Goodbye (April 2005)

P

pauline09

Guest
Eigentlich keine Geschichte, zumindest keine erfundene, aber Univers fragte in einem anderen Thread, wie man mit Traurigkeit umgeht. Da fiel mir diese Mail wieder ein, mit der ich mal eine Handvoll guter Freunde über meinen (wie nennt sich das mittlerweile bei Facebook & Co.?) 'geänderten Beziehungsstatus' informiert habe. Das sparte viele Erklärungen und war dann auch gut so.

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Ihr Lieben,

da ich nicht glaube, dass ich in der nächsten Zeit fähig oder in der Lage sein werde, die harmlose Frage zu beantworten, wie es mir geht, ohne einen Tränenstrom zu produzieren, möchte ich Euch mitteilen, dass O. und ich uns getrennt haben. Genauer: er hat sich von mir getrennt. Heute abend. Aus einem völlig banalen Grund, der bei Licht besehen gar keiner ist. Nein, es gibt keine andere Frau. Sagt er. Aber vielleicht wollte er mich bloß schonen. –

Wie auch immer, er hatte zumindest den Anstand, es dem Kind selbst mitzuteilen und ihm zu sagen, dass es nicht an ihm liegt und er ihn jederzeit anrufen kann. Ich weiß nicht, ob es das für M. leichter macht. Vielleicht. Er tut mir so leid; ich wollte das nicht, wollte die Trennung nicht, wollte ihn davor beschützen. Aber es hat nicht geklappt.

Ich habe, wie in solchen Fällen wohl üblich, auf den letzten Metern noch einige dumme Dinge getan und gesagt. Zum Beispiel, dass ich ihn liebe, zum Beispiel, dass ich immer noch bereit wäre, um die Beziehung zu kämpfen; zum Beispiel, dass es keinen Sinn macht, reisende Leute aufzuhalten, und dass er, wenn er wirklich glaubt gehen zu müssen, ruhig gehen soll. Als er’s tat, bin ich ihm hinterhergerannt bis auf die Straße. Wir haben uns angeschaut und geschwiegen. Ich hatte gehofft, dass er was sagt, aber er hat nichts gesagt; er sagt nie was. Es hat keinen Sinn, habe ich gesagt: Du bist unberührbar; ich habe geweint, mich umgedreht, die Gartentür behutsam geschlossen und bin wieder ins Haus gegangen. Er ist weggefahren. Es fühlte sich irgendwie sehr endgültig an. Danach habe ich M. getröstet. M. schläft jetzt.

Ich möchte, dass Ihr wisst, dass es mir nicht allzu schlecht geht, nur ungefähr so, als wäre ich versehentlich unter einen Lastwagen geraten. Fast hatte ich damit gerechnet. Ein Teil von mir hatte schon länger geahnt, dass er gehen würde, dass er nicht der Typ ist, sich festzulegen, nicht der Typ, Verantwortung zu übernehmen, kein Familienmensch. Jedenfalls nicht in Kombination mit mir. Ich hab es gewusst und ihn trotzdem geliebt; ich hatte nicht so viel erwartet. Jetzt bin ich traurig, verflixt; es fällt mir unendlich schwer.
Aber es ist so. So ist es jetzt.
Und es lag, wie üblich, auch an mir. Vielleicht tatsächlich auch nur an mir. Ich bin ja auch nicht so einfach.

Bitte keine allzu offensichtlichen Beileidsbekundungen. Das wird schon. Mit der Zeit kommt man vielleicht doch in Übung.

M. und ich werden in nächster Zeit womöglich öfters unterwegs und vielleicht auch irgendwie durch den Wind und schwieriger als gewöhnlich erreichbar sein. Ich werde in nächster Zeit wohl einige Geburtstage vergessen, mich nicht melden, wenn Ihr es eigentlich erwartet hättet, dafür aber vielleicht plötzlich in der Strippe hängen und weinerliches, egozentrisches, dummes Zeug reden, wenn Ihr es gerade überhaupt nicht brauchen könnt. Macht Euch trotzdem keine Sorgen; das geht wieder vorbei. Im Grunde brauche und will ich bloß erst einmal Abstand. Drückt uns die Daumen, dass es bald durchgestanden ist. Das Jahr ist noch lang, und der Sommer liegt noch vor uns. Immerhin ein Lichtblick.

Mit traurigen Grüßen


24.04.05, 23.53.09 h
 
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