Ich zünde eine Kerze an für

Bintje

Well-Known Member
... für den 52 Jahre alten Mann, der gestern Abend in meinem Viertel bei einer Schießerei mit der Polizei tödlich verletzt wurde und nach vergeblichen Rettungsversuchen auf der Straße starb.
Ich weiß nicht, wer er war, aber es muss ein elender Tod gewesen sein. :(
Dem Polizisten, der ihn erschossen hat, soll es "den Umständen entsprechend" gut gehen.
Mögen er und alle, die unfreiwillige Zeugen des Schusswechsels wurden, sich von dem Schock erholen.
Den Angehörigen mein Beileid.
 

Bintje

Well-Known Member
... für den 52 Jahre alten Mann, der gestern Abend in meinem Viertel bei einer Schießerei mit der Polizei tödlich verletzt wurde und nach vergeblichen Rettungsversuchen auf der Straße starb.
Ich weiß nicht, wer er war, aber es muss ein elender Tod gewesen sein. :(

Inzwischen ist ein bisschen mehr bekannt. Ein Ex-Knacki, der lange wegen schweren Raubes und räuberischer Erpressung gesessen hat und erst 2014 aus der Sicherungsverwahrung entlassen worden war. In der Nähe wurden ein Schlagstock und eine Schreckschusspistole gefunden, was darauf hindeutet, dass es sich entgegen ersten Angaben nicht um einen "Schusswechsel" im eigentlichen Sinne gehandelt hat. Laut Rechtsmedizin hatte er einen Streifschuss am Bein und zwei Kugeln im Oberkörper, die letztlich todesursächlich waren.
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Ganz ehrlich? Für mich klingt das am ehesten wie suicide by cop.
Klar, dass ein Polizist, wenn's laut knallt, nicht erst fragt, ob das Fake oder echt ist....
 

Bintje

Well-Known Member
Kann man für den Polizisten nur hoffen ..
Macht's aber vermutlich kaum merklich weniger belastend...

Nee, klar. Aber in dem Fall ist's mMn eine naheliegende Vermutung. Ausgelöst wurde das alles durch den Alarm eines Vaters, der mit seiner Tochter spazieren ging und sich von dem später Getöteten "bedroht gefühlt" habe, hieß es. Wie und durch was auch immer. Die Polizei schickte sofort einen Streifenwagen und weitere Einsatzkräfte hin. Die ganze Situation muss nach allen Erzählungen in rasender Geschwindigkeit eskaliert sein.
Über den Kern des Geschehens - wer zuerst geballert, wer zurückgeballert hat usw. - weiß ich nichts. Nur, dass erst 3, 4 Schüsse gefallen sein sollen, die sich nach Angaben zufälliger Ohrenzeugen noch wie Feuerwerksböller anhörten, dann Schreie, sehr laute Schreie, nachfolgend eine Salve von acht bis zehn Schüssen, in die sich aber bereits heulende Sirenen von etlichen Polizei- und Rettungswagen mischten.

Spontan dachte ich erst an eine Einrichtung für psychisch Kranke in unmittelbarer Nähe, einen Patienten, der sich seltsam aufgeführt hat. Kommt ja vor und wird beileibe nicht von allen richtig gedeutet und toleriert.
Hoffentlich haben die Spaziergänger, die die Polizei riefen, die Lage nicht nur überinterpretiert, dachte ich ... sich "bedroht fühlen" ist ja ein dehnbarer Begriff. Aber wenn jemand mit Schlagstock und Schreckschusswaffe unterwegs ist, kann man unterstellen, dass er/sie keineswegs nur Love & Peace & Selbstverteidigung im Sinn hat. Und die lange kriminelle Laufbahn des Mannes scheint das zu bestätigen. : /
Vielleicht wollte er sich tatsächlich nur "selbst verteidigen", weiß man nicht. Gegen irgendwelche Dämonen in seinem Kopf, andere Menschen, die er vielleicht dafür hielt - weiß man alles nicht. Letztlich hat sein Verhalten eine Situation herbeigeführt, in der relativ klar war, dass er keineswegs unbeschadet da heraus kommt und keine Chance hat. Das ist es, was ich mit suicide by cop meine.
In der Wirkung ähnlich wie bei Leuten, die genau wissen, dass sie gegen eine andernfalls sich heftig verschlimmernde und potenziell tödliche Erkrankung Medikamente nehmen müssen und sich weigern. Gibt's ja auch. Aus unterschiedlichen Gründen. Und wenn einer/r deshalb stirbt, kann man von indirektem Suizid reden.
 
Zuletzt bearbeitet:

Berfin1980

Well-Known Member
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben." Primo Levi

Gegen das Vergessen und einen besinnlichen Shabbat Shalom.

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Auch den an der Mauer Getöteten gedenke ich heute, sie wollten nur eins.....Freiheit.
 
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