AW: Der letzte Osmane
In den Kinos läuft seit ca. einer Woche der Film:
Der letzte Osmane. Schon bei der Ansicht der Vorschau hatte ich Magenschmerzen. Nun lese ich im Spiegel, dass nach der Ansicht des Filmes nicht nur Magenschmerzen sondern ein Magengeschwür zu erwarten ist. "Tal der Wölfe" Teil 2
Hat einer den Film schon gesehen?
Liebe DameTR,
der Film hört sich wirklich grauenhaft an.
Ich wollte mir ursprünglich damals auch gemeinsam mit meinem türkischen Freund "Tal der Wölfe" ansehen, einfach um mir eine eigene Meinung darüber zu bilden. Aber dann war uns doch nicht danach, weil uns bereits die Fernsehberichte und Interviews über das davon so begeisterte türkische Publikum sehr abschreckten. Wir wollten uns dann doch lieber nicht dieser unangenehmen Atmosphäre aussetzen...
Solche einseitigen, nationalistischen Zerrbilder, die nur dazu dienen, die Völker gegeneinander aufzuhetzen und Klischees und Vorurteile zu bedienen, finde ich schrecklich. Egal in welchem Land.
Schlimm, wenn sich junge Deuschtürken hier solche gewaltverherrlichenden Machotypen zum Vorbild nehmen. Bei jungen Leuten, die sich womöglich gerade sowieso in einem Idenditätskonflikt befinden und mit ihrer Situation gerade unzufrieden sind, trifft so ein populistisches, nationalistisches Gedankengut ja nur allzu oft auf fruchtbaren Boden. Da muss man nicht viel nachdenken. Die Feindbilder sind klar definiert. Und man kann sich dadurch, schon allein seiner nationalen Herkunft wegen, aufgewertet und überlegen fühlen.
Dieses Phänomen kennt man ja leider gerade auch nur allzu gut von einigen deutschen Jugendlichen, die für solche platten, einseitigen Geschichtsbilder eine dankbare Zielgruppe sind. Anstatt sich umfassend zu informieren, zu differenzieren und selbst nachzudenken, plappern sie einfach eine vorgefertigte Meinung nach. Das ist natürlich auch sehr viel bequemer.
Sicher ist es auch kein Zufall, dass ausgerechnet zu Zeiten, wo sich kritisch und differenziert äußernde Türken wie Orhan Pamuk in Deutschland grosse Erfolge feiern, solche Filme auf den deutschen Markt kommen.
Wem die komplizierten Gedankengänge solcher hervorragender Schriftsteller zu kompliziert und zu schwer verständlich sind, der konsumiert eben lieber so eine türkische "Rambo-Version".
Komisch, dass gerade diejenigen, die die "us- amerikanische Unkultur", ihre vereinfachenden, überheblichen und einseitigen Darstellungen am meisten beklagen, sich auf das gleiche Niveau begeben müssen. Damit sind sie keinen Deut besser.
LG cassandra
