Ich bin Deutsche in einer türkischen Familie

LoveNikki

New Member
Hallo alle zusammen,

kurz und knapp: ich habe die deutsche Kultur, ihre Werte und Normen für mich entschieden und der Türkei den Rücken zugekehrt. So bin ich. So wurde ich geboren. Ich bin sehr türkisch aufgewachsen, hatte also viel Kontakt mit der türkischen Kultur, aber schon als Kleinkind immer eine Abneigung dagegen. Es ist einfach nichts für mich. Und nur weil ich da rein geboren wurde, muss ich mein Leben nicht auf eine Art und Weise führen, die ich nicht möchte.

So, meine Familie ist natürlich durch und durch türkisch. Erst in den letzten Jahren wurde mir klar, dass ich in dieser Familie nur "glücklich" war, wenn ich das, was sie wollten, tue. Ist ja logisch. Bin jetzt 20, wurde erwachsen und will und tue das, was ich für mein Leben möchte. Da kamen natürlich die ersten Meinungsverschiedenheiten hoch. Mit meiner Mutter verstehe ich mich gar nicht mehr.

Angefangen hat es damit, dass ich meinen deutschen Freund mit nach Hause gebracht habe. Er wurde natürlich abgelehnt, weil er ja kein Moslem ist. Sowas macht mich schon richtig wütend. Mensch ist Mensch, die Religion und Nation ist mir egal. Es möchte einfach nicht in meinen Kopf, wie man im 21. Jahrhundert noch so denken kann.
Meine Familie ist homophob, rassistisch und komplett zurück geblieben.

Das sind alle Türken für mich. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber wenn man "durch und durch Türke ist", stimmt das.

Ich bin einfach anders und das passt meiner Familie nicht. Meine Güte, meine Mutter wollte mich an meinen Cousin verheiraten! Mir kam das kotzen, als ich das gehört habe.

Für mich ist was anderes normal bzw. abnormal als für den Rest meiner Familie. Auch wenn ich mein Leben auf meine Weise leben wollte, habe ich nie rücksichtslos gegenüber meiner Familie gehandelt. Ich habe mir nur ein paar Freiheiten genommen, die meiner Familie nicht passte, aber die ich nicht aufgeben wollte. Ich war immer zu Kompromissen bereit und bin ihnen schon mehr als 50% entgegen kommen. So das von meiner Seite.
Meine Mutter ist zu keinen Kompromissen bereit. Sie ist stur und denkt, ich würde mein komplettes Leben zerstören. Für sie bin ich die größte Schl*mpe der Welt, weil ich mit meinem Freund vor der Ehe geschlafen habe. Kein Sex vor der Ehe, sich "aufsparen", war nie etwas, was ich ernst nehmen konnte oder was mir wichtig war.

Was ich eigentlich sagen möchte: ich bin wütend, traurig und enttäuscht. Hilflos, ratlos. Manchmal denke ich, dass ich komplett falsch liege. In der nächsten Sekunde denke ich mir aber, dass das einfach nicht sein kann.

Ich werde wohl ausziehen müssen. Zu meinem Freund. Meine Familie wird mich komplett aufgeben. Als Tochter, als Enkelin, als Nichte. Nur weil ich anders bin als sie. Regel und Normen sind wichtiger als der individuelle Mensch. Sie könnten wohl nicht damit leben.
 

eruvaer

Well-Known Member
Du bist du und darfst du sein.

Wenn deine Eltern auch für ein rasistisches homophobes Leben mit einem Stammbaum als Kreis entscheiden, dann ist das ihre Entscheidung, aber weder richtig, noch gut.
Das mag man in anderen Ländern anders sehen, aber sie haben sich in diesem aufgewachsen lassen und hier darf man frei sein wer man ist.
Ich verstehe völlig, dass du ihnen das entgegen kommen möchtest, es sind deine Eltern, die du liebst und die dich lieben.

Aber zum Leben gehört eben auch das beste für sein Kind zu wollen - und das ist nicht, was man selbst am besten findet, sondern das, was das Kind glücklich macht.
Ich finde das darf man seinen Eltern auch ruhig mal ganz ruhig und friedlich so sagen. Ohne angreifend zu werden oder vorwurfsvoll zu werden.
Das ist ein Tanz auf Messers Schneide. Zugegeben.

Auch wenn sie von Muslime, türkischer Ehe oder Homophobie anfangen, sollte man das nicht als "ihre Kultur" durchgehen lassen, sondern es beim Namen nennen.
"Wie könnt ihr in einem freien Land leben und so rassistisch gegenüber den Einheimischen sein?"
"Wie könnt ihr in einem so freuen Land leben und so homophob/intolerant sein?"
Und ruhig mit einem Zusatz wie:
"Ihr habt mich als liebenden, friedlichen Menschen tolerant und frei erzogen. Warum fällt es euch so schwer das selbst zu leben? Und warum stört es euch so sehr, wenn ich in diesem Land dem ich lebe, mein Glück suche?"

Es es ist absolut nicht leicht das so zu formulieren, dass es bei deinen Eltern nicht als krasser Angriff/Beleidigung rüber kommt und du dann noch den richtigen Ton triffst, weil man ihnen in dem Moment wohl lieber entgegenschreien möchte, wie wütend und enttäuscht man ist - auch das kann man besser leise formulieren, wie sehr es dich verletzt, dass sie die dein Glück schlecht reden und dich von ihnen wegdrängen...

Die letzte Konsequenz wird so oder so irgendwann sein, dass du aussiehst, bevor es ihnen recht ist, mit einem Mann in "wilder Ehe" lebst, bevor es ihnen recht ist, aber signalisiere dabei immer klar, dass es dir weh tut diesen Weg so gegen zu müssen ohne ihre Liebe und Unterstützung auf deinem Weg.

Ich bin zwar nicht türkisch, aber auch meine Eltern - besonders mein Vater - haben völlig andere Vorstellungen gehabt wie mein Leben auszusehen hat. Ich war irgendwie immer das schwarze Schaf der Famile.
Dabei habe ich nichts anderes getan, als meine Brüder, es im Gegensatz zu ihnen nur nicht komplett verheimlicht. :rolleyes:
Es hiess immer die möchten wissen war ich tue - irgendwann hab ich dann eingesehen, dass meine Brüder recht hatten, als sie sagten: nein wollen sie nicht.

Jetzt im Alter werden sie auch viel versöhnlicher, sehen ein, dass sie von mir keine Enkel mehr bekommen und, dass sie mit meinen Entscheidungen leben müssen. Sie sind eben gefällt.
Entweder das oder dick über Dinge ärgern, die sie nicht ändern können und bis ans Ende aller Tage darüber streiten - das schien ihnen irgendwann dann wohl zu anstrengend.

Ich habe es übrigens immer so formuliert:
"Ja, zu deiner Zeit war das vielleicht normal, aber heutzutage gehört sich das einfach nicht mehr!"
Beispiele (vieles davon trifft nur auf meinen Vater zu):
- Kindern einen "Klaps geben"
- Homophobie
- kein Sex vor der Ehe, vor der ehe zusammen leben
- als Frau einen Mann suchen der einen aushält und sich um die Kinder kümmern
- keinen Ausländer als Partner
- kein schlechtes Erbgut in die Famile bringen (wenn der Partner zB behinderte Verwandte hat oder viele Herzinfarkte oder psychische Krankheiten oder oder)

Man/n braucht gar kein Türke zu sein um ein Ar.....ch zu sein ;)
Und Eltern sein heisst noch lange nicht, dass man nicht auch Fehler hat und macht...

Also gehe einfach weiter deinen Weg.
Du kannst wahrscheinlich eh nichts daran ändern, dass deine Eltern diese komischen Vorstellungen als viel zu wichtig und dogmatisch betrachten, als sie sind... vielleicht merken sie irgendwann, dass es auch andere Wege gibt die auch richtig sind...
 
Zuletzt bearbeitet:

eruvaer

Well-Known Member
Übrigens:
Rein objektiv betrachtet Lehn ich noch am ehesten nach den Vorstellungen meiner Eltern, was die Jobwahl und Partnerschaft angeht:
Klassischer Beruf, Ehe, deutscher Mann, keine Kinder

Ein Bruder:
Künstlerischer Beruf, Frau halb Pakistani aus geschiedener Ehe, 2 Kinder

Zweiter Bruder:
Futuristischer Beruf, Schwager Trans und schwul verheiratet (gut, die Frau ist dafür deutsch, aber "sowas" ist ja vererbbar! - und gleichzeitig eine psychische Störung ;) )


Das ist eben auch das schwierige bei den Unstimmigkeiten mit deinen Eltern:

Es ist kein rationales Problem, sondern ein extrem emotionales.
 

sommersonne

Well-Known Member
Schließe mich eruvaer völlig an. Möchte aber noch ergänzen das du ja nicht unbedingt zu deinem Freund ziehen mußt wenn du ausziehst. Vielleicht ist es möglich erst einmal eine eigene Wohnung zu beziehen oder ein Zimmer in einer WG. Vielleicht würde das einen kompletten Kontaktabbruch seitens deiner Eltern erst einmal abmildern.
 

Bintje

Well-Known Member
Was ich eigentlich sagen möchte: ich bin wütend, traurig und enttäuscht. Hilflos, ratlos. Manchmal denke ich, dass ich komplett falsch liege. In der nächsten Sekunde denke ich mir aber, dass das einfach nicht sein kann.

Nee, Du liegst nicht falsch. Diese Enge ist einfach zu viel. Inzwischen habe ich Deinen Thread vom vergangenen Jahr gelesen und denke, es ist viel besser und gesünder für Dich, wenn Du Dich auf eigene Füße stellst.
Deine Eltern werden das früher oder später akzeptieren, egal, wie sie sich jetzt verhalten.

Ich werde wohl ausziehen müssen. Zu meinem Freund. Meine Familie wird mich komplett aufgeben. Als Tochter, als Enkelin, als Nichte. Nur weil ich anders bin als sie. Regel und Normen sind wichtiger als der individuelle Mensch. Sie könnten wohl nicht damit leben.

Vielleicht ist es gar nicht so gut, wenn Du als erstes zu Deinem Freund ziehst? Dann hockt Ihr aufeinander. Und was wäre die Alternative, wenn es mal Knatsch geben sollte? Wieder nach Hause? Doch wohl kaum. Ganz mal abgesehen davon, dass es für Deine Mutter wahrscheinlich leichter zu akzeptieren wäre, wenn Du nicht direkt zu Deinem Freund ziehst...

Du bist jetzt in der Ausbildung, oder? Hast Du Berufsausbildungsbeihilfe beantragt? Das täte ich an Deiner Stelle, um mir ein eigenes (WG-)Zimmer leisten zu können. Wende Dich mal an eine Beratungsstelle für junge Erwachsene; die können Dir vielleicht auch sagen, wie viel Du in etwa zu erwarten hättest. Die Höhe hängt von Deinem Azubi-Gehalt und sonstigen Einkünften ab. Hier zwei Links, da kannst Du Dich durchstöbern:
https://www.arbeitsagentur.de/bildung/ausbildung/berufsausbildungsbeihilfe-bab
https://www.arbeitsagentur.de/news-mehr-berufsausbildungsbeihilfe-bab

ps Nur für den Fall, dass dein Berufsschulunterricht als Blockunterricht in einer anderem Stadt organisiert ist und Unterbringungs- und/oder Fahrtkosten nicht vom AG getragen werden: dafür gibt es kein Extrageld bei der Ausbildungsbeihilfe. Das könnte dann eng werden, denn Mietzahlungen usw. laufen ja weiter. Aber teilweise besteht die Möglichkeit, sich an Stiftungen o.ä. zu wenden, die die Finanzlücken beim Blockunterricht überbrücken. Wie gesagt: lasse Dich mal beraten.
 

LoveNikki

New Member
Erstmal vielen Dank für Eure antworten.

Aber zum Leben gehört eben auch das beste für sein Kind zu wollen - und das ist nicht, was man selbst am besten findet, sondern das, was das Kind glücklich macht.
Ich finde das darf man seinen Eltern auch ruhig mal ganz ruhig und friedlich so sagen. Ohne angreifend zu werden oder vorwurfsvoll zu werden.
Das ist ein Tanz auf Messers Schneide. Zugegeben.

Das habe ich schon sehr oft getan: "Ich weiß, dass du nur das Beste für mich willst, aber das Beste für mich ist nicht das, was du für mich willst". Das versteht sie nicht. Sie besteht nur auf ihre Meinung. Dazu sagt sie nur immer, dass das nicht sein kann, dass das was ich will, falsch und abnormal ist und deshalb nicht das Beste für mich sein kann. Sie will unbedingt, dass ich das mache, was sie sagt, auch wenn mich das totunglücklich macht. Ich (denke) weiß, dass sie das Beste für mich will, aber unter diesen Umständen ist das manchmal sehr schwer zu glauben.
Seit meiner Kindheit wünsche ich mir einfach nur eine Mutter, die neben mir sitzt, mir zuhört und sagt, das alles gut wird. Stattdessen steht sie über mir und redet ständig gegen mich.

Auch wenn sie von Muslime, türkischer Ehe oder Homophobie anfangen, sollte man das nicht als "ihre Kultur" durchgehen lassen, sondern es beim Namen nennen.
"Wie könnt ihr in einem freien Land leben und so rassistisch gegenüber den Einheimischen sein?"
"Wie könnt ihr in einem so freuen Land leben und so homophob/intolerant sein?"
Und ruhig mit einem Zusatz wie:
"Ihr habt mich als liebenden, friedlichen Menschen tolerant und frei erzogen. Warum fällt es euch so schwer das selbst zu leben? Und warum stört es euch so sehr, wenn ich in diesem Land dem ich lebe, mein Glück suche?"

Sie haben mich ja nie als liebenden, friedlichen, toleranten und freien Menschen aufgezogen. Das alles habe ich mir selber in meinem Leben angeeignet. Sie haben mir um ehrlich zu sein, nur das Gegenteil gelehrt. Liebenden? Wen bitte, außer Muslime. Friedlich? Alle Kurden und PKK-Anhänger gehören in die Hölle und ausgerottet. Tolerant? Dazu muss ich nichts mehr sagen. Frei? Das war ich in meinen ganzen 20 Jahren nur 3 Monate lang.

Was ich auch nur schwer verstehe ist, dass sie immer noch in diesem Land verweilen. Sie hassen die Deutschen, ihre Lebensweise und das, "was sie mit mir anstellen". Ja, tut mir Leid, dann verp*sst euch doch zurück in euer tolles Land und seid dort glücklich. Und lasst alle anderen in Ruhe. Aber nein, das Leben ist ja so toll hier mit dem vielen Geld, dem Luxus, der Sicherheit und dem Frieden.

Ich habe es übrigens immer so formuliert:
"Ja, zu deiner Zeit war das vielleicht normal, aber heutzutage gehört sich das einfach nicht mehr!"

Meine Worte! Aber das verstehen sie zum Verrecken nicht. Ich mag zwar in Deutschland geboren sein, aber ich bin immer noch Türkin. Ich mag zwar in Deutschland aufgewachsen sein, aber ich bin immer noch Türkin. Wir mögen zwar in Deutschland sein, aber du sollst so leben, als wären wir in der Türkei! Das ist unmöglich für mich. Ich will das auch nicht.
Sie wollen das einfach nicht akzeptieren. So sehr missfällt es ihnen. Ich bin am Ende meiner Kräfte, ich kann dagegen einfach nicht mehr ankämpfen. Es macht mich fertig.

Schließe mich eruvaer völlig an. Möchte aber noch ergänzen das du ja nicht unbedingt zu deinem Freund ziehen mußt wenn du ausziehst. Vielleicht ist es möglich erst einmal eine eigene Wohnung zu beziehen oder ein Zimmer in einer WG. Vielleicht würde das einen kompletten Kontaktabbruch seitens deiner Eltern erst einmal abmildern.

Auch danke für deine Antwort, sommersonne. Ich kann dich verstehen, aber was nützt mir das? Ich möchte zu meinem Freund ziehem. Aus Liebe und auch aus wirtschaftlichen Gründen. Es macht einfach Sinn. Falls es nicht klappt, was soll's? Es ist meine Entscheidung, dann auch mein Fehler, meine Konsequenzen und daraus lerne ich. Ausprobieren, versagen und daraus lernen. Bis jetzt wurde mir dies verboten. Das ist sogar einer der Eigenschaften, die ich an den deutschen Eltern so schätze. Sie lassen ihre Kinder ab einer bestimmten Reife einfach machen und Erfahrungen sammeln. Dabei geben sie ihnen ihre Gedanken und Empfehlungen mit auf den Weg. Falls sie fallen, sind sie da und helfen, wenn es nötig ist. Sie sind Hand in Hand unterwegs. Nicht so wie ich an der Leine.

Hier möchte ich kurz sagen, dass es natürlich immer Ausnahmen gibt. Nicht alle sind so und so. Man kann nichts generalisieren. Aber das sind meine Erfahrungen aus meinem Leben und meine Beobachtungen. Ich kenne auch viele türkische Familien, die nicht so sind. (Hier muss ich aber auch sagen, dass diese "türkischen" Familien dann auch viele "deutsche" Werte an den Tag legen. Nur mal so nebenbei.)

Meine Cousine hier in Deutschland hat einen deutschen Mann geheiratet. Als ich das gehört habe, habe ich mich so gefreut.
Er MUSSTE vorher zum Islam konvertieren.
Da war auch schon die Freude vorbei. Ihm hat es nichts ausgemacht. War nicht wichtig für ihn. Mein Freund würde das aber zum Beispiel nicht machen wollen und das respektiere ich. Das würde ich von ihm auch nicht verlangen. Ich finde das bescheuert. Es ist sein Leben und er muss nicht seine komplette Religion wechseln, nur um mit jemandem heiraten zu können. Das gilt auch für viele andere Sachen im Leben.

Du hast einfach keine gute Familie, deswegen denkst du so . Ich kenne auch Deutscher die Deutsche Kultur nicht mögen wegen ihre Familie und Umkreis...

Ja, du hast recht. Das gibt es überall auf der Welt. Ist aber nicht mein Problem. Mein Problem ist die türkische Kultur, in die ich hinein geboren wurde. Gibt auch bestimmt das komplette Gegenteil davon. Deutsch-Türken, die mehr von der türkischen Kultur in ihrem Leben wollen. Ich bin aber nicht so.

Nee, Du liegst nicht falsch. Diese Enge ist einfach zu viel. Inzwischen habe ich Deinen Thread vom vergangenen Jahr gelesen und denke, es ist viel besser und gesünder für Dich, wenn Du Dich auf eigene Füße stellst.
Deine Eltern werden das früher oder später akzeptieren, egal, wie sie sich jetzt verhalten.

Danke für deine Antwort, Bintje.
Ich weiß, das höre ich schon seit Jahren von allen möglichen Parteien. Bis jetzt konnte ich es aber einfach nicht über's Herz bringen. Ich liebe meine Mutter. Sie hat mich und meine Schwester nach der Scheidung alleine groß gezogen. Wir haben also eine spezielle enge Bindung, die es bei Alleinerziehenden und Scheidungskindern gibt. Sie war immer nur arbeiten und ich als ältere Schwester musste mich um alles kümmern und ihr unter die Arme greifen. Mein ganzes Leben lang habe ich versucht, ihr zu helfen und unter die Arme zu greifen. Ich habe so vieles geopfert dafür. Freunde, Freizeit, Kindheit. Musste schon viel zu früh Erwachsen werden. Umso mehr schmerzt es, wie sie mit mir umgeht. Wie ihr Ideologien wichtiger sind als ich, ihre Tochter. Manchmal denke ich, dass es nur aus dem Grund so ist, weil ich ihre Tochter bin. Meinen Cousinen, Kindern aus anderen Familien lässt sie viel mehr durchgehen als mir. Es ist ungerecht.

Ja, vielleicht werden sie es irgendwann akzeptieren. Vielleicht. Bis dahin wird es unendlich weh tun. Es wird weh tun zu wissen, dass es auch anders sein könnte, wenn sie nur etwas verständlicher wären.


Nein, ich fange im Oktober wieder an zu studieren. Ist leider noch nicht klar, in welcher Stadt, aber mindestens eine Stunde entfernt. Um das alles kümmere ich mich gerade schon.

Ich will es wohl einfach nicht wahr haben, aber auch viele von euch raten mir, einfach auszuziehen und "mein Ding zu machen". Wünscht mir Glück, dass es zum Oktober klappt und nur ein paar Tränen vergossen werden mussten.
 

sommersonne

Well-Known Member
Das Studium in einer entlegenen Stadt wird eine gute Gelegenheit für beide Seiten sein sich etwas voneinander zu entfernen. Vielleicht wird deine Mutter nach dem Studium etwas lockerer werden und sich daran gewöhnen das du nun dein eigenes Leben führst. Dazu gehört aber auch das du standhaft bleibst und deine Meinung/Lebensweise vertrittst. Mit 20 Jahren bist du alt genug dazu. Ich weiß das es schwer ist, aber es wird sich lohnen. Viel Kraft und Glück wünsche ich dir dafür.
 
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