Albert Einstein
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"In linguistics, the term "gerund" denotes certain types of non-finite verb forms in various languages.
* As applied to English, it refers to the use of a verb (in its -ing form) as a noun (for example, the verb "learning" in the sentence "Learning is an easy process for some")
(...)
* As applied to Turkish, it refers to the Turkish verbal nouns formed by appending -ma or -me, depending on vowel harmony, to the verb stem, like in "Yapma değil, Avrupa malı bu." ("It is not a fake, but produced in Europe" - not to confuse with the negational -ma postfix.) The Turkish gerund is rather similar in meaning and use to the English gerund."
Ich bitte noch einmal um eine Quellenangabe.
Die These als solche ist sehr interessant. Ähnlichkeiten in Bedeutung und Gebrauch zwischen dem türkischen Kurzinfinitiv und dem englischen "gerund" sind in der Tat nicht zu übersehen. Bei näherem Hinsehen findet man aber durchaus auch Unterschiede.
Gemeinsamkeiten:
Im Englischen gibt es neben dem "gerund" (mit der Endung -ing) noch den Infinitiv mit to. Beide Formen konkurrieren gelegentlich miteinander und können mit geringem oder gar keinem Unterschied in der Bedeutung ausgetauscht werden:
I like swimming. ("gerund")
I like to swim. (Infinitiv mit to)
Im Türkischen gibt es neben dem Kurzinfinitiv (mit der Endung -me oder -ma) den Vollinfinitiv (mit der Endung -mek oder -mak). Beide Formen konkurrieren auch hier gelegentlich miteinander und können mit geringem oder gar keinem Unterschied in der Bedeutung ausgetauscht werden:
Yüzmeyi seviyorum. (Kurzinfinitiv)
Yüzmeği seviyorum. (Vollinfinitiv)
Die Schreibweise "Yüzmeği seviyorum" war bis Ende der 70er Jahre gebräuchlich. Dann gab es eine Rechtschreibreform, nach der man auch als Akkusativ des Vollinfinitivs "yüzmeyi" schreiben sollte. Die Rechtschreibreform wurde eigentlich Mitte der 80er Jahre rückgängig gemacht, diese Rückgängigmachung wird aber weitgehend nicht beachtet.
Unterschiede:
Im Englischen benutzt man den Infinitiv mit to hauptsächlich für konkrete Situationen:
I like swimming (allgemein)
I like to swim in the morning.
In dieserr konkreten Situation wird man eher den Infinitiv mit to verwenden.
Eine Entsprechung gibt es im türkischen nicht.
Wenn man
Yüzmeyi seviyorum.
sagt, wird man auch
Sabahleyin yüzmeyi seviyorum.
sagen, und nicht plötzlich auf
Sabahleyin yüzmeği seviyorum.
ausweichen.
Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn ich das Verb like durch hate austausche.
Hier sagt der Engländer weiterhin
I hate swimming.
I hate to swim in the morning.
Der Türke wird aber nie den Kurzinfinitiv, sondern immer den Vollinfinitiv verwenden:
Yüzmekten nefret ediyorum.
Sabahleyin yüzmekten nefret ediyorum.
Die Ähnlichkeiten in Bedeutung und Gebrauch gehen also nicht so weit, dass man von einer genauen und eindeutigen Entsprechung der beiden Formen "gerund" im Englischen und Kurzinfinitiv im Türkischen sprechen könnte.
Ich werde die türkische Form "yüzme" weiterhin als Kurzinfinitiv bezeichnen, da es sich offensichtlich um eine verkürzte Form des Vollinfinitivs "yüzmek" handelt, bei der nur das "k" weggelassen wurde.
Im Türkischen konkurrieren also zwei Infinitivformen miteinander:
"yüzme" entspricht ungefähr (aber nicht hundertprozentig) unserem Infinitiv "das Schwimmen".
"yüzmek" entspricht eher (aber auch nicht immer hundertprozentig) unserem Infinitiv mit zu: "zu schwimmen".
Beide Formen sind Verbalsubstantive und können Fallendungen annehmen, also dekliniert werden.
Insbesondere beim Gebrauch mit einer Fallendung sollte man sich aber nicht vom Englischen inspirieren lassen, sondern nachschlagen mit welchem Fall und mit welcher Form das türkische Verb verwendet wird. Hier kann es trotz der oben diskutierten Ähnlichkeiten in Einzelfällen durchaus gravierende Unterschiede im Sprachbegrauch geben.
Übrigens:
Wir können zwar den Artikel "das" vor ein beliebiges Wort setzen. Bei den meisten Worten ist dann aber einfach das entsprechende Wort gemeint:
Das Und = das Wort "und".
Dass das Das, das mit einem s geschrieben wird, nicht das Dass ist, das mit zwei s geschrieben wird, das sollte jeder wissen.
besser: Dass das Wort "das", das mit einem s geschrieben wird, nicht das Wort "dass" ist, das mit zwei s geschrieben wird, das sollte jeder wissen.
Wenn wir den Artikel aber vor einen Infinitiv setzen, meinen wir in der Regel die entsprechende Tätigkeit.
das Lesen = die Tätigkeit des Lesens.
Etwas anders ist es bei dem Wort "essen".
Das Essen kann einerseits die Tätigkeit des Essens sein.
Normalerweise wird damit aber das gemeint sein, was auf dem teller liegt und gegessen WIRD.