"Operation Vorschlaghammer"

turkish talk

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Das Militär kritisieren, gar öffentlich, und dann noch anklagen und vor Gericht zerren? Vor ein paar Jahren wäre das noch undenkbar und jetzt erleben wir eine rechtsstaatliche Türkei.


Die Süddeutsche schreibt:
"Die Dokumente schlagen unter anderem einen Bombenanschlag auf Istanbuls Batik-Moschee und den Abschuss eines türkischen Kampffliegers vor, den man den Griechen in die Schuhe schieben wollte. Das ausbuchstabierte Ziel: zuerst Chaos im Land, dann Sturz der Regierung."

Der Focus:
"Den im Januar bekanntgewordenen Szenarien zufolge sollten als islamische Fundamentalisten getarnte Provokateure ein Militärmuseum in Istanbul angreifen und Bombenanschläge auf zwei Moscheen der Metropole verüben. In einem zweiten Schritt sollten ein türkisches Militärflugzeug abgeschossen und Griechenland die Sache in die Schuhe geschoben werden. Tausende „Feinde des Staates“ sollten dann in der Türkei interniert werden."
 
M

Mein_Ingomann

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AW: "Operation Vorschlaghammer"

Typische 'false flag' Aktion der Militärmachthaber. Erinnert mich an die Aufarbeitung der Vorgänge in Algerien.
Was mich wundert: Wenn die Vorwürfe seit 2003 im Raum stehen, warum beginnt der Prozess erst 7 Jahre später?
 
M

Mein_Ingomann

Guest
AW: "Operation Vorschlaghammer"

Du kannst Strukturen, die sich über 60, 70 Jahre gebildet haben, nicht von heute auf morgen verändern.

Das stimmt. In dem Artikel wird ja auch auf die Militärregime in Spanien oder Südamerika hingewiesen. Die Aufarbeitung war/ist mindestens genauso schwierig. Wie öffentlich wird der Prozess / die Prozesse in der Türkei stattfinden?
 

turkish talk

Well-Known Member
AW: "Operation Vorschlaghammer"

Aus dem Artikel:
"Hinweise auf Abmachungen ihrer Regierung mit der Armeeführung glauben auch türkische Journalisten längst zu sehen: So ist die Armee - noch immer ein Staat im Staate - auch nach einer eben verabschiedeten Gesetzesänderung nicht verpflichtet, den Bürgern und Steuerzahlern ihre Finanzierung offenzulegen. Nicht die Art von Deal, die Knaus vorschwebt: "Transparenz ist das Wichtigste." Die wird auch bei den Prozessen fehlen: Das türkische Presserecht bedroht jeden Journalisten, der Details aus einem laufenden Verfahren berichtet, mit Gefängnis."

Wie öffentlich wird der Prozess / die Prozesse in der Türkei stattfinden?
 
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Mein_Ingomann

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AW: "Operation Vorschlaghammer"

Aus dem Artikel:
"Hinweise auf Abmachungen ihrer Regierung mit der Armeeführung glauben auch türkische Journalisten längst zu sehen: So ist die Armee - noch immer ein Staat im Staate - auch nach einer eben verabschiedeten Gesetzesänderung nicht verpflichtet, den Bürgern und Steuerzahlern ihre Finanzierung offenzulegen. Nicht die Art von Deal, die Knaus vorschwebt: "Transparenz ist das Wichtigste." Die wird auch bei den Prozessen fehlen: Das türkische Presserecht bedroht jeden Journalisten, der Details aus einem laufenden Verfahren berichtet, mit Gefängnis."


Ja, das hatte ich auch gelesen. Werden denn unabhängige Beobachter aus dem Ausland zugelassen werden?
 

Grk..

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AW: "Operation Vorschlaghammer"

Das Militär kritisieren, gar öffentlich, und dann noch anklagen und vor Gericht zerren? Vor ein paar Jahren wäre das noch undenkbar und jetzt erleben wir eine rechtsstaatliche Türkei.

Das sehe ich auch als Fortschritt.


...bekanntgewordenen Szenarien zufolge sollten als islamische Fundamentalisten getarnte Provokateure ein Militärmuseum in Istanbul angreifen...

Das ist abartig, jedoch wahrscheinlich sogar kein staatlicher Einzelfall.

Die bösartigen "Kräfte" sollten sich in anderen Ländern umschauen, wie so etwas konsequent und PR-mäßig professionell umgesetzt werden kann (alles meinerseits wertneutral!):

Damit meine ich NICHT 9/11.

So könnte eine Pfadfindertruppe bzw. Spinner (Filmtip hierzu: Four Lions, IMDB: 7,5/10) staatlich zu Superduperterroristen hochstilisiert werden. Dann geht man mit der "Dingfestmachung" medial damit im eigenen Volk hofieren. Nennen wir diese Superduperterroristen einfach mal Sauerdorfgruppe. Da sagt die Bevölkerung dann: Oh, oh, oh. Datt ist ja eine rischtige Gruppe. Mit Connection, Netzwerk und so...

Und es ist dann nicht einmal irgend etwas in die Luft geflogen.

Einige hier haben sicherlich mal den Spielfilm Wag the Dog gesehen (Dustin Hoffman und Robert De Niro), bei der es um Manipulationsversuche der eigenen Bürger zwecks Vorteilsnahme daraus geht.

Genau wie oben beschrieben mit den als islamisch getarnten Fundamentalisten und der symbolisch beabsichtigten Aktion.

Der Film Wag the Dog besitzt jedoch eine message, zu der wohl viele Bürger nicht in der Lage sind sie zu "empfangen".

Man applaudiert so einem Spielfilm zu und kritisiert dann die USA (ist ja auch ein US-Film und die Handlung betrifft die USA). Aber die wenigsten sind dann in der Lage, Manipulationsversuche des eigenen Landes gegenüber seinen Bürger überhaupt in Betracht zu ziehen: "Bei UNS?? Niemals Dort? Ja klar!!!"

Über die von Dir oben genannten Artikelinhalte bin ich nicht überrascht. Hätte ich der Türkei (bzw. einem Teil der Organe) zugetraut. Wie es professioneller (z.B.) mit gewollten Medieninszenierungen (und anschließendem Durchdrücken von staatlichen Maßnahmen/Interessen) geht, kann man sicherlich in einigen anderen westlichen demokratischen Industrieländern abgucken. Damit meine ich jetzt nicht mal die USA im Besonderen.
 

turkish talk

Well-Known Member
AW: "Operation Vorschlaghammer"

Man applaudiert so einem Spielfilm zu und kritisiert dann die USA (ist ja auch ein US-Film und die Handlung betrifft die USA). Aber die wenigsten sind dann in der Lage, Manipulationsversuche des eigenen Landes gegenüber seinen Bürger überhaupt in Betracht zu ziehen: "Bei UNS?? Niemals Dort? Ja klar!!!"

Ist (fast) logisch: Indoktriniert von Kindesbeinen an, sieht man die Realität, die man sehen soll.


Gruß
 
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