Ich habe von Fußball keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie die Fans ticken.
Aber für mich ist das Problem die verlogene Verteidigungslinie des DFB:
Grundsätzlich nahm Bierhoff Özil und Gündogan erneut in Schutz. "Sie haben einen Fehler gemacht. Aber für uns zählt vor allem die Intention. Sie war nicht bösartig, nicht politisch getrieben, sondern naiv, gedankenlos", sagte der 50-Jährige.
Die beiden sind umgeben von einer Wolke von PR-Beratern, deren Job es ist, zu verhindern, daß jemand genau so, naiv, gedankenlos in so ein PR-Desaster rennt. Die beiden haben sich entschieden, es trotzdem zu tun. Das heißt, es war ein bewußtes, politisches Vorgehen, sich in diesem entscheidenden Wahlkampf für Erdogan einzusetzen. Dann sollen sie auch dazu stehen. Sagen, warum ihrer Meinung nach Erdogan ein toller Präsident ist. Was er alles Tolles für die Türkei getan hat. Krankenversicherung, Autobahnen, Flughafen, Wirtschaftswachstum. Kann man ja.
Ich weiß nicht, ob das bei den Fans was nützt. Wie weit die bereit sind, anzuerkennen, daß man Erdogan auch anders sehen kann, als großen Glücksfall für die Türkei. Aber es wäre wenigstens ehrlich.
Was der DFB auch übersieht, das ist der Springer-Faktor. Der Springer-Verlag hat sich jahrelang bemüht um und geworben für deutsch-türkische Freundschaft. Und hat nichts als Feindschaft erfahren. Kai Dieckmann kann nicht einmal mehr, wie er es früher jedes Jahr machte, in der Türkei Urlaub machen, ohne gestalked zu werden von von der Presse aufgesetzten Erdo-Fans.