Wien: Naziaufmarsch blockiert / Brutaler Polizeieinsatz fordert Schwerverletzte / Schwangere Frau verliert Kind / Am 17.5.14 haben sich in Wien rund 100 »Identitäre« aus ganz Europa, Neonazis aus dem vorwiegend studentischen Milieu, zu einem Aufmarsch versammelt. Losung der zusammengerotteten Faschisten war der Protest gegen die EU »des Globalkapitalismus und der Masseneinwanderung, gegen eine dekadente Multikultizone ohne Glaube, Heimat und Tradition«, wie es in ihrem Aufruf hieß. Doch die »Identitären« kamen nicht weit. Hunderte Menschen blockierten mit zwei Gegendemonstrationen die geplante Route, die über die Mariahilfer Straße – die zentrale Einkaufsmeile der österreichischen Hauptstadt – geführt hätte. So konnten die Rechten nur über Umwege den Ort ihrer Abschlußkundgebung auf dem Museumsplatz erreichen. Anschließend wurden sie von der Polizei per U-Bahn in ein Lokal eskortiert. Am Platz eskalierte dagegen die Situation. Mehrere Gegendemonstranten berichteten im Gespräch mit junge Welt, wie aufgeputscht wirkende Polizisten die Menschenmenge ohne Vorwarnung attackierten. Mit Schlagstöcken wurde in die Antifaschisten geknüppelt, die sich zu Ketten eingehakt hatten. Dem folgte – wieder ohne Vorwarnung – ein massiver Pfeffersprayeinsatz. Auf Opfer, die wehrlos am Boden knieten, um sich die Augen auszuwaschen, wurde eine weitere, mindestens zehn Sekunden dauernde Salve des Reizgases abgefeuert. Auch als andere Antifaschisten in dem großen Gedränge »nicht schnell genug« über einen Zaun abseits des Platzes klettern konnten, wurden sie Ziel von Pfeffersprayeinsätzen. »Das war eine Menschenjagd«, so Augenzeugen gegenüber jW. Erst daraufhin seien Steine geflogen. Eine Gewerkschafterin, die zu ihrer in einem Polizeikessel festgehaltenen Tochter wollte, wurde von Beamten so brutal getreten und gestoßen, daß sie einen doppelten Knöchelbruch erlitt. Sie mußte im Krankenhaus notoperiert werden. Kollegen der Frau berichteten, ihre vollständige Genesung werde ein Jahr dauern. Auch danach werde sie vermutlich nie wieder normal gehen können. Vier weitere Frauen wurden ebenfalls verletzt. Eine von ihnen traf es besonders schwer. Sie wurde bei einer Drogerie in der Josefstädter Straße von Beamten niedergerungen. Zeugen bestätigten gegenüber jW, daß die Angegriffene mehrmals deutlich hörbar darauf hinwies, schwanger zu sein. Es nutzte ihr nichts. Wie das Rote Kreuz erklärte, verlor die Frau in Folge der Polizistenschläge ihr Kind. Ein Beobachter berichtete: »Als die Rettung gekommen ist, weil eine der Verhafteten eine Panikattacke erlitt, haben sie ihre Helme gegen das Barett getauscht und erklärt: ›Jetzt samma wieder friedliche Burschen.‹«