Heimwerker-Terror

  • Ersteller des Themas Anouk
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Anouk

Guest
Schon bei der ersten Begegnung im Hausflur hätte ich es ahnen müssen. Einer supernetten Begrüßung samt superfreundlichen Lächeln folgte sofort der Hinweis auf eine bevorstehende Renovierung. Vorübergehend könne es "ein bisschen lauter" werden. Dann aber werde die Strumpfsocken-Ära anbrechen, versprachen sie ungefragt. Aha!, neue Nachbarn im Flüstermodus, dachte ich amüsiert. Seit kurzem weiß ich es besser.

Das Brecht'sche Bonmot, dass man Menschen mit einer Wohnung wie mit einer Axt erschlagen kann, funktioniert offenbar auch umgekehrt: Mensch entkernt Wohnung mit Wucht – und nebenbei Nerven von Nachbarn. Über unseren Köpfen tobt seit Monaten ein akustisches Inferno. Der eindrucksvollen Ouvertüre – sonntags war’s, als vereinzelte, mächtige Hammerschläge die Wände erbeben ließen – folgte der konzentrierte Einsatz von Schlagbohrern, Stemmeisen und weiteren phonologisch hochinteressanten Instrumenten.

Inzwischen habe ich gelernt, dass die Heimwerker-Woche sieben Tage, der Arbeitstag zehn Stunden und die Apotheke an der Ecke Ohrstöpsel parat hat. Leider verkauft sie nichts, womit ich meinem Wunsch nach einem sofortigen Baustopp Nachdruck verleihen könnte.

Nicht, dass ein bisschen Trubel mich nervt. Im Gegenteil. Mit nostalgischer Verklärung gedenke ich dieser Tage sogar jener kauzigen Kollegen, die mir die Ausbildung mit Abgründen der Volksmusik versüßten – nonstop und mit beachtlicher Phonzahl. Wellness fürs Trommelfell, scheint's mir inzwischen - aber ach!, zu spät...
Das grausame Schicksal beschied es mir, im Hier und Jetzt ohne Roy Black, Katja Ebstein und die Wildecker Herzbuben, dafür aber mit kakophonisch vor sich hinlärmenden Nachbarn auskommen zu müssen. Zwar sehen die auch schon etwas k.o. aus, aber mein Mitleid hält sich in Grenzen. Für die nächste Phase haben sie schweres Gerät angekündigt...

Besten Dank auch!
 
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