Reichelt und sein Fischwickelblatt auch Bild genannt. Alles hier rein, was die angeht?

Bintje

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Und alle beide verklagen Stuckrad-Barre, um ihre Anwaltskosten wiederzukriegen.
Och, für den Verlag dürfte es sehr viel einfacher sein als für Reichelt. ;) Springers Rechtsabteilung gilt als ausgesprochen leistungsfähig und steht so oder so auf der hauseigenen Payroll. Und Reichelt ist zuzutrauen, eine Art Solidaritäts-Crowdfunding unter rechtsdrehenden Anhängern des besonderen Schmuddels zu starten.

Nein, unabhängig davon mal ernsthaft: Mich wundert überhaupt nicht, was jetzt passiert. Zwar sieht es erstmal spontan danach aus, als sei das jetzt nur Döpfners billiges Ablenkungsmanöver - aber von etwaiger Klage war schon die Rede, bevor die "Zeit"-Geschichte hochkochte. Und falls Reichelt sich tatsächlich so verhalten hat, wie Springer ihm offenbar vorwirft (Verstoß gegen Verschwiegenheitspflichten über das Ende der Tätigkeit hinaus, Abwerben von Mitarbeitern etc.), kann der Verlag durchaus diesen Standpunkt einnehmen. Die Verschwiegenheitspflicht unterschreibt man gewöhnlich mit dem Arbeitsvertrag. Das dürfte bei Reichelt nicht anders gewesen sein. Und in der Abfindungsvereinbarung wurde offenbar noch einmal gesondert darauf gepocht, sofern ich bisherige Berichte richtig verstanden habe. Wundert auch nicht, wäre gängig. Wie auch immer: Springer muss es ihm nachweisen. Und da könnte es einigermaßen unübersichtlich werden, wenn sie nicht hieb- und stichfeste Belege haben.

Zwar kann ich nicht in die Zukunft sehen, aber man darf wohl getrost damit rechnen, dass Reichelt in Kürze eine Gegenklage startet.
Wenn er so gestrickt ist, wie ich ihn einschätze, wird er das schon aus taktischen Gründen tun.
 
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Bintje

Well-Known Member
Habt ihr den neuesten Dreh mitbekommen? Tadaa - Deus ex machina: Springer bekam offenbar einen sehr konkreten Wink, dass Reichelt der "Berliner Zeitung" Material aus seinen Chats mit Döpfner zugespielt hat - die es aus grundsätzlichen Bedenken nicht veröffentlichte. Stattdessen schrieb deren Verleger Holger Friedrich nach eigenen Angaben an die Rechtsabteilung bei Springer und ließ Reichelt als Whistleblower hochgehen:
Das Material, das Reichelt ihm ungefragt und ungeachtet seines Hinweises, sich an den Chefredakteur zu wenden, durchgestochen habe, habe u.a. die Privatsphäre von Angestellten bei Springer verletzt und sei von ihm und der Redaktion vernichtet worden, teilte der ehemalige IT'ler Friedrich mit.


Ich glaube, ich brauche noch mehr Popcorn. ;)

ps Der erste Termin im Arbeitsgerichtsprozess zwischen Springer und Reichelt soll laut "Spiegel" am 9. Juni starten.
 

Alubehütet

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Ja, habe ich mitbekommen. Sieht nach Selbstmord der Berliner Zeitung aus. Ich muß Informationen nicht verwerten, darf sie aber in keinem Fall zurückverpetzen.
 

Bintje

Well-Known Member
Ja, habe ich mitbekommen. Sieht nach Selbstmord der Berliner Zeitung aus. Ich muß Informationen nicht verwerten, darf sie aber in keinem Fall zurückverpetzen.
Das ist in der Tat bemerkenswert, höchst ungewöhnlich. Das "Manager Magazin" hat ihm in einem Interview auch ziemlich kritische Fragen gestellt.
Wer so etwas tut, zerstört die Basics journalistischen Kapitals: Quellen- bzw. Informantenschutz.
(Dass der u.a. durch digitale Eingriffsmöglichkeiten, siehe Link, ohnehin stets gefährdet ist/sein kann, steht auf einem anderen Blatt.)
Friedrich fordert aber eine grundsätzliche medienethische Debatte über den Umgang mit vertraulichen Informationen.

"Wir müssen über den schmalen Grat zwischen Aufklärung und Denunziation sprechen. Wir müssen auch über Privatsphäre diskutieren, den geschützten Raum", sagt er."

Das begründet Friedrich, siehe oben, mit seinen beruflichen Erfahrungen als IT-Profi. So weit völlig nachvollziehbar. Dabei geht er aber offenbar davon aus, dass über Privatsphäre und geschützte Räume in Redaktionen zu wenig oder gar nicht diskutiert wird. Das finde ich verwunderlich, es wirkt fast naiv.
Vielleicht ist er zu weit von seiner Redaktion entfernt? Zumindest in seriösen Medienhäusern ist das Gegenteil der Fall, werden nötigenfalls Hausjustitiare bemüht, eidesstattliche Versicherungen etc. eingeholt und Beiträge ggf. verschoben, bis sie nach Einschätzung der Juristen wasserdicht und veröffentlichungsreif sind - oder, wenn es gar nicht geht, ersatzlos gecancelt. Das alles fällt unter Redaktionsgeheimnis. Genau so wie die Identität von Informanten, die nicht selten hohe persönliche und/oder berufliche Risiken eingehen und sich im strikten Vertrauen auf den gesetzlich verbrieften Quellenschutz an einen oder mehrere Journalisten wenden.
Wer diese Regeln verletzt, spielt nicht nur mit seinem Ruf, sondern ist gewöhnlich unten durch. Aber ich denke, das weiß er.

Vielleicht ging es ihm "nebenbei" darum, der "Zeit" einen mitzugeben? Scheint so zu sein. ;) Wobei die "Die Zeit" weiß Gott nicht zu den Blättern gehört, wo nachlässig und skrupellos gearbeitet wird, sondern normalerweise sehr sorgsam. Ihr Aufmacher über Döpfner und seine Chats wirkte auf mich auch keineswegs aus der Hüfte geschossen. Journalistisch mutig, klar, aber besonnen. Zumal sie verschiedentlich anklingen ließen, dass sie auf größere Teile des ihnen zugespielten Materials mit Rücksicht auf die Privatsphäre einzelner Protagonist:innenen verzichtet und es eben nicht veröffentlicht haben.

ps Wie hat sich eigentlich die Auflage der "Berliner Zeitung" entwickelt, seit Friedrich sie übernommen hat, weiß das jemand aus dem Stegreif?
Über die "Zeit" meine ich nur zuletzt gelesen zu haben, dass sie entgegen dem Branchentrend Zuwächse verzeichnet.
 
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Alubehütet

Well-Known Member
Wobei die "Die Zeit" weiß Gott nicht zu den Blättern gehört, wo nachlässig und skrupellos gearbeitet wird, sondern normalerweise sehr sorgsam. Ihr Aufmacher über Döpfner und seine Chats wirkte auf mich auch keineswegs aus der Hüfte geschossen. Journalistisch mutig, klar, aber besonnen.
Ach, wollte ich noch verlinkt haben. Holger Klein von Übermedien hat die Macher der ZEIT-Recherche angerufen. Zumindest kann man mitnehmen, daß sie nicht den einen Leak hatten, sondern viele Quellen.
 

Bintje

Well-Known Member
Zumindest kann man mitnehmen, daß sie nicht den einen Leak hatten, sondern viele Quellen.
So muss das sein. Ich lasse noch einen Link da:


Tanzt schön in den Mai, ich tue es auch (Hochzeit einer Freundin). Schönes Wochenende! :)
 

Alubehütet

Well-Known Member
So muss das sein. Ich lasse noch einen Link da:

Damit ist eigentlich dann auch alles gesagt?
 
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