Mendelssohn
Well-Known Member
Unsere Mütter hatten die kriegsversehrten Väter zu tragen.
Unsere Mütter hatten die kriegsversehrten Väter zu tragen.
P. S. und waren selbst versehrt als Kinder des Kriegs, des Hungers und der falschen Fünfziger.
Mein Vater verbrachte seine letzten Tage im Sterbebett an der Front und meinte, dass meine Mutter immer noch naiv sei, wenn er sehe, wie sie mit dem Mittagessen an die Front käme. Wenn das Telefon klingelte, vermutete er seine Mutter, die auch immer so besorgt gewesen sei.Das kann ich nur unterschreiben.
Auch deshalb kriege ich Stehhaare, wenn sie heute wieder für Rüstung trommeln, Aufrüstung, mehr Auslandseinsätze. Ich glaube, sie wissen nicht, was sie tun. Haben es verdrängt.
Für die Nichtringeweiten: Manche Demente leben nicht mehr in der Gegenwart, sondern wieder in der schwierigsten und belastetsten Zeit ihres Lebens. Im Altenheim mußten wir immer wieder eine über 90-Jährige an der Bushaltestelle abholen, die ins Nachbardorf wollte, um dort ihre Mutter zu pflegen. Ein Pastor war sein letztes Lebensjahr wieder Häftling im KZ Dachau.Mein Vater verbrachte seine letzten Tage im Sterbebett an der Front und meinte, dass meine Mutter immer noch naiv sei, wenn er sehe, wie sie mit dem Mittagessen an die Front käme.
Sie sind nicht dement. Sie haben nie die Chance gehabt, ihre Traumata zu bearbeiten. Dies tun sie dann am Ende ihres Lebenswegs. Einmal muss es sein. Während der langen Periode der Verdrängung (bis zur Studentenbewegung) war es ihnen nicht gestattet, danach hatten sie keine Zeit mehr im sich zuspitzenden gesellschaftlichen Verteilungskampf um Arbeit und Wohlstand. Wir Kinder sollten es ja mal besser haben. Dafür haben sie gesorgt.Für die Nichtringeweiten: Manche Demente leben nicht mehr in der Gegenwart, sondern wieder in der schwierigsten und belastetsten Zeit ihres Lebens. Im Altenheim mußten wir immer wieder eine über 90-Jährige an der Bushaltestelle abholen, die ins Nachbardorf wollte, um dort ihre Mutter zu pflegen. Ein Pastor war sein letztes Lebensjahr wieder Häftling im KZ Dachau.
P. S.
Demenz ist ein Modebegriff und als Diagnose ein Legitimationsinstrument der Entsorgung der Alten, deren Herz einfach nicht aufhören will zu schlagen.
In seiner breiten Anwendung ist Demenz ein Modebegriff. Heute wird er sogar für das, was in Westfalen mal Tüddeligkeit hieß, gebraucht.Nee, kein Modebegriff, sondern eine ernste und traurige Diagnose.