Ich bin kein Fremdkörper

SenemSenem

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Hallo ihr Lieben,

ich schreibe sehr viel und sehr gerne. Normalerweise Kurzgeschichten, doch dann ist mir letztens wieder aufgefallen, wie hemmungslos Menschen intime Fragen stellen, wenn sie einen türkischen Namen hören. Aus dieser Laune heraus, habe ich angefangen zu schreiben. Es ist ein Gedankenspaziergang ... nun ja, ich würde gerne euch gerne ein paar Zeilen hier reinstellen und mich würde brennend interessieren, was ihr davon haltet! Gefällt es euch, interessiert es euch? Anregung und Kritik sind sehr willkommen!! Es ist nicht überarbeitet oder so, es ist ein Konzept von dem was, was es werden könnte, wenn es fertig ist ! Ich bedanke mich schon einmal!


Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass wir in einem Land in dem es verpönt ist jemand anderem nach seinem monatlichen Einkommen zu fragen, keinerlei Probleme damit haben zu fragen, wie sie oder er zur Sexualität steht, sobald wir wissen, dass diese Person zu einem türkischen (weil türkisch sein gleich Moslem sein bedeutet) Kulturkreis angehört? Voraussetzung ist für dieses „interessante“ Thema ist natürlich in den meisten Fällen, dass es sich bei der befragten Person um eine Frau bzw. ein Mädchen (!) handelt. Es ist ja schon schlimm genug, dass man über so etwas Intimes sprechen muss, sich gezwungen fühlt zu antworten, weil die fragende Person ganz selbstverständlich penetrant einem in die Augen sieht und gespannt auf eine Antwort wartet ( eigentlich wartet sie nur darauf, der Antwort – egal welche Antwort sie geben wird- mit einem aber entgegnen kann.) und dann einen draufsetzt und fragt ob sie noch Jungfrau sei und was sie von Sex vor der Ehe hält. Sie merken es vielleicht nicht einmal, aber das ist eine erniedrigende Frage. Sie hat es nicht zu interessieren. Punkt. Über so etwas spricht man nicht. Natürlich denken sie jetzt, wir leben im 21. Jahrhundert es ist ganz normal über Sexualität zu sprechen, nicht darüber zu sprechen ist in ihren Augen ein Zeichen von Konservativität und Prüderie. Eine emanzipierte Frau spricht offen über ihre Sexualität, das ist vor allem laut vieler Psychologen, so argumentiert sie es, und etlichen Studien zufolge, äußerst wichtig. Ich frag mich dann nur, weshalb sie nicht über ihr Einkommen sprechen? DAS nämlich, dringt in die Privatsphäre ein und überschreiet Grenzen. Verstehen Sie worauf ich hinaus möchte? Es ist eben nicht so selbstverständlich wie Sie es glauben, mit jemanden über seine Einstellung zur Sexualität zu sprechen. Hören Sie damit auf. Ich kann Ihnen versichern auch wenn die meisten, denen Sie diese Frage stellen, Ihnen höflich antworten werden, sie kommen ins schwitzen. Sie müssen sich nämlich rechtfertigen. Oder würden Sie ganz locker antworten, wenn ich Sie Frage, was Sie von Analverkehr halten und ob Sie es praktizieren? Wie fühlen Sie sich, während Sie das lesen? Sie entgegen, dass das ist nicht das selbe sei? Doch. Es löst das selbe Gefühl aus.

Ich möchte Ihnen jetzt auch erklären weshalb.


Sie müssen zunächst einmal verstehen, dass die meisten türkischen Mädchen (ich betone die meisten, natürlich nicht alle!) traditionell nicht mit ihren Eltern, bis zu einem bestimmten Alter über das Thema Sexualität offen sprechen. Das geschieht alles indirekt. Wir brauchen es nicht leugnen, die Anzahl der Türken, die immer noch an Werten wie „kein Sex vor der Ehe“ festhalten ist immens hoch. Das ist nichts Neues für Sie, lieber Leser. Für Sie ist das in der Regel unverständlich, weil wir ja im hochgelobten 21. Jahrhundert angekommen sind. Jetzt kommt der springende Punkt. Das wissen wir auch. Glauben Sie ernsthaft, dass wir nicht wissen, dass das alte Werte sind an denen man festhält? Sind sie wirklich der Überzeugung wir wären derart zurückgeblieben? Das sind wir nicht. Der Unterschied ist nur, wir sind gezwungen ein Ventil zu schaffen, das uns dabei hilft mit diesem Thema umzugehen. Es ist nun einmal nicht so einfach sich hinzustellen und zu sagen: „Ich befreie mich von dieser Denkweise, ich entscheide selbst, was richtig und falsch ist.“ Wieso nicht? Jetzt überlegen Sie doch mal. Sich gegen etwas stellen bedeutet, egal um welches Thema es sich handelt, sich zu positionieren. Wissen Sie wie schwer es ist, sich gegen die Menschen zu positionieren die einem am nächsten stehen? Können Sie die Angst nachvollziehen die man hat? Die Enttäuschung? Die Zerstörung der Harmonie? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es unverständlich ist, außer man ist ein Mensch, der negative Energien mag und sich gerne gegen alles Stellt. Sehen Sie ein, dass es unterschiede in der Erziehung zwischen den meisten (ich betone wieder meisten) türkischen Familien und den meisten deutschen Familien existiert. Und das Thema Sex unterscheidet sich nun einmal immens. Wenn Sie von Kind auf etwas beigebracht bekommen, ist es so tief in ihrer Psyche verankert, dass Sie es nur schwer lösen können- auch wenn Sie ganz genau wissen, dass es falsch ist. Denken Sie an ein banales Beispiel. Denken Sie an eine deutsche Familie die traditionell die CDU wählen und aktive Mitglieder sind. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder die SPD wählen werden? Stellen sie sich vor das Kind wird Mitglied bei der SPD? Natürlich kann das passieren, aber ich frage Sie, wie schwer wird es ( in den meisten Fällen). So ist es eben mit der Sexualität auch. Ein Teil gibt sich damit ab und glaubt ernsthaft daran, seine Jungfräulichkeit zu bewahren, ein Teil erzählt es zu bewahren und macht es eben heimlich und ein anderer Teil lebt es offen. Bevor sie über die Person urteilen, versetzten Sie sich doch bitte in ihre Lage. Sie braucht etwas an das sie sich festhalten kann. Sie ist noch nicht so weit die Erziehung ihrer Eltern in Frage zu stellen. Vor allem braucht sie Werte nach denen sie sich richten kann. Spätestens mit Mitte 20, wird sie Anfangen um zu denken, vielleicht wird sie es nicht zu geben. Aber das muss sie auch nicht, wenn Sie es sich selbst eingestehen kann, dass das alles überbewertet wird, ist das ein Gewinn.
 
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