Nee, nicht nur. Mir leuchtet die These vom Extremismus der Mitte ein: und keineswegs nur bezogen auf die, die sich aus propagandistischen Gründen als "mittig" ausgeben, obwohl sie längst an den Rändern stehen. Es gibt interessante Studien zur Frage, inwieweit rechtsextreme Thesen auch bei Anhängern demokratischer Parteien anschluss- und zustimmungsfähig sind, wenn man die Quellen nur sorgsam genug ummantelt. Dabei kam u.a. heraus, dass unabhängig von der politischer Couleur jeder Vierte dafür anfällig war. Inzwischen sind's wohl eher mehr geworden, aber die neuesten Zahlen habe ich nicht parat. Jedenfalls paart sich die Angst vor einem möglichen gesellschaftlichen Abstieg mit teils maßlos überzogener Elitenkritik ("die da oben") und radikaler Abgrenzung gegenüber Ärmeren, Armen, denen es weitaus schlechter geht, denen man auf keinen Fall angehören will und zugleich nicht die Margarine auf dem Brot gönnt (reflexartiges Bashing von H4-Beziehern als "Sozialschmarotzer").
Es ist eine piefige, engherzige und gleichzeitig autoritätshörige Haltung, die sich nach einer starken Hand sehnt und von kulturrestaurativer Renationalisierung träumt: weil sie tatsächliche oder auch nur herbei phantasierte Nachteile der Globalisierung durch nationalistisches Aufblähen zu beherrschen versucht.
Es geht nicht nur, aber auch um das Erschaffen einfacher Weltbilder. Ganz regressiv.
Schau Dir die USA an, 'klassische' Trump-Wähler: America first! Das sind nicht alles Nazis, natürlich nicht.
Nur wären sie vermutlich ebenso anfällig dafür wie Teile der sog. Mitte in Deutschland oder in Italien, um ein aktuelles Beispiel zu bemühen. Aber Salvini und dessen Umtriebe wären m.E. noch ein gesondertes Thema.