Otpor! - Die Revolutionsprofis

Erato

Well-Known Member
Diese Reportage hinterlässt bei mir Zweifel auf angeblich "vom Volk" ausgehende Revolutionen. Mag sein, dass es in den jeweiligen Ländern immer eine gewisse Anzahl an Menschen gibt, die einen Sturz der jeweiligen Regierung wollen und es größtenteils berechtigt ist.

Dies wirft für mich auch ein ganz anderes Licht auf den "Volkswillen" und die Demonstranten, wenn diese von Mächten wie die USA gelenkt und finanziert werden.

Sind das Marionetten? Wie will man sicher gehen, dass diese "Revolutionen" tatsächlich dies der Wille der Mehrheit des Volkes ist?
 
M

Mein_Ingomann

Guest
Eine Strategie die sich meines Erachtens durchaus auch gegen Demokratien wenden kann.

Dafür braucht es etwas mehr als eine "Revolutions Agentur", aber auch nicht sooo viel. Je nach Grösse des Landes und der Stabilität des politischen Systems, kann ein Umsturz für rund 500 Millionen Dollar gebucht werden. Die Söldneragenturen arbeiten global und bieten ihre Sicherheits- Informations- und Rekrutierungsdienste rund um die Uhr an. Die Privatarmeen sind vermutlich die effektivsten Streitkräfte, die es mittlerweile gibt. Unterliegen sie doch keinerlei Kontrolle oder irgendwelchen Abkommen.

Solche "Dienstleistungen" lassen sich hervorragend gegen Volksaufstände und Demokratiebewegungen einsetzen. Sie funktionieren auch kriegsbegleitend, wie z.B. Blackwater gezeigt hat.
 

Zerd

Well-Known Member
Ich würde mir darum keine allzu großen Sorgen machen. Es ist hinlänglich bekannt, dass manchen Staaten jedes Mittel recht ist, ihre Interessen durchzusetzen, seien es nachrichtendienstliche, militärische, technologische oder wirtschaftliche. Und hier geht es auch nur um eine Art von Technologie, eben zur Destabilisierung eines Regimes durch eine friedliche Massenbewegung.

Man sollte folgendes dabei nicht außer Acht lassen: erstens, geht diese Taktik der EInmischung früher oder später immer nach hinten los. Man denke etwa an Afghanistan und die Taliban, die auch von dem Amis als Verbündete im Kampf gegen die Russen unterstützt und stark gemacht wurden, um zehn Jahre später selbst von ihnen bedrängt zu werden. Ähnlich lief es auch mit Saddam, der als Bollwerk gegen das Khomeni-Iran stark gemacht wurde und der dann in den Golfkriegen bekämfpt werden musste. Und damit hat es auch zu tun, dass das ehemalige Land der unbegrenzten Möglichkeiten bei den Menschen rund um den Globus immer mehr an Ansehen und Achtung und damit letzten Endes auch an Macht verliert. Es hat durchaus etwas Komisches, wie die sich damit immer wieder selbst ans Bein pinkeln.

Zweitens kann diese Technologie nur da greifen, wo die Stabilität ohnehin nur künstlich aufrecht erhalten wird, Entweder durch Polizei- und Militärgewalt und/oder eine flächendeckende Manipulation. Dort also, wo es den Leuten tatsächlich mehrheitlich gar nicht so gut geht und sie deshalb auch schon einen ANlass haben, dauerhaft mobilisiert zu werden. In Ländern wie Deutschland etwa kann so eine Technologie vielleicht in Zusammenhängen wie S21 oder HartzIV kurzzeitig greifen und ein paar Leute mobilisieren, aber auf Dauer werden sie ins Leere laufen. SIehe etwa auch die occupy-Bewegung im Bankenviertel: zur Zeiten der Bankenkrise, bei dem das Image der Banken einen Tiefpunkt erreicht hatte, haben sie für etwas Aufsehen gesorgt, um dann allmählich in ihren Zelten vor sich hinzuschimmeln (schimmeln sie übrigens immer noch, ich weiss es gar nicht).

Und insofern wäre ein solcher Aktivismus auch ein guter Gradmesser für die allgemeine Lage in der Türkei. Denn wenn es im Land tatsächlich so viele Unzufriedene gibt, wie manche der Demonstranten und der ausländischen Medien kolportiert haben, dann lassen sich durch eine solche Technologie auch sicherlich auf Dauer die Massen mobilisieren. Aber wenn des Pudels Kern letztendlich doch nur der Gezi-Park und das harte Eingreifen der Polizei gewesen sind, dann wird diese Technologie auf Dauer auch wieder ins Leere laufen und sogar eine Bestätigung dafür liefern, dass es um das Land und seine Leute bei weitem nicht so schlecht bestellt ist, wie es manche gerne hätten.

Ich halte diesen Umgang mit solchen Nachrichten am angemessensten, ich mag Szenarien und Theorien einfach nicht, in denen erwachsene mündige Bürger als Marionetten oder Dummbatze hingestellt werden, um damit letztlich irgendwelche außergewöhnlichen Maßnahmen zu rechtfertigen.
 

blackcyclist

Gesperrt
Bitte nachlesen, die USA hat die Mudschaheddin gepäppelt und gegen die SU unterstützt. Die Taliban tauchten erst später auf.

Leider hat die USA schon einigen Diktatoren bei der Machtergreifung bzw. beim Machterhalt geholfen. Mit oft eher unerwarteten Ergebnissen, bzw. wer etwas Ahnung von Politik hat, konnte das oft schon vorraussehen.

Generell halte ich es aber für schwierig bis unmöglich, genügend Teile der Bevölkerung mit Geld oder Versprechungen auf die Straße zu bringen um einen Regimewechsel zu schaffen.

In der Türkei üben viele noch den stillen Widerstand (man denke an die Lärmorgien um 21 Uhr), wenn Erdogan aber noch weiter an der Uhr dreht, werden die vielleicht doch noch aktiver.
 

Zerd

Well-Known Member
Bitte nachlesen, die USA hat die Mudschaheddin gepäppelt und gegen die SU unterstützt. Die Taliban tauchten erst später auf.

Rein formal magst Du ja recht haben. Aber mujahedin bedeutet nichts anderes als Gotteskrieger oder Heiliger Krieger. Und deren "Heiliger Krieg" wurde eben nicht nur militärisch sondern auch theoretisch in Form von Büchern und Lernmaterialien unterstützt. Und einige Jahre später tauchen dann die Taliban auf mit dem militärische Equipment der Mujahedin, denselben Büchern und Materialien und gründen die Islamische Republik Afghanistan. Ein Schelm, wer Böses danei denkt...

So heisst es denn auch im Wiki-Artikel zu Mujahedin:

Seit den von Islamisten begangenen Terroranschlägen vom 11. September 2001 konzentriert sich die amerikanische Politik im Krieg gegen den Terror unter anderem darauf, die Folgen der militanten Lehren aus den von ihr mitproduzierten afghanischen Schulbüchern wieder zu beseitigen. In diesem Zusammenhang wird auch von einem Blowback (engl. Rückstoß) gesprochen, da der islamistische Fundamentalismus von Kritikern als unerwünschte Folge der früheren US-Politik gesehen wird. Bereits lange vor den Ereignissen vom 11. September 2001 haben Kritiker angemerkt, dass die amerikanischen Geheimdienste mit der damaligen massiven Förderung radikaler islamistischer Elemente den größten Feind der USA selber herangezüchtet hätten.
 

Bender

Well-Known Member
Es war vor den letzten Parlamentswahlen.
Es wurde im Vorfeld viel Medienproganda betrieben, es wurden in Massen "Volksmeetings" abgehalten, man sprach schon damals von Volksputsch oder von demokratischen Putsch und es wurden unschuldige Menschen ermordet, um es ihnen in die Schuhe zu schieben. So wollten sie dem Westen zeigen, mit was sie es zu tun hatten und wollten so auch eine Legimitation für einen späteren Verbotsverfahren, als diese dennoch haushoch die Wahlen gewonnen hatten.

Und jetzt, fand im Vorfeld wieder ein Anschlag statt, diesmal auf friedliche Muslime, dann folgten diese Proteste...

ich mag mich irren, aber das sind so komische Muster in meiner Zufallskala.
 

alterali

Well-Known Member
In jedem Fall (wörtlich gemeint) sehe ich alle Nachrichten mir anderen Augen:
Wir haben hier ganz friedlich demonstriert und plötzlich kamen die bösen ...........

So einfach ist die Welt anscheinend nicht.
 

blackcyclist

Gesperrt
Es war vor den letzten Parlamentswahlen.
Es wurde im Vorfeld viel Medienproganda betrieben, es wurden in Massen "Volksmeetings" abgehalten, man sprach schon damals von Volksputsch oder von demokratischen Putsch und es wurden unschuldige Menschen ermordet, um es ihnen in die Schuhe zu schieben. So wollten sie dem Westen zeigen, mit was sie es zu tun hatten und wollten so auch eine Legimitation für einen späteren Verbotsverfahren, als diese dennoch haushoch die Wahlen gewonnen hatten.

Und jetzt, fand im Vorfeld wieder ein Anschlag statt, diesmal auf friedliche Muslime, dann folgten diese Proteste...

ich mag mich irren, aber das sind so komische Muster in meiner Zufallskala.

Von dem Anschlag sollen die türkischen Sicherheitskräfte vorher gewusst haben, von diesem Anschlag mit über 50 Toten eine direkte Linie zu den Protestlern im Gezi-Park zu ziehen ist, vorsichtig formuliert ziemlich dreist.

Mir fallen da noch andere Worte ein, aber das lassen wir lieber mal.

Die Demonstranten vom Gezi-Park, die brutalst von der türkischen Polizei niedergeknüppelt und mit Unmengen von Tränengas beschossen wurden, waren keine friedlichen Muslime? Gibt wohl wirklich Leute, die eine perverse Freude daran haben, wenn die Staatsmacht ihren Knüppel auspackt.
 
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