Gejagt, bedroht, gedemütigt

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INDISCHE STUDENTEN IN AUSTRALIEN

Gejagt, bedroht, gedemütigt

Von Hasnain Kazim
Indische Studenten in Australien leben in Angst: Die Zahl rassistisch motivierter Überfälle steigt rapide. Jetzt beschäftigen die Attacken die Spitzenpolitik. Die Regierung in Neu-Delhi verlangt ein stärkeres Engagement der Australier, um die Probleme in den Griff zu bekommen.

Hamburg - Dass es gleich zweimal innerhalb von zwei Wochen passieren könnte, hat Kamal Jit, 23, nicht vermutet. Vor 14 Tagen war der Student aus Indien von Maskierten mit Eiern beworfen worden, als er, aus Melbourne kommend, im Vorort St. Albans aus dem Zug stieg.

Verängstigt war Jit nach der Attacke in seine Studentenbude gelaufen, hatte sich gewaschen und gehofft, dass ein solcher Vorfall eine Ausnahme in seinem Leben bleiben würde. Am nächsten Tag hatte er die Attacke sicherheitshalber der Polizei gemeldet - wer weiß, vielleicht erwischen sie diese Typen ja.

Am Sonntagmorgen, kurz vor zwei Uhr, steigt Jit erneut in St. Albans aus dem Zug. Vorsichtig geworden seit dem Eierangriff, blickt er sich aufmerksam um. Drei Männer in einem geparkten Auto kommen ihm verdächtig vor, er macht einen großen Bogen um das Fahrzeug. Ein kurzer Gedanke: Gott sei Dank, die tun mir nichts.

Nahe einer Pizzeria auf dem Weg nach Hause sieht er das Auto wieder. Zwei Männer steigen aus. Sie kommen auf ihn zu, stoßen ihn zu Boden und verpassen ihm einen Schlag auf den Kopf, vermutlich mit einer Eisenstange. Jit verliert das Bewusstsein. Ein paar Minuten später finden ihn ein paar Mitstudenten, er blutet, sie bringen ihn ins Krankenhaus.

Schlechte Stimmung unter den Einwanderern

So gab es Jit bei der Polizei zu Protokoll, nachdem ihm Ärzte mit sieben Stichen die Platzwunde genäht hatten. In ein paar Tagen dürfte sie verheilt sein. "Es ist schlimm", sagt Jit der australischen Zeitung "The Age". "Wir zahlen für das Studium eine Menge Geld, wir leben weit entfernt von unserer Heimat und unseren Familien, und wir leben hier völlig ungeschützt."

Nach Polizeiangaben ist der Übergriff auf Jit bereits der zwölfte Vorfall dieser Art allein in St. Albans. Die indischstämmigen Studenten haben die Sache jetzt selbst in die Hand genommen: Seit einer Woche versammeln sie sich abends am Bahnhof der Vorstadt, um ankommenden Kommilitonen Schutz zu bieten. In der Nacht von Samstag auf Sonntag vergaßen sie aber, dass der Fahrplan später als werktags endet - Pech für Kamal Jit. Er sagt jetzt, er wolle nicht länger in St. Albans leben.

Die Stimmung unter Australiens Einwanderern ist angesichts solcher Angriffe auf einem Tiefpunkt angelangt. Sie leben vor allem in den beiden Metropolen Sydney und Melbourne, in beiden Städten hat es in den vergangenen Wochen zahlreiche Attacken gegeben - auf Inder und auf indischstämmige Australier. Bei zwei Messerattacken wurden die Opfer schwer verletzt - beide waren Studenten.


Australien zählt derzeit knapp 415.000 ausländische Hochschulbesucher, davon alleine 90.000 aus Indien und etwa genauso viele aus China - eine beachtliche Zahl bei einer Gesamtbevölkerung von nur 21,4 Millionen Menschen. Das Studium in Australien ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, Experten schätzen, dass Universitäten und Bildungseinrichtungen des Landes allein durch ausländische Studenten rund 15 Milliarden australische Dollar (8,6 Milliarden Euro) jährlich einnehmen.
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Schon krass, hät ich nie gedacht. Aber wenn man dort nicht lebt bekommt man von deren problemen auch nie etwas mit.
 
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