Globalisierten Welt scheint es mir unmöglich Werte, mit denen man scheinbar allein darsteht, durchzuboxen. Diesen Glauben habe ich irgendwann mit 16 abgelegt. Da scheint es mir vernünftiger Bündnisse zu schaffen und im Rahmen dieser zu versuchen, das Beste (im Sinne der eigenen Werte) rauszuholen.

Was die demokratischen Strukturen innerhalb der Parteien angeht, so halte ich deine Vermutung für etwas Weltfremd. Chomsky hat im Bezug auf die amerikanischen Medien mal eine ganz interessante These aufgestellt, die meiner Ansicht nach auf viele Bereiche unseres Lebens übertragbar ist. Ich möchte es mal kurz fassen:
Nicht die Besten kommen an die Spitze. Auch nicht diejenigen, die vielleicht die Mehrheitsmeinung vertreten und deswegen gewählt werden müssten. Es kommen diejenigen durch die Wirren des Systems bis ganz oben, die man durchkommen läßt. Also die Menschen, die der derzeitigen Führung genehm sind.

Ganz abstreiten will ich diese Ausage nicht. Jedoch sind unsere Parteien alle basisdemokratisch aufgebaut und auch ein Schröder und ein Fischer mussten sich ihre Mehrheiten in den eigenen Reihen erkämpfen. Mit welchen Mitteln sie dabei vorgegangen sind vermag ich nicht zu beurteilen. Zurecht sind deshalb viele der auf der Strecke gebliebenen aus ihren Parteien ausgetreten.


Mag sein, dass die Aussage zynisch im ursprünglichen Sinne war - d.h. bissig. Ich habe damit aber niemanden herabgesetz, missachtet oder fremde Werte in Frage gestellt.
Bin ich wohlmöglich zu einfach gestrickt? Wenn ich einer alten Dame völlig uneigennützig - also ohne mir davon irgend einen Vorteil zu erhoffen - über die Straße helfen will und sie schlägt mit der Handtasche nach mir und beschimpft mich, dann geh ich weg und überlass sie ihrem Schicksal.

Nein, das wäre nicht zu einfach gestrickt. Einfach gestrickt wäre es, wenn du nach diesem Erlebnis, jeder alten Dame unterstellen würdest, sie würde als Dank für deine Hilfe nach dir schlagen wollen und deswegen grundsätzlich keine Hilfe mehr anbietest.
So in etwa beschuldigst du "die Afghanen" sie würden unsere Soldaten angreifen und unsere Hilfe nicht wollen.

Die Wahrheit ist doch, dass sich Deutschland an dem Einsatz in Afghanistan beteiligt, um seine Bündnistreue gegenüber den Amerikanern zu beweisen und seine internationale Position als Führungsnation zu stärken.

Ja absolut. und wie schon angedeutet, wünsche ich mir Deutschland in einer starken Rolle, weil wir nur so international Einfluss üben können, wenn es um künftige (kriegs-)Entscheidungen geht. Je nach dem welche Parteien dann in der Regierung sind, können sie ihre jeweiligen Werte noch am ehesten durchsetzen. Wenn auch immer nur in Form eines Kompromisses.

Ich finde diese Diskussion sehr interessant! Sollte ich in Kürze nicht mehr reagieren, dann liegt das nur daran, dass ich im Lernstress bin :lol:
 

TheCore

Moderator
AW: Bundestagswahl 2009

Derzeit fordern die Grünen einen Strategiewechsel in Afghanistan. Sie fordern die Beendigung der "Enduring Freedom" Mission und einen Schwerpunkt auf den zivilen Aufbau.

Diese Forderung ist in der Sache zweckfrei und dient nur der Pflege grüner Reputation, nachdem die Beteiligung an Enduring Freedom als Sündenfall empfunden wurde. OEF hat mit Afghanistan nichts mehr zu tun.
 

Aylin2009

Active Member
AW: Bundestagswahl 2009

Diese Forderung ist in der Sache zweckfrei und dient nur der Pflege grüner Reputation, nachdem die Beteiligung an Enduring Freedom als Sündenfall empfunden wurde. OEF hat mit Afghanistan nichts mehr zu tun.

Welche Forderung ist deiner Meinung nach zweckfrei? Der Strategiewechsel? die Beendigung von OEF oder der Schwerpunkt auf den zivilen Aufbau? Oder alles zusammen?

Kannst du vielleicht ausführen, was du genau mit "zweckfrei" meinst?

Eben weil OEF mit Afghanistan nichts mehr zutun hat, empfinde ich die Forderung nach einem Strategiewechsel bei den Grünen als sehr glaubwürdig und würde nicht unterstellen, dass es (ausschließlich) Reputationszwecken dient.
 

TheCore

Moderator
AW: Bundestagswahl 2009

Welche Forderung ist deiner Meinung nach zweckfrei? Der Strategiewechsel? die Beendigung von OEF oder der Schwerpunkt auf den zivilen Aufbau? Oder alles zusammen?

Kannst du vielleicht ausführen, was du genau mit "zweckfrei" meinst?

Alles zusammen entspricht weder der originären Zielsetzung der deutschen Beiträge zu OEF und ISAF noch entspringen die jeweiligen Forderungen einem echten Interesse an der Sache. Vielmehr nutzt man die obsolet gewordene Präsenz von deutschen Soldaten vor Ort als willkommene Gelegenheit, die eigene, ansonsten realpolitisch nicht gedeckte Ideologie im politischen Konsens umzusetzen. Interessanterweise stellt das zwar im Ergebnis ein bewusstes Abschreiben von Menschenleben dar, wie es typisch für die Fortsetzung der Politik mit militärischen Mitteln ist. Einer dabei erforderlichen Abwägung von Interesse und zu erbringendem Opfer glaubt aber sich nicht stellen zu müssen, wo die die eigene, vorgeblich pazifistische Motivlage doch soviel sympathischer sei als nüchterne geostrategische Absichten.

Deutschland beteiligte sich an Einsätzen mit dem Ziel, eine weltumspannende terroristische Bedrohung auszuschalten. Gemessen am allgemeinen Sicherungsauftrag der Marine dauert diese Zielsetzung für OEF noch an. Für die ISAF hingegen nicht, bzw. es ist abzusehen, dass eine Verbesserung der Lage mit vertretbarem Aufwand nicht mehr zu erreichen ist.
Nun ist mir nicht ersichtlich, inwiefern der Rückzug aus OEF die Lage in Afghanistan im Sinne des zivilen Wiederaufbaus beeinflussen soll. Die dahingehende Forderung der Grünen ist ein Relikt der Zeit, als Afghanistan noch deutsches OEF-Operationsgebiet war und OEF für den rein militärischen Aspekt der deutschen Afghanistanmission stand. Sie weiterhin aufrecht zu erhalten ist einerseits der Tatsache geschuldet, dass die Wähler zu schlecht informiert sind, als dass man ihnen einen augenscheinlichen Kurswechsel zumuten möchte. Andererseits ist OEF als Mission, die immer noch vom ursprünglichen Anlass geprägt ist, immer noch Störfaktor im pazifistischen Selbstbild.
Mit dem ISAF-Mandat hat man diese Schwierigkeit nicht mehr, was auf die unglückliche Effizienz einer achtjährigen Propagandaschlacht zurückzuführen ist. Der NATO war von Anfang an klar, dass sie keinen Fuß auf afghanischen Boden setzen kann, ohne sich zumindest Neutralität einer Bevölkerungsmehrheit zu erkaufen. Nicht nur mit Schulen und Bunnen, sondern auch mit unbehelligtem Drogenanbau und blühender Korruption. Entwicklungshilfe als Teil der militärischen Eigensicherung wurde gegenüber der Bevölkerung der beteiligten Länder zum militärisch abgesicherten Selbstzweck umgedichtet. Inzwischen, wo von der ursprünglichen Interessenlage nichts mehr übrig ist, regiert eine Mehrheit, die diesen gebrauchten Krieg als ihr persönliches Weltverbesserungsprojekt auftragen möchte. Das ist mir keine ausreichende Rechtfertigung, ohne nennenswerten Fortschritt dort weiterhin Soldaten zu opfern und noch mehr Geld in Investitionen zu stecken, die mittelfristig entweder von den Taliban zerstört werden oder ihnen in die Hände fallen. Die Ausstattung der ANA hat man dank Rüstungslobbyismus schon fahrlässig zu weit betrieben.
 
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