Lesetipp: Macho Man

Soledad

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Macho Man von Moritz Netenjakob

Inhalt: (vom Buchcover)

Von den 68ern erzogen, lebte er dreißig Jahre als Weichei. Jetzt verliebt er sich in eine Türkin. Aber wie überlebt ein Frauenversteher in einer Welt voller Machos? Versteh einer die Frauen!

Daniel, Anfang 30, ist gerade verlassen worden - und das, obwohl er alles gemacht hat, was seine Freundin wollte. Schließlich haben ihm seine 68er-Eltern beigebracht, Frauen zu achten und zu respektieren.
Das hat ihm als Jugendlicher auf Partys sehr geholfen: Während die Mädchen mit den anderen Jungs in der Ecke knutschten, hat er sie geachtet und respektiert. Und einer musste schließlich die ganzen Nudelsalate essen. Um die Trennung zu verdauen, fliegt er in die Türkei, wo sein bester Freund Mark als Animateur arbeitet. Dort passiert ein Wunder: Die bezaubernde Aylin, in die der ganze Club verliebt ist, interessiert sich für ihn. Den Schattenparker. Daniel schwebt im siebten Himmel. Wird aber sehr schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als er, zurück in Deutschland, Aylins türkische Großfamilie kennenlernt. Soll er nach dem Essen bei den Schwiegereltern in spe spülen helfen? Über Griechen-Witze lachen? Und was tun, als er ins Männercafé eingeladen wird und dann auch noch in die türkische Disco?
Moritz Netenjakob zündet in seinem rasanten Comedyroman ein Gagfeuerwerk ohnegleichen - kein Wunder, das Thema ist ein Kracher: Was wollen Frauen wirklich? Beziehungsweise: Wie verhält man sich als Frauenversteher, wenn man sowohl seine Traumfrau respektvoll behandeln als auch vor der türkischen Großfamilie nicht wie ein Waschlappen dastehen will?

Pressestimmen:

"Dieses Buch ist eine kleine Sensation! 'Klein' im Sinne von 'doch eher groß'." - Bastian Pastewka

"Herrliche Charaktere, blasierte Intellektuelle, vitale Migranten, männliche Frauen, weibliche Männer. Geballte Situationskomik und akribische Beobachtungen machen 'Macho Man' zu einem Tipp-Deluxe." - Michael Gantenberg

"Gags auf Schritt und Tritt." - Die Zeit

"Ich fordere den zweiten Teil!" - Frank Goosen

"Ein sehr, sehr komischer Roman." - Alice Schwarzer

"Der Leser erhält nicht nur spannende Einblicke in deutsch-türkische Verhältnisse, sondern wird dabei noch bestens unterhalten." - Susanne Fröhlich, MDR

Meine Meinung:
Dieses Buch hab ich mehr nebenbei und irgendwie nicht so bewusst gekauft. Fand die Thematik an sich ganz interessant und witzig umschrieben und dachte mir, ich les mal rein.
Kaum damit angefangen kamen aber auch sehr schnell schon die ersten Schmunzler... und die wollten einfach nicht aufhören! :biggrin:
Ich lächelte und grinste mich von Seite zu Seite und war recht schnell vom Wortwitz, den Wortspielereien und generell dem Humor begeistert und musste spätestens dann doch mal herzhaft lachen (mitten in der Berliner U-Bahn :biggrin:) als die Rosenverkäuferin in der Türkei dem "Helden" der Geschichte nicht von der Pelle rücken will. Viel zu cool erzählt, ich hatte die Szene deutlich vor Augen :biggrin:

Die Mentalität eines Rheinländers prallt hier liebenswert auf die einer türkischen Familie. Jeder Beteiligte hat seine eigenen Macken und mir waren beim Lesen beide sehr gut vertraut. Es macht definitiv Spaß zu lesen!

Also wer mal einen ordentlichen Lacher braucht, ist mit diesem Buch bestens beraten!
 

Soledad

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AW: Lesetipp: Macho Man

ah hier, leseprobe gefunden (und zwar von hier)

»Ja, bitte - Sie wünschen?!«
Die Stewardess hat meinen Blick missverstanden. Ich will mit ihr flirten. Sie denkt, ich will was bestellen. Das passiert mir immer. Warum kann sie nicht einfach zurücklächeln? Andere Männer schaffen das doch auch: Sie lächeln, die Stewardess lächelt zurück. Es muss doch einen Unterschied geben zwischen dem Ich-will-flirten-Blick und dem Ich-will-was-bestellen-Blick. Selbst die Relativitätstheorie habe ich ansatzweise verstanden, aber das ...
»Also, was jetzt? Wollen Sie was bestellen?«
»Äh, ja, äh, eine Cola, bitte!«
»Die müssen Sie aber selbst bezahlen.«
»Kein Problem.«
Ich habe natürlich keinen Durst. Im Gegenteil, ich muss aufs Klo. Aber das würde ja irgendwie scheiße klingen: »Entschuldigung, ich hatte nur vergeblich versucht, mit Ihnen zu flirten.«
Wenn ich alle Getränke zusammenrechne, die ich im Laufe meines Lebens aufgrund missglückter Flirts bestellt habe - ich käme locker auf ein Eigenheim.
Natürlich sitzt auch nicht die attraktive Studentin neben mir, die direkt vor mir eingecheckt hat, sondern ein 50-jähriger Typ von der Deutschen Vermögensberatung, der nach einer Mischung aus »Cool Water« und abgestandenem Zigarettenqualm duftet. Ich glaube, es gibt eine geheime Dienstanweisung an alle Mitarbeiter sämtlicher Fluggesellschaften: Setzen Sie niemals eine attraktive Frau neben Daniel Hagenberger.
Nicht dass mir das wichtig wäre. Auch ein angetrunkener Vermögensberater, der auf seinem iPod James Blunt hört, hat seine liebenswerten Seiten. Ich hätte mich einfach ein klein wenig mehr über die Studentin gefreut. Vielleicht hört es sich ein bisschen so an, als wäre ich notgeil, aber das stimmt nicht. Ich hatte nur ziemlich lange keinen Sex mehr, und da passiert es nun mal früher oder später, dass man, also unter hormonellem Gesichtspunkt... Okay, ich bin notgeil. Aber ich bin kein primitiver Anbagger-Typ. Ich habe Respekt vor Frauen. Das Problem ist: Frauen haben keinen Respekt vor mir.
»Möchten Sie zollfreie Waren aus unserem Board-Shop?«
Da ist sie, meine große Chance: der Duty-free-Verkauf. Jetzt hole ich meine letzte Trumpfkarte aus dem Ärmel: Humor! Mit meiner Reiner-Calmund-Imitation knacke ich sie garantiert...
»Ja, zollfreie Waren, dat is natürlisch unglaublisch jünstisch, dat is völlisch klar, da brauchen wir überhaupt nit drübber diskutieren, da hab isch jestern erst mit dem Ruddi Voller drüber jesprochen...«
Die Stewardess schaut mich irritiert an, macht aber professionell weiter:
»Wir haben heute Yves Saint Laurent im Angebot.«
»Yff Sankt Loräng? Spielt der nit bei Olympick Lyon?!«
Jetzt schaut die Stewardess nicht mehr irritiert, sondern angewidert.
Na toll. In jeder Kontaktanzeige steht Humor an erster Stelle. Aber in Wirklichkeit kommt man damit nicht mal ansatzweise weiter. Gut, da steht auch »Mann mit Humor« und nicht »ein Typ, der mit der Stimme von Reiner Calmund eine Plüsch-Boeing vom Board-Shop kauft«.

Ja, ich habe eine Plüsch-Boeing gekauft. Ja, wahrscheinlich hält mich die Stewardess jetzt für schwul. Aber ich wollte nicht »Cool Water« kaufen, weil mich das immer an den Typen von der Deutschen Vermögensberatung erinnert hätte. Und immerhin war es auch nicht so peinlich wie der Moment, als sich der Start verzögerte, weil ich kurz vor dem Abheben noch mal zum Gepäckfach musste, um mein Asthma-Spray rauszuholen. Eventuell hat mich die Stewardess schon zu dem Zeitpunkt auf ihrer Liste möglicher Geschlechtspartner relativ weit hinten eingeordnet.
Moment mal... Schaut mir die Stewardess etwa gerade in den Schritt?! Ach so, sie überprüft die Sicherheitsgurte, weil wir in eine Zone mit Turbulenzen kommen. Ausgerechnet jetzt, wo sich die mittlerweile fünf Colas heftig in meiner Blase bemerkbar machen. Zum Glück ist mir von den Turbulenzen bald so schlecht, dass ich sonst kaum noch etwas wahrnehme.
Ich hole eine Kotztüte raus - Aufdruck: »Vielen Dank für Ihre Kritik« - haha, sehr originell. Um es kurz zu machen: Die »Cool-Water«-Zigaretten-Duftmischung erweitert sich um die Nuancen »Cola« und »Magensäure«. Immerhin ist der Druck von der Blase jetzt geringer. Und der Mann von der Deutschen Vermögensberatung hat sich mit Sekt und Cognac schon so weit in Urlaubslaune gesoffen, dass er nicht sauer wird. Er meint, ich müsste die Reinigungsrechnung seiner Hose einfach nur bei meiner Haftpflicht einreichen. Was zur Folge hat, dass ich noch im Flugzeug bei der AachenMünchener eine Haftpflicht abschließe.
Was ich selbst nicht mehr vermutet hätte: Dieser Flug hat für mich ein Happy End! Kaum sind wir gelandet, finde ich mich in den Armen der Stewardess wieder, die mir zärtlich die Wangen tätschelt ... Es ist mir auch klar, dass ich das niemals geschafft hätte, wäre ich nicht bei der Landung ohnmächtig geworden. Aber irgendeinen Nutzen müssen schließlich auch Panikattacken haben.
An der Gepäckausgabe überfällt mich wie immer panische Angst, dass mein Koffer durch eine tragische Verwechslung in Kolumbien landet und dort vom korrupten Flughafenpersonal für eine Tagesration Koks versteigert wird ... Ich habe dann immer die Vision eines kolumbianischen Teenagers, der in meinen Klamotten durch Bogota streift... Das wäre wirklich zum Heulen - vor allem, weil es in den Slums wahrscheinlich wenige 1. FC-Köln-Fans gibt, die sich über den T-Shirt-Aufdruck »Lieber eine Schwester im Puff als einen Bruder bei Bayer Leverkusen« freuen würden.
Als mein Koffer endlich auf dem Gepäckband erscheint, schließe ich vor lauter Freude bei dem inzwischen nur noch lallenden Typ von der Deutschen Vermögensberatung die Auslandskrankenversicherung ab, gegen die ich mich während des Fluges noch erfolgreich gewehrt habe. Aber im Gegensatz zu den fünf Colas, der Plüsch-Boeing und meiner zweiten Haftpflicht (kurz vor meiner Ohnmacht fiel mir ein, dass ich schon eine bei der ARAG habe) ist das mal eine sinnvolle Investition. Glaub ich jedenfalls.

2

Zwei Wochen Fünf-Sterne-Anlage zum Sonderpreis in Antalya: Das Zimmer ist top, die Sonne scheint auf den Balkon, links die unendliche Weite des Meeres, rechts das majestätische Taurus-Gebirge - wenn nicht im Zimmer-TV »Zwei bei Kallwass« laufen würde, könnte man glatt von einer Idylle sprechen.
Ich schalte den Fernseher aus, obwohl es mich als Sohn eines Germanistik-Professors eigentlich interessieren müsste, wenn die deutsche Sprache durch Neologismen wie »Bumsbrötchen« oder »Pissbuden-Lui« bereichert wird.
Ich gehe runter zum Pool und treffe meinen besten Freund Mark. Er arbeitet hier im Rixa-Diva-Hotel als Animateur und hat mich zu diesem Urlaub überredet.
»Mensch, Mark, du Penner, ey, freut mich panikmäßig, deine Fresse zu sehen!«
»Ey, Daniel, alter Säufer, was geht panikmäßig ab? Wie steht's mit den Bräuten?«
Zur Erklärung muss ich sagen, dass Mark und ich immer mit der Stimme von Udo Lindenberg sprechen, wenn wir uns treffen. Warum, das wissen wir selbst nicht so genau. Ein Ritual, ein Spaß, eine Marotte - keine Ahnung. Männer machen so was. In der Bronx klatschen sich die Rapper minutenlang obercool ab - Mark und ich imitieren Udo Lindenberg. Wo ist da der Unterschied? Gut, über uns schütteln die Mädels den Kopf, und mit den Rappern gehen sie ins Bett - aber sonst?
Das hat irgendwann angefangen, und nachdem wir zusammen den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2005 gesehen haben, ist es zu einem Zwang geworden. Da ist Udo Lindenberg mit einer Pistole aufgetreten, die einen Knoten im Lauf hatte, und hat zu Reinhold Beckmann gesagt: »Keine Panik, das ist 'ne Friedensknarre ... Und wenn wir hier gewinnen, dann fahr ich in die USA und dann sag ich: Ey Georgyboy, gegen den Krieg - schöne Grüße aus Deutschland.«
Da haben wir Tränen gelacht und reden seitdem wie Udo Lindenberg.
»Ey, wie war der panikmäßige Flug, Alter?«
»Alles easy, dübndüdüüü...«
Wie man sieht, eignen sich Udo-Lindenberg-Imitationen auch großartig, um von der Realität abzulenken. Und was sind Geschichten über Kotzen, Ohnmacht und unnötige Versicherungen gegen ein genuscheltes »Dübndüdüüü«?! Nach fünf Minuten wechseln wir dann aber doch meistens zu unseren normalen Stimmen.
»Und? Wie läuft's so bei dir?«
»Super. Echt. Und bei dir?«
»Auch super.«
»Und sonst so?«
»Nee, echt. Alles super.«
»Klasse.«
Ich habe ja nicht gesagt, dass wir mit normaler Stimme ehrlicher sind. Leider muss ich zugeben, dass Mark und ich in dieser Hinsicht zu fast 100 Prozent dem männlichen Klischee entsprechen. Was aber nicht heißt, dass wir gar nicht emotional werden können...
»Hast du am Samstag das Spiel gegen Wolfsburg gesehen?! Ey, das kann doch echt nicht wahr sein!«
»Warum hat uns das Schicksal nur mit diesem Verein bestraft?«
Tja. Wir sind beide Fans des 1. FC Köln. Ich bin sicher, dass wir da irgendeine karmische Schuld abarbeiten müssen. An dieser Stelle kommt es in der Regel zu einer kurzen zweifachen Becken-bauer-Imitation.
»Ja gut äh, sicherlich, der Christoph Daum, er kokst nicht mehr, deshalb fehlt ihm die Power, die Energie ...«
»Ja, gut, äh ... klar.«
So was macht einfach mehr Spaß, als ehrlich über seine Gefühle zu reden. Dann hätte ich nämlich sagen müssen, dass ich meine Trennung noch längst nicht überwunden habe und seitdem versuche, meine Einsamkeit mit erotischen Abenteuern zu übertünchen, die aber nicht stattfinden, weil ich die Frauen entweder gar nicht anspreche oder aber Getränke bestelle. Das hätte die ganze Stimmung irgendwie runtergezogen. Und dann hätte sich auch herausgestellt, dass Mark total frustriert ist, weil seine türkischen Mit-Animateure jeden Tag deutsche Touristinnen abschleppen und er seit Beginn der Saison leer ausgegangen ist.
Das ist aber auch echt gemein: Türkische Männer können einfach besser flirten. Die sind mit der Kellnerin schon im Bett, wenn ich noch an der dritten Cola nippe. Keine Ahnung, wie sie das machen.
 

Brunhilde82

Forumskönigin
AW: Lesetipp: Macho Man

ich kann es nur empfehlen....

auch mein engel hat es gelesen.., :D

wir haben uns selber in diesem buch zum teil wiedergefunden,,:biggrin:
 
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