Ja, habe ich mitbekommen. Sieht nach Selbstmord der Berliner Zeitung aus. Ich muß Informationen nicht verwerten, darf sie aber in keinem Fall zurückverpetzen.
Das ist in der Tat bemerkenswert, höchst ungewöhnlich. Das "Manager Magazin" hat ihm in einem Interview auch ziemlich kritische Fragen gestellt.
Wer so etwas tut, zerstört die Basics journalistischen Kapitals:
Quellen- bzw. Informantenschutz.
(Dass der u.a. durch digitale Eingriffsmöglichkeiten, siehe Link, ohnehin stets gefährdet ist/sein kann, steht auf einem anderen Blatt.)
Friedrich fordert aber eine grundsätzliche medienethische Debatte über den Umgang mit vertraulichen Informationen.
"Wir müssen über den schmalen Grat zwischen Aufklärung und Denunziation sprechen. Wir müssen auch über Privatsphäre diskutieren, den geschützten Raum", sagt er."
Das begründet Friedrich, siehe oben, mit seinen beruflichen Erfahrungen als IT-Profi. So weit völlig nachvollziehbar. Dabei geht er aber offenbar davon aus, dass über Privatsphäre und geschützte Räume in Redaktionen zu wenig oder gar nicht diskutiert wird. Das finde ich verwunderlich, es wirkt fast naiv.
Vielleicht ist er zu weit von seiner Redaktion entfernt? Zumindest in seriösen Medienhäusern ist das Gegenteil der Fall, werden nötigenfalls Hausjustitiare bemüht, eidesstattliche Versicherungen etc. eingeholt und Beiträge ggf. verschoben, bis sie nach Einschätzung der Juristen wasserdicht und veröffentlichungsreif sind - oder, wenn es gar nicht geht, ersatzlos gecancelt. Das alles fällt unter Redaktionsgeheimnis. Genau so wie die Identität von Informanten, die nicht selten hohe persönliche und/oder berufliche Risiken eingehen und sich im strikten Vertrauen auf den gesetzlich verbrieften Quellenschutz an einen oder mehrere Journalisten wenden.
Wer diese Regeln verletzt, spielt nicht nur mit seinem Ruf, sondern ist gewöhnlich unten durch. Aber ich denke, das weiß er.
Vielleicht ging es ihm "nebenbei" darum, der "Zeit" einen mitzugeben? Scheint so zu sein.
Wobei die "Die Zeit" weiß Gott nicht zu den Blättern gehört, wo nachlässig und skrupellos gearbeitet wird, sondern normalerweise sehr sorgsam. Ihr Aufmacher über Döpfner und seine Chats wirkte auf mich auch keineswegs aus der Hüfte geschossen. Journalistisch mutig, klar, aber besonnen. Zumal sie verschiedentlich anklingen ließen, dass sie auf größere Teile des ihnen zugespielten Materials mit Rücksicht auf die Privatsphäre einzelner Protagonist:innenen verzichtet und es eben
nicht veröffentlicht haben.
ps Wie hat sich eigentlich die Auflage der "Berliner Zeitung" entwickelt, seit Friedrich sie übernommen hat, weiß das jemand aus dem Stegreif?
Über die "Zeit" meine ich nur zuletzt gelesen zu haben, dass sie entgegen dem Branchentrend Zuwächse verzeichnet.