Ist das die schöne neue Zeit?

sommersonne

Well-Known Member
Nachdem der Täter, der in Berlin eine junge Frau eine S-Bahn-Treppe hinab gestoßen hatte, zu 2 Jahren und 11 Monaten Gefängnis verurteilt wurde, ist es wieder passiert.

Diesmal hat es einen jungen Mann getroffen, der schwere Kopfverletzungen erlitten hat. Auch wieder die S-Bahn-Treppe hinunter getreten. Es gibt Aufnahmen der Überwachungskameras mit dem Tathergang.

Was ist nur mit den Menschen los? Alles nur Verrückte oder verroht die Gesellschaft langsam aber sicher?

http://www.lvz.de/Nachrichten/Panorama/Wieder-brutale-U-Bahn-Attacke-in-Berlin
 

sommersonne

Well-Known Member
Deutschland braucht keinen Ansager.
Was könnte die Ursache für diese Zunahme der Kriminalität oder Verrohung sein? Videospiele?
 

Zerd

Well-Known Member

Was will uns dieser Mann, dem es offenbar ja sehr gut ergeht, mit seinen Grafiken wohl sagen:

- dass wir uns glücklicher fühlen müssten, weil mehr unserer Kinder überleben, die wir mittlerweile ohnehin nur als Karrierestopper, Zeitfresser und Kostenfaktoren anzusehen gelernt haben

- dass wir glücklicher sein müssten, weil wir länger leben, um umso mehr zu arbeiten und zu konsumieren

- wir uns freuen sollten, weil Armut und Krankheiten linear abnehmen, während Wirtschaftskraft und Produktivität und medizinischer Fortschritt exponentiell anwachsen

- dass wir über Waffen und Technologien verfügen, die, in die falschen Hände geraten, unsere Erde und die Menschheit gleich mehrfach zerstören könnten, was in einem schleichenden Prozess ohnehin schon geschieht

- dass wir stolz darauf sein sollten, dass es zumindest seit 3 Generation und zumindest in Europa keinen Krieg und Holocaust mehr gegeben hat

- dass wir uns darüber freuen sollten, wie sehr uns jeder wissenschaftliche und technologische Fortschritt vor Augen führt, wie unbedeutend wir letztlich doch sind

Zahlen und Grafiken eben, mit denen lässt sich schließlich alles mögliche wunderbar erklären. In meinen Augen sind es Dämagogen des Teufels, die selbst in unserer Zeit, in der alle Lebensgrundlagen und Errungenschaften der Menschheit den Bach herunterzugehen drohen, was der Großteil der Menschen eben intuitiv und emotional sehr wohl mitbekommt, immer noch versuchen, alles schön zu reden und weiter so zu rufen...
 

eruvaer

Well-Known Member
:confused:
Kaugummi. Es ist definitiv Kaugummi dran Schuld.
Oder Carnismus.

Für mich spielt der zunehmende Stress eine absolut zentrale Rolle in der seelischen Entwicklung der heutigen Gesellschaft. Stress.
Es stehen so viele Menschen so sehr unter Stress. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Egal wie gut es der Person objektiv auch gehen mag... Stress ist da.
Und die die eskalieren, schalten ab.
Versuchen den Stress loszuwerden... Rauszuspringen aus diesem endlosen Kreis.

Ich versteh nur immer noch nicht, warum wir so gestresst sind heutzutage... Ich glaub nicht, dass die Generationen vor und es leichter hatten, aber irgendwie haben sie das alles anders verdaut und trotzdem den Kopf frei bekommen.
Vielleicht ist das Zombieleben schuld...
Wer früher ein Nickerchen machte, lag auch der Couch und ruhte sich aus.
Wer heute ein Nickerchen macht scrollt dabei Facebook oder suchtet eine Serie.
Wer früher auf den Zug wartete, wartet auf den Zug.
Wer heute auf den Zug wartet spielt dabei einen fidget spinner, guckt ob er perfekt steht und lädt ein modelmäßiges Foto von sich bei Instagram hoch.
Wer früher einen Kaffee trinken ging, las dabei ein Buch oder die FAZ oder Süddeutsche mit ihren dreiseitigen Anzeigen für Dr Ferdinand der in den Ruhestand geht.
Wer heute endlich einen triple choco hyper Latte mit bunten Einhornpupsen und Chai Tee gewählt hat, postet davon erst ein werbemäßiges Foto auf Instagram, checkt seine follower, versucht neue zu gewinnen, liest die klick baits über tausend Horrornachrichten weltweit (im Artikel stand dann eigentlich nur was von Hundewelpen und Nächstenliebe, aber wer klickt die schon an? Ist ja click bait..)

Insofern ja sind auch Videospiele schuld, weil niemand jemals mehr einfach nur abschaltet.
 

sommersonne

Well-Known Member
Na gut Streß, mehr als früher. Gehe ich mit. Ist es aber nicht vielleicht positiver Streß. Sie machen sich ihn ja gern und selbst.
Es gibt auch andere Methoden Streß abzubauen, bzw. gab es sie früher. Allerdings rennt ja die halbe westliche Menschheit ins Fitneßstudio, sollte doch auch Streß abbauen.

Ich habe einen Artikel gelesen, indem einer der Erfinder des Smartphones beklagte was sie mit dieser Erfindung der Menschheit angetan haben. Ja nun ist es zu spät, diese Dinger sind der halben Menschheit in der Hand festgewachsen.
 

eruvaer

Well-Known Member
Nein. "Positiver Stress" ist kurzfristig und spornt auf absehbare Zeit die Produktivität an. Den hat man vllt noch man zusätzlich.
Und Fitnessstudio ist kein Stressabbau. Da arbeitet man an seiner top Figur.
Auch das ist wieder Stress. Auch das ist wieder Arbeit unter Druck.
Genau wie der Muss zu studieren.
Muss man um einen Job zu bekommen.
Und endet dann arbeitslos.
Und hat trotzdem weiter Stress weil man ein Versager ist.
Wirklich sehr sehr sehr viele stehen heutzutage dauerhaft unter Stress und merken es oft nicht Mal selbst. Und glauben womöglich auch noch es sei ihre eigene Unzulänglichkeit, weil sie ja nicht Mal im Fitnessstudio entspannen.
Hab letztens erst einen schlechten Artikel gelesen, dass man mittlerweile sogar beim Sex unter Leistungsdruck steht.
Ohne Orgasmus geht gar nicht.
Einfacher Blümchensex ist sowas von von gestern.
Und wenn man nicht mindestens ein Mal am Tag erfolgreichen Sex mit dem Partner hat, weil man zu müde vom Alltag ist, dann muss man sich nicht wundern, wenn der sich den Spaß woanders holt. Bei jemand der es drauf hat.

Weißt du wie oft ich mit neuen Leuten irgendwo mit gegangen bin und sich in einer Tour darüber unterhalten wird, warum ich nicht versuche perfekt zu sein?
Kein schminken, keine künstlich verzupften Augenbrauen, die gleichen Klamotten bis sie auseinander fallen obwohl sie nie in waren oder sein werden. Auf Fotos von ich die einzige die guckt wir ein Frosch, weil ich Zuhause keine 5000 selfies mache um meine perfekte Fotopose dann auf jedem einzelnen Bild anzuwenden.
Das ich nach der Arbeit Zuhause einfach nur alles ausziehe und mich nicht mehr schick für meinen Mann mache und der auch nur in Boxershorts rumläuft und wir in anstrengenden Zeiten es völlig okay finden, dass wir uns nur irgendwann von der Couch ins Bett rollen und dabei maximal noch Händchen halten, ist scheinbar auch schockierend bis traurig (so schlecht der Artikel auch war, er beruhte auf repräsentativen Umfragen).
Zuhause sitzt jeder einzelne von denen irgendwo heimlich allein auf dem Klo und fühlt sich elend. Traut sich nicht mehr in den Spiegel zu gucken ohne die MakeupMaske und ohne die perfekte Pose die er so selbstbewusst zur Schau stellt, fühlt er sich plötzlich hier und da und überhaupt zu dick, zu knochig zu wenig muskulös...
Positiver Stress?
Ist das alles sicher nicht.
Ich klink mich dann einfach aus.
Lächle und winke nett von weitem wenn es nur ein Foto ohne mich oder wo alle absichtlich "Grimassen" (sind auch perfekt einstudiert und immer dieselben) schneiden es ins www schafft um Klicks zu bekommen...

Das geht auch männlich so.
Während mein Mann sich nach der Arbeit Heim schleppt und ins Bett fällt, weil es grade so stressig ist, und ich mit ihm aufstehe und eben mehr arbeite, damit ich auch abends genau so müde bin...
Gehen die anderen noch trainieren, mit der Freundin aus, mit Freunden zum Sport und und und.
Hab denen letztens was zur Arbeit gebracht und die sehen wirklich aus wie Schluck Wasser in der Kurve. Hab gerade eine Nachricht bekommen ob wir heute Abend noch früher ins Bett gehen können und am Wochenende schlafen.
Machen wir.
Und sind damit völlig uncool.
Man lebt doch nicht nur um zu arbeiten. Besser am Wochenende noch was repräsentatives Unternehmen und bei der Arbeit müde sein....
Nein.
Anstrengende Phasen bei der Arbeit kann es immer Mal geben. Solange es Phasen sind ist das okay.
Sobald das Alltag ist, läuft was falsch. Da hatten wir hier im Forum auch User, die täglich unter ihrem Job gelitten haben.
Und das ist heute normal.
Meine Mutti hat auch einen anstrengenden Job an dem sie sich wortwörtlich kaputt arbeitet. Aber anders. Ohne diesen modernen Stress.
Früher gab es das noch sehr viel mehr, Jobs an denen man sich wirklich kaputt arbeitet. Körperlich.
Heute tut man das seelisch/emotional.
Niemand sieht die Wunden. Und doch sind sie da.

Und ich glaube nicht, dass es am Job liegt.
Ich habe den entspanntesten Job der Welt mit dem easiesten Chef überhaupt. Da sag ich, ich bin morgen nicht da und bin weg.
Wenn es stressig wird, dann eben phasenweise bis zur Schlafenszeit und immer mit der Option "ich bin fertig für heute ich geh schlafen".
Exakt diesen Job hatte vor mir ein Bekannter, für den war der Job Stress pur. Der Chef ein totaler Sklaventreiber und Unmensch. Dabei hat der sich immer exakt ab die Arbeitszeiten gehalten, die er sich selbst gegeben hatte. Morgens eine Stunde später anfangen, mittags zwei Stunden Pause, abends Punkt 6 fertig und raus.

Jetzt gerade kamen passendeweise zwei Zeugen Jehovas und haben mich zu einer Veranstaltung in einem Stadion einladen, in der man lernt mit der stressigen heutigen Zeit umzugehen und Frieden in sich zu finden ;)
Sogar bei denen ist es schon angekommen...

*edit:
und jetzt grade beim Käffchen FB gescrollt:
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also immerhin wird das Thema langsam bewusster in den Köpfen...vielleicht wird es ja bald überwunden. :)

ich glaube zb auch nicht, dass einer der Treppenschubser wirklich logisch seine Motivation zur Tat erklären kann. den Bezug zu sich selbst haben unheimlich viele Menschen völlig verloren...
 
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