Erinnerungen

univers

Well-Known Member
ich habe es verpasst während meines Aufenthalts in der BRD Erinnerungen der Beteiligten des 2. Weltkriegs mitzubekommen, sei es dass ich nicht danach gefragt habe oder die Betroffenen nicht erzählen wollten, auch wenn ich eine Frau (meine Tante sozusagen) gekannt habe, deren Gesicht wie ich es auf Umwege erfuhr, vom Krieg gekennzeichnet war, es war gänzlich verbrannt und vernarbt.

Aber wart ihr, die mit Migrationshintergrund ausgenommen, so neugierig und habt ihr eure älteren Verwandten wie Vater, Großvater, Mutter, Onkel usw. schon mal nach dem 2.Weltkrieg befragt, soweit sie es miterlebt haben, wie es war?

Ich weiß z.Bsp. von meinem Großonkel. wie es erzählte, dass er während des 2. Weltkriegs vier Jahre Militärdienst leisten musste und die Leute in seiner Heimat nur Hirse als Essbares zur Verfügung hatten, auch wenn die Türkei im 2. Weltkrieg neutral blieb.
 

beren

Well-Known Member
Der eine Polizeibeamte, der damals in unsere Klasse kam, um uns die Verkehrsregeln beizubringen, erzählte, dass sie nach dem Krieg aufs Brot Zucker streuten und dann mit Wasser etwas anfeuchteten. Also praktisch als Schulbrot, weil es im oder nach dem Krieg nicht viel zum Essen gab.

Eine sehr alte Nachbarin lebte immer noch wie nach dem Krieg. Sie tunkte ihr Brot in Kondensmilch, das war ihr Abendessen. Ehemann im Krieg verstorben/ Gefangenschaft. Meine Eltern haben ihr geholfen und ihr zur staatlichen Unterstützung und Hilfe verholfen. Sie war taub, weshalb mein Vater ihr ein Lichteralarm an die Türklingel montierte. Anfangs war die Frau dagegen. Ihre Klamotten schneiderte und nähte sie immer noch selber.

Der Vater meines Mathematiklehrers war wohl aktiv gegen Hitler tätig... daran erinnere ich mich aber ganz schwach.

Andere Geschichten folgen, wenn ich mich wieder daran erinnere.
 

beren

Well-Known Member
Die Biolehrerin aus der Grundschule hat bestimmt auch viel erzählt. Da müsste ich aber meine Schwester fragen, da zugleich ihre Klassenlehrerin. :)
 

Sabine

Well-Known Member
Habe im Wahlpflichtkurs Geschichte 8. Klasse mal ein Refarat übers Leben bei uns im Dorf im 2. Weltkrieg geschrieben und dazu die Schwester meiner Oma interwiewt.

Hier gabs wenige Tage vor Kriegsende noch ne Panzerschlacht mit den Engländern wo auch viele Zivilisten starben wegen Handgranate in Bunker mit Dorfbewohnern geworfen etc.

Später hat der Lehrer das Refarat noch bei irgendeinem Wettbewerb eingereicht (ohne mein Wissen) und ich habe sogar noch n Buch dafür gewonnen.

Mein einer Opa ist leider in Russland geblieben und der andere hat trotz viel Fragerei ungern über seine Erlebnisse gesprochen.
 

ege35

Well-Known Member
Sehr viele wird es nicht mehr geben, die den Krieg bewusst miterlebt haben. Zur Nachkriegszeit gibt es sicher mehr Informationen.
 

Junimond

Active Member
die Generation 2. Weltkrieg dürfte gerade aussterben! Mein Opa, geboren 1909 und verstorben 2007, hatte noch ein paar Geschichten auf Lager.....aber die Generation danach dürfte schon Probleme haben! Wieso nun gerade Gastarbeiter Berührungspunkte haben könnte, erschließt sich mir nicht? Kannst Du mal auf den Punkt kommen, was Dich in diesem Zusammenhang bewegt?!
 

univers

Well-Known Member
die Generation 2. Weltkrieg dürfte gerade aussterben! Mein Opa, geboren 1909 und verstorben 2007, hatte noch ein paar Geschichten auf Lager.....aber die Generation danach dürfte schon Probleme haben! Wieso nun gerade Gastarbeiter Berührungspunkte haben könnte, erschließt sich mir nicht? Kannst Du mal auf den Punkt kommen, was Dich in diesem Zusammenhang bewegt?!
Der Leid, den die Menschen erlitten und der sie geprägt haben muss aber vor allem wie es die nachfolgende Generationen eben durch die Erzählungen der Beteiligten geprägt hat.
Explizit mein Berührungspunkt wäre, ob die folgenden Generationen durch mittelbare Vermittlung sich humanitärer entwickelt haben...ob sie mitfühlten, verstanden haben zu mindestens über das damalige Leid nachdachten.

Ich finde mann muss versuchen solches Leid sich zu vergegenwärtigen und nicht vergessen, im Namen der Menschlichkeit.
 

alteglucke

Moderator
Wir sind in der Schule mit Aufklärung über den Nationalsozialismus praktisch totgeworfen worden. Meine Nachfragen in meiner Familie waren aber wenig erfolgreich. Meine Eltern sind erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg geboren; sie erinnern sich vor allem an Flucht, Bomben und Hunger.
Meine Tante war 1933 ein Teenager; sie fand Männer in Uniformen schick und glaubte, ein Krieg wäre ein spannendes Abenteuer. Dass die jüdischen Nachbarn verschwanden, ist ihr zwar aufgefallen, hat sie aber nicht hinterfragt.
Mein Onkel und mein Opa haben vor allem von der Kriegsgefangenschaft erzählt: beide haben sie offenbar als eher angenehm erlebt - der eine in Schottland, der andere in Italien. Mein Opa bezeichnete diese Zeit sogar als die schönste seines Lebens.
 

alteglucke

Moderator
Ach ja: ob wir uns durch die Beschäftigung damit humanitärer entwickelt haben? Ich weiß es nicht, wie sieht's denn von außen aus?
 
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