turkish talk
Well-Known Member
Ich wollte schon immer eine Geschichte mit so einer lieben Überschrift schreiben, aber in Ermangelung eines Pferdes hatte ich leider nie die Gelegenheit dazu. Mein Freundes- und Bekanntenkreis auf früheren Zeiten lässt sich am besten so beschreiben: 3er BMWs, Kartenspielen im Teehaus (latenter Gedanke beim Romme-Spiel: wie krieg ich nur die polnische Bedienung rum?) und Zwei-Schicht-Arbeit in der Großbäckerei. Die hätten ein Pferd nicht mal gegessen.
Bis heute habe ich niemanden kennen lernen dürfen, der sich Besitzer eines Pferdes nennen kann (Reitbeteiligungen in städtischen Randgebieten eingeschlossen). Gut, es gab mal eine Ute, die machte so wilde Sachen wie Western-Reiten oder so, aber die hat jetzt ein Kind bekommen.
Also keine Geschichte über Pferde; die Überschrift will ich aber haben.
Manchmal, nicht oft, habe ich das Bedürfnis auszuflippen, möchte Menschen meine Meinung ordentlich ins Gesicht schreien, möchte ich ihnen sagen, wie sehr sie mich nerven. Einmal sind es die hektischen Frauen mit ihren Kinderwägen in der Fußgängerzone, die selbige als Rammböcke missbrauchen, ein anderes mal freundliche Renter, die einem die Regeln beim Rolltreppenbenutzen beibringen wollen, hinterlistig von hinten auf die Schulter tippend: „Rechts stehen, links gehen!“ Dann denke ich mir, Alter, mach das noch einmal und du fliegst die Treppe links runter, und sage, aber natürlich, bitte sehr.
Samstag war so ein Tag. Der Kühlschrank war leer, ich musste einkaufen; das dauert bei mir normalerweise nicht länger als 15 Minuten – normalerweise! Nun, rein in den Laden, lässig an der Gemüsenummer vorbei, man kennt sich ja aus, rechts rüber zur Tiefkühltruhe, kleiner Stopp, zugreifen, halbe Linksdrehung, zwei Tüten Milch gesichert, weiter, da vorne ist der wichtigste Gang, Kaffee! Eine Packung Espresso nehme ich mit, ach was, besser zwei, wie oft soll man denn noch einkaufen? Zeitschriften sind an der Kasse, es läuft gut, ich bin in der Zeit.
Erstaunlicherweise ist nicht viel los, vier Kassen sind besetzt, insgesamt vielleicht acht bis neun Leute stehen an. Ich nehme die Kasse, wo am wenigsten anstehen (Fehler!) und stelle mich an. Vor mir steht eine junge, sehr blonde Frau (ca. 30 – 33 J.) mit einem halbvollen Wagen. Sie sieht aus, als ob sie fließend Englisch, Italienisch und Japanisch spricht. Bei den Sachen, die sie eingekauft hat, muss sie das. Sie stellt akribisch ordentlich, wahrscheinlich nach Warengruppen sortiert, die Waren auf das Band. Hier fängt sie das erste Mal an, mir unsympatisch zu werden. Ich stehe derweilen hinter ihr: drei Pizzen, flach drauf die c’t, zwei Tüten Milch, Kaffe, bisschen Tabak. Unnötig zu erwähnen, dass ich keinen Einkaufswagen habe und die paar Sachen auf beiden Händen trage, mit dem Kinn auf die Tabakdosen drückend um die Stabilität zu wahren. Frau Chefsekretärin scheint es nicht besonders eilig zu haben: verschiedene Salate (u.a. Rucola!), noch verschiedenere Joghurtsorten, 1 Banane, eine Flasche Rotwein, liegend, nicht stehend, sehr viel Käse, komische Verpackungen auf denen irgendwas mit Dinkel oder so, draufsteht.
Was die Leute alles so essen?, denke ich mir, unglaublich! Handcréme, Gesichtscréme … und noch viel, viel mehr. Es ist vollbracht, alles liegt auf dem Band, die übergewichtige Kassiererin zieht die Teile über den Scanner.
Meine Chefsekretärin dackelt nicht etwa, wie man es vermuten und erwarten könnte zum Ende des Bandes und haut den Schmarrn in den Wagen, nein, sie steht einfach da und schaut zu, lächelt saublöd und schaut einfach zu.
Ding-dong! Es macht 34,95.-
Ach, bitte, könnte ich noch zwei Tüten haben? Nein, nicht die, bitte zwei von den Stofftüten. Hihihi.
Aha, auch noch politisch korrekt.
Jetzt begibt sich die Kuh zu ihren Waren, packt, genauso so sorgfältig, jedes einzelne verdammte Ding in die Tüten. Kosmetika da rein, Lebensmittel dort rein, Banane oben drüber, könnte ja zerquetscht werden. Alles sehr bedacht, seeehr langsam. Fassungslos ob dieses Verhaltens stehe ich immer noch mit offenem Mund da und beobachte sie. Junger Mann, was ist denn nun?, fragt eine Stimme von hinten. Oh, ja klar, und haue mit einmal alle meine Sachen auf das blöde Band. Chefsekretärin schaut. Lächelt. Hihihi. Sag ein Wort, denke ich mir, nur ein krummes Ding, und ich …
Jetzt erst, nach gefühlten drei Stunden, kommt Madam zwei Schritte nach vorne und fragt: Wie viel macht das? Die freundliche Dame an der Kasse zeigt mit einem Finger auf das Display. Oh, danke!
Verdammt, denke ich mir, sicher zieht sie jetzt ihre EC-Karte raus und das Ding bockt rum, dann muss sie noch mal die Karte durch den Schlitz ziehen und so weiter, bis letztendlich das System abstürzt und die Kassiererin den Filialleiter per Hausdurchsage an die Kasse bittet. Herr Özdemir, bitte Kasse 8, Herr Özdemir!
Nein! Es kommt schlimmer.
Sie greift in die linke Tasche ihres beigen Mantels, holt ihre Geldbörse raus (das Ding heisst sicher anders, aber ich kann das Wort Portmanä nicht richtig schreiben) und möchte - festhalten!-, passend bezahlen. Sie zieht einen Fünfer raus, einen Zehner, dann wieder einen Fünfer, schaut bei jedem Schein hoch auf’s Display, vergewissert sich wohl, ob der Betrag noch derselbe ist. Okay, da liegen nun 30 Euro, sie greift in die rechte Tasche und holt eine kleinere Börse, in der das Kleingeld verstaut ist. Oh, Gott! Hilfe!
Ich hätte es wissen müssen, solche Menschen haben auch eine zweite, kleinere Geldbörse für das Kleingeld! Nach weiteren vier Stunden hat sie es endlich geschafft, das Kleingeld auf das Band zu legen … 34,95,- liegen da.
Der Laden macht gleich zu, bin zutiefst verärgert und ungeduscht. Das war mein Samstag, den Sonntag wollt’ ihr erst gar nicht erfahren.
Ciao ...
Bis heute habe ich niemanden kennen lernen dürfen, der sich Besitzer eines Pferdes nennen kann (Reitbeteiligungen in städtischen Randgebieten eingeschlossen). Gut, es gab mal eine Ute, die machte so wilde Sachen wie Western-Reiten oder so, aber die hat jetzt ein Kind bekommen.
Also keine Geschichte über Pferde; die Überschrift will ich aber haben.
Manchmal, nicht oft, habe ich das Bedürfnis auszuflippen, möchte Menschen meine Meinung ordentlich ins Gesicht schreien, möchte ich ihnen sagen, wie sehr sie mich nerven. Einmal sind es die hektischen Frauen mit ihren Kinderwägen in der Fußgängerzone, die selbige als Rammböcke missbrauchen, ein anderes mal freundliche Renter, die einem die Regeln beim Rolltreppenbenutzen beibringen wollen, hinterlistig von hinten auf die Schulter tippend: „Rechts stehen, links gehen!“ Dann denke ich mir, Alter, mach das noch einmal und du fliegst die Treppe links runter, und sage, aber natürlich, bitte sehr.
Samstag war so ein Tag. Der Kühlschrank war leer, ich musste einkaufen; das dauert bei mir normalerweise nicht länger als 15 Minuten – normalerweise! Nun, rein in den Laden, lässig an der Gemüsenummer vorbei, man kennt sich ja aus, rechts rüber zur Tiefkühltruhe, kleiner Stopp, zugreifen, halbe Linksdrehung, zwei Tüten Milch gesichert, weiter, da vorne ist der wichtigste Gang, Kaffee! Eine Packung Espresso nehme ich mit, ach was, besser zwei, wie oft soll man denn noch einkaufen? Zeitschriften sind an der Kasse, es läuft gut, ich bin in der Zeit.
Erstaunlicherweise ist nicht viel los, vier Kassen sind besetzt, insgesamt vielleicht acht bis neun Leute stehen an. Ich nehme die Kasse, wo am wenigsten anstehen (Fehler!) und stelle mich an. Vor mir steht eine junge, sehr blonde Frau (ca. 30 – 33 J.) mit einem halbvollen Wagen. Sie sieht aus, als ob sie fließend Englisch, Italienisch und Japanisch spricht. Bei den Sachen, die sie eingekauft hat, muss sie das. Sie stellt akribisch ordentlich, wahrscheinlich nach Warengruppen sortiert, die Waren auf das Band. Hier fängt sie das erste Mal an, mir unsympatisch zu werden. Ich stehe derweilen hinter ihr: drei Pizzen, flach drauf die c’t, zwei Tüten Milch, Kaffe, bisschen Tabak. Unnötig zu erwähnen, dass ich keinen Einkaufswagen habe und die paar Sachen auf beiden Händen trage, mit dem Kinn auf die Tabakdosen drückend um die Stabilität zu wahren. Frau Chefsekretärin scheint es nicht besonders eilig zu haben: verschiedene Salate (u.a. Rucola!), noch verschiedenere Joghurtsorten, 1 Banane, eine Flasche Rotwein, liegend, nicht stehend, sehr viel Käse, komische Verpackungen auf denen irgendwas mit Dinkel oder so, draufsteht.
Was die Leute alles so essen?, denke ich mir, unglaublich! Handcréme, Gesichtscréme … und noch viel, viel mehr. Es ist vollbracht, alles liegt auf dem Band, die übergewichtige Kassiererin zieht die Teile über den Scanner.
Meine Chefsekretärin dackelt nicht etwa, wie man es vermuten und erwarten könnte zum Ende des Bandes und haut den Schmarrn in den Wagen, nein, sie steht einfach da und schaut zu, lächelt saublöd und schaut einfach zu.
Ding-dong! Es macht 34,95.-
Ach, bitte, könnte ich noch zwei Tüten haben? Nein, nicht die, bitte zwei von den Stofftüten. Hihihi.
Aha, auch noch politisch korrekt.
Jetzt begibt sich die Kuh zu ihren Waren, packt, genauso so sorgfältig, jedes einzelne verdammte Ding in die Tüten. Kosmetika da rein, Lebensmittel dort rein, Banane oben drüber, könnte ja zerquetscht werden. Alles sehr bedacht, seeehr langsam. Fassungslos ob dieses Verhaltens stehe ich immer noch mit offenem Mund da und beobachte sie. Junger Mann, was ist denn nun?, fragt eine Stimme von hinten. Oh, ja klar, und haue mit einmal alle meine Sachen auf das blöde Band. Chefsekretärin schaut. Lächelt. Hihihi. Sag ein Wort, denke ich mir, nur ein krummes Ding, und ich …
Jetzt erst, nach gefühlten drei Stunden, kommt Madam zwei Schritte nach vorne und fragt: Wie viel macht das? Die freundliche Dame an der Kasse zeigt mit einem Finger auf das Display. Oh, danke!
Verdammt, denke ich mir, sicher zieht sie jetzt ihre EC-Karte raus und das Ding bockt rum, dann muss sie noch mal die Karte durch den Schlitz ziehen und so weiter, bis letztendlich das System abstürzt und die Kassiererin den Filialleiter per Hausdurchsage an die Kasse bittet. Herr Özdemir, bitte Kasse 8, Herr Özdemir!
Nein! Es kommt schlimmer.
Sie greift in die linke Tasche ihres beigen Mantels, holt ihre Geldbörse raus (das Ding heisst sicher anders, aber ich kann das Wort Portmanä nicht richtig schreiben) und möchte - festhalten!-, passend bezahlen. Sie zieht einen Fünfer raus, einen Zehner, dann wieder einen Fünfer, schaut bei jedem Schein hoch auf’s Display, vergewissert sich wohl, ob der Betrag noch derselbe ist. Okay, da liegen nun 30 Euro, sie greift in die rechte Tasche und holt eine kleinere Börse, in der das Kleingeld verstaut ist. Oh, Gott! Hilfe!
Ich hätte es wissen müssen, solche Menschen haben auch eine zweite, kleinere Geldbörse für das Kleingeld! Nach weiteren vier Stunden hat sie es endlich geschafft, das Kleingeld auf das Band zu legen … 34,95,- liegen da.
Der Laden macht gleich zu, bin zutiefst verärgert und ungeduscht. Das war mein Samstag, den Sonntag wollt’ ihr erst gar nicht erfahren.
Ciao ...