Ich würde mir darum keine allzu großen Sorgen machen. Es ist hinlänglich bekannt, dass manchen Staaten jedes Mittel recht ist, ihre Interessen durchzusetzen, seien es nachrichtendienstliche, militärische, technologische oder wirtschaftliche. Und hier geht es auch nur um eine Art von Technologie, eben zur Destabilisierung eines Regimes durch eine friedliche Massenbewegung.
Man sollte folgendes dabei nicht außer Acht lassen: erstens, geht diese Taktik der EInmischung früher oder später immer nach hinten los. Man denke etwa an Afghanistan und die Taliban, die auch von dem Amis als Verbündete im Kampf gegen die Russen unterstützt und stark gemacht wurden, um zehn Jahre später selbst von ihnen bedrängt zu werden. Ähnlich lief es auch mit Saddam, der als Bollwerk gegen das Khomeni-Iran stark gemacht wurde und der dann in den Golfkriegen bekämfpt werden musste. Und damit hat es auch zu tun, dass das ehemalige Land der unbegrenzten Möglichkeiten bei den Menschen rund um den Globus immer mehr an Ansehen und Achtung und damit letzten Endes auch an Macht verliert. Es hat durchaus etwas Komisches, wie die sich damit immer wieder selbst ans Bein pinkeln.
Zweitens kann diese Technologie nur da greifen, wo die Stabilität ohnehin nur künstlich aufrecht erhalten wird, Entweder durch Polizei- und Militärgewalt und/oder eine flächendeckende Manipulation. Dort also, wo es den Leuten tatsächlich mehrheitlich gar nicht so gut geht und sie deshalb auch schon einen ANlass haben, dauerhaft mobilisiert zu werden. In Ländern wie Deutschland etwa kann so eine Technologie vielleicht in Zusammenhängen wie S21 oder HartzIV kurzzeitig greifen und ein paar Leute mobilisieren, aber auf Dauer werden sie ins Leere laufen. SIehe etwa auch die occupy-Bewegung im Bankenviertel: zur Zeiten der Bankenkrise, bei dem das Image der Banken einen Tiefpunkt erreicht hatte, haben sie für etwas Aufsehen gesorgt, um dann allmählich in ihren Zelten vor sich hinzuschimmeln (schimmeln sie übrigens immer noch, ich weiss es gar nicht).
Und insofern wäre ein solcher Aktivismus auch ein guter Gradmesser für die allgemeine Lage in der Türkei. Denn wenn es im Land tatsächlich so viele Unzufriedene gibt, wie manche der Demonstranten und der ausländischen Medien kolportiert haben, dann lassen sich durch eine solche Technologie auch sicherlich auf Dauer die Massen mobilisieren. Aber wenn des Pudels Kern letztendlich doch nur der Gezi-Park und das harte Eingreifen der Polizei gewesen sind, dann wird diese Technologie auf Dauer auch wieder ins Leere laufen und sogar eine Bestätigung dafür liefern, dass es um das Land und seine Leute bei weitem nicht so schlecht bestellt ist, wie es manche gerne hätten.
Ich halte diesen Umgang mit solchen Nachrichten am angemessensten, ich mag Szenarien und Theorien einfach nicht, in denen erwachsene mündige Bürger als Marionetten oder Dummbatze hingestellt werden, um damit letztlich irgendwelche außergewöhnlichen Maßnahmen zu rechtfertigen.