Michael Moore "Kapitalismus-eine Liebesgeschichte"

J

Junimond

Guest
Zum Inhalt:

"Wieder nimmt sich Michael Moore eines amerikanischen Heiligtums an, um es ebenso kritisch wie unterhaltsam zu sezieren. Auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise schlägt er einen ganz eigenen Weg ein, um die Probleme zu verstehen, zu analysieren und zu lösen.
So versucht er in der Konzernzentrale des Versicherungs- und Finanzdiensleisters AIG, der die größte jemals an ein Privatunternehmen geleistete Finanzspritze erhielt, den gesamten Vorstand festzunehmen. Der Rauswurf hindert ihn aber nicht, hartnäckig Ursachen, Akteure und Betroffene der Krise zu erforschen.
Er befragt Broker nach Finanzkonstrukten wie Derivate und Kreditausfall-Swaps, verfolgt staunend die wieder rapide steigenden Kurse an der Wall Street und spricht mit Leidtragenden des Crashs, wie ehemalige Immobilien- und Arbeitsplatzbesitzer. Natürlich kommt auch Moores Lieblingsfeind George W. Bush zu Wort - wenn auch nur als Archivmaterial." (Quelle: New-Video.de)
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Hat jemand diesen Film gesehen? Der kam diese Woche und nachdem ich den aufgenommen habe, schaute ich mir diesen heute an. Ich weiss nicht so richtig, was ich davon halten soll. Anfangs dachte ich, was für überzogene Beiträge und das ist doch ein Spinner. Dann fand ich einiges sehr einleuchtend und ich erwischte mich bei dem Gedanken...."diese geldgeilen banker machen alles kaputt usw.". Nun frage ich mich, ob ich mich manipulieren liess und wieviel Wahrheit ist dran, an den Geschichten von Mr. Moore.

Was sagt Ihr dazu?
 

blackcyclist

Gesperrt
AW: Michael Moore "Kapitalismus-eine Liebesgeschichte"

Zum Inhalt:

"Wieder nimmt sich Michael Moore eines amerikanischen Heiligtums an, um es ebenso kritisch wie unterhaltsam zu sezieren. Auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise schlägt er einen ganz eigenen Weg ein, um die Probleme zu verstehen, zu analysieren und zu lösen.
So versucht er in der Konzernzentrale des Versicherungs- und Finanzdiensleisters AIG, der die größte jemals an ein Privatunternehmen geleistete Finanzspritze erhielt, den gesamten Vorstand festzunehmen. Der Rauswurf hindert ihn aber nicht, hartnäckig Ursachen, Akteure und Betroffene der Krise zu erforschen.
Er befragt Broker nach Finanzkonstrukten wie Derivate und Kreditausfall-Swaps, verfolgt staunend die wieder rapide steigenden Kurse an der Wall Street und spricht mit Leidtragenden des Crashs, wie ehemalige Immobilien- und Arbeitsplatzbesitzer. Natürlich kommt auch Moores Lieblingsfeind George W. Bush zu Wort - wenn auch nur als Archivmaterial." (Quelle: New-Video.de)
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Hat jemand diesen Film gesehen? Der kam diese Woche und nachdem ich den aufgenommen habe, schaute ich mir diesen heute an. Ich weiss nicht so richtig, was ich davon halten soll. Anfangs dachte ich, was für überzogene Beiträge und das ist doch ein Spinner. Dann fand ich einiges sehr einleuchtend und ich erwischte mich bei dem Gedanken...."diese geldgeilen banker machen alles kaputt usw.". Nun frage ich mich, ob ich mich manipulieren liess und wieviel Wahrheit ist dran, an den Geschichten von Mr. Moore.

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Insgesamt wichtige Denkanstöße, die Herr Moore leistet, aber er trickst auch gern bei den Filmarbeiten so rum, dass immer genau das rüberkommt, was er will. Insofern bin ich da etwas skeptisch bei ihm.
 

TheCore

Moderator
AW: Michael Moore "Kapitalismus-eine Liebesgeschichte"

Ich habe da reingezappt und einen längeren Ausschnitt gesehen. Die Grundthese, dass im amerikanischen Kapitalismus und auch in anderen Volkswirtschaften sehr gefährliche Entwicklungen ablaufen, teile ich vollkommen. Das hätte man in der Spielzeit des Films sicher detailliert darlegen können. Wurde aber nicht gemacht.
Stattdessen ist das Werk komplett darauf ausgerichtet, einen abstrakten Begriff mit vielen Ausprägungen wie den Kapitalismus als schlichtes Feindbild darzustellen. Dass das nicht schlüssig funktioniert, wird im Film selbst deutlich, wenn andere kapitalistische Systeme wie Deutschland als positives Beispiel genannt werden.
Die Aufbereitung ist einerseits sehr amerikanisch; so amerikanisch, dass aufgeklärte Amerikaner sich schon wieder darüber lustig machen könnten. Wenn drei Geistliche eben diesen "Kapitalismus", aufgrund ihrer persönlichen Vorstellungen über den Begriff, für unchristlich erklären, besitzt das eigentlich keinen Erkenntniswert.
Andererseits ist es typisch für Michael Moore, Sachverhalte zu problematisieren, die einer breiten Öffentlichkeit nicht geläufig sind und die teils auch gar nicht mehr in der Form aktuell sind. Seine Stellung als "Erstinformierender" nutzt er dann nicht zur Information sondern zu einer verkehrten Darstellung in seinem Sinne. Bestes Beispiel dafür war der Teil über Lebensversicherungen, die Arbeitgeber über ihre Mitarbeiter abschließen, corporate-owned life insurances (COLI).
Indem zweifellos tragische Schicksale geschickt in Szene gesetzt wurden, sollten Lebensversicherungen zum Ausdruck persönlicher Verbundenheit, zu Liebeserklärungen unter Angehörigen verklärt werden. Der Arbeitgeber dagegen "spekuliere" in verwerflicher Weise auf den frühen Tod seiner Mitarbeiter. Eine Lebensversicherung dient aber nun mal in erster Linie dazu, wirtschaftliche Risiken aus dem Tod von Menschen abzufangen. Solche Risiken können auch den Arbeitgeber treffen. Es kommt auch darauf an, ob man Arbeitgeber generell nur als profitgierige Wirtschaftssubjekte oder auch als soziale Organisationseinheit ihrer Arbeitnehmer ansieht. Wenn beispielsweise ein Anwalt in einer Wirtschaftskanzlei langjähriger Partner ist und persönlich Mandanten bindet und anzieht, geraten Arbeitsverhältnisse von Associates und Büropersonal in eine Abhängigkeit zu dieser Funktion. Wenn er überraschend stirbt, stehen diese Arbeitsverhältnisse auf dem Spiel, mit allen Familien, die davon abhängig sind. Die Kanzlei hat daher ein Interesse, dieses Risiko abzusichern, um die Zeit überbrücken zu können, bis seine Lücke geschlossen ist.
In den USA entwickelte sich, durchaus in Abweichung zu diesem Grundmodell, mal die Ansicht, dass solche Versicherungen wirtschaftlich für jede Art von Mitarbeitern, nicht nur für die Schlüsselpositionen, vorteilhaft wären. Das halte ich ebenso wenig für moralisch fragwürdig, ist aber inzwischen auch überholt. Warum das nicht mehr aktuell ist, wird auch klar, wenn Moore anhand einer Buchhaltung darauf hinweist, jemand beschwere sich, "dass nicht genug Mitarbeiter sterben". Das ist wieder eine willkürliche Interpretation der Tatsache, dass das massenhafte Abschließen von Versicherungen im Unternehmen einen wirtschaftlichen Sinn ergeben muss und regelmäßig daraufhin überprüft wird.
 
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