Frohes Fest wünschte man mir...

univers

Well-Known Member
TEIL I;

Deutschland Impressionen am Heiligabend;

wollte eine Verwandte im Krankenhaus besuchen, der eine Operation wegen eines verrutschten Kabel in die ausgetauschten Herzgefäße bevorstand.
Eine miese Sache, was so ein Kabel verursachen kann.
Sie lag im Uniklinikum der nächsten Großstadt, nennen wir es Düsseldorf und um dahin zu gelangen mußte ich Bahn, Bus und Straßenbahn nehmen bzw. zu Fuß laufen.

Also von Köln nach Düsseldorf mußte ich.
Der Kölner Hauptbahnhof war ein voller Menschen und selbst ein Chor war anwesend, sie sangen Weihnachtslieder.

In Düsseldorf angekommen, war es etwas ruhiger in der Bahnhofshalle. Jedoch wunderte es mich, wo diese Menschen herkamen, wenn man bedenkt, dass mit Ausnahme der vielen Taxen, die Strassen schon um 18.00 Uhr, wie zur Zeiten des Sonntagsfahrverbots aus den 70'gern leer gefegt waren. Waren alle auf der Durchreise?

Jedoch wollte ich eine Kleinigkeit essen. Ein Imbisswagen stand am Platz vor dem Bahnhof und ich bestellte mir eine Currywurst. Eine dunkelhäutige Frau bediente, 2 Pakistani aßen nebenan.
Während ich so aß, wurde ich auf einen Mann aufmerksam, der sich auf dem Weg zur Bahnhofshalle befand und inmitten seines Ganges, langsam in die Knie ging, ließ meine Curry am Imbisswagen und eilte zu ihm, da es so aussah, als würde er gleich niederbrechen. Fragte, ob ich ihn helfen könnte. Erstaunlich, dass er gerade ma über 20 Jahre alt war. Er meinte, es ginge, er wäre nur sehr müde. Ich riet ihn sich zu setzen und er schaute sich nach einem geeignetem Platz um.

Um mich erstmal zu orientieren, wo das Krankenhaus sich befand und wie ich dahin kommen könnt, ging ich umher und schaute nach einem Stadtplan.
Ich hasse es Leute nach dem Weg zu fragen, solange ich mir selbst helfen kann.
Insgeheim wünschte ich mir, einen Internetcafe zu finden, um mittels Google Map heraus zu finden, wie man dahin gelingen könnte.
Einzelne Passanten, die fast ausnahmslos jugendliche und ausländischer Herkunft waren, füllten das Panorama.
Die Fenster der Wohnblocks waren, wenn man es nicht genau nimmt, zur Hälfte beleuchtet. Daraus folgerte ich, dass die andere Hälfte der Bewohner woanders zur Besuch waren und die, bei denen das Licht brannte, wohl diejenigen waren, die einen Besuch bekommen hätten.

Wanderte einige Straßen weiter und fand eine Telefonzelle..Telefon?
Nicht nur telefonieren konnte man, auch war darin ein Internet Terminal eingebaut.
Das nennt man den persönlichen Nagual!
Warf einpaar Münzen und recherchierte und da ich noch Guthaben über hatte, schaute sogar, was bei TT liefe...:razz:
Klüger geworden schlenderte ich zum Hauptbahnhof zurück, jedoch begegnete ich unterwegs einer Bushaltestelle und dort war auch ein Liniennetzplan angebracht.
Ein älterer Mann saß auf der Bank, die Haare zersaust, der Bart ungepflegt. Ein paar Klamotten lugten aus den Plastiktragetaschen, die er neben sich aufm Boden hatte.
Er trank Bier aus der Flasche.
" Wo wollen Sie hin?" fragte er mich. Ich immer noch
Nach seiner Teint Farbe und Aussprache zu urteilen war er ein Einheimischer.
Der zweite Deutsche, der mir in der Menge auffiel!
Ich immer noch beharrlich, dass ich niemanden bräuchte um meines Weges zu gehen, wollte ihn doch nicht schroff abtun.
Also mischte ich den Namen meines Zieles mit der Bemerkung, dass ich mich etwas orientieren wolle.
Es kam, wie so oft, wenn man gegen das herrschende System rudert.
Er: "Sie befinden sich auf der verkehrten Straßenseite."
Daraufhin redete ich drauf los und wiederholte mich, dass ich von wegen nur der Orientierung wegen schaute..bla..bla.
Er überhörte das alles und war schon drauf fixiert, wie er mir behilflich sein könnte.
Während er redete, dachte ich, wenn es der Nagual war, der mir das Internet auf der Strasse bescherte, dann sollte es auch so kommen, dass ich diesem Obdachlosen in die Hände fiel.
Ich ließ meinen Widerwillen beiseite und fügte mich der Situation.
Er beschrieb mir ausführlich, noch genauer wie Google Map, wie ich dahin kommen kann.
Ich stand in seiner Schuld, also wollte ich etwas um ihn reden, ihm zeigen, dass seine Lage mir bewusst war. Anteilnahme wollte ich zeigen und so lobte ich das Wetter, dass tatsächlich für diese Jahreszeit ziemlich mild war und wenn ich ihm auch keine Bleibe verschaffen könnte, so doch zu mindestens seine Angst vor dem kaltem Wetter nehmen.
Er meinte, dass dieses Jahr das Wetter verrückt spiele und ich behauptete mal, ohne mir über den Wahrheitsgrad bewußt zu sein, dass letztes Jahr um die gleiche Zeit es geschneit hätte. Dabei dachte ich an den Winter vor 2 gar 3 Jahren.
Bedankte mich herzlichst und aufrichtig für seine Anteilnahme und drückte ihm die Hand, wünschte ihm eine frohes Fest, wobei ich mir dabei heuchlerisch vorkam.
Was ist daran festlich, bei 3 Grad draußen, ein Bier an einer Bushaltestelle zu trinken?
Und war dabei mich davon zu machen.
Er: "Hätten Sie ein paar Cent für mich übrig?"
Klar.
Denn, solche Gaben sind in meinen Augen keine Almosen.
Sie sind eher menschliche Gedächtnis Gemeinsamkeiten. Das Erinnern, besinnen an den Wesen Mensch, in diesem unendlichem Universum.
Ich gab ihm mein letztes Kleingeld, außer die 2 Euro Münze, die ich für den Ticket aufbewahrte.
Und ging davon, er rief mir fröhlich ein gesegneten Fest hinterher, ohne auf mein undeutsches Aussehen zu achten, dass ich womöglich kein Weihnachten feierte.
Aber genauer gesehen bin ich doch der Stiefbruder von Jesus Christi, dachte ich ernsthaft.
Denn sind wir Lebewesen nicht alle Gottes Kinder?!

Auf den Rat und der Wegbeschreibung des Obdachlosen hin, begab ich mich zur der nächsten Haltestelle. Eine Straßenbahnhaltestelle war es.
Dort warteten noch ein paar Leute, mit Ausnahme eines anderen Obdachlosen, der auf eine niedrigen Mauer saß und sein Bier trank, waren es wieder Dunkelhäutiger.
Ich staunte, dass in Düsseldorf viele Pakistani oder Inder lebten, als wie Türken, zu mindestens waren diese noch unterwegs.
Ich vergaß mich um den Ticket zu kümmern. Denn der neue Obdachlose nahm meine meine Aufmerksamkeit in Anspruch
Als er zum nächsten Kiosk lief, wohl um sein Bier Bedarf zu decken, hatte er eine Gangart, als würde er auf Glatteis laufen.
Er hob die Füße nicht, schleifte sie und das um einige Zentimeter. Um die 50 schien er zu sein. Auch ein Einheimischer.
Gott, wie kann man sich derart verunstalten!

Schließlich kam die Bahn und ich fuhr damit bis irgendwohin, stieg in eine andere Straßenbahn um und die fuhr bis zu einer Endstation.
Mußte noch an die 1 Km. zu Fuß laufen, aber letzthin kam ich zum Krankenhaus.
Und immer noch war ich in dieser Großstadt, außer einigen Pakistani, eines der wenigen Passanten auf der Straße.
Unterhielt mich mit meiner Verwandten, alberten was rum und verabschiedete mich.

Im Nachhinein ist mir nun klar geworden, wieviel Leid mir zur Schau gestellt wurde.

Aber ich sollte aufm Rückweg eines besseren gelehrt werden.
 
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