Kurzinfinitiv und englisches "gerund"

"In linguistics, the term "gerund" denotes certain types of non-finite verb forms in various languages.

* As applied to English, it refers to the use of a verb (in its -ing form) as a noun (for example, the verb "learning" in the sentence "Learning is an easy process for some")
(...)
* As applied to Turkish, it refers to the Turkish verbal nouns formed by appending -ma or -me, depending on vowel harmony, to the verb stem, like in "Yapma değil, Avrupa malı bu." ("It is not a fake, but produced in Europe" - not to confuse with the negational -ma postfix.) The Turkish gerund is rather similar in meaning and use to the English gerund."

Ich bitte noch einmal um eine Quellenangabe.

Die These als solche ist sehr interessant. Ähnlichkeiten in Bedeutung und Gebrauch zwischen dem türkischen Kurzinfinitiv und dem englischen "gerund" sind in der Tat nicht zu übersehen. Bei näherem Hinsehen findet man aber durchaus auch Unterschiede.

Gemeinsamkeiten:
Im Englischen gibt es neben dem "gerund" (mit der Endung -ing) noch den Infinitiv mit to. Beide Formen konkurrieren gelegentlich miteinander und können mit geringem oder gar keinem Unterschied in der Bedeutung ausgetauscht werden:
I like swimming. ("gerund")
I like to swim. (Infinitiv mit to)
Im Türkischen gibt es neben dem Kurzinfinitiv (mit der Endung -me oder -ma) den Vollinfinitiv (mit der Endung -mek oder -mak). Beide Formen konkurrieren auch hier gelegentlich miteinander und können mit geringem oder gar keinem Unterschied in der Bedeutung ausgetauscht werden:
Yüzmeyi seviyorum. (Kurzinfinitiv)
Yüzmeği seviyorum. (Vollinfinitiv)
Die Schreibweise "Yüzmeği seviyorum" war bis Ende der 70er Jahre gebräuchlich. Dann gab es eine Rechtschreibreform, nach der man auch als Akkusativ des Vollinfinitivs "yüzmeyi" schreiben sollte. Die Rechtschreibreform wurde eigentlich Mitte der 80er Jahre rückgängig gemacht, diese Rückgängigmachung wird aber weitgehend nicht beachtet.

Unterschiede:
Im Englischen benutzt man den Infinitiv mit to hauptsächlich für konkrete Situationen:
I like swimming (allgemein)
I like to swim in the morning.
In dieserr konkreten Situation wird man eher den Infinitiv mit to verwenden.

Eine Entsprechung gibt es im türkischen nicht.
Wenn man
Yüzmeyi seviyorum.
sagt, wird man auch
Sabahleyin yüzmeyi seviyorum.
sagen, und nicht plötzlich auf
Sabahleyin yüzmeği seviyorum.
ausweichen.

Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn ich das Verb like durch hate austausche.
Hier sagt der Engländer weiterhin
I hate swimming.
I hate to swim in the morning.

Der Türke wird aber nie den Kurzinfinitiv, sondern immer den Vollinfinitiv verwenden:
Yüzmekten nefret ediyorum.
Sabahleyin yüzmekten nefret ediyorum.

Die Ähnlichkeiten in Bedeutung und Gebrauch gehen also nicht so weit, dass man von einer genauen und eindeutigen Entsprechung der beiden Formen "gerund" im Englischen und Kurzinfinitiv im Türkischen sprechen könnte.

Ich werde die türkische Form "yüzme" weiterhin als Kurzinfinitiv bezeichnen, da es sich offensichtlich um eine verkürzte Form des Vollinfinitivs "yüzmek" handelt, bei der nur das "k" weggelassen wurde.

Im Türkischen konkurrieren also zwei Infinitivformen miteinander:
"yüzme" entspricht ungefähr (aber nicht hundertprozentig) unserem Infinitiv "das Schwimmen".
"yüzmek" entspricht eher (aber auch nicht immer hundertprozentig) unserem Infinitiv mit zu: "zu schwimmen".

Beide Formen sind Verbalsubstantive und können Fallendungen annehmen, also dekliniert werden.
Insbesondere beim Gebrauch mit einer Fallendung sollte man sich aber nicht vom Englischen inspirieren lassen, sondern nachschlagen mit welchem Fall und mit welcher Form das türkische Verb verwendet wird. Hier kann es trotz der oben diskutierten Ähnlichkeiten in Einzelfällen durchaus gravierende Unterschiede im Sprachbegrauch geben.

Übrigens:
Wir können zwar den Artikel "das" vor ein beliebiges Wort setzen. Bei den meisten Worten ist dann aber einfach das entsprechende Wort gemeint:
Das Und = das Wort "und".
Dass das Das, das mit einem s geschrieben wird, nicht das Dass ist, das mit zwei s geschrieben wird, das sollte jeder wissen.
besser: Dass das Wort "das", das mit einem s geschrieben wird, nicht das Wort "dass" ist, das mit zwei s geschrieben wird, das sollte jeder wissen.

Wenn wir den Artikel aber vor einen Infinitiv setzen, meinen wir in der Regel die entsprechende Tätigkeit.
das Lesen = die Tätigkeit des Lesens.

Etwas anders ist es bei dem Wort "essen".
Das Essen kann einerseits die Tätigkeit des Essens sein.
Normalerweise wird damit aber das gemeint sein, was auf dem teller liegt und gegessen WIRD.
 

ege35

Well-Known Member
AW: Kurzinfinitiv und englisches "gerund"

Dass das Das, das mit einem s geschrieben wird, nicht das Dass ist, das mit zwei s geschrieben wird, das sollte jeder wissen.
besser: Dass das Wort "das", das mit einem s geschrieben wird, nicht das Wort "dass" ist, das mit zwei s geschrieben wird, das sollte jeder wissen.


Sollte! Aber wenn du dir die Posts hier durchliest, wirst du feststellen, dass dem leider nicht so ist - ebenso, was Groß- und Kleinschreibung angeht. :|
Das gilt auch für "denn" ........
 
AW: Kurzinfinitiv und englisches "gerund"

Sollte! Aber wenn du dir die Posts hier durchliest, wirst du feststellen, dass dem leider nicht so ist - ebenso, was Groß- und Kleinschreibung angeht. :|
Das gilt auch für "denn" ........
Eigentlich war der Satz ja nur als Beispiel für die Verwendung von "das Das" im Sinne von "das Wort 'dass' " gedacht.
Aber natürlich hast du recht. Es gibt hier -wie eigentlich überall- viel zu viele Rechtschreibfehler.

Zur Ehrenrettung der Schreiber muss man aber einräumen, dass man beim Schreiben mit der Tastatur durchaus mal die falsche taste treffen kann und dass man ja auch nur begrenzte Zeit hat, den eigenen Beitrag zu edi(ti)eren und zu korrigieren.
 
C

cyrano

Guest
AW: Kurzinfinitiv und englisches "gerund"

Nach diesem und diesem Beitrag wollte ich so eine eigene Thread in Bezug auf dem Thema herstellen, da den anderen Thread weiter zu besetzen nicht von der Bedetung wäre. Nun hast du diesen Thread herstellt und das ist gut.

Fliessend bin ich nicht beim Schreiben auf Deutsch. Daher musst du ab jetzt ein wenig Geduld haben, wenn du von mir erwartest, jeden Punkt, jeden zu antwortenden Aussage, jeden Denkfehler in deinen Beiträge zu behandeln.

Derzeit werde ich nun zwei Punkte behandeln. Weitere Punkte in deinem Beitrag werde ich aber nachher sicher behandeln, wenn ich dafür Zeit (und in gewissen Masse Lust auch) habe. Aber auf jeden Fall werde ich so eine detailierte Antwort schreiben, wie ich auf Deutsch kann.

Ich bitte noch einmal um eine Quellenangabe.

In meinem relevanten Beitrag [Achtung! Das "In meinem relevanten Beitrag" habe ich verlinkt! Bitte klicke darauf!] hatte ich schon gedacht, dass das "Begriff" in Blau, die ich zu der Quellenangabe verlinkt hatte, die Quellenangabe klar zeigen würde, wenn man darauf klicke. Du hast aber Recht, auf jeden Fall hätte ich wohl die Quellenangabe offen schreiben bzw. ihre Link geben müssen. Dann aber habe ich keine Absicht, die Quellenangabe geben zu vermeiden.

Nun, click noch einmal hier. Das verlinkte "hier" nimmt du zu meinen relevanten Beitrag. Dort, in meinem relevanten Beitrag, gerade oben der von dir in deinem Beitrag zitierten Teil, wirst du das Wort "Begriff" in Blau sehen. Klicke auf dem "Begriff" in Blau. Diesmal der verlinkte Begriff nimmt du zur Quellenangabe, nämlich zu Wikipedia.

Um sicher zu sein, dass du die Quellenangabe gesehen bzw. gelesen hast, soll ich unten die Link offen schreiben.

http://en.wikipedia.org/wiki/Gerund

Und um sicher zu sein, dass du von mir zitierten Teil gelesen bzw. gesehen hast, soll ich den ganzen relevanten Teil unten noch einmal zitieren

Achtung! Das folgende Zitat aus Wikipedia, und zwar aus: http://en.wikipedia.org/wiki/Gerund

"In linguistics, the term "gerund" denotes certain types of non-finite verb forms in various languages.

As applied to English, it refers to the use of a verb (in its -ing form) as a noun (for example, the verb "learning" in the sentence "Learning is an easy process for some").[1]
As applied to French, it refers either to the adverbial participle—also called the gerundive—or to the present adjectival participle.
As applied to Latin, its form is based on the participle ending, similarly to English. The –ns ending is replaced with -ndus, and the preceding ā or ē is shortened. However, the gerund is only ever seen in the accusative form ("ndum"), genitive form ("ndi"), dative form ("ndo") or ablative form ("ndo") (see Latin conjugation.) If the gerund is needed in the nominative form, the present infinitive is used instead.
As applied to Macedonian, it refers to the verb noun formed by adding the suffix -ње (-nje) to the verb form, like in јаде (jade, he eats) — јадење (jadenje, eating).
As applied to Japanese, it designates verb and verbals adjective forms in dictionary form paired with the referral particle no, which turns the verbal into a concept or property noun.
As applied to Portuguese, it refers to an adverbial participle (a verbal adverb), called gerúndio.
As applied to Romanian, it refers to an adverbial participle (a verbal adverb), called the gerunziu, formed by appending -ând or -ind, to the verb stem, like in cântând/fugind".
As applied to Spanish, it refers to an adverbial participle (a verbal adverb), called in Spanish the gerundio.
As applied to Turkish, it refers to the Turkish verbal nouns formed by appending -ma or -me, depending on vowel harmony, to the verb stem, like in "Yapma değil, Avrupa malı bu." ("It is not a fake, but produced in Europe" - not to confuse with the negational -ma postfix.) The Turkish gerund is rather similar in meaning and use to the English gerund.
As applied to Arabic, it refers to the verb's action noun, known as the masdar form (Arabic: المصدر). This form ends in a tanwin and is generally the equivalent of the -ing ending in English.
As applied to Hebrew, it refers either to the verb's action noun, or to the part of the infinitive following the infinitival prefix (also called the infinitival construct).
As applied to West Frisian, it refers to one of two verb forms frequently referred to as infinitives, this one ending in -n. It shows up in nominalizations and is selected by perception verbs.

In other languages, it may refer to almost any non-finite verb form; however, it most often refers to an action noun, by analogy with its use as applied to English or Latin."


Die These als solche ist sehr interessant. Ähnlichkeiten in Bedeutung und Gebrauch zwischen dem türkischen Kurzinfinitiv und dem englischen "gerund" sind in der Tat nicht zu übersehen.

Ich habe die Gerundsbeispiele in Englisch deswegen gewahlt:

- weil Englisch meine andere Fremdsprache ist und weil ich vorusgesetzt habe, dass auch Englisch kannst
- weil Deutsch keinen Gerund hat.

nicht deswegen:

- weil es Ähnlichkeiten zwischen englischen Gerunds und türkischen Gerunds besteht!

Hätte ich (und du auch) eine oder einige andere Sprache z. B. French, Spanisch, Hebrew, die gemäss Wikipedia Gerundsformen haben sollten, sprechen können, hätte ich gern Beispiele von ihnen auch geben.

Also soll meine Wahl von Englisch-Türkisch Gerund dich nicht irreführen, dass ich von den englischen Gerunds ausgehe! Denn wenn eine Sprache Gerundsform hat, soll ihre Gerundsform auf diese oder jene Weise Bedindungen erfüllen, eine Gerund sein zu können. In dieser Hinsicht besteht (und tatsächlich muss bestehen) Ähnlichkeiten zwischen Gerunds in den oben erwähnten Sprachen. Sonst hätten sie keinen Gerund haben!

Ich werde die türkische Form "yüzme" weiterhin als Kurzinfinitiv bezeichnen

Das ist dein guter Recht! Bezeichne, was und wie auch immer du dir wünscht!

In Verbindung mit meinem obigen Erklärung, soll ich etwas über deine Bezeichnung sagen:

Wenn ich z.B. "Noun" (auch Deutsh: "Nomen") sagt, weise ich damit über alle "Nomen" in allen Sprachen hin, und nicht nur unbedingt "Nouns" in englischen Sprache. Denn in jeder Sprache gibt es Wörter, die Konditionen erfüllen, einen "Noun" zu sein. Dass du "Noun" auf Deutsch als "Substantive, Nomen, dies und das" bezeichnest, ändert die -reletaiv universale- Begriffe in Linguistiscs nicht.

Gleiche gilt auch für die Gerunds.
 
AW: Kurzinfinitiv und englisches "gerund"

Danke für die Quellenangabe.

Offenbar sind sich die Experten bei der Nomenklatur auch nicht einig.

Wenn man bei de.wikipedia.org/wiki/Gerundium die kompletten Ausführungen über das englische Gerundium nachliest, sieht man nur sehr begrenzte Gemeinsamkeiten mit den türkischen Kurzinfinitiven.
Als türkische Gerundien werden dort verschiedene Verbaladverbien bezeichnet.

Ich bin kein Linguist und möchte mich auch gar nicht dazu auslassen, welche türkische Verbform die Bezeichnung Gerundium verdient hat.

Ich bleibe nur bei der Aussage, dass man einen türkischen Vollinfinitiv deklinieren und substantivisch verwenden kann.
 
C

cyrano

Guest
AW: Kurzinfinitiv und englisches "gerund"

Gemeinsamkeiten:
Im Englischen gibt es neben dem "gerund" (mit der Endung -ing) noch den Infinitiv mit to. Beide Formen konkurrieren gelegentlich miteinander und können mit geringem oder gar keinem Unterschied in der Bedeutung ausgetauscht werden:
I like swimming. ("gerund")
I like to swim. (Infinitiv mit to)
Im Türkischen gibt es neben dem Kurzinfinitiv (mit der Endung -me oder -ma) den Vollinfinitiv (mit der Endung -mek oder -mak). Beide Formen konkurrieren auch hier gelegentlich miteinander und können mit geringem oder gar keinem Unterschied in der Bedeutung ausgetauscht werden:
Yüzmeyi seviyorum. (Kurzinfinitiv)
Yüzmeği seviyorum. (Vollinfinitiv)

Es ging und geht nicht um semantische Unterschiede bzw. Ähnlichkeiten zwischen Infinitiv und Gerund. Es ging und geht um die Wortklassifikation von Infitiniv und Gerund. Um dich noch einmal daran zu erinnern, hatte ich nie von semantischen Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede zwischen Infinitiv und Gerund erwähnt, als ich die folgenden Beispiele gegeben habe, weil, wie gesagt, es nicht darum ging ung geht :

To see is to believe.
Görmek, inanmaktir.

Seeing is believing.

Görme, inanmadir.

Die Unterschiede bzw. Ähnlichkeiten dazwischen waren und sind mir, obwohl schon bekannt, nie ein Thema. Es ging und geht nur darum, ob -türkische- Infinitive, im Gegensatz zu Gerunds, als Substantive verwendet werden können.

Yüzmeği seviyorum. (Vollinfinitiv)

Die Schreibweise "Yüzmeği seviyorum" war bis Ende der 70er Jahre gebräuchlich. Dann gab es eine Rechtschreibreform, nach der man auch als Akkusativ des Vollinfinitivs "yüzmeyi" schreiben sollte.

Zuerst muss ich immer wiederholen, solange du den Fehler wiederholst: "Yüzmeği" dort (auch in altem Schreibsweise mit ğ) ist nicht ein Infinitiv, nur bloss ein Gerund! Du verwechselst den Gerund immer mit dem Infinitiv!

Ausserdem hat es nichts mit dem Rechtsschreibreform zu tun. Für jedes türkisches Wort, das auf ein Vokal endet (und das ist der Fall bei türkischen Gerunds), verwendet man im Akkusativ und im Dativ das Fusionsbuchstabe "y".

Man vergleiche:

Kasa/die Kasse (Nominativ) - kasa-y-ı/die Kasse (Akkusativ) - kasa-y-a/der Kasse (Dativ)
Görme/das Sehen (Nominativ) - görme-y-i/das Sehen (Akkusativ) - görme-y-e/dem Sehen (Dativ)


Ich werde die anderen Punkten in deinem Beitrag nachher weiter behandeln.
 
AW: Kurzinfinitiv und englisches "gerund"

Zuerst muss ich immer wiederholen, solange du den Fehler wiederholst: "Yüzmeği" dort (auch in altem Schreibsweise mit ğ) ist nicht ein Infinitiv, nur bloss ein Gerund! Du verwechselst den Gerund immer mit dem Infinitiv!

Ausserdem hat es nichts mit dem Rechtsschreibreform zu tun. Für jedes türkisches Wort, das auf ein Vokal endet (und das ist der Fall bei türkischen Gerunds), verwendet man im Akkusativ und im Dativ das Fusionsbuchstabe "y".

Man vergleiche:

Kasa/die Kasse (Nominativ) - kasa-y-ı/die Kasse (Akkusativ) - kasa-y-a/der Kasse (Dativ)
Görme/das Sehen (Nominativ) - görme-y-i/das Sehen (Akkusativ) - görme-y-e/dem Sehen (Dativ)

Man höre mit dem vergleichen nicht auf, wenn es am interessantesten wird.

Kulak= das Ohr (Nominativ) - kula-ğ-ı = das Ohr (Akkusativ) - kula-ğ-a = dem Ohr (Dativ)

Görmek = (zu) Sehen (Nominativ) - görme-ğ-i = (zu) Sehen (Akkusativ) - görme-ğ-e = (zu) Sehen (Dativ)

Eine Form, die auf ği endet, ist offenbar von einem Wort abgeleitet, das im Nominativ auf k endet. Und das ist hier der Vollinfinitiv görmek.

In Texten, die vor Ende der 70er Jahre verfasst wurden, findet man die Formen görme-ğ-i und görme-ğ-e häufig. Danach wird wegen einer Rechtschreibreform auch für den Akkusativ und Dativ des Vollinfinitivs görme-y-i und görme-y-e geschrieben, so dass man leider nicht mehr erkennen kann, ob es vom Kurzinfinitiv (görme) oder vom Vollinfinitiv (görmek) abgeleitet ist.

Aber selbst wenn du an diese Rechtschreibreform nicht glaubst und görme-ğ-i und görme-ğ-e als Rechtschreibfehler von görme-y-i und görme-y-e abtun möchtest, kommst du nicht daran vorbei, dass es auch die Formen görmekte und görmekten gibt, die eindeutig deklinierte Formen des Infinitivs sind.
 
C

cyrano

Guest
AW: Kurzinfinitiv und englisches "gerund"

Aber selbst wenn du an diese Rechtschreibreform nicht glaubst und görme-ğ-i und görme-ğ-e als Rechtschreibfehler von görme-y-i und görme-y-e abtun möchtest, kommst du nicht daran vorbei, dass es auch die Formen görmekte und görmekten gibt, die eindeutig deklinierte Formen des Infinitivs sind.

Mir war und ist solche Schreibsweise mit "ğ' bekannt. Ich hatte Bücher aus 70er - daran erinnere mich ich-, in den man solche Schreibsweise hier und da (aber nicht häufig) sieht. Ich denke, manche damalige Editören, die die Schreibsweise mit 'ğ' bevorzugten, müssten die Infinitive mit Substantive bzw. mit Gerunds verwechselt haben, wie dein Vergleichsbeispiel "kulak/görmek" zeigt. Deshalb war die Rechtsschreibsreform richtig, womit es nunmehr die Regel nachfolt - Endet ein Wort auf ein Vokal, nimmt es das "y" im Akkusativ und im Dativ.

Dass die Infinitiven zwei, und nur zwei, der Fällen (Lokativ und Ablativ) erfüllen, ist ja überlegenswert. Überlegenswerter ist doch, warum sie andere Konditionen, im Gegensatz zu Gerunds, nicht erfüllen können.

Kulak - Görmek - Görme
Kulaklar - *Görmekler* - Görmeler
Kulağım - *Görmeğim/Görmeyim* - Görmem

Bei dem letzten Beispiel ist klar zu sehen, es nichts sowohl mit 'ğ' als auch mit 'y', nämlich mit Rechtsschreibsreform, zu tun hat! Weil weder "Görmeğim" noch "Görmeyim" noch "Görmekim" geht!

Nun aber:

"Görmem/Okumam/yazmam (iyi degil.)"

ist genauso einfach und klar wie:

"Almancam/Arabam/Okulum (iyi degil.)"!
 

fritztotila

Active Member
AW: Kurzinfinitiv und englisches "gerund"

Sollte! Aber wenn du dir die Posts hier durchliest, wirst du feststellen, dass dem leider nicht so ist - ebenso, was Groß- und Kleinschreibung angeht. :|
Das gilt auch für "denn" ........

Ich finde die Großschreibung ist meist noch ok, aber das "dass" beherrscht fast niemand. Das findet man falsch in Ebay, in Foren und in Schülerarbeiten sowieso.
 
AW: Kurzinfinitiv und englisches "gerund"

Mir war und ist solche Schreibsweise mit "ğ' bekannt. Ich hatte Bücher aus 70er - daran erinnere mich ich-, in den man solche Schreibsweise hier und da (aber nicht häufig) sieht. Ich denke, manche damalige Editören, die die Schreibsweise mit 'ğ' bevorzugten, müssten die Infinitive mit Substantive bzw. mit Gerunds verwechselt haben, wie dein Vergleichsbeispiel "kulak/görmek" zeigt.
Ob es mit ğ oder mit y geschrieben wurde, hing weniger vom Schreiber als vom jeweiligen Verb ab. Es war damals so, dass manche Verben nur mit Vollinfinitiv, andere nur mit Kurzinfinitiv und wieder andere sowohl mit Kurzinfinitiv als auch mit Vollinfinitiv verwendet wurden.
Ich habe mal ein Valenzlexikon in der Hand gehabt, in dem man für eine Reihe von Verben nachlesen konnte, mit welchem Fall und mit welcher Art von Infinitiv sie verwendet werden.

Deshalb war die Rechtsschreibsreform richtig, womit es nunmehr die Regel nachfolt - Endet ein Wort auf ein Vokal, nimmt es das "y" im Akkusativ und im Dativ.
Diese Regel gab es schon vor dem Ende der 70er Jahre.
Die Rechtschreibreform schaffte sinngemäß folgende Neuregelung:

"Mastar Eklerinin Yazılışı:
-mak, -mek ile biten mastarlardan sonra -a, -e, -ı, -i eklerinden biri geldiğinde araya y ünsüzü girer: kazanmak-a > kazanma-y-a, aldanmak-ı > aldanma-y-ı, sevmek-e > sevme-y-e, görmek-i > görme-y-i."
Quelle: http://tr.wikipedia.org/wiki/Vikipe...Mastar_Eklerinin_Yaz.C4.B1l.C4.B1.C5.9F.C4.B1

Die Experten haben diese Rechtschreibreform offenbar für nicht sehr vorteilhaft empfunden und wenige Jahre später rückgängig gemacht, wohl deshalb, weil man nun nicht mehr erkennen konnte, ob der Kurzinfinitiv oder der Vollinfinitiv gemeint war. Die erneut reformierte Rechtschreibung hat sich aber nicht mehr durchsetzen können. Die Schreibweise nach der eigentlich Mitte der 80er Jahre abgeschafften Regel wird heute weitgehend als richtig empfunden und toleriert. Das Gefühl dafür, dass es sich eigentlich um einen deklinierten Vollinfinitiv handelt, ist dabei aber wahrscheinlich bei den meisten Menschen verlorengegangen.

Aber eigentlich lautet die korrekte Regel seit Mitte der 80er Jahre wieder:
"Mastar eklerinin yazılışı
-ma, -me ile biten mastarlar -a, -e, -ı, -i ekleriyle genişletildiğinde araya y koruyucu ünsüzü girer: kazanma-y-a, aldanma-y-ı, okuma-y-a, yazma-y-ı, sevme-y-e, görme-y-i, gülme-y-e, silme-y-i.
-mak, -mek ile biten mastarlardan sonra -a, -e, -ı, -i eklerinden biri gelirse -k ünsüzü yumuşar: ... yazmağa (başladı). ... bildirmeğe (geldim). Ancak mastarlarda y'li yazılışa doğru güçlü bir eğilim vardır."
Quelle: http://www.dilimiz.com/dil/imlakilavuzu/TDK/KUR03_12.HTM




Dass die Infinitiven zwei, und nur zwei, der Fällen (Lokativ und Ablativ) erfüllen, ist ja überlegenswert. Überlegenswerter ist doch, warum sie andere Konditionen, im Gegensatz zu Gerunds, nicht erfüllen können.
Dass der Vollinfinitiv nicht im Genitiv, nicht im Plural und nicht mit Possesivendungen benutzt wird, habe ich bereits selbst erwähnt.
Der Dativ und Akkusativ existiert, wird aber heute meist falsch geschrieben.
Die fehlenden Funktionen des Vollinfinitivs werden vom Kurzinfinitiv übernommen:
köpek dokunmaktan korkuyorum
= ich habe Angst, Hunde anzufassen (Vollinfinitiv im Ablativ)
aber
senin kızmandan korkuyorum
= ich habe Angst, dass du dich ärgerst (Kurzinfinitiv mit Possesivendung im Ablativ)

Die Formen, die ich Kurz- und Vollinfinitiv nenne, werden offenbar also so eng miteinander verwandt empfunden, dass es keinen stört, plötzlich vom Vollinfinitiv auf den Kurzinfinitiv zu wechseln.
 
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