Ich habe diese Rede noch nicht gesehen.
Seit Ronald Reagan spätestens machen ja alle Präsidentschaftskandidaten auf religiös. Außer Trump, dessen aussereheliche Eskapaden nicht zu übersehen waren; dafür lieferte er Politik: Erzkonservative Besetzung neuer Richter auf Lebenszeit, Israel. Und man fragt sich immer bei amerikanischen Präsidenten: Wie ernst darf / soll / muß man das nehmen.
Bei Biden aufgrund seiner Familiengeschichte sehr ernst. Wenn Du Frau und Kind und viel später noch deinen Sohn an den Tod verlierst, dann machst Du mit dem lieben Gott keine Witze mehr. Dann brichst Du mit ihm, oder vertraust Dich ihm erst Recht an.
Ich hatte das nur nicht übereingekriegt damit, daß die meisten konservativen Katholiken Stimmung machten gegen ihn: Weil er eben z.B. für Abtreibungsrecht eintritt, was für konservative Katholiken absolutes No-Go ist. Was für ein Katholik ist das dann? Nun, der Name “Karl Rahner” spricht Bände.
Entgegen
@Mendelssohn bin ich der Ansicht, daß Josef Ratzinger in der Theologie sehr wohl eine durchaus ernstzunehmende Nummer war, nicht nur und nicht erst aufgrund seines kirchenpolitischen Einflusses. Den hat er überhaupt erst bekommen aufgrund seiner theologischen Expertise. Vieler seiner Sachen sind übrigens auch für Laien sehr verständlich – Und auch für Nichtchristen hochspannend. (
Nicht das Jesus-Buch!) Ratzinger hat Standartliteratur geschaffen, die man die nächsten 50 Jahre lesen kann, teilweise sollte.
Rahner wird noch in 500 Jahren studiert werden. Dieser Mann hat einen ungeheuren Durchbruch geschaffen, der weit über die Theologie hinaus bedeutsam ist, mit seinem ganz eigenartigen Kant-Heidegger-Gebräu. Der ist es überaus wert gewesen, daß man aus den USA sich für fünf Jahre über den Teich begibt in das beschauliche Münster.
Kirchenpolitisch allerdings ist Rahner eindeutig als Linkskatholik zuzuordnen. Das macht Biden gleich selbst bei Katholikens unbeliebt. Unter den Linkskatholiken aber wieder ist Rahner erzkonservativ. Über den seinerzeit weitaus bekannteren Hans Küng sagte er, mit diesem könne er zukünftig nur noch reden wie mit einem liberalen Protestanten, was diesem sehr bitter verletzt hatte. Bei wirklich großen Denkern sind “rechts” und “links” ohnehin problematische Begriffe; zumindest bei denen, die zutiefst verwurzelt sind in einem Denken, das weit zurück reicht hinter der Französischen Revolution und der Aufklärung, wo solche Begriffe erst ihren Sinn erhalten. Progressiv ist Karl Rahner; man nennt ihn den
Holy Ghost Writer des Zweiten Vatikanischen Konzils. Generell politisch schlug sein Herz zwar auch links, aber nicht so explizit politisch wie einer seiner Meisterschüler Johann Baptist Metz, bei dem
@Mendelssohn die Ehre hatte,
zu studieren. Man wird mit Rahner nicht leicht fertig, so ein Ausnahmedenker ist nicht einfach einzuordnen.
Und einen solchen linken, offenen Geist in konservativem Korsett möchte ich dann auch erst einmal Joe Biden unterstellen.
Davon ab. Joe Biden ist Katholik. Das ist in den angelsächsischen Ländern durchaus ein Problem. Auch Tony Blair ist Katholik; er hat sich allerdings erst überzutreten getraut, als er nicht mehr im Amt war. Im UK freilich ist die anglikanische Kirche Staatskirche; die Vereinigten Staaten aber haben ja eine wichtige Wurzel in denen, die aus religiösen Gründen gerade geflohen waren vor dem Zugriff der Katholischen Kirche. Um die Bible-Belt-Christen für sich zu gewinnen, muß er betonen: Anders als mein Vorgänger bin ich zutiefst geleitet von meinem Glauben an Gott. Der auch und gerade Versöhnung beinhaltet.
(Wollte ich die ganzen Tage schon loswerden
)