Propaganda in den deutschen Medien über die Türkei

Alubehütet

Well-Known Member
Can Dündar finde ich ein ungünstiges Beispiel. Er wird in Deutschland geschätzt als investigativer Journalist. Das haben wir aber auch erst lernen müssen: Daß es sich bei der SPIEGEL-Affäre nicht um einen "Abgrund von Landesverrat" (Adenauer) handelte, lag auch nur daran, daß die vom SPIEGEL zitierten Dokumente eben nicht geheim waren; man hatte nur viele z.T. entlegene Informationen zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Ein Rudolf Dündar Augstein wäre zu dieser Zeit auch bei uns rechtskräftig verurteilt worden.

Und wenn ich mir Edward Snowden ansehe, dann bin ich mir auch nicht sicher, wie weit wir solche Menschen hierzulande schon schätzen gelernt haben.

Deniz Yücel, das ist der Punkt, wo bei mir die Hutschnur geplatzt ist.
 

Hanni Heini

Well-Known Member
Hier wird eigentlich alles gesagt, was zum Thema Yücel relevant ist:

"...Hätte man dem linksradikalen Deniz Yücel vor ein paar Jahren erzählt, dass der Springer-Chef einmal „Wir sind Deniz“ skandiert, er hätte gelacht und geweint. Und sich wahrscheinlich übergeben......

....Im Fall von Deniz Yücel aber sind alle Grundregeln der publizistischen Schwerkraft außer Kraft gesetzt. Die moralischen Maßstäbe fliegen immer höher. Mit jedem Text wird der ausgesprochen robuste Deniz immer netter, liebenswerter und Pulitzerpreis-verdächtiger. Angela Merkel setzt sich für ihn ein, und der grandios polemische Autor scheint dabei zu sein, ein Stück Weltgeschichte zu schreiben: Könnte es gar sein, dass wegen Deniz das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei platzt? Und wie wäre es mit einem Tauschgeschäft dieser Art: Deniz kommt frei – und dafür bekommt Recep Tayyip Erdoğan roten Teppich und Ehrenformation, wenn er demnächst in Köln für die semi-diktatorische neue Verfassung der Türkei wirbt?


Vielleicht sollten wir Deniz einfach tiefer hängen. Das würde allen helfen – vor allem dem 43-jährigen Provo-Redakteur....."

https://www.freitag.de/autoren/christian-fueller/grassierende-doppelmoral
Quelle

 

NeoAslan+

Well-Known Member
Hier wird eigentlich alles gesagt, was zum Thema Yücel relevant ist:...

Habe hier im Folgenden nochmal ein Interview mit Herrn Yeneroglu vom DLF, der sonst eigentlich eher die Personen, die der Türkei "kritisch" gegenüber publik werden ein Medium bietet, jedoch auffällig durch die Fragestellungen von Heckmann die DLF "Linie" beibehält:

"Eine unglaubliche Medienkampagne"
Der AKP-Abgeordnete Mustafa Yeneroglu beklagt eine "unglaubliche Arroganz", die in Deutschland die öffentliche Diskussion über die Türkei und das geplante Verfassungsreferendum beherrsche - "fernab von jeglicher Wahrheit". Eine solche Situation habe er hier zuvor noch nicht erlebt, sagte Yeneroglu im DLF...

Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/zur-k...enkampagne.694.de.html?dram:article_id=380246

Unabhängig von meiner persönlichen Meinung zum Fall Yücel kann ich dabei hinzufügen, wenn sich ein Herr Gabriel anmaßend zu profilieren versucht, denke ich, dass trifft auch außerhalb der Türkei auf Unverständnis, wenn er die Beziehung Deutschlands zur Türkei von dem Fall "Yücel" abhängig macht. Dann könnte man ja meinen, diese seien ohnehin nicht mehr wert, als das Papier auf dem die diversen Artikel von dem Angeklagten.
Es wird ja immer lachhafter, nun bringen die EU-Schergen wieder die Beitrittsverhandlungen in diesem Kontext ins Gespräch :rolleyes:
 

EnRetard

Well-Known Member
Hier wird eigentlich alles gesagt, was zum Thema Yücel relevant ist:

"...Hätte man dem linksradikalen Deniz Yücel vor ein paar Jahren erzählt, dass der Springer-Chef einmal „Wir sind Deniz“ skandiert, er hätte gelacht und geweint. Und sich wahrscheinlich übergeben......

....Im Fall von Deniz Yücel aber sind alle Grundregeln der publizistischen Schwerkraft außer Kraft gesetzt. Die moralischen Maßstäbe fliegen immer höher. Mit jedem Text wird der ausgesprochen robuste Deniz immer netter, liebenswerter und Pulitzerpreis-verdächtiger. Angela Merkel setzt sich für ihn ein, und der grandios polemische Autor scheint dabei zu sein, ein Stück Weltgeschichte zu schreiben: Könnte es gar sein, dass wegen Deniz das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei platzt? Und wie wäre es mit einem Tauschgeschäft dieser Art: Deniz kommt frei – und dafür bekommt Recep Tayyip Erdoğan roten Teppich und Ehrenformation, wenn er demnächst in Köln für die semi-diktatorische neue Verfassung der Türkei wirbt?


Vielleicht sollten wir Deniz einfach tiefer hängen. Das würde allen helfen – vor allem dem 43-jährigen Provo-Redakteur....."
Quelle

@Hanni Heini
Wir wissen doch, dass in kaum einem Berufszweig Neid, Futterneid und Eifersucht so stark und Solidarität so schwach ausgeprägt sind, wie im deutschen Journalismus. Man gönnt sich nichts. Vor ein paar Tagen erst sprach Michael Martens Yücel und allen anderen Türkeistämmigen die Kompetenz ab, aus der Türkei zu berichten und nun kommt Christian Füller vom Freitag mit vergiftetem Lob, Heuchelei-Vorwürfen und Ätze gegen Springer um die Ecke. Jajaja.
Warum die Aufregung über Yücels Verhaftung? Ganz einfach: Weil es sich um eine Geiselnahme handelt und Deutschland erpresst wird. Und weil sich die Groko wirklich für erpressbar hält, reagieren ihrer Vertreter laut, hysterisch und wirkungslos.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Unabhängig von meiner persönlichen Meinung zum Fall Yücel kann ich dabei hinzufügen, wenn sich ein Herr Gabriel anmaßend zu profilieren versucht, denke ich, dass trifft auch außerhalb der Türkei auf Unverständnis, wenn er die Beziehung Deutschlands zur Türkei von dem Fall "Yücel" abhängig macht.
Probiers mal! :) Morgen wird ein Reporter von Le Monde, übermorgen vom Guardian und Montagmorgen von der NYT festgenommen. Ich rechne mit einem konzertierten Unverständnis des Auslands hinsichtlich nationaler Beschwerdeführer.
Erdogan hat sich verzockt.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Hier wird eigentlich alles gesagt, was zum Thema Yücel relevant ist:

Vielleicht sollten wir Deniz einfach tiefer hängen.
Quelle

Ich will nicht, daß Deniz hängt, und ich laß ihn auch nicht hängen :mad:!

Pressefreiheit in der Türkei, die einen sagen so, die anderen sagen so, und wenn man kein Türkisch kann, ist es schwer, sich eine begründete Meinung zu bilden. Da ist Yücel so ein Fall, wo ich endlich mal sagen kann: Da kenne ich mich aus, den lese ich schon seit Jahren. Bei Dündar war ich auch bereit, zu relativieren: Man darf die Türkei nicht jetzt schon an dem messen, was aus der Bundesrepublik erst nach langen Wehen und Schmerzen geworden ist. Aber bei Yücel komme ich zu dem Schluß: Wenn die den einknasten, dann gibt es wohl wirklich keine Meinungsfreiheit mehr. Und wenn die schon einen einknasten, wo die deutsche Bundesregierung im Vorfeld schon die schützende Hand drüberhielt, wie wird es dann denen ergehen, die keine solche Regierung hinter sich haben.

Unabhängig von dem, was man von Yücel hält. In taz-Zeiten war der ja geradezu geil darauf, Shitstorms auf sich zu ziehen. Aber da ist nichts Strafwürdiges.

Edit: Danke für die Quelle, der Freitag-Artikel ist wirklich denkenswert! :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Alubehütet

Well-Known Member
@Hanni Heini
Warum die Aufregung über Yücels Verhaftung? Ganz einfach: Weil es sich um eine Geiselnahme handelt und Deutschland erpresst wird.

Weil das Maß einfach irgendwann mal voll ist. Weil Erdogan sich aufregt über einen müden, lauen EXTRA3-Clip, den vorher außer ihm kein Mensch gesehen hatte, und das dann so hoch eskalieren läßt – gut, Böhmermanns Konter war auch provokativ –, bis im deutschen Parlament ernsthaft überlegt wird, die deutschen Tornados aus der Türkei abzuziehen, und das mitten im Krieg gegen den IS. Das war letztes Jahr. Und jetzt haben wir nicht mal Februar vorbei und das nächste große Ding am Hals.
 

beren

Well-Known Member
Ich will nicht, daß Deniz hängt, und ich laß ihn auch nicht hängen :mad:!

Pressefreiheit in der Türkei, die einen sagen so, die anderen sagen so, und wenn man kein Türkisch kann, ist es schwer, sich eine begründete Meinung zu bilden. Da ist Yücel so ein Fall, wo ich endlich mal sagen kann: Da kenne ich mich aus, den lese ich schon seit Jahren. Bei Dündür war ich auch bereit, zu relativieren: Man darf die Türkei nicht jetzt schon an dem messen, was aus der Bundesrepublik erst nach langen Wehen und Schmerzen geworden ist. Aber bei Yücel komme ich zu dem Schluß: Wenn die den einknasten, dann gibt es wohl wirklich keine Meinungsfreiheit mehr. Und wenn die schon einen einknasten, wo die deutsche Bundesregierung im Vorfeld schon die schützende Hand drüberhielt, wie wird es dann denen ergehen, die keine solche Regierung hinter sich haben.

Unabhängig von dem, was man von Yücel hält. In taz-Zeiten war der ja geradezu geil darauf, Shitstorms auf sich zu ziehen. Aber da ist nichts Strafwürdiges.

Edit: Danke für die Quelle, der Freitag-Artikel ist wirklich denkenswert! :)


Der wollte damals nur auffallen um zu einer Zeitung mit mehr Geld zu wechseln.

Taz ist ...
 

Alubehütet

Well-Known Member
Der wollte damals nur auffallen um zu einer Zeitung mit mehr Geld zu wechseln.
Ist ihm ja auch gelungen, so weit. Und ist ja in der jetzigen Situation auch besser, Döpfner und die Friede Springer hinter sich zu wissen als die kleine taz.
Die taz ist tatsächlich zu einem ausgelagerten Voluntariat der etablierten Presse geworden. Man wundert sich, wo die teilweise alle gelandet sind. Aber ist ja auch in Ordnung; hat was von Schülerpresse, wo man sich mal ausprobieren kann.
 
Top