In (fast) eigener Sache: EGMR-Urteil gegen Forenbetreiber

turkish talk

Well-Known Member
SPON schreibt:
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte: Forenbetreiber haftet für Beleidigungen der Nutzer
Wenn man im Webforum eines kommerziellen Anbieters beleidigt wird, kann man vom Forenbetreiber Schadensersatz fordern - selbst dann, wenn der die entsprechenden Posts auf Wunsch bereits entfernt hat. Dies entschied am Dienstag der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg.
Das Urteil wird vermutlich weitreichende Folgen für europäische Internetnutzer und Unternehmen haben - auch wenn es im konkreten Fall um eine eher nebensächliche Frage ging: Ausgangspunkt war ein Streit darüber, ob in Estland Fähren vor der Küste das Eis kaputt machen dürfen.

Gut, auf den ersten Blick klingt das dramatisch, wenn man den Artikel weiterliest, erfährt man:

Das Gericht betont in einer Mitteilung zu dem Urteil, dass es hier um ein kommerzielles Nachrichtenangebot gehe, und nicht um "andere Foren im Internet, wo von Dritten Kommentare verbreitet werden können, zum Beispiel ein Internetdiskussionsforum, ein Bulletin Board oder eine Social-Media-Plattform".

Trotzdem, es macht immer weniger Spaß und ich bin gespannt, wie lange es noch Foren, wie wir sie heute kennen, geben wird. Erst sind es kommerzielle, irgendwann politische Interessen, je nach Stimmung und Zeitgeist. Die beste Zeit liegt deutlich hinter uns.
 

Lumiukko

Well-Known Member
Ich habe mehr und mehr das Gefühl als ob "da oben" keiner auch nur den Hauch einer Idee hat wie "das Internet" funktioniert. Solche Urteile sind völliger Schwachsinn.

Edit: Hashtag Neuland!
 

Almancali

Well-Known Member
Ich sehe bereits einen neuen Wirtschaftszweig für auftragsarme Anwaltskanzleien. Ein externer Vertragspartner wird angeheuert, anonyme Posts auf Foren zu verbreiten, um dann mit dem Vertragsparter (Anwaltskanzlei) Massenabmahnungen zu versenden. Also quasi das Gleiche wie kürzlich mit dem Pornoabmahner.
 

beren

Well-Known Member

Wenn man im Webforum eines kommerziellen Anbieters beleidigt wird, kann man vom Forenbetreiber Schadensersatz fordern - selbst dann, wenn der die entsprechenden Posts auf Wunsch bereits entfernt hat.


Also den Tenor mit, der Forenbetreiber soll dafür haften, finde ich persönlich okay und sehr begrüßenswert.

Aber nur dann, wenn bestimmte Sachen/Äußerungen trotz mehrmaliger Beschwerde, Betroffenheit und Verletzt-sein sowie der offensichtlichen Ehrverletzung und eindeutigen Beleidigung/Verleumdung nicht entfernt werden.

Warum muss ich mich erst mit Anzeigen, Schmerzensgeld- und Schadensersatzforderungen rechtfertigen, damit ich eine unmittelbare Betroffenheit und unsittliches Verhalten nachweisen kann?!

Solche Verhalten führen nun mal zu weiteren Trittbrett-Handlungen anderer User und werfen kein gutes Licht auf ein Forum.



Edit: Ich beziehe mich hier auf mein altes Forum. Vielleicht führen ja solche Urteile zu einem Umdenken.
 
P

Pit 63

Guest
Ich hoffe, da steckt nicht noch mehr dahinter. Das könnte auch ein erster kleiner Vorstoss in Richtung Gleichschaltung des Internets sein. Das Internet ist einerseits das Zukunftsmedium, andererseits die einzige unabhängige Medienplattform, in der es noch nennenswerte Informations- und Meinungsvielfalt gibt.
Im Internet gibt es derzeit die einzige echte Opposition zur parteiübergreifend herrschenden lobbyistischen US-Eu-Lobbypolitik. Politik und Medien sind zu über 90 Prozent gleichgeschaltet.
Wegen ihrer Ansichten geschasste Politiker und Medienleute organisieren, finanzieren und verbreiten sich heute durch das Internet. Das sind keine Dummies sondern Profis. Da steckt ein gewaltiges ausserparlamentarisches und aussersystemmediales Potenzial dahinter.
Bedenkt man ausserdem, dass die Mehrheit der Bevölkerung schon heute in vielen Fragen ganz anders tickt als Politik und konventionelle Medien das wollen, kommt man schon ins Grübeln.

Halt durch, Turgay!
 
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