Stimmt, aber er ist schon groß und wußte doch bestimmt auf was er sich einläßt. Er ist auch nicht der erste der vom Arbeitgeber mies behandelt wird. Klingt jetzt hart, aber wie will man ihm helfen, das muß er selbst tun.
Gutjahr war 22 Jahre lang fester Freier beim BR, d.h., er hatte einen arbeitnehmerähnlichen Status und war natürlich abhängig davon. Und die maßlosen öffentlichen Angriffe, denen er und seine Familie ausgesetzt waren (und sind), gab es aufgrund seiner Tätigkeit für den Sender.
Jemanden in dieser bedrängten Lage darauf zu verweisen, dass der BR (siehe Offener Brief) "freien Mitarbeitern keine Rechtsberatung geben dürfe", bedeutet den sog. 12a-Status in die Tonne zu treten und den Betroffenen quasi mit einem unerfahrenen Praktikanten gleichzusetzen. TV, Hörfunk und auch viele Printmedien sind angewiesen auf ihre festen Freien, natürlich auch der BR. Sich von ihnen zu distanzieren und ihnen keine Rückendeckung zu geben, sobald es eng wird, ist zumindest im ethisch-moralischen Sinne schofel. Bei Angestellten gibt es eine selbstverständliche Fürsorge- und Schutzpflicht des Arbeitgebers. Dass das für feste Freie gerade bei so üblen Sachverhalten nicht gelten soll, ist m.E. nicht einsehbar. Sie leisten nicht weniger als Angestellte (nicht selten sogar mehr), sind aber längst nicht im gleichen Maß abgesichert. Da Gutjahrs Rechtsschutzversicherung ihm, wie er schreibt, nach einem Jahr kündigte (das machen Versicherer gern, sobald man sie ernsthaft, sprich wiederholt in Anspruch nimmt), stand er halt vor der Wahl, Morddrohungen und rufschädigende Verleumdungen, die nur aufgrund der Arbeit für den Sender entstanden waren, zähneknirschend in Kauf zu nehmen oder seinen langjährigen Auftraggeber noch einmal um Hilfe zu bitten.
Es hätte dem Intendanten m.E. gut zu Gesicht gestanden, den Rücken gerade zu machen.
Zumal Gutjahr damals mit seinen Live-Berichten aus Nizza und München unter anstrengenden, angespannten Bedingungen einen exzellenten Job gemacht hat. Seine Berichte, mit denen er ratzfatz auf Sendung, in den Tagesthemen, im ARD-Nachtmagazin usw. war, konnte sich dann der BR ans Revers heften.
Aber bei den Konsequenzen für den langjährigen Mitarbeiter - juristische Verfolgung von Morddrohungen u.a. durch Rechtsextreme, Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker, Truther und so weiter - duckte der Sender beziehungsweise dessen Intendant sich einfach weg. Ganz üble Nummer!
Schon länger bekannt, aber wirklich übel. Fatales Signal. Nicht nur für Gutjahr.