Offener Brief an Guido Westerwelle

melike83

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Ein offner Brief von Henryk M. Broder an Guido Westerwelle!

Dem Terror entsagen und dafür Staatsknete kassieren? Toll! Für ein wenig Luxus will auch ich meine Pläne verwerfen, als Animateur bei den Taliban anzuheuern. Guido, bitte zahlen Sie!

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,674152,00.html

Broder verpackt das Thema Rehabilitationsprogramm für Taliban in einem wunderbar sarkastischen offenen Brief an Westerwelle und macht damit die Realität sehr deutlich...
 

feshak

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AW: Offener Brief an Guido Westerwelle

Mal wieder eine äußerst interessante Polemik von Herrn Broder. Sicher hat er Recht, dass Prävention besser ist als Resozialisierungsmaßnahmen und dergleichen. Nur scheint es dafür etwas zu spät. Die Taliban wurden zu anderen Zeiten hochgezüchtet, sie SIND da. Und wenn ich mich nicht irre, gab bzw. gibt es wohl auch für Afghanistan genug (internationale) Projekte für Schul- und Berufsausbildung von Kindern und jungen Leuten, Projekte, um Menschen in „normale“ Berufe zu bringen und sie damit hoffentlich weniger für Taliban und Konsorten „anfällig“ zu machen etc. Aber die Lage scheint diesbezüglich trotzdem nicht besser geworden zu sein, im Gegenteil. Für mich liegt ein Knackpunkt in der wahrscheinlich immer deutlicher empfundenen Besatzung. Nun gut, ich habe da nicht den wirklichen Einblick. Allerdings hat auch Herr Broder keine wirklich ernstzunehmenden Vorschläge unterbreitet, was ER sich denn unter wirksamen Präventivmaßnahmen für Afghanistan und potentielle Talibankämpfer vorstellt. Das fehlt mir hier etwas.
 
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sommersonne

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AW: Offener Brief an Guido Westerwelle

Mal wieder eine äußerst interessante Polemik von Herrn Broder. Sicher hat er Recht, dass Prävention besser ist als Resozialisierungsmaßnahmen und dergleichen. Nur scheint es dafür etwas zu spät. Die Taliban wurden zu anderen Zeiten hochgezüchtet, sie SIND da. Und wenn ich mich nicht irre, gab bzw. gibt es wohl auch für Afghanistan genug (internationale) Projekte für Schul- und Berufsausbildung von Kindern und jungen Leuten, Projekte, um Menschen in „normale“ Berufe zu bringen und sie damit hoffentlich weniger für Taliban und Konsorten „anfällig“ zu machen etc. Aber die Lage scheint diesbezüglich trotzdem nicht besser geworden zu sein, im Gegenteil. Für mich liegt ein Knackpunkt in der wahrscheinlich immer deutlicher empfundenen Besatzung. Nun gut, ich habe da nicht den wirklichen Einblick. Allerdings hat auch Herr Broder keine wirklich ernstzunehmenden Vorschläge unterbreitet, was ER sich denn unter wirksamen Präventivmaßnahmen für Afghanistan und potentielle Talibankämpfer vorstellt. Das fehlt mir hier etwas.


Prävention, Resozialisierungsmaßnahmen, Ausbildung von Polizisten - was geht uns das eigentlich an? Wieso dürfen die Afghanen nicht ihre Probleme selbst lösen?
Den Afghanen würde es sicher besser gefallen wenn zum Beispiel die Deutschen mit dem vielen Geld ihre eigenen Probleme lösen würden.

Dass der Weltfrieden ausgerechnet in Afghanistan gesichert werden muss ist doch ein Gerücht. Ich möchte nicht wissen was passiert wenn Afghanistan plötzlich den Weltfrieden in den USA oder Deutschland "retten" möchte.
sommersonne
 
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Johanna911

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AW: Offener Brief an Guido Westerwelle

Prävention, Resozialisierungsmaßnahmen, Ausbildung von Polizisten - was geht uns das eigentlich an? Wieso dürfen die Afghanen nicht ihre Probleme selbst lösen?
Den Afghanen würde es sicher besser gefallen wenn zum Beispiel die Deutschen mit dem vielen Geld ihre eigenen Probleme lösen würden.

Dass der Weltfrieden ausgerechnet in Afghanistan gesichert werden muss ist doch ein Gerücht. Ich möchte nicht wissen was passiert wenn Afghanistan plötzlich den Weltfrieden in den USA oder Deutschland "retten" möchte.
sommersonne

Ich denke mal dass es den Afghanen (und nicht nur denen) am besten gefallen würde wenn die Deutschen das viele Geld dort abliefern würden und dann ihre eignen Problem lösen würden. Würde jedem gefallen. Das Problem ist aber wohl dass das viele Geld nie da ankommt wofür es gedacht ist, sondern unterwegs in den falschen Taschen hängen bleibt. Problemlösung ist weder das eine noch das andere.
Und sicher- mit Deinem letzten Satz hast Du recht.
 
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sdost

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AW: Offener Brief an Guido Westerwelle

Wenn man bedenkt, dass die Taliban erst vor ein paar Tagen mitten in Kabul aktiv wurden, frage ich mich, was bisher überhaupt erreicht wurde. Solange "der Afghane" teilnahmslos alles über sich ergehen lässt, keine Anstalten macht die Geschicke in die eigenen Hände zu nehmen, werden immer fremde Mächte ihre Hände im Spiel haben. Während sich die Welt auf Afghanistan konzentriert, geschehen im Nachbarland Pakistan die weitaus übleren Sachen. Dort kontrollieren die Taliban bereits weite Teile des Landes und erhalten von Pakistan massive Waffenhilfe.
 
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sommersonne

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AW: Offener Brief an Guido Westerwelle

Wenn man bedenkt, dass die Taliban erst vor ein paar Tagen mitten in Kabul aktiv wurden, frage ich mich, was bisher überhaupt erreicht wurde. Solange "der Afghane" teilnahmslos alles über sich ergehen lässt, keine Anstalten macht die Geschicke in die eigenen Hände zu nehmen, werden immer fremde Mächte ihre Hände im Spiel haben. Während sich die Welt auf Afghanistan konzentriert, geschehen im Nachbarland Pakistan die weitaus übleren Sachen. Dort kontrollieren die Taliban bereits weite Teile des Landes und erhalten von Pakistan massive Waffenhilfe.


Nichts wurde erreicht bisher, jedenfalls nichts nach westlichen Vorstellungen. Wie sollten sie auch. Jeder der westlichen Soldaten oder "Ausbilder" kämpft für Geld. Sie verstehen weder die Lebensweise der Bevölkerung noch ihren Glauben, noch ihre Sitten und Gebräuche.

Die Afghanen kämpfen für ihr Land, ihren Glauben und den Warlord ihrer Sippe. Die Taliban sind nicht zu verdrängen. Vielleicht ist es ja das was die Afghanen wollen, - die Taliban? Sie müssen ja Unterstützung in der Bevölkerung haben, sonst würden sie sich nicht immer wieder erholen.

sommersonne
 
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sdost

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AW: Offener Brief an Guido Westerwelle

Nichts wurde erreicht bisher, jedenfalls nichts nach westlichen Vorstellungen. Wie sollten sie auch. Jeder der westlichen Soldaten oder "Ausbilder" kämpft für Geld. Sie verstehen weder die Lebensweise der Bevölkerung noch ihren Glauben, noch ihre Sitten und Gebräuche.

Die Afghanen kämpfen für ihr Land, ihren Glauben und den Warlord ihrer Sippe. Die Taliban sind nicht zu verdrängen. Vielleicht ist es ja das was die Afghanen wollen, - die Taliban? Sie müssen ja Unterstützung in der Bevölkerung haben, sonst würden sie sich nicht immer wieder erholen.

sommersonne

Es ist auch Schwierig. Das Gastrecht ist den Afghanen heilig und wenn der Todfeind zu Gast ist, muss auch dieser wie ein Gast behandelt werden. Afghanistans Problem ist auch, dass das Land nicht historisch gewachsen ist und von einer Vielzahl von Völkern bewohnt wird, die nichts miteinander zu tun haben. Es gibt keinen natíonalen Gedanken
 
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sommersonne

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AW: Offener Brief an Guido Westerwelle

Es ist auch Schwierig. Das Gastrecht ist den Afghanen heilig und wenn der Todfeind zu Gast ist, muss auch dieser wie ein Gast behandelt werden. Afghanistans Problem ist auch, dass das Land nicht historisch gewachsen ist und von einer Vielzahl von Völkern bewohnt wird, die nichts miteinander zu tun haben. Es gibt keinen natíonalen Gedanken


Ach nein, das glaube ich nicht. Das Gastrecht gilt im Zelt, der Hütte, Haus, Wohnung. Aber das Gastrecht gilt doch nicht dem Feind. Wie sollte es sonst jemals Krieg in Afganistan gegeben haben. Die Warlords bekämpfen sich auch untereinander, früher und auch heute noch.

Aber Du hast recht, eine nationalen Gedanken scheint es nicht zu geben. Jeder Stamm lebt für sich. Sie misstrauen sich auch untereinander. Korruption ist auch keinFremdwort. Wer soll oder könnte sie einen. Deshalb sind sie auch so angreifbar.

Wenn man nur mal bedenkt was für ein Männchen mit diesem Karsai (schreibt sich der so) am Ruder ist. Den achten doch die anderen nicht und folgen würden sie ihm schon garnicht.
 
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sdost

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AW: Offener Brief an Guido Westerwelle

Ach nein, das glaube ich nicht. Das Gastrecht gilt im Zelt, der Hütte, Haus, Wohnung. Aber das Gastrecht gilt doch nicht dem Feind. Wie sollte es sonst jemals Krieg in Afganistan gegeben haben. Die Warlords bekämpfen sich auch untereinander, früher und auch heute noch.

Aber Du hast recht, eine nationalen Gedanken scheint es nicht zu geben. Jeder Stamm lebt für sich. Sie misstrauen sich auch untereinander. Korruption ist auch keinFremdwort. Wer soll oder könnte sie einen. Deshalb sind sie auch so angreifbar.

Wenn man nur mal bedenkt was für ein Männchen mit diesem Karsai (schreibt sich der so) am Ruder ist. Den achten doch die anderen nicht und folgen würden sie ihm schon garnicht.

Mit Gastrecht gewähren meinte ich eigentlich die Taliban als Gast. Sie nutzen das als heilig geltende Recht schamlos aus und unterstellen sich dem Schutz der Leute. Karsai ist ein Mann der Amerikaner und wird ja auch als Bürgermeister von Kabul bezeichnet weil seine Macht nicht über die Stadt hinausgeht
 
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sommersonne

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AW: Offener Brief an Guido Westerwelle

Mit Gastrecht gewähren meinte ich eigentlich die Taliban als Gast. Sie nutzen das als heilig geltende Recht schamlos aus und unterstellen sich dem Schutz der Leute. Karsai ist ein Mann der Amerikaner und wird ja auch als Bürgermeister von Kabul bezeichnet weil seine Macht nicht über die Stadt hinausgeht

Ach so, Taliban als Gast. Da stimme ich Dir zu. Das Gastrecht gilt drei Tage soweit ich weiss, dann muss der Gast gehen. Also der Feind als Gast, Freunde dürfen länger bleiben. Draußen kann man dann dem ungebetenen Gast etwas antun, wenn man will.
Vielleicht wollen das ja nicht genug Leute. Vor allem den Warlords (was für ein blödes Wort) kommen sie bestimmt gelegen. Mit ihrem strengen Glauben läßt sich doch der eigene Stamm prima kontrollieren und für eigene Interessen einsetzen.

Immerhin ist es erstaunlich dass solche mittelalterlichen Strukturen von unseren ach so fortschrittlichen demokratischen "Auserwählten" bis jetzt nicht geknackt werden können. Karsai symbolisiert doch den Westen, dessen Macht auch nicht wirklich über Kabul hinausgeht.

Mir wurde damals als die großen Erfolge verkündet worden total schlecht. Hurra! Die Taliban sind besiegt, Frauen werft die Burka ab. Ich kann nur jeder Frau gratulieren die das nicht gemacht hat. Das wird so mancher schlecht bekommen sein.

Amis und Europäer werden die Afghanen nie verstehen
und ich auch nicht wirklich, obwohl ich mir Mühe gebe.

sommersonne
 
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