Legende von christlich-abendländischer Kultur

blackcyclist

Gesperrt
Die vorherrschende politische Meinung, Mainstream-Medien und klerikale Kreise führen hierzulande in allen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen immer stärker das Schlagwort von der "christlich-abendländischen" Kultur bzw. Identität ins Feld. Das ist sachlich falsch.
Und sie beschwören voller Inbrunst die "christlichen Wurzeln" Europas; oftmals sogar als "christlich-jüdisch" bezeichnet. Mit dieser frommen – und sehr interessengeleiteten – Legende setzt sich der Historiker Rolf Bergmeier in seinem jüngsten Buch "Christlich-abendländische Kultur" auseinander.

http://www.hpd.de/node/17516?page=0,0

Bergmeier sagt, der islamische Einfluß im Mittelalter war bedeutend höher als bisher angenommen und die Rolle des Christentums war verheerender als man zugeben will. Gelesen habe ich das Buch noch nicht, aber das werde ich sicher tun.
 
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Laledevri

Guest
Bergmeier sagt, der islamische Einfluß im Mittelalter war bedeutend höher als bisher angenommen

Wenn man in bestimmten Fachbereichen mal die ganzen orientalischen Einflüsse und Modelle, die übernommen wurden, subtrahiert, schlägt einem oft nahezu gähnende Leere entgegen. Ich denke mal, ein Großteil dieses Eurozentrismus haben wir auch den ab der Aufklärung zu Tate schreitenden Orientalisten zu verdanken. Es pendelt zwischen absoluter Faszination für utopische Shangri-La's, mit dessen Hilfe sich das revolutionsgeschüttelte und immer mehr industrialiserte Europa wegträumte bis hin zur Demonstration der scheinbaren eigenen Überlegenheit.
Interessant sind die gegensätzlichen Positionen- während für Edvard Said im Orientalismus ganz klar der Wille zur Kolonialisierung und Unterwerfung zum Ausdruck kommt, sehen andere das entspannter. Lewis fragt (wie ich auch finde durchaus zu Recht, denn Said ist manchmal ziemlich krass), ob es denn Kolonialismus sei, wenn man Mevlana und Divan-Dichtung übersetze (wie Hammer von Purgstall das gemacht hat).
Europas Bild vom Orient speist sich aus einem vielseitigen Kaleidoskop: die Angst vor der Ausbreitung des Islam, Kreuzzüge und die damit verbundenen Risiken und Nebenwirkungen, Angst vor der Übermacht des Osmanischen Reiches, Luthers "Heerpredigt wider den Türcken", Turkomanien im 17/18. Jahrhundert, Orientreisende und ihre Berichte, ganz wichtig die Übersetzung von 1001 Nacht, man findet in unzähligen historischen Reiseberichten immer wieder den Satz "Es ist wie in 1001 Nacht beschrieben", später im 19. Jahrhundert kommt dann durchaus auch die klischeehafte Darstellung in Reklame & Co. zum Ausdruck.
Eine kritische, wertneutrale Betrachtung kann da von europäischer Seite nur schwer stattfinden (es ist eine Bürde von Jahrhunderten!), umso besser, wenn sich "Ex oriente lux" nun auch endlich einmal breit gefächerter aufstellt.
 

night_rider

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Eine kritische, wertneutrale Betrachtung kann da von europäischer Seite nur schwer stattfinden (es ist eine Bürde von Jahrhunderten!).

Das ist unmöglich. Kindern wird von Anfang an gelehrt, wie die europaeische Kultur den Griechen und Römern zu verdanken ist. Fast alle Dokus über den Westen faengt mit den Griechen als Wiege der Kultur an. Es wird regelrecht in die Köpfe eingehammert. Auch in den historischen Romanen, die ich bisher gelesen habe, musste ich kopfschüttelnd feststellen, wie die Griechen und die Römer hoch gelobt werden, und kein einziges Wort über andere Einflüsse verloren wird. Sogar die Hunneninvasionen werden nur einseitig behandelt. So a la, sie kamen, wüsteten und verschwanden, nichts blieb und die westliche Kultur entwickelte sich auf eigene Dynamiken, basierend (wie zu erwarten) auf die Antique.
Ich glaube der Westen braucht diesen Mythos, um mit der Vergangenheit zurecht zu kommen. Der ist so fest gewoben, das würde etliche Generationen brauchen, um da durch zu dringen. Aber den Willen sehe ich nicht.
 

Sithnoppe

Moderator
Die vorherrschende politische Meinung, Mainstream-Medien und klerikale Kreise führen hierzulande in allen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen immer stärker das Schlagwort von der "christlich-abendländischen" Kultur bzw. Identität ins Feld. Das ist sachlich falsch.
Und sie beschwören voller Inbrunst die "christlichen Wurzeln" Europas; oftmals sogar als "christlich-jüdisch" bezeichnet. Mit dieser frommen – und sehr interessengeleiteten – Legende setzt sich der Historiker Rolf Bergmeier in seinem jüngsten Buch "Christlich-abendländische Kultur" auseinander.

http://www.hpd.de/node/17516?page=0,0

Bergmeier sagt, der islamische Einfluß im Mittelalter war bedeutend höher als bisher angenommen und die Rolle des Christentums war verheerender als man zugeben will. Gelesen habe ich das Buch noch nicht, aber das werde ich sicher tun.

Ist doch wohl nicht wirklich etwas neues, oder!?
 

blackcyclist

Gesperrt
Ist doch wohl nicht wirklich etwas neues, oder!?

Die christliche Ideologiemaschine wird diese Erkenntnis ignorieren bzw. bekämpfen so gut sie kann, flankiert von ihr ergebenen Politikern, die gern von christlichen Werten schwafeln und wie das Christentum Europa geprägt hat.

Geprägt hat es Europa sicherlich, nur wären wir wahrscheinlich ohne dies Prägung in der Entwicklung ein paar Jahrhunderte weiter.
 

Sithnoppe

Moderator
Die christliche Ideologiemaschine wird diese Erkenntnis ignorieren bzw. bekämpfen so gut sie kann, flankiert von ihr ergebenen Politikern, die gern von christlichen Werten schwafeln und wie das Christentum Europa geprägt hat.

Geprägt hat es Europa sicherlich, nur wären wir wahrscheinlich ohne dies Prägung in der Entwicklung ein paar Jahrhunderte weiter.
Übertreibe mal nicht. Was hat der glorifizierte Einfluss der islamischen Kultur den Ländern gebracht, aus denen er kommt??
 

blackcyclist

Gesperrt
Übertreibe mal nicht. Was hat der glorifizierte Einfluss der islamischen Kultur den Ländern gebracht, aus denen er kommt??

Es geht doch nicht um Glorifizierung und den Vorsprung den der Islam am Anfang den Wissenschaften eingeräumt hat, den hat er später wieder verspielt. ABstreiten kann man wohl kaum, dass sich Europa erst wieder aus der Dunkelheit erhoben hat, als es die Fesseln des Christentums abgestreift hat.

Stell dir nur mal vor, das Römische Reich hätte nicht das Christentum zur Staatsreligion erhoben und es hätte eine Kontinuität in der Entwicklung gegeben.
 
L

Laledevri

Guest
Stell dir nur mal vor, das Römische Reich hätte nicht das Christentum zur Staatsreligion erhoben und es hätte eine Kontinuität in der Entwicklung gegeben.

Ich weiss jetzt nicht, ob das Christentum mit dem Fall des Weströmischen Reiches zu tun hat, aber jede Hochkultur hat ihre Hochphase und ihren Niedergang. Das sind normale Zyklen. In Byzanz ging das Oströmische Reich ja weiter bis zur Eroberung Istanbuls.
 

Guidestone

Gesperrt
Es geht doch nicht um Glorifizierung und den Vorsprung den der Islam am Anfang den Wissenschaften eingeräumt hat, den hat er später wieder verspielt. ABstreiten kann man wohl kaum, dass sich Europa erst wieder aus der Dunkelheit erhoben hat, als es die Fesseln des Christentums abgestreift hat.

Stell dir nur mal vor, das Römische Reich hätte nicht das Christentum zur Staatsreligion erhoben und es hätte eine Kontinuität in der Entwicklung gegeben.

Was soll denn der Islam für Vorsprung in Wissenschaften eingeräumt haben? Islam propagiert absoluten gehorsam zu Allah und seiner Schöpfung. Forschung und nachdenken/fragen ist strengstens verboten.

Die arabische Kultur war dem Untergang geweiht, als Mohammad mit seinen Horden durch die Wüsten gezogen ist
 

Skeptiker

Well-Known Member
Das ist unmöglich. Kindern wird von Anfang an gelehrt, wie die europaeische Kultur den Griechen und Römern zu verdanken ist. Fast alle Dokus über den Westen faengt mit den Griechen als Wiege der Kultur an. Es wird regelrecht in die Köpfe eingehammert. Auch in den historischen Romanen, die ich bisher gelesen habe, musste ich kopfschüttelnd feststellen, wie die Griechen und die Römer hoch gelobt werden, und kein einziges Wort über andere Einflüsse verloren wird.

Das stimmt ja im großen und ganze ja auch, da der islamische Einfluß gerade in den Wissenschaften eine "Renaissance" der Antike darstellte. Sachen, die im Abendland verloren gingen, wurden im Morgenland weiter gepflegt.



Was soll denn der Islam für Vorsprung in Wissenschaften eingeräumt haben? Islam propagiert absoluten gehorsam zu Allah und seiner Schöpfung. Forschung und nachdenken/fragen ist strengstens verboten.

Die arabische Kultur war dem Untergang geweiht, als Mohammad mit seinen Horden durch die Wüsten gezogen ist

Das stimmt, in der Pauschalität, einfach mal gar nicht! Betrachtet man die Gegenwart, könnte man zu einem solchen Schluß kommen, aber im Mittelalter war es genau anders herum!
 
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