Ist das Wir Gefühl noch erreichbar ? Deutsche und Türken-Fremde oder Freunde

Zepelin

Well-Known Member
Deutsche und Türken leben schon seit einigen Generationen zusammen.
Vieles haben wir erreicht und man könnte durchaus von einer Erfolgsgeschichte reden.
Die Deutschtürken haben sich einen festen Platz in einer heutigen Gesellschaft erarbeitet.
Die erste Generation die Deutschland ankam mußte sich noch mit Leuten auseinander setzen die in einer
rasiistisch orientierten Diktatur groß geworden sind und dieses wohl auch zu spüren bekamen.
Die neue deutsche Gesellschaft ist ein ganz anderes Umfeld und hätte sich sogar zu einer
willkommensgesellschaft entwickelt wäre da nicht die neue politische Lage entstanden.
Die größte Bariere aber ist aber die Religion.Während sich die mehrheit der deutschen von ihrem
Glauben verabschieden erleben die jungen Türkischstämmigen eine neue Glaubensorientierung und das ist auch gut so.Aber es trennt unwillkürlich die Gläubigen von den Nichtgläubigen.
Was kann man tun um trotzdem Gemeinsamkeiten zu finden allen Unkenrufen zum trotz?



Zu diesem Thema kam gestern ein interessanter Fernsehbeitrag der mir gut gefallen hat.
Wie seht ihr das?

SWR Mediathek - betrifft: ... - Deutsche und Türken - Fremde oder Freunde?

SWR Mediathek - betrifft: ... - Deutsche und Türken - Fremde oder Freunde?
 

Alubehütet

Well-Known Member
Sehr schönes Thema. Ich geh erst einmal schlafen (Nachtschicht), aber melde mich dazu. Auf längere Sicht, über Generationen: Alles wird gut.
 

sommersonne

Well-Known Member
Deutsche und Türken leben schon seit einigen Generationen zusammen.

Was kann man tun um trotzdem Gemeinsamkeiten zu finden allen Unkenrufen zum trotz?



Zu diesem Thema kam gestern ein interessanter Fernsehbeitrag der mir gut gefallen hat.
Wie seht ihr das?

SWR Mediathek - betrifft: ... - Deutsche und Türken - Fremde oder Freunde?

SWR Mediathek - betrifft: ... - Deutsche und Türken - Fremde oder Freunde?

Was soll man denn tun können, wenn in dem Buch der Neue Muslim oder so ähnlich, der Satz steht das man keine wahre Freundschaft mit Nichtmuslimen pflegen soll und es sowieso besser ist unter sich zu bleiben?

Dann wird doch jedes Bemühen der Urbevölkerung im Sande verlaufen, auch Ausbildung ohne Probleme, Wohnungssuche ohne Probleme wird die Abgrenzung nicht verhindern. Klar nehmen das nicht alle Türken Ernst, aber genug und so werden die Parallelgesellschaften immer weiter bestehen.
 

Alubehütet

Well-Known Member
@Zepelin,
Merkwürdig, daß Du das gerade heute postest.

Erst gestern Abend war ich nach Jahren oder gar Jahrzehnten wieder in Solingen in der Unteren Wernerstrasse, weil ich zufällig in der Nähe war und sehen wollte, was eigentlich daraus geworden ist. Dort hatten 1993 Nazis das Haus der Familie Genc in Flammen aufgehen lassen; fünf Menschen sind damals ums Leben gekommen, andere für ihr Leben mit Brandwunden gezeichnet.

Eine Gedenktafel steht dort, verwelkte Blumen und Kränze.

Das war damals ja ursprünglich eine Welle von Flüchtlingsfeindlichkeit, die sich dann als Ausländerfeindlichkeit fortsetzte. Flüchtlingsfeindlichkeit, die kräftig von oben, von der Kohl-Regierung wie von den Massenmedien mit angeheizt wurde. Innenminister Seiters erdreistete sich sogar, dem Mob von Hoyerswerda Verständnis zu zeigen.

Eine Welle von Fremdenfeindlichkeit, die auch die Solinger Bürger durchbrochen hatten mit einer über 2km langen Menschenkette vom Wohnhaus der Gencs zur Gesamtschule, wo die meisten Kinder zur Schule gingen, und wo ein beeindruckendes Antifa-Denkmal enthüllt wurde, schön weit weg von der Solinger Innenstadt. Man muß schon wissen, wo es ist.



So etwas wie den Flüchtlingsherbst 2015 hätte ich mir damals nicht vorstellen können in diesem unserem Lande. Man mag die ganze Flüchtlingspolitik Merkels für falsch halten; in jedem Fall ist sie in der Durchführung zumindest in NRW unter aller Kanone. Aber das hat unser Land verändert – Nein: Es hat sichtbar werden lassen, daß sich unser Land schon längst grundlegend verändert hat. Nazis haben sich nicht mehr getraut, den Tod von Menschen zu suchen. Hätte ich niemals gedacht, und hätte ich mich an Merkels Stelle auch nicht getraut: Was, wenn es wieder zu solch einer Serie gekommen wäre: Rostock, Hoyerswerda, Mölln, Solingen?

Es besteht heute ein allgemeiner Konsens, daß wir die Neubürger integrieren wollen. Wieweit uns das gelingen wird ist noch eine andere Frage, aber eine, vielleicht zwei Millionen Mitbürger werden wir noch irgendwie verknusen können. Und das färbt ab natürlich auf unsere Beziehungen zu den ausländischen Mitbürgern, die schon länger hier leben.

Denk mal weitere 20 Jahre weiter. Ich bin da guter Dinge :)
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ich weiß noch, wie ich in dieser Zeit einmal nachts durch die Elberfelder Nordstadt spazieren ging, erstes Arbeiterviertel, klassisch arm, billiger Wohnraum weil hastig und schlecht hochgezogen – in dem Viertel, wo ich jetzt wohne, hat man dann vieles besser und richtig gemacht –, viele Ausländer und Studenten. Und wirklich tiefnachts, zwei Uhr oder so, mitten in der Woche. Und an einer Straßenecke steht ein Türke, keine Ahnung ob er auf jemanden wartet, ich spaziere weiter, steht an der Straßenecke ein Türke, ich denke noch merkwürdig, was macht der da, unterhält sich mit niemanden, ich gehe weiter, zünd mir ein Zigarettchen an, steht an der nächsten Straßenecke ein Türke. Ich denke: Nanu? Was machen die da? Stehen nur rum?

Dann schoß mir das durch den Kopf: Die gucken nur, daß nichts passiert. Um wenn was passiert, keine Ahnung, Telefonkette in Gang setzen, überall klingeln. Ich weiß noch, daß die studentische Antifa an schwarzen Brettern ebenfalls Telefonketten organisiert hatte. Aber Wache schieben? Vermutlich koordiniert, in Schichten? Och Leute, das ist doch nicht – Doch. Schaden zumindest kann es ja nicht. Kann ich es ihnen verdenken? Solingen ist nicht so weit weg. Und auch in Wuppertal war ein Molli durch eine Fensterscheibe geflogen. Sie traf eine Matratze, die in Brand geriet, im Kinderzimmer; der Vater, aufgewacht, riß beherzt das Fenster auf und warf die brennende Matratze auf den Bürgersteig. Nichts passiert. Hätte aber.

Ja, ja. NSU. Aber die Zeiten sind doch andere geworden. Ich glaube nicht, daß man sie wird wieder zurückdrehen können.
 

Alubehütet

Well-Known Member
So sieht das da aus:

In der Unteren Wernerstraße Nr. 81 erinnern nur noch ein paar Kellerstufen an das Haus der Familie Genç. Ein grüner Drahtzaun steht davor, am linken Ende davon steht ein Gedenkstein mit der Inschrift „An dieser Stelle starben als Opfer eines rassistischen Brandanschlags Gürsün Ince, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç und Saime Genç“. 1998 hat die Stadt gemeinsam mit dem Verein „SOS Rassismus“ Terrassen angelegt und darauf auf Wunsch der Familie Genç fünf junge Kastanien gepflanzt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Brandanschlag_von_Solingen#Reaktionen.2C_Gedenken
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ich glaube aber auch, ein wichtiges Signal von Solingen war damals leider auch, daß tausende türkische Jugendliche marodierend durch die Innenstadt zogen, Schaufensterscheiben zerdepperten, Autos kaputt machten. Die würden sich wehren. Nicht einfach abfackeln lassen wie die Vietnamesen in Rostock-Lichtenhagen. Wenn die Deutschen Bürgerkrieg wollen, werden sie ihn kriegen. Das hat glaube ich die Regierung doch belehrt, daß es so nicht weiter gehen kann.

Aber wichtig war eben auch, daß zur Denkmaleinweihung über 10.000 Solinger Bürger eine Menschenkette bildeten, um friedlich deutlich zu machen, daß wir in Westdeutschland jedenfalls nicht auch noch applaudieren, wenn so etwas passiert; wir wollen das nicht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Brandanschlag_von_Solingen#Mahnmal
 

Zepelin

Well-Known Member
Dann wird doch jedes Bemühen der Urbevölkerung im Sande verlaufen, auch Ausbildung ohne Probleme, Wohnungssuche ohne Probleme wird die Abgrenzung nicht verhindern. Klar nehmen das nicht alle Türken Ernst, aber genug und so werden die Parallelgesellschaften immer weiter bestehen.

Eigentlich kann man damit leben,es gibt ja in jedem Land unterschiedliche Gesellschaften die friedlich
nebeneinander existieren. Man kann keine Affinittät zu einem anderen Lebensstil verordnen genau wie man keine Zuneigung kaufen kann.
Ich denke und hoffe dass die jungen Generationen es besser machen werden als unser eins.
Die sehen dass völlig unkompliziert, jedenfalls wenn ich die Meinug meiner Kinder höre.
 

Alubehütet

Well-Known Member
so werden die Parallelgesellschaften immer weiter bestehen.
Was unterscheidet eigentlich eine türkische Parallelgesellschaft sagen wir in Köln-Mühlheim prinzipiell von sagen wir der Subkultur der Kölner Schwulenbarszene? Das ist auch ein Völkchen für sich, mit eigenen Spielregeln und Gesetzen, wo Du als Nicht-Schwuler kaum Einblick hast. Ich kann erst mal mit türkischen Parallelgesellschaften ganz gut leben. Kann sein, daß ich das in einigen Jahren anders sehe, wenn die sich immer mehr radikalisieren in Richtung Muslimbruderschaft. Andererseits wird dem Größenwahn des Herrn Erdogan irgendwann, ich denke doch, in nicht allzu ferner Zukunft, auch die Luft rausgelassen, und dann wird sich vieles wieder einrenken. Wenn erst einmal ans Licht kommt, wieviele hunderte von Millionen die Erdogans verschoben haben, wie sie sich maßlos an Korruption und Filz bereichert haben.
 
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