Erdogan zürnt mit der EU. Das ist gewachsen. Und dies zum Teil zu Recht. Merkel ist an diesem Zorn mit Blick auf ihre Anfangsphase (habe ich schon mehrfach hier beschrieben) nicht unschuldig.
Wütend ist Erdogan eher nicht. Nur nicht gut beraten bzw. informiert. Das Speichelleckersystem dreht ihm den Strick: also alle sagen, was er hören will. Bis es knallt. Und es wird knallen.
Dafür widerwillig ein "gefällt mir" von mir ... wie öfter bei deinen Beiträgen. Weil sie mir eigentlich erst mal nicht gefallen, aber dann doch so gut sind, daß ich doch ein respektierendes, anerkennendes "gefällt mir" zollen muß. Was nicht heißt "ich stimme zu". Gefällt mir gerade deswegen. [/END METADISKUSSION]
Merkel war mit Sarkozy führend darin, der Türkei die EU-Türe vor der Nase zuzuschlagen, als die Türkei im Grunde beinahe den Fuß schon in der Türe hatte – Den Fuß in die Türe zu stellen dabei war. Gerade unter Erdogan so nahe an die EU herangeführt hatte wie noch nie zuvor; mit anscheinend ja bleibenden Errungenschaften wie die Abschaffung von Mißhandlungen, gar Folter in Polizeigewahrsam. Und Schröder hatte ja auch Recht mit seiner Feststellung, daß Merkel hier ausbrach aus einer deutschen traditionell türkeifreundlichen Politik, auch noch unter Helmut Kohl – Traditionell: Schon vor Bismarck.
Da werden wohl noch viele Abhandlungen drüber geschrieben werden, ob die gegenwärtige Entwicklung der Türkei der Merkel Recht gibt – Oder im Gegenteil von ihr mit verschuldet wurde.
Ich habe die These gehört von einem (von mir sehr geschätzten) Erdogan-Fan: Erdogan sei nie wirklich interessiert gewesen an einem Türkei-EU-Beitritt, das sei für ihm nur ein Argument gewesen und die EU ein mächtiger Bündnispartner, um die Türkei rauszuhauen aus dem Kemalismus, der im Prinzip Militärdiktatur. Andererseits kenne ich auch das Argument von Cem Özdemir: Erdogan sei damals so mächtig noch nicht gewesen in der Türkei, vielmehr angewiesen auf seine innertürkischen Bündnispartner auf EU-Kurs. Hätte man die Türkei energischer auf EU-Option gefördert, hätte man diesen Partnern mehr ermöglicht, Erdo einzuhegen.