Regierungskrise in Italien - Extremisten drängen zur Macht

Msane

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Seltsame Interpretation.
Es geht um Solidarität beispielsweise in der Flüchtlingsfrage, nicht ums "Bezahlen für Wahlergebnisse" - oder glaubst Du, Staaten wie Ungarn und Polen erhalten für ihre Wahlergebnisse so viel Geld von der EU? o_O

Wir sind in der Flüchtlingsfrage um ein Vielfaches stärker betroffen als Italien, und Deutschland unterstützt auch die solidarische Umverteilung von Flüchtlingen in der EU, von daher ist mir Belfins und deine Forderung Deutschland habe nach dem Wahlergebnis in Italien jetzt zu liefern nicht schlüssig.
Ihr müsst andere Länder meinen.

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alterali

Well-Known Member
Salvini hat doch geschafft, was deutsche Politik wollte: Verteilung auf etliche willige EU-Länder.
Ach nein: Deutschland wollte ja die Verteilung auf die unwilligen Länder.
Und Mafia, das ist doch mittlerweile auch ein deutsches Problem. Ein von der deutschen Politik toleriertes System.
Geldwäsche? Ja, danke!
 
Zuletzt bearbeitet:

Bintje

Well-Known Member
Wir sind in der Flüchtlingsfrage um ein Vielfaches stärker betroffen als Italien, und Deutschland unterstützt auch die solidarische Umverteilung von Flüchtlingen in der EU, von daher ist mir Belfins und deine Forderung Deutschland habe nach dem Wahlergebnis in Italien jetzt zu liefern nicht schlüssig.
Ihr müsst andere Länder meinen.

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Nein, nein, ich meinte es schon so, wie ich schrieb: die EU und Deutschland sind auch gefragt.
Es geht ja nicht nur um Flüchtlingsfragen. ;)
Ich habe es eher so verstanden, daß die 5 Sterne und die PD jetzt liefern müssen!

Klar, in erster Linie müssen sie das, aber was ich auch meinte und sehr verkürzt rüberbrachte: Italien hat ähnlich wie Griechenland und Spanien ein massives Problem mit der Arbeitslosigkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In Deutschland liegt die Erwerbslosenquote bei den 15 - 24-Jährigen bei fünf oder maximal fünfeinhalb Prozent - in Italien ist offiziell jeder dritte Jugendliche ohne Arbeit und Ausbildung, im Süden sogar jeder zweite. Das ist ein Nährboden par exzellence für die 'Ndrangheta, die organisierte Bandenkriminalität, und natürlich auch für populistische Parteien, die ihren Wählern das Blaue vom Himmel herunter versprechen, ohne es einhalten zu können. Gewählt werden sie trotzdem, natürlich, schlicht aus Verzweiflung. Die EU fördert zwar auch die berufliche Mobilität von Jugendlichen, aber in einem, wie ich das sehe, eher bescheidenen Rahmen. Eine der Vorgängerregierungen, die des erfolglosen Enrico Letta, meine ich, hat sich zumindest bemüht, das Ausbildungssystem zu reformieren und die duale Ausbildung zu stärken, aber die spielt in Italien bis heute keine große Rolle. Dazu kommt, dass im Süden - Basilikata, Kalabrien, Apulien usw. - schlicht Arbeitsplätze fehlen.
Das liegt nicht an Geflüchteten, die in der Landwirtschaft die miserabel bezahlte Drecksarbeit machen, die kein Italiener machen würde, sondern an strukturellen Problemen. Da kann und müsste man m.E. ansetzen, die Regionen stärker fördern und vor allem die berufliche Ausbildung!

Um es nochmal anders zu verdeutlichen:

Das Beispiel der jungen Hebamme, die der Arbeit wegen nach Deutschland auswandert, ist doch eigentlich der Klassiker. Ich weiß nicht, ob es jemandem auffällt, aber für ihren Neustart an einer Klinik in Bremen erhält sie vom Job-Netzwerk der EU-Kommission 1000 Euro (wird ab 2'50'' erwähnt). Liebe Leute, Tausend Euro sind nicht zu verachten, aber das ist nichts, niente! Davon wird sie sich, wenn sie nicht in einem Schwesternwohnheim unterkommt, auf dem freien Markt gerade mal eben die Kaution für ein WG-Zimmer leisten können.

Als ausgebildete Fachkraft, die im Ausland ganz von vorn anfängt, bekommt sie damit genauso viel, wie an Kopf- bzw. Fangprämie für neue Azubis in Hotels und Gastronomie in einigen Hotels an der Ostseeküste gezahlt wird. Nur, dass die meist nicht den Nachteil haben, in einem völlig fremden Land neu durchstarten zu müssen.

Will sagen, vor diesem Hintergrund kommt das Modell der europäischen Arbeitsmigration und Flexibilität vermutlich vor allem für diejenigen in Frage, die auch ein familiäres Backup im Rücken haben. Eine Familie, die sie stützt und den Neustart - wenn auch zähneknirschend - mit ermöglichen kann. Ärmere Leute bleiben wahrscheinlich trotz aller Hochglanzkampagnen auf der Strecke, und dagegen sträubt sich mein Gerechtigkeitsempfinden. Vielleicht bin ich unzureichend informiert, kann sein, aber was tut die EU, was tut das vergleichsweise wohlhabende Deutschland in dieser Situation? Wir leben nun mal gemeinsam nicht nur in unserer, sondern in einer vernetzten Welt, auf einem zusammenwachsenden Kontinent, und was ich weiter oben in punkto Solidarität schrieb, war ernst gemeint.
 

Msane

Well-Known Member
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Das Beispiel der jungen Hebamme, die der Arbeit wegen nach Deutschland auswandert, ist doch eigentlich der Klassiker. Ich weiß nicht, ob es jemandem auffällt, aber für ihren Neustart an einer Klinik in Bremen erhält sie vom Job-Netzwerk der EU-Kommission 1000 Euro (wird ab 2'50'' erwähnt). Liebe Leute, Tausend Euro sind nicht zu verachten, aber das ist nichts, niente! Davon wird sie sich, wenn sie nicht in einem Schwesternwohnheim unterkommt, auf dem freien Markt gerade mal eben die Kaution für ein WG-Zimmer leisten können.

Als ausgebildete Fachkraft, die im Ausland ganz von vorn anfängt, bekommt sie damit genauso viel, wie an Kopf- bzw. Fangprämie für neue Azubis in Hotels und Gastronomie in einigen Hotels an der Ostseeküste gezahlt wird. Nur, dass die meist nicht den Nachteil haben, in einem völlig fremden Land neu durchstarten zu müssen.

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Die 1000 Euro sind eine Zahlung aus EU-Fördermitteln um EU-Bürger zu unterstützen die im EU-Ausland eine offene Stelle besetzen möchten.
Sie wird an einem deutschen Krankenhaus vermutlich einiges mehr verdienen, soweit ich weiß gelten in Krankenhäusern die Tarife des Öffentlichen Dienst.
Unbefristet wurde sie auch noch eingestellt, wo bekommt man denn heute noch als Berufsanfänger sofort eine unbefristete Einstellung?
Ich denke sie hat in Deutschland ein sehr gutes Angebot bekommen und glücklicherweise für uns in Anspruch genommen.


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Bintje

Well-Known Member
Die 1000 Euro sind eine Zahlung aus EU-Fördermitteln um EU-Bürger zu unterstützen die im EU-Ausland eine offene Stelle besetzen möchten.
Sie wird an einem deutschen Krankenhaus vermutlich einiges mehr verdienen, soweit ich weiß gelten in Krankenhäusern die Tarife des Öffentlichen Dienst.
Unbefristet wurde sie auch noch eingestellt, wo bekommt man denn heute noch als Berufsanfänger sofort eine unbefristete Einstellung?
Ich denke sie hat in Deutschland ein sehr gutes Angebot bekommen und glücklicherweise für uns in Anspruch genommen.


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Tausend Euro (oder mehr, oder weniger) werden teils auch von deutschen Arbeitgebern als Prämie gezahlt, wenn sie händeringend auf Personalsuche sind, siehe mein Beispiel mit Hotels. Das hat nichts mit der EU zu tun, sondern sind Entscheidungen von Unternehmen, die es sich leisten können, Startprämien und übertarifliche Zulagen zu zahlen. Davon war in dem Beitrag aber nicht die Rede, sondern lediglich von dem Geld aus EU-Töpfen, das für einen Neustart im Ausland ein Witz ist. So gesehen müsste man wissen, ob die Klinik auch noch was dazu schießt. Vorerst nehme ich das nicht an, sonst wäre es sicher erwähnt worden. Und dass es in einem Mangelberuf wie dem der Hebamme einen unbefristeten Arbeitsvertrag gibt, sollte m.E. selbstverständlich sein.
 

Bintje

Well-Known Member
In Italien wird's heute nochmal spannend. Die M5S stimmen online über die neue Regierung ab.
Bei den Sternen rumort es seit Tagen. Ein Teil der Bewegung trauert dem Bündnis mit Salvinis Lega nach. Ein anderer traut dem neuen Partner nicht, der Demokratischen Partei (PD). Dazwischen stehen jene, die eine Regierung mit den Sozialdemokraten verteidigen. Heute dürfen sie alle ihre Stimme abgeben: Von 9 bis 18 Uhr entscheiden einige zehntausend Anhänger des M5S per Online-Votum auf der digitalen Plattform "Rousseau" über das Schicksal der neuen Koalition. "Unsere Mitglieder haben das letzte Wort", hat Di Maio versprochen. Wenn sie mit nein stimmen, ist die ungewöhnliche Allianz zwischen Populisten und Traditionalisten schon wieder Geschichte, bevor sie begonnen hat.

https://www.spiegel.de/politik/ausl...ber-schicksal-der-koalition-ab-a-1284990.html

https://www.sueddeutsche.de/politik....urn-newsml-dpa-com-20090101-190902-99-714334

Die Abstimmung läuft noch bis 18 Uhr. Wenn's schiefgeht, wär's desaströs, ein Lehrstück für die Nachteile direkter Demokratie. Dann gäbe es vermutlich Neuwahlen. Salvini, seine Lega und ihre Kumpane lauern im Hintergrund ...
 
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