M
mar
Guest
Die "unsichere türkische Identität" sei ein großartiges Material für einen Schriftsteller, hat Orhan Pamuk einmal gesagt. Das Gefühl der Erniedrigung durch den Westen und der daraus erwachsende nationalistische Stolz, die durch Atatürks abrupte Modernisierung hervorgerufene Scham über die ältere türkische, die osmanische und islamische Kultur sowie die Wut über eben diese Scham - all das lässt die Romanfiguren des türkischen Literaturnobelpreisträgers Unglaubliches durchleben: In "Schnee", "Rot ist mein Name", "Das schwarze Buch", "Das neue Leben" oder "Die weiße Festung" werden sie schmerzhaft hin- und hergerissen zwischen Westen und Osten, Eigenem und Fremdem, Gegenwart und Vergangenheit, Populärem und Verstiegenem.
Nach acht Anbetungsjahren bekennt Füsun Kemal, ihr Ehemann Feridun sei ihr nie nahgekommen, sie sei eigentlich noch Jungfrau - was, keiner weiß es besser als Kemal, zumindest biologisch nicht stimmen kann. Das Wunder der Verwandlung aber hat sich den Liebenden erschlossen durch den unerschütterlichen Glauben aneinander. Daher soll auch die "Schuld" der vorehelichen Sexualität getilgt sein. Die Unschuld, zeigt Pamuk, ist nämlich gerade kein biologisches Faktum, sondern eine Übereinkunft zwischen Mann und Frau. Die unbedingte Liebe kennt keine Alternative zwischen vorehelichem und ehelichem Sex, zwischen Westen und Osten.
Orhan Pamuk hat in Istanbul ein Haus gekauft und will darin wie seine Romanfigur ein "Museum der Unschuld" einrichten; eine gleichnamige Ausstellung, die in Frankfurt zur Buchmesse und der Präsentation ihres Gastlandes Türkei entstehen sollte, musste er aus Zeitgründen absagen. Das Privatmuseum wird mit Sicherheit eine erstaunliche identitätspolitische Einrichtung, will der berühmte Autor doch in ihm seine Auffassung von einem eigenen türkischen Weg gestalten. Offenbar ähneln sie denen von Kemal.
der ganze artikel hier:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/?em_cnt=1592842&em_cnt_page=2
Nach acht Anbetungsjahren bekennt Füsun Kemal, ihr Ehemann Feridun sei ihr nie nahgekommen, sie sei eigentlich noch Jungfrau - was, keiner weiß es besser als Kemal, zumindest biologisch nicht stimmen kann. Das Wunder der Verwandlung aber hat sich den Liebenden erschlossen durch den unerschütterlichen Glauben aneinander. Daher soll auch die "Schuld" der vorehelichen Sexualität getilgt sein. Die Unschuld, zeigt Pamuk, ist nämlich gerade kein biologisches Faktum, sondern eine Übereinkunft zwischen Mann und Frau. Die unbedingte Liebe kennt keine Alternative zwischen vorehelichem und ehelichem Sex, zwischen Westen und Osten.
Orhan Pamuk hat in Istanbul ein Haus gekauft und will darin wie seine Romanfigur ein "Museum der Unschuld" einrichten; eine gleichnamige Ausstellung, die in Frankfurt zur Buchmesse und der Präsentation ihres Gastlandes Türkei entstehen sollte, musste er aus Zeitgründen absagen. Das Privatmuseum wird mit Sicherheit eine erstaunliche identitätspolitische Einrichtung, will der berühmte Autor doch in ihm seine Auffassung von einem eigenen türkischen Weg gestalten. Offenbar ähneln sie denen von Kemal.
der ganze artikel hier:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/?em_cnt=1592842&em_cnt_page=2