Coronavirus Covid-19 ---- Sind die Maßnahmen angemessen?

EnRetard

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Bintje

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Mir erscheint der vom Lungenfacharzt Çelik beobachtete Zusammenhang von einem niedrigen Impfstatus zu einer hohen Hospitalisierungs- und Sterberate (Beispiel: Mississippi und Alabama) empirisch gut begründet.
Die daraus abgeleitete Hypothese, dass die Delta-Variante für Ungeimpfte eine besondere Gefährlichkeit hinsichtlich eines schweren Verlaufs darstelle, kann ich dagegen nicht ganz nachvollziehen. (....)
Er war selbst an Corona erkrankt, sogar schwer und binnen kürzester Zeit intensivpflichtig, obwohl jung und kein Risikopatient.
Was mir in einem damaligen Interview mit ihm besonders auffiel:

"hr1: Dr. Celik, Können Sie sich erklären, warum Sie so einen schweren Verlauf hatten und das innerhalb von nur wenigen Stunden?

Dr. Cihan Celik:
"Wir hatten das bisher immer als atypischen Verlauf gesehen, den man sieht. Zu dem Zeitpunkt, als ich erkrankte, waren schwere Verläufe noch eine Rarität. Doch jetzt, bei den aktuellen Aufnahmezahlen, sehen wir das immer häufiger: Ein viraler Infekt mit Covid-19, auf den sich eine sekundäre Lungenentzündung mit einem bakteriellen Infekt draufsetzt. Dieser Mechanismus ist auch bei anderen viralen Entzündungen bekannt. Aber dass das so fulminant abläuft und in so einer hohen Anzahl, das ist etwas, worauf man sich einstellen muss bei Covid-19."


Eine noch dazu kommende, bakterielle Lungenentzündung kann man sich u.a. schnell mal in Kliniken einfangen. Nicht lustig. Womit man vorbeugen kann: Pneumokokken-Impfung. Die wird von den Kassen, glaube ich, erst ab 60 Jahren übernommen. Ich hab sie nach einigem Hin und Her selbst gezahlt und im Spätherbst vor Ausbruch der Pandemie machen lassen, weil meine Schwester mir schon zuvor damit in den Ohren lag. Aus Gründen.
Als ich Jahren mal 4 Wochen künstlich beatmet werden musste, hatte ich nämlich auch eine noch zusätzlich obendrauf. Wie gesagt: nicht spaßig.


Neil Ferguson hat gestern in der BBC die Ansicht vertreten, Pandemie neige sich ihrem Ende zu, Ende September könnte das Schlimmste überstanden sein. Hier sind die einschlägigen Zitate: https://www.belfasttelegraph.co.uk/...by-end-of-september-says-expert-40693568.html Wer sich das im Radio anhören will: der Bericht startet etwa bei 13.30; Ferguson kommt bei 14.30. https://www.bbc.co.uk/sounds/play/m000y6k5
Das wär's ja. Aber nach neuesten Zahlen hier im Norden steigen die Inzidenzen. Noch langsam, aber offenbar unaufhaltsam.
Was mich nicht so sehr wundert, wenn ich die proppevollen Strände, Innenstädte usw. betrachte ... Abstand ist für viele ein Fremdwort. ;)
 

Alubehütet

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sommersonne

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Neil Morris Ferguson OBE FMedSci is a British epidemiologist and professor of mathematical biology, who specialises in the patterns of spread of infectious disease in humans and animals. Wikipedia

Er ist bestimmt qualifiziert genug, aber wo er diesen Optimismus her nimmt, keine Ahnung. Aber es wäre wirklich toll wenn er recht hätte.
 

Alubehütet

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Endlich sagt es einer! Muß das ausgerechnet Schäuble sein?
(NOZ-Original hinter Paywall)
Ja, auch Geimpfte können sich infizieren. Ja, auch sie können schwer erkranken. Ja, auch sie können den Virus weitergeben.

Aber das alles in weitaus geringerem Masse. Entsprechend geringer MÜSSEN für sie Lockdown-Regeln gelten. Wenn Restaurants für Nicht oder Nicht ausreichend Geimpfte bei einer Inzidenz von 50 schließen, dann für Geimpfte erst ab 200. Und das sind keine Privilegien für die einen, ist keine Diskriminierung für die anderen. Das sind Grundrechte, die nur im begründeten Ausnahmefall entzogen werden dürfen, und dieser Ausnahmefall ist bei Geimpften im weitaus geringeren Maß gegeben. Ich hoffe, das klagt jemand rechtzeitig bis Karlsruhe durch.

Insofern inzwischen auch jeder sich impfen lassen kann, der sich impfen lassen will, ist das auch nicht mehr irgendwie unfair.

Wenn sich jemand mit einem gefälschten Impfausweis solche „Privilegien“ erschleicht, bin ich als Teil der Solidargemeinschaft übrigens nicht mehr bereit, die Krankenhauskosten mitzutragen.
 

Alubehütet

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Momentan ist hier auf nix mehr Verlaß. Jens Spahn hat heute eine Brandrede gehalten, und ich finde keinen Fehler drin. Sieht alles richtig aus, zumindest auf dem ersten Blick.
Besonders irritiert mich, daß er genau so, wie ich dieser Tage hier rummotzte, festhalten will am Inzidenzwert als einzigen Richtwert. Nur müsse man den neu festlegen, es könne sein, daß 200 jetzt das neue 50 ist, eben weil viele und besonders Risikopatienten geimpft seien. Genau so hatte ich auch argumentiert.
Kommt alles wieder in gewohnte Bahnen. Jens Spahn labert wieder Lobbyisten-Müll.
Und natürlich im dazu geeigneten Format, einem Interview mit der Blödzeitung.

Es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, bis Frau Merkel die Ministerpräsidenten geeinigt hatte auf wenigstens gemeinsame Grenzwerte, wenn schon nicht gemeinsame Maßnahmen. Jetzt soll das wieder aufgeweicht werden. Inzidenzwerte sind weiterhin der früheste und also einzige Wert, den wir kriegen können. Nur müssen die halt den neuen Bedingungen – über 50% der Bevölkerung geimpft, vor allem die Risikopatienten, darum voraussichtlich weniger Hospitalisierungen, wie in GB zu beobachten – angepaßt werden. „200 könnte das neue 50 sein.“ Wie Jens Spahn vor einer Woche noch richtigerweise referierte.

Womit zumindest für ihn klar ist: Der ist nicht so dumm, der tut nur so. Er bleibt der schmierige Lobbyist, der er schon immer war.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Wobei ich inzwischen ... die Frage ist, ob wir nicht zwei Inzidenzwerte für Shutdownmaßnahmen brauchen, einen für Geimpfte, und einen für Ungeimpfte. Klar, Maskentragen an Bushaltestellen bleibt einheitlich, aber wenn ein Clubbesitzer Parties nur für Geimpfte veranstaltet, muß er das m.E. auch noch können, wenn die noch nicht ausreichend Geimpften schon wieder zuhause bleiben müssen. Wir sitzen nicht mehr, wie bislang, im selben Boot. Söder und Kretschmann haben sich wohl auch in diese Richtung geäußert, Söder bei Lanz, Kretschmann im DLF.
 

Bintje

Well-Known Member
Wobei ich inzwischen ... die Frage ist, ob wir nicht zwei Inzidenzwerte für Shutdownmaßnahmen brauchen, einen für Geimpfte, und einen für Ungeimpfte. Klar, Maskentragen an Bushaltestellen bleibt einheitlich, aber wenn ein Clubbesitzer Parties nur für Geimpfte veranstaltet, muß er das m.E. auch noch können, wenn die noch nicht ausreichend Geimpften schon wieder zuhause bleiben müssen. Wir sitzen nicht mehr, wie bislang, im selben Boot. Söder und Kretschmann haben sich wohl auch in diese Richtung geäußert, Söder bei Lanz, Kretschmann im DLF.
Viel zu kompliziert. Das würde nicht funktionieren. Und ein Clubbesitzer kann so oder so entscheiden, wen er reinlässt.
Die New Yorker Met, hieß es dieser Tage, wolle nur noch Geimpfte zulassen. Das kann sie so handhaben.

Ich weiß aber nicht, wie es wäre, wenn beispielsweise die Elbphilharmonie sich auch so entschiede. Vermutlich hängt es auch von den jeweils unterschiedlichen Veranstaltern ab. Bisher handhaben sie es unabhängig vom Impfstatus mit allgemeiner Maskenpflicht im Gebäude, auch bei den in den Publikumsreihen arg ausgedünnten Konzerten. Wer nicht oder noch nicht vollständig geimpft ist (mit Wartezeit), braucht zusätzlich einen Schnelltest.

Dass wir ansonsten nicht mehr im gleichen Boot sitzen, sehe ich ähnlich. Keine Ahnung, wie es bei Euch ist, aber bei uns in der Stadt kann man sich seit Wochen auch ohne Termin mit dem Impfstoff eigener Wahl impfen lassen - auch Jugendliche! Davon wird tatsächlich rege Gebrauch gemacht.
Meine Nachbarin, die für ihren Zweittermin bei der Hausärztin gestern eine Absage bekam, wird es nun auf meinen Rat diese Woche im Impfzentrum erledigen. Und ein Bekannter aus Berlin, der dort mit Astra geimpft wurde und keine Lust hatte, noch länger auf die ihm ebenfalls mit Astra avisierte Zweitimpfung zu warten, ist Sonntag ins hiesige Impfzentrum spaziert und hat sich den letzten Pieks nach Check seiner Unterlagen mit Biontech abgeholt. Seinen 19-jährigen Sohn hat er gleich mitgenommen, der wollte auch. Klappte völlig unkompliziert. Zumindest hier ist es momentan so: Wer will, der kann.

Wer aus medizinischen Gründen nicht kann, ist natürlich anders dran als Leute, die auf ihre Selbstheilungskräfte vertrauen, Covid für eine schwere Übertreibung und Impfstoffe an sich für bedenklich halten. Ich fände es aber absurd, wenn die letztgenannte Gruppe den Takt für alle anderen vorgeben würde. Das geht nicht.
 
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