Hallo alle zusammen

kameleon

New Member
Hallo...
ich würde mich hier gerne eben vorstellen und dabei angeben was der Grund meines logins auf eurer interessanten Seite ist.
Ich bin Studentin der Diplom Sozialpädagogik im letzten Jahr. Ich studiere in den Niederlanden, wo das Studiensystem ein wenig anders ist als in Deutschland. In diesem besagten letzten Jahr arbeiten wir in kleineren Gruppen an einem Projekt.
Das Projekt in dem ich tätig bin beschäftigt sich mit Kulturunterschieden zwischen der westlichen Kultur und unter anderem der Türkischen Kultur. Weiterhin kommen die Surinamische, Antillianische und Marrokanische Kultur vor, ich bin allerdings für unsere Türkischen Mitmenschen zuständig.
Es geht uns darum in der Einrichtung (eine größere in NL; behandlung von psychischen krankheiten) mehr Verständnis und Wissen zu schaffen, sodaß auch die ausländischen mitburger qualitativer behandelt werden können. wir stellten nämlich fest das die Mitarbeiter wenig Wissen über die Inhalte der verschiedenen Kulturen haben und das sie dadurch die Behandlung nicht auf den individuellen Patienen zupassen konnten.
der Grund warum ich euch das erzähle ist das ich noch mehr informationen brauche. Unter anderem geht es sich dabei um den Umgang mit Psychischen Problemen in anderen, in diesem Fall der Türkischen Kultur, Feiertage, Essgewohnheiten, etc...
ich würde mich also freuen wenn ihr auf meine Umfrage reagiert, da ich so nicht nur die Informationen aus der Literturstudie gebrauchen kann, sondern auch die Bestätigung der Richtigkeit durch euch habe. dies ist für mich sehr wichtig, da ich denke das die Informationen und vor allem die Formulierungen in den Büchern sehr geprägt sind vom individuellen Verständnis des Autors...
Wie gesagt, bitte reagiert auf meine Umfrage und helft mir mein Projekt gut ab zu schließen, sodaß ich im Juni völlig happy mein Diplom empfangen kann...
liebe grüße und dank im voraus
Melanie
 

DameTR

Member
Zitat von kameleon:
Es geht uns darum in der Einrichtung (eine größere in NL; behandlung von psychischen krankheiten) mehr Verständnis und Wissen zu schaffen, sodaß auch die ausländischen mitburger qualitativer behandelt werden können. wir stellten nämlich fest das die Mitarbeiter wenig Wissen über die Inhalte der verschiedenen Kulturen haben und das sie dadurch die Behandlung nicht auf den individuellen Patienen zupassen konnten ...
... Unter anderem geht es sich dabei um den Umgang mit Psychischen Problemen in anderen, in diesem Fall der Türkischen Kultur, Feiertage, Essgewohnheiten, etc...

Die Anfrage kommt mir gerade recht, bin ziemlich geladen: War heute Morgen in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung. Eine junge Türkin wurde vor 3 Tagen von ihrem Ehemann dort eingewiesen, weil sie ihn verlassen wollte. Weil die gute Frau aber kaum der deutschen Sprache mächtig ist, wurde sie dazu nicht befragt, sondern nur eingesperrt. Mit Hilfe ihrer Familienangehörigen habe ich davon erfahren. Wir haben die Frau gerade im Frauenhaus untergebracht und eine Anzeige wegen Freiheitsberaubung gestellt.

Bevor die Damen und Herren sich Gedanken zu den kulturellen Eigenheiten oder deren lieblings Speisen machen sollten sie die Telefon - Nr. eines Dolmetscherbüros auswendig lernen oder sie neben das Telefon legen ... für den Anfang wäre dies das mindeste.

Wenn ich mich beruhigt habe ... werde ich auch auf Deine Frage eingehen, sorry
 

kameleon

New Member
Hallo,

Also ersteinmal danke das du reagiert hast...deine Haltung versteh ich voll und ganz. Seit ich in den Niederlanden studiere (fast 4 jahre) habe ich nicht nur die thematik gelernt, sondern auch wie groß die unterschiede zur sozialen Hilfe in Deutschland sind...ich kann dir mit einiger sicherheit sagen das soetwas in den meisten Niederländischen Einrichtungen anders abgelaufen wäre. Das Problem hier ist immernoch das zu viel Nachdruk auf verbalitäten gelegt wird anstatt auch non-verbales Verhalten ein zu beziehen...das wiederum führt dazu das solche probleme sehr schnell ad acta gelegt werden mit den worten: hier liegt ein zu großer kulturunterschied vor und deshalb können wir hier nicht so viel machen. ich frage mich sowieso wieso sie eingewiesen werden konnte nur weil sie ihren mann verlassen wollte....dies ist doch eine typische handlung die darauf schließen lässt das die zuständigen köpfe nicht viel ahnung vom tun und lassen der multikulturellen sozialpädagogik haben....eine deutsche frau würde man auch nicht aus dem Grund in eine klinik einweisen....

ich hoffe das die geschichte ein gutes ende nimmt und find das ihr die Klage auf jeden fall durchziehen müsst....ist ne unmöglichkeit das ganze (wenn mich einer fragt...)
vielen dank trotzdem und viel erfolg damit....
lieben gruß das kameleon
 

DameTR

Member
Zitat von kameleon:
Das Projekt in dem ich tätig bin beschäftigt sich mit Kulturunterschieden zwischen der westlichen Kultur und unter anderem der Türkischen Kultur ...
Es geht uns darum in der Einrichtung (eine größere in NL; behandlung von psychischen krankheiten) mehr Verständnis und Wissen zu schaffen, sodaß auch die ausländischen mitburger qualitativer behandelt werden können.

Unter anderem geht es sich dabei um den Umgang mit Psychischen Problemen ...

So, nun kann ich auch etwas sachlicher an die Frage ran gehen als gestern:

Ich verstehe die Problematik nur zu gut, zu oft sind mir psychisch kranke Menschen (Türken) begegnet, deren Behandlung sich als sehr schwierig erwiesen hat. Es gibt am Niederrhein einige türkische Psychiater deren Patienten endlos lange Wartezeiten auf sich nehmen müssen. Straftätern die zu ihrer Bewährungsstrafe eine Auflage zur Therapie erhalten, ist es kaum möglich dieser effektiv nachzukommen. Sie besuchen irgend eine Gruppe und sitzen dort ihre Zeit ab, ohne das ihnen wirklich geholfen werden kann. Ich bin der festen Überzeugung, daß Sprache sich 50 % Nonverbal gestaltet. Die Ärzte und Pfleger können sich nicht auf das Nonverbal "heraus geschriene", sich aus allen Poren der Menschen zeigende einlassen. Die Körpersprache der jeweiligen Länder ist ihnen fremd.

Die Artikel hier unter: Identitas/Wesenseinheit weisen oft auf Dinge, die Menschen aus unterschiedlichen Kulturen duch ihre Erfahrungswerte trennen.
Besonders unter:Liebe, Flirt & Partnerschaft ~ Verliebt in Tuerkin - kann sowas gut gehen?... habe ich meine Meinung zu den Problemen in der Zwischenmenschlichen Kommunikation hingewiesen, die es durch ein Leben in unterschiedlichen Kulturen gibt. Diese Überlegungen lassen sich auch ohne Weiteres auf eine Arzt - Patientenbeziehung anwenden.

Es geht bei psychisch kranken Menschen doch darum herauszubekommen was sie nicht aussprechen können. Selbst wenn sie der Sprache mächtig sind, bleibt ein Teil ihrer Körpersprache Kultur bedingt den Ärzten verborgen, oder sie werden falsch gedeutet.

Oft werden diverse Test mit den Menschen durchgeführt. Meiner Ansicht nach können diese Tests nicht auf Menschen anderer Kulturen angewandt werden. Das Ergebnis wird verfälscht, weil die dort gezeigten Gefühle und Regungen falsch gedeutet werden, eben aus den Erfahrungswerten der deutschen oder niederländischen Gesellschaft. Ein "hinein - fühlen" ist kaum möglich. Ich habe bei der Behandlung diesen Menschen die gleichen Erfahrungen gemacht wie bei Menschen in binationalen Partnerschaften. Man kommt sich nah, aber erreicht niemals ein nonverbales Verständnis, für den anderen. Jeder führt aus seiner Sicht gesehen das Gespräch, durchsetzt aus eigenen Erfahrungen und Selbstverständlichkeiten. Der Zuhörer bewertet das Gesagte (das Nonverbale, kann nicht verwertet werden) mit seinen Erfahrungswerten und Selbstverständlichkeiten. Sozialverhalten ist nicht ohne Berücksichtigung des nonverbalen Systems zu verstehen. Körpersprache ist im Gegensatz zur verbalen Kommunikation nur schwer zu beeinflusen, sie entzieht sich dem Willen des Menschen. All diese Zeichen bleiben dem Arzt verborgen. Eine effektive Behandlung durch einen Psychiater aber bedarf der absoluten Verständigung.
 

DameTR

Member
Habe gerade eine sehr interessante Sendung im WDR gesehen, welches genau Dein Thema beschreibt, vielleicht kommst Du noch an eine Aufzeichnung dieser Sendung, die sehr Informativ war:

:arrow: Cosmo TV: Unser Thema: Macht Migration krank?

Wer sich in einer fremden Kultur behaupten muss, scheint schneller krank zu werden. Das Sprachproblem ist ausschlaggebend: Fehldiagnosen, erhöhte Behandlungsdauer und Übermedikation sind die Folge. Auch die Säuglingssterblichkeit ist erhöht: Bei den Migranten in NRW ist sie doppelt so hoch wie bei den Einheimischen. Cosmo TV fragt nach: Wo liegen die Ursachen und welche Maßnahmen greifen wirklich?

Zu Gast:
Dr. Ali Kemal Gün, klinischer Psychologe an den Rheinischen Kliniken Köln-Merheim
Dr. Helmut Brand, Leiter des Landesinstituts für den Öffentlichen Gesundheitsdienst Nordrhein-Westfalen :!:

Ich habe dort von einigen interessanten Ansätzen der Bundesregierung erfahren. Es liegen Änderungsvorschläge im Bereich des Präventionssystems vor. Durch die Aufnahme neuer Module soll das Präventionssystem Zielgruppenorient gestaltet werden.

Für mich sehr erschreckend war, daß die Säuglingssterblichkeit bei Migranten, und dort besonders bei den türkisch Stämmigen, doppelt so hoch ist wie bei deutschen Säuglingen. Türkische Frauen würden die Präventionsmaßnahmen nicht oder nur bedingt annehmen. Kaum zu glauben, daß 14 Mill. Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland leben, die durch unser Gesundheitssystem nicht erreicht werden. In Köln gebe es z. B. Geburstvorbereitungskurse in türkischer Sprache. In Höxter seien letzte Woche 2 Krankenstationen (Männer / Frauen) für türkische Migranten eröffnet worden. Die Mitarbeiter dort sind zu meist Türken (ob das eine Lösung ist weiß ich auch nicht, soll man sich freuen oder soll man traurig sein, daß das nach 45 Jahren der Migration noch notwendig ist)
 
K

Kimyager

Guest
Zitat von DameTR:
ob das eine Lösung ist weiß ich auch nicht, soll man sich freuen oder soll man traurig sein, daß das nach 45 Jahren der Migration noch notwendig ist

Es zeigt sich, dass (gegebenenfalls zwangsweise vermittelte) Kenntnisse des Deutschen unerlässlich sind.

Sollte es für die Betreffenden quälend ist, sich mit den Grundzügen der deutschen Sprache vertraut zu machen (Was mich besonders ärgert: Wegen diesen Individuen geraten wir alle in Verruf, aber das ist ein anderes Thema.), muss man sich fragen, ob ein Aufenthalt hierzulande Sinn macht, wenn die Gesundheit aufgrund fehlender Sprachkenntnisse in Mitleidenschaft gezogen wird.

Ohne Druck geht es nun einmal nicht.
 
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