Ich zünde eine Kerze an für

Bintje

Well-Known Member
Unsere Mütter hatten die kriegsversehrten Väter zu tragen.
P. S. und waren selbst versehrt als Kinder des Kriegs, des Hungers und der falschen Fünfziger.

Das kann ich nur unterschreiben.

Auch deshalb kriege ich Stehhaare, wenn sie heute wieder für Rüstung trommeln, Aufrüstung, mehr Auslandseinsätze. Ich glaube, sie wissen nicht, was sie tun. Haben es verdrängt.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Das kann ich nur unterschreiben.

Auch deshalb kriege ich Stehhaare, wenn sie heute wieder für Rüstung trommeln, Aufrüstung, mehr Auslandseinsätze. Ich glaube, sie wissen nicht, was sie tun. Haben es verdrängt.
Mein Vater verbrachte seine letzten Tage im Sterbebett an der Front und meinte, dass meine Mutter immer noch naiv sei, wenn er sehe, wie sie mit dem Mittagessen an die Front käme. Wenn das Telefon klingelte, vermutete er seine Mutter, die auch immer so besorgt gewesen sei.
Sie alle, d. h. zwei Genrationen waren kriegstraumatisiert und habe das Trauma durchaus an die Nachgeborenen weitergegeben. Inzwischen sterben aber auch so allmählich die ersten Nachgeborenen, also diejenigen, die mit den erzählten Kriegserlebnissen groß wurden und deshalb ins "Nie wieder!" einstimmten. Die Hälfte meiner Verwandtschaft im Alter meiner Eltern habe ich nicht kennengelernt, die Überlebenden lebten mit Prothesen, Glausauge, Loch im Kopf und ähnlichem, was kleine Kinder wohl bestaunen, in der Masse aber auch zum Alltag gehört.
Nein, "sie" wissen nicht, was sie tun, wenn sie rhetorisch und militärisch aufrüsten.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Mein Vater verbrachte seine letzten Tage im Sterbebett an der Front und meinte, dass meine Mutter immer noch naiv sei, wenn er sehe, wie sie mit dem Mittagessen an die Front käme.
Für die Nichtringeweiten: Manche Demente leben nicht mehr in der Gegenwart, sondern wieder in der schwierigsten und belastetsten Zeit ihres Lebens. Im Altenheim mußten wir immer wieder eine über 90-Jährige an der Bushaltestelle abholen, die ins Nachbardorf wollte, um dort ihre Mutter zu pflegen. Ein Pastor war sein letztes Lebensjahr wieder Häftling im KZ Dachau.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Für die Nichtringeweiten: Manche Demente leben nicht mehr in der Gegenwart, sondern wieder in der schwierigsten und belastetsten Zeit ihres Lebens. Im Altenheim mußten wir immer wieder eine über 90-Jährige an der Bushaltestelle abholen, die ins Nachbardorf wollte, um dort ihre Mutter zu pflegen. Ein Pastor war sein letztes Lebensjahr wieder Häftling im KZ Dachau.
Sie sind nicht dement. Sie haben nie die Chance gehabt, ihre Traumata zu bearbeiten. Dies tun sie dann am Ende ihres Lebenswegs. Einmal muss es sein. Während der langen Periode der Verdrängung (bis zur Studentenbewegung) war es ihnen nicht gestattet, danach hatten sie keine Zeit mehr im sich zuspitzenden gesellschaftlichen Verteilungskampf um Arbeit und Wohlstand. Wir Kinder sollten es ja mal besser haben. Dafür haben sie gesorgt.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
P. S.
Demenz ist ein Modebegriff und als Diagnose ein Legitimationsinstrument der Entsorgung der Alten, deren Herz einfach nicht aufhören will zu schlagen.
 

Bintje

Well-Known Member
P. S.
Demenz ist ein Modebegriff und als Diagnose ein Legitimationsinstrument der Entsorgung der Alten, deren Herz einfach nicht aufhören will zu schlagen.

Nee, kein Modebegriff, sondern eine ernste und traurige Diagnose.
Ein Schwippschwager von mir ist dement. Mit Mitte 50. Früher war er ein ausgewiesener Karrieremensch. Inzwischen kann er fast gar nichts mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:

eruvaer

Well-Known Member
Es gibt mehrere verschiedene Formen von Demenz.
Manche sind psychisch, manche physischen Ursprungs (zB auch Alkoholismus oder Kreuzfeld Jakob).
Genau so unterschiedlich wie ihre Ursachen und Ausprägungen sind auch die Möglichkeiten der Behandlung. Manche Erscheinungsformen sind teilweise "heilbar", mit manchen kann man lernen zu leben und sie einzugrenzen, andere Formen bauen unaufhaltsam das Gehirn/Denkvermögen ab.
Für Fachleute sind diese unterschiedlichen Erscheinungsformen eindeutig identifizierbar und zumindest in ihre primäre Kategorie eindeutig einzuordnen.
 
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