Mein Leben endlich leben

LoveNikki

New Member
Hallo ihr,

das ist schon mein 3. Beitrag auf dieser Seite und hoffe, dass ihr mir wieder Trost und Unterstützung geben könnt.

Falls ihr meine vorherigen Beiträge (noch) nicht gelesen habt: kurz und knapp geht es um mich, die ein komplett anderes Leben außerhalb ihrer (für sie zurück gebliebenen) Familie führen möchte und enorme Probleme damit hat, dies auch zu tun.

Ich bin 20, fange nächste Woche mein Studium an und möchte schon seit nun knapp 5 Jahren ausziehen, weil ich es nicht mehr in dieser Familie aushalte. Wir denken komplett verschieden, haben verschiedene Werte und Normen, die man einfach nicht unter einen Dach kriegen kann.

Was mich davon abhält auszuziehen: meine Mutter.
Ich liebe sie und möchte sie nicht verletzen. Möchte sie nicht so traurig und enttäuscht zurück lassen.

Ich würde nämlich zu meinem Freund ziehen und das gehört sich ja mal gar nicht für Türken. Nachdem ich es ihr heute in einem ruhigen Gespräch (meinerseits) gesagt habe, hat sie mich als Tochter verstoßen. Für sie ist es nämlich egal, ob sie mich verletzt, traurig und enttäuscht zurück lässt. Nein. Ich bin die Dumme, die sie genug liebt, um ihr das nicht anzutun. Sie kann es anscheinend ohne Probleme mir antun.

Jetzt muss ich mich wohl korrigieren. Die Person, die mich davon abhält hier endlich auszubrechen, bin ich selber.
Ich krieg es einfach nicht über's Herz.

Sagt, liege ich falsch, wenn ich mein Leben so leben möchte, wie ich es will, auch wenn meine Herkunft und meine Familie es mir verbietet? Wenn ich dadurch meiner Mutter so missbillige, dass sie mich verstößt, obwohl es das Letzte ist, was ich will? Manchmal zweifel ich stark daran, ob ich nicht in Wirklichkeit die "Böse" bin, die die falsch liegt, alles falsch macht.
Dieser Gedanke macht mich unendlich traurig.

Ich hab's satt SIE glücklich und zufrieden zu stellen. Irgendwann bin ich auch mal dran. Warum kriege ich es dann nicht hin? Mein ganzes Leben schon unterdrücke ich Träume und Wünsche wegen ihr. Führe mein Leben so wie SIE es will, nicht wie ich es will. Warum ist das so schwer? Warum macht sie es mir so schwer? Warum zeigt sie keinerlei Verständnis?
Bin ich dann die Böse, wenn ich ausbreche und gehe?
 

sommersonne

Well-Known Member
Nein, bist du nicht, auf gar keinen Fall. Du darfst und du mußt dein eigenes Leben führen, wenn du jemals glücklich und zufrieden dein Leben führen möchtest. Kinder sind nicht dazu da ihre Mütter zufrieden und glücklich zu machen. Das glauben zwar viele Mütter und versuchen ihren Kindern ein schlechtes Gewissen und Dankbarkeit ihnen gegenüber einzureden. Es ist schwer dem etwas gegenüber zu setzen. Aber man muß sich durchsetzen, für sich selbst. Meistens lenken die Mütter dann irgendwann ein, auch wenn es manchmal länger dauert.

Wolltest du nicht zum Studium sowieso ausziehen? Dann mache das auch so wie du schon beschlossen hattest. Es ist dein Leben, nimm es selbst in die Hand. Das ist überhaupt nicht böse ganz im Gegenteil. Du bist jetzt erwachsen und das bedeutet du bist jetzt selbst für dich verantwortlich.
Deine Mutter sieht das jetzt noch nicht ein. Aber wenn sie deshalb wütend oder traurig ist, dann ist es ihre eigene Schuld. Sie kann nicht los lassen, sei es wegen ihr selbst oder wegen der Familie oder irgendwelchen Bekannten. Irgendwann wird sie einsehen das es falsch wäre dir nicht dein eigenes Leben zu gönnen.
Du kannst beruhigt ausziehen, sie wird sich wieder beruhigen.
 

eruvaer

Well-Known Member
Nein bist du nicht!
Wenn man jemanden wirklich liebt, muss man ihn frei sein lassen, eigene Entscheidungen treffen kann und eben auch gehen lassen können.
Das ist sicher unendlich schwer für eine Mutter, die mit diesem Vorstellungen seit Generationen fest verankert, aufgewachsen ist. Sicher. Aber man muss auch mal über seinen eigenen Schatten springen können.

Ob sie das jemals schafft oder nicht, kannst du nicht beeinflussen. Aber du musst deinen Weg gehen. Den Weg, der dir richtig, wichtig und gut erscheint, mit den Werten und Normen, die dir nach reiflicher Überlegung als gut und richtig erscheinen. Dir und niemand sonst. Auch wenn sein Freund bspw sich nicht als das gelbe vom Ei herausstellen sollte, musst du wieder frei den Entschluss fassen, dass es keine richtige Entscheidung war und deine Freiheit suchen. (Nicht, dass ich denke, dass das passiert, nur als Beispiel)
Viele "solche" Eltern sehen das ja auch anders, wenn man sich für eine Beziehung/Ehe entschieden hat, dann bleibt man da auch drin und wenn man darin durch die Hölle geht. Und ähnlich sehen sie es eben auch auf die Famile bezogen.
Aber nüchtern betrachtet, gibt es keinen Grund "für" die Famile durch die Hölle zu gehen. Welche Mutter würde einem ernsthaft ein Leben in der persönlichen Hölle wünschen? Richtig. Keine. Vielleicht erkennt die das eines Tages und wird dann friedlicher gestimmt sein.

(Hölle klingt evtl etwas überdramatisiert, aber ich denke du weisst was ich mein.)
 

Bintje

Well-Known Member
(...)
Was mich davon abhält auszuziehen: meine Mutter.
Ich liebe sie und möchte sie nicht verletzen. Möchte sie nicht so traurig und enttäuscht zurück lassen.

Ich würde nämlich zu meinem Freund ziehen und das gehört sich ja mal gar nicht für Türken. Nachdem ich es ihr heute in einem ruhigen Gespräch (meinerseits) gesagt habe, hat sie mich als Tochter verstoßen.

Ich habe den Eindruck, dass Deine Mutter Liebe mit Kontrolle verwechselt.
Du bist kein kleines Kind mehr, und sie könnte stolz darauf sein, dass Du flügge geworden bist und Dein Leben selbst in die Hand nimmst. Stattdessen verstößt sie Dich und straft Dich damit für Deine Selbständigkeit.

Ich denke, das tut sie nur für sich selbst. Nicht für Dich. Dich hat sie dabei gar nicht im Auge.
Sie mag Dir Szenen machen und behaupten, sie wisse besser, was gut für Dich sei - aber das weiß sie nicht. Sie denkt an sich selbst und fürchtet das Loch, das Du hinterlässt, wenn Du gehst.
Darum "verstößt" sie Dich und schiebt Deine Lebensvorstellungen, Deinen Lebensstil vor.
Wahrscheinlich ist es ihre Methode, mit ihrer Verlustangst umzugehen. Dadurch bleibt sie - in ihrer Vorstellung - die "Stärkere". Dagegen kannst Du nichts machen.
Du kannst ihr nur sagen, dass Du sie als Tochter trotzdem liebst, ihre Tochter bleiben wirst und für sie da bist, auch wenn Du unabhängig von ihr Dein eigenes Leben lebst und sie das missbilligt.
Und dann geh. Du bist doch entschieden.

Das wird nicht sofort etwas ändern, Nikki. Aber wenn Du ganz ruhig und klar zu Deiner Entscheidung stehst, wird sie merken, dass Du eine erwachsene junge Frau bist, die sie nicht mehr gängeln, emotional erpressen und unter Druck setzen kann. Daraus kann nach und nach etwas Neues entstehen. Ich wünsche es Dir.

Bin ich dann die Böse, wenn ich ausbreche und gehe?

Nein. Vogelkinder, die zu groß werden für das Nest ihrer Eltern, müssen auch irgendwann fliegen lernen.
Du schaffst das schon. :)
 

Alubehütet

Well-Known Member
und fürchtet das Loch, das Du hinterlässt, wenn Du gehst.

Wahrscheinlich ist es ihre Methode, mit ihrer Verlustangst umzugehen.

Nicht ganz. Würde @LoveNikki ihren Cousin geheiratet haben und zu ihm gezogen sein, hätte die Mutter das ja unterstützt.


@LoveNikki Wann willst Du denn ausziehen, wenn nicht jetzt? In zwei Jahren, in fünf Jahren, in zwanzig? Was würde dann anders sein, was hätte deine Mutter verstanden, was sie jetzt noch nicht sieht? Oder willst Du ihr zuliebe bleiben, bis sie das Zeitliche segnet, und erst dann dein eigenes Leben leben? Würde dein Freund auf dich warten?

Daß deine Mutter dich verstößt, das mußt Du riskieren. Vielleicht verändert sie ihre Haltung, wenn sie sieht, daß Du mit deinem Freund glücklich wirst, denn das ist ja letztlich, was eine Mutter wünschen sollte für ihre Tochter. Vielleicht auch nicht. Die ersten Jahre werden wohl bitter. Vorwürfe, wann immer Ihr euch begegnet. Aber es ist dein, und nur dein Leben.

Du warst mal in psychologischer Beratung. Was hat das eigentlich gebracht?
 

Alubehütet

Well-Known Member
Je länger Ihr noch aufeinander gluckt – deine Mutter auf D i r gluckt, desto mehr verfestigt sich euer kaputtes, neurotisches Verhältnis. Irgendwann kommt es ohnehin zum Bruch. Vielleicht bist Du dann schon so an die Wand gedrängt, daß nicht einmal mehr Du noch wieder ein intaktes Verhältnis haben willst zu deiner Mutter – Soll dich einfach nur noch in Ruhe lassen. Und das kann es ja auch nicht sein.
 

Bintje

Well-Known Member
(..)Würde @LoveNikki ihren Cousin geheiratet haben und zu ihm gezogen sein, hätte die Mutter das ja unterstützt.

Ja, natürlich. Ein türkischer Schwiegersohn, noch dazu einer, der zur Familie gehört, bildet keine Gefahr.
Er würde sich nie gegen sie auflehnen, nie ihre Stellung gefährden.

Bei Deutschen dagegen weiß man nie ... außerdem stehen sie im Ruf einer lockeren Moral.
Und haben allgemein wenig Familiensinn. Weiß ja jeder. /*Ironie off'*/
 

sommersonne

Well-Known Member
Das habe ich zum Glück noch gelesen:D....ich habe zu viele Scheidungsakten gelesen von arischen Paaren....ach nein Deutsche :cool:

@LoveNikki was ist denn mit einer Therapie zu der auch deine Mutter gehen muss? Ist nur ein Ansatz, solange sie nicht loslassen will/kann wäre das sehr wichtig.
Das wird sie wohl bestimmt nicht einsehen. Bei ihr ist doch alles in Ordnung ... Tochter tanzt aus der Reihe.
 

Zerd

Well-Known Member
Ich habe mir gerade die Mühe gemacht, die anderen beiden Threads dieses Users durchzulesen und frage mich ernsthaft, ob ich der einzige hier bin, dem das alles ein bißchen komisch und widersprüchlich vorkommt: da war zum einen dieser komische Onkel, der zwar massiert werden durfte/musste, aber in dessen Anwesenheit nicht einmal das Zimmer zum Duschen oder Wohnungputzen verlassen werden konnte. Und gerade als (nach 4 Seiten!) zum ersten Mal interessante Fragen über diese Konstellation gestellt wurden, bricht die Diskussion abrupt ab.

Dann dieses vermeintlich türkisch erzogene Mädchen, das zwar ihren deutschen Freund mit nach Hause bringen darf, aber ansonsten total unterdrückt wird, sich trotz allem aber nicht durchringen kann zu irgendwelchen Konsequenzen aus ihrem seit der Kindheit schwelenden inneren Konflikt.

Dann war vor einem Jahr noch von irgendeiner Ausbildung die Rede, während wir jetzt schon studieren gehen.

Also meiner Ansicht nach haben wir es hier entweder mit einem Fake zu tun oder mit einer derart zerrütteten Persönlichkeit, dass außer einer intensiven Therapie zunächst nichts mit reinem Gewissen empfohlen werden kann.
 
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