Landtagswahljahr 2019

Alubehütet

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Aber wo waren bei der Geschichte die Nazis?
Wenn Ihr ganz hinten gestanden seid, da waren die Leute mit den DDR-Fahnen. „Artikel 23 – Kein Anschluß unter dieser Nummer!“ Protestdemonstranten, teils auf den Brunnen geklettert, damit Helmut sie sehen konnte.

Ganz vorne in den ersten Reihen die Jungs mit dem Deutschland-Fahnenmeer.

Als sich die Versammlung auflöste, stürmten die Jungs aus den ersten Reihen quer über den ganzen Platz auf die in den letzten Reihen. Diese flohen und verbarrikadierten sich in der Uni-Mensa.

Das wußten mein Freund und ich nicht. Wir da drin in der Mensa, erst mal nur auf einmal Geschreie und Türenknallen am Eingang. Das beruhigte sich, aber dann wurde es wirklich übel. Geschreie, Glas splittert, ein Schwall von Menschen drängt nach vorne, einige kommen blutend zurück. Keiner blickt durch, was los ist.

Unglückseligerweise war gerade Messe. Heißt, es waren keine normalen Studenten in der Mensa, sondern ganz normale, internationale Messebesucher älteren Semesters. Die man nicht gerade mobilisieren kann; alles drängte nach hinten an die Rückwand. Panisch, möge es den vor mir erwischen – Was auch immer. Irgendwann war klar: Wer auch immer da draußen ist, wenn die hier reinkommen, gibt es totales Chaos.

Und irgendein Vollpfosten, das war das Fatale, hatte geschickterweise die seitlichen Fluchttüren nicht aufgeschlossen :( Erst, als die aufgeschlossen wurden, war der Druck raus aus der Situation.

Bei den diskutierenden Menschentrauben anschließend stellte sich heraus, daß schon während der Kundgebung Nazis durch die Reihen marodierten, die Mißliebigen auch schon mal eine Eisenstange ins Kreuz hauten.

Volkspolizei erklärte sich für nicht zuständig. Der Runde Tisch in Berlin hätte beschlossen: Keine Wessie-Politprominenz im Ost-Wahlkampf. Ausgerechnet einem Willy Brandt konnte man das nicht verwehren. ... Strich drunter: Wenigstens während der Leipziger Messe bitte keine Kundgebungen unter freiem Himmel weil viel los. Hans-Dietrich Genscher trat daraufhin in einer Halle auf. Aber Helmut setzte sich über alles hinweg. „Dann soll er auch seine eigenen Ordner mitbringen!“, so unser VoPo. Konnten ihm nicht widersprechen.


Schließlich rückte NVA an. Wir zurück nach Berlin (West).
 

Alubehütet

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Andere Themen. Freiheit, Welt sehen, Konsum, Meinungsfreiheit z.B.
„Kommt die D-Mark, bleiben wir,
Kommt sie nicht, geh'n wir zu ihr.“

Nur allzu verständlich. Kann man niemand verübeln. Auch nicht, daß man keine Lust mehr hatte auf weitere Experimente, Sonderweg. Man wollte so schnell wie möglich Bundesrepublik werden und aufholen.

Aber natürlich der Tod im Topf.

Genau so, wie es verständlich war, daß man nicht mehr den ollen DDR-Kram kaufen wollte, sondern heiß war auf das Neue, das Entbehrte, das aus dem Westen. Aber damit macht man natürlich die eigene Wirtschaft kaputt.
 
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Alubehütet

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Ein ziemlicher Schock für die Regierenden. Dem Nationalsozialismus hatten sie bis zur letzten Minute die Stange gehalten. Wo schon alles in Schutt und Asche und Trümmern lag. Totalbankrott. Aber dem Arbeiter- und Bauernstaat null Chance gegeben. Und daß man sich nur hat halten können, indem man den großen Bruder hat zur Hilfe rufen müssen, hat das Selbstbewußtsein gegenüber diesem nachhaltig geknickt.
 
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Alubehütet

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Auch so ein Fehler: Selbstverständlich vergleichen sich die Neufünfländer nicht mit Tschechen, Polen, Ungarn. Sondern mit Westdeutschland.
 

sommersonne

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Wenn Ihr ganz hinten gestanden seid, da waren die Leute mit den DDR-Fahnen. „Artikel 23 – Kein Anschluß unter dieser Nummer!“ Protestdemonstranten, teils auf den Brunnen geklettert, damit Helmut sie sehen konnte.

Ganz vorne in den ersten Reihen die Jungs mit dem Deutschland-Fahnenmeer.

Als sich die Versammlung auflöste, stürmten die Jungs aus den ersten Reihen quer über den ganzen Platz auf die in den letzten Reihen. Diese flohen und verbarrikadierten sich in der Uni-Mensa.

Das wußten mein Freund und ich nicht. Wir da drin in der Mensa, erst mal nur auf einmal Geschreie und Türenknallen am Eingang. Das beruhigte sich, aber dann wurde es wirklich übel. Geschreie, Glas splittert, ein Schwall von Menschen drängt nach vorne, einige kommen blutend zurück. Keiner blickt durch, was los ist.

Unglückseligerweise war gerade Messe. Heißt, es waren keine normalen Studenten in der Mensa, sondern ganz normale, internationale Messebesucher älteren Semesters. Die man nicht gerade mobilisieren kann; alles drängte nach hinten an die Rückwand. Panisch, möge es den vor mir erwischen – Was auch immer. Irgendwann war klar: Wer auch immer da draußen ist, wenn die hier reinkommen, gibt es totales Chaos.

Und irgendein Vollpfosten, das war das Fatale, hatte geschickterweise die seitlichen Fluchttüren nicht aufgeschlossen :( Erst, als die aufgeschlossen wurden, war der Druck raus aus der Situation.

Bei den diskutierenden Menschentrauben anschließend stellte sich heraus, daß schon während der Kundgebung Nazis durch die Reihen marodierten, die Mißliebigen auch schon mal eine Eisenstange ins Kreuz hauten.

Volkspolizei erklärte sich für nicht zuständig. Der Runde Tisch in Berlin hätte beschlossen: Keine Wessie-Politprominenz im Ost-Wahlkampf. Ausgerechnet einem Willy Brandt konnte man das nicht verwehren. ... Strich drunter: Wenigstens während der Leipziger Messe bitte keine Kundgebungen unter freiem Himmel weil viel los. Hans-Dietrich Genscher trat daraufhin in einer Halle auf. Aber Helmut setzte sich über alles hinweg. „Dann soll er auch seine eigenen Ordner mitbringen!“, so unser VoPo. Konnten ihm nicht widersprechen.


Schließlich rückte NVA an. Wir zurück nach Berlin (West).
Ach nein. Dann habe ich das verwechselt. Da war ich tatsächlich nicht dabei oder schon weg? Nein, ich glaube ich war nicht dabei. Es muß noch ein anderer auf dem Karl-Marx-Platz gesprochen haben. Könnte Willy Brand gewesen sein. Peinlich, aber ich weiß es nicht mehr genau.
Wir hatten genau zu der Zeit plötzlich eine Neubauwohnung bekommen und ich war mit dem Umzug beschäftigt. Es war nicht einfach eine Transportmöglichkeit zu bekommen, so daß ich mehr mit organisieren und einpacken zu tun hatte.
 

sommersonne

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„Kommt die D-Mark, bleiben wir,
Kommt sie nicht, geh'n wir zu ihr.“

Nur allzu verständlich. Kann man niemand verübeln. Auch nicht, daß man keine Lust mehr hatte auf weitere Experimente, Sonderweg. Man wollte so schnell wie möglich Bundesrepublik werden und aufholen.

Aber natürlich der Tod im Topf.

Genau so, wie es verständlich war, daß man nicht mehr den ollen DDR-Kram kaufen wollte, sondern heiß war auf das Neue, das Entbehrte, das aus dem Westen. Aber damit macht man natürlich die eigene Wirtschaft kaputt.
Ich habe da nicht so viel Verständnis wie du. Das war der Anfang an dem die meisten Leute in der DDR bereits den Verstand verloren hatten. Es war doch abzusehen was passieren würde und sie haben mit ihrem Gedränge nach der Vereinigung bessere Verhandlungen für uns verhindert. Also selbst schuld in meinen Augen und nun wieder unzufrieden und laufen wieder Populisten nach.
 

sommersonne

Well-Known Member
Ein ziemlicher Schock für die Regierenden. Dem Nationalsozialismus hatten sie bis zur letzten Minute die Stange gehalten. Wo schon alles in Schutt und Asche und Trümmern lag. Totalbankrott. Aber dem Arbeiter- und Bauernstaat null Chance gegeben. Und daß man sich nur hat halten können, indem man den großen Bruder hat zur Hilfe rufen müssen, hat das Selbstbewußtsein gegenüber diesem nachhaltig geknickt.
Wobei ein größeres Selbstbewußtsein nicht geholfen hätte. Wir waren ebenso Verlierer wie die BRD, hatten Reparationen zu leisten und es ging uns nur so gut weil die SU ein Aushängeschild für den Sozialismus brauchte. den russen ging es sehr lange viel schlechter als uns.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Worüber ja viel zu wenig gesprochen wird. „Das bessere System hat gesiegt.“ (Nicht nur) Westdeutschland hat den Marshall-Plan genossen, in der Zone haben die Russen Maschinen, Metall, alles abgeschraubt und mitgenommen, was wörtlich nicht niet- und nagelfest war. Notwehr. Die Sowjetunion war bis auf die Grundmauern niedergebombt.

„Wettlauf der Systeme“ – Die BRD hat eine Adrenalinspritze in den Hintern und die DDR eine Eisenkugel an den Fuß gekettet gekriegt.
 

alterali

Well-Known Member
Ja, allerdings hatten sie vergessen das sie mal Widerstandskämpfer waren und es waren nicht alle im KZ. Viele davon waren lange in der Sowjetunion und hatten da gelernt ihr Verständnis von der Welt und dem Sozialismus mit allen Mitteln durchzusetzen. Notfalls mit Hilfe ihrer alten Genossen in der Sowjetunion wenn es nötig war. 1953 z.B.
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Lange in der SU hieß lange Jahre im Gulag.
„das Hauptproblem der DDR war doch, dass ihre ganze Ideologie der DDR eben auf einer Lüge aufgebaut war. Und diese Lüge besteht darin, dass man die Vorgeschichte, den Stalinismus und seine zwanzig Millionen Opfer, verdrängt und totgeschwiegen hat.“

https://www.faz.net/aktuell/politik...-gruender-und-sowjetisches-exil-16230288.html

Die Moskauer: Wie das Stalintrauma die DDR prägte
 
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