Schon komisch, was das Leben mit einem macht

DaRei

Member
Hallo Ihr

Jetzt muß ich mich hier auch mal ausheulen - ist das Heulen??
Ich versuche es aber in Kurzform, weil ja keiner beim Lesen einschlafen soll :wink:

Mein Leben war bisher alles andere als schön. Mit 6 Jahren vom eigenen Vater erst zusammengeschlagen und dann vergewaltigt und seitdem immer wieder vergewaltigt und verprügelt. Mit 14 kam mein Vater mit seinem Saufkumpanen (24) nach Hause und teilte mir mit, dass er mich gerade beim Kartenspielen verloren hat und der Typ nun mein Mann werden wird, wenn ich 18 bin. Es sind übriegens beides Deutsche. Seitdem wurde ich von 2 Kerlen mißbraucht und aufs übelste mißhandelt. Ich durfte die Wohnung nicht verlassen, durfte nicht reden, Gefühle zeigen war auch verboten (auch wenn sie mich mal wieder so verprügelten, dass Gelenke ausgekugelt und Knochen gebrochen waren), Freundinnen durfte ich auch nicht haben, jemanden anschauen war auch verboten usw usw. Jeder noch so kleine Fehltritt wurde hart bestraft. Meine Kinder wurden mir aus dem Laib geprügelt, weil ich "jetzt lange genug fett war".
Mit 28 bin ich dann mit meinen 3 Kindern geflohen (ich hatte zu diesem Zeitpunkt 2 gebrochene Rippen und meinen Arm, den sie mir am Vortag mal wieder ausgekugelt hatten, frisch eingerenkt), weil die beiden (der Vater und der Opa der Kinder!!) der Meinung waren, dass jetzt auch die Kinder im richtigen Alter wären um zu Frauen zu werden. Die Kinder waren 5, 10 und 11 Jahre.
Es folgten 4 Jahre, in denen ich mehrmals umzog, um nicht gefunden zu werden und in denen ich erst einmal lernen mußte, dass ich meine Wohnung verlassen und auch mit anderen Menschen reden darf.
Ich schwor mir, dass nie nie wieder ein Mann an mich ran kommt. Keiner sollte mich jemals wieder anfassen.
Um mich 100% abzusichern schloß ich mit dem Vater einer Freundin (Siggi) nen Pakt. Er ist 20 Jahre älter (jetzt 60 Jahre), schwer Herzkrank, hat Diabetis, nimmt ne halbe Apotheke an Tabletten ein, er ist impotent und hat auch mit den Knochen schwere Probleme. Unser Pakt: Er hilft mir mit meinem Leben klar zu kommen (also zB alleine einkaufen zu gehen usw) und dient als Alibi für den Fall der Fälle (Tut mir leid, ich habe einen Freund) und ich helfe ihn bei den Hürden des alltäglichen Lebens, die die Krankheiten und das Alter mit sich bringen. Das läuft bisher ganz gut und seit der Trennung von meinem Mann (vor 14 Jahren) hat mich auch keiner wieder angefasst.
Vor 10 Jahren bin ich nun mit ihm (Siggi) in eine kleinere Stadt Nähe Magdeburg gezogen.
Seit ca 7 Jahren läuft mir immer mal wieder nen Türke übern Weg. Er arbeitet hier beim Döner. Wir schauen uns immer ganz groß und ganz lange an (was mich eigentlich wundert, denn ich schaue niemals jemanden an und ins Gesicht schon garnicht), er lächelt dann und keiner sagt was. Wir starren uns also an, er lächelt und dann gehen wir weiter. Keiner sagt was. Das ärgert mich immer, weil ich nicht einmal Guten Tag sage. Und normalerweise grüße ich jeden, den ich schon öfter gesehen habe bzw den ich kenne.
Na jedenfalls geht das Spiel nun schon seit 7 Jahren so. Angucken, er lächelt, keiner sagt was und dann geht jeder seinen Weg. Wenn meine Mädels sich mal nen Döner holen (ich betrete ja keine Gaststätten, Imbisse und Döner, da ich zu meinem 18. Geburtstag von meinen Brüdern mal in eine Gaststätte eingeladen wurde und auch von meinen "Männern" die Erlaubnis dazu bekam. Allerdings wurde ich dann, als ich nach 2 Stunden nach Hause kam, deswegen mal wieder richtig zusammen geschlagen.), dann bestellt er immer nen lieben oder nen schönen Gruss an Mutti (also mich:lol:).

Nun erwische ich mich in letzter Zeit immer wieder dabei, dass ich, wenn ich traurig bin oder ich mich ärgere, an sein Lächeln und seine dunkelbraunen Kulleraugen denken muß und dann ist alles wieder gut. Auch geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Dabei kenne ich ihn absolut nicht und ich weiß auch nichts über ihn.

Is das nicht verrückt??? Ich habe doch eigentlich keine Lust mehr auf Männer??!!

LG
Dani
 

melegim13

Active Member
AW: Schon komisch, was das Leben mit einem macht

Hi dani,

deine Geschichte hat mich schwer geschockt.
Hast du nie versucht, das ganze irgendwie und irgendwann mal aufzuarbeiten therapeutisch oder so?
Ich kann verstehen, dass du seitdem nie mehr einen Mann an dich rangelassen hast. Was dir da passiert ist,das vergisst man einfach nicht.In deine Lage versetzen, kann sich wahrscheinlich niemand von uns.

Nun zu deiner Frage.
Nein,verrückt finde ich es nicht.Vielleicht wird es ja auch zeit, dass du das alles hinter dir lässt und Gefühle wieder versuchst zuzulassen?!
Ihr lauft euch seit 7 Jahren über den Weg,vielleicht wird es mal Zeit, dass einer von euch beiden mal einen Schritt auf den anderen zumacht.Mehr als ein "Nein" kann nicht kommen.

Ich wünsche dir, dass du in deinem Leben wieder Vertrauen fasst zu Männern und das Schöne im Leben nicht übersiehst.

Liebe Grüße
 

DaRei

Member
AW: Schon komisch, was das Leben mit einem macht

Hallo

Nein, ich habe mir keine professionelle Hilfe geholt bzw habe ich es abgebrochen. Ich habe diese Erinnerungen in die hinterste Ecke meines Gehirns verschoben und bei der Therapie sollte ich alles bis ins kleinste Detail erzählen. Das wollte ich nicht.
Im großen Ganzen komme ich klar. Ich bin es ja gewöhnt mich alleine durchzuwurschteln. Da ich immernoch Panik habe, wenn ich das Haus verlasse, habe ich immer Musik auf meinen Ohren. Dann konzentriere ich mich ganz und gar auf die Musik und dann geht es. In Gaststätten und so muß ich ja nicht unbedingt gehen und ansehen brauche ich auch nicht jeden. Was mich noch nervt ist, dass ich immer ne Jacke an habe-auch bei 40 Grad Wärme. Ich verlasse das Haus nie ohne Jacke. Ansonsten ist mein Leben momentan so wie das einer Muslimin, nur, dass das Kopftuch fehlt. Damit kann ich leben. Nur eben die Angst vorm Rausgehen und die Jacke, daran muß ich noch arbeiten.

Ihn anreden... einfach gesagt . Wie macht man das, wenn man die Zähne nicht auseinander kriegt, wenn er vor einem steht . Eines tröstet mich - ihm scheint es genauso zu gehen. Ich weiß ja nicht mal, ob er vergeben ist.
LG
Dani
 

hhmmtja

Member
AW: Schon komisch, was das Leben mit einem macht

Was mich noch nervt ist, dass ich immer ne Jacke an habe-auch bei 40 Grad Wärme. Ich verlasse das Haus nie ohne Jacke.


Was gibt dir die Jacke für eine Sicherheit? Das versteh ich jetzt nicht so ganz


Ihn anreden... einfach gesagt . Wie macht man das, wenn man die Zähne nicht auseinander kriegt, wenn er vor einem steht . Eines tröstet mich - ihm scheint es genauso zu gehen. Ich weiß ja nicht mal, ob er vergeben ist.

Dann lass doch deine Kinder vermitteln :wink:
 
F

Florihexe

Guest
AW: Schon komisch, was das Leben mit einem macht

Liebe DaRei,

ja auch mich hat Deine geschockt uns sehr erschüttert!!!:cry:


Was musst Du nur durchgemacht haben :-?
Sehr, sehr schlimm das soetwas passiert.....

Ich kann mich melegim13 nur anschliessen, es ist nicht verwunderlich ,das , was Dir gerade passiert.

Auch DU hast Liebe und Wärme verdient und ich wünsche Dir wirklich aus tiefstem Herzen das Du auch mal glücklich sein wirst, schliesslich sind ja zum Glück nicht alle Männer gleich!

Allerdings, ein Therapie würde ich an Deiner Stelle trotzallem noch einmal versuchen? :-?

Alles Gute für Dich, ich drücke Dir die Daumen und vielleicht bleibst Du uns hier ein bisschen erhalten und kannst uns somit mit Deiner Geschichte auf dem laufenden halten?! :wink:

glg
Zu Dir!
 

DaRei

Member
AW: Schon komisch, was das Leben mit einem macht

Ich weiß nicht, welche Sicherheit mir die Jacke gibt. Es sind einfach noch die Regeln von damals. Da durfte ich auch nicht mit kurzen Ärmeln rumrennen. Meine Arme mußten immer bedeckt sein. Keine Ahnung wieso, die 2 Männer wollten es so. Obwohl es absolut Quatsch war, denn uns kam keiner besuchen und ich durfte nicht mal ans offene Fenster geschweige denn die Wohnung verlassen.

Meine Kinder sind von ihm total begeistert, aber ich weiß nicht... sie vermitteln lassen....?? Wer weiß, was da raus kommt :lol:

LG
Dani
 

siduri

Member
AW: Schon komisch, was das Leben mit einem macht

Ich würd mir nochmal gut überlegen, ob eine Therapie nicht doch sinnvoll wäre. Du hast schlimmes erlebt und eine gute Therapeutin könnte dir helfen alles aufzuarbeiten, denn evtl. kommt alles irgendeinmal wieder hoch.
Eine gute Therapeutin würde übrigens auch auf deine Wünsche eingehen und die Therapie entsprechend gestalten, d.h. sie würde nicht darauf bestehen, das du alles bis ins Detail erzählst, wenn dir dabei nicht wohl ist.
Im Moment wäre es doch wichtiger, professionele Hilfe zu haben, damit du wieder leben lernst!
 

DaRei

Member
AW: Schon komisch, was das Leben mit einem macht

Hallo ihr Lieben

Ich muß euch unbedingt was erzählen. Ich bin ja soooo stolz auf mich .

Die letzten Wochen und Jahre war es ja so, dass ich immer schön vorm Döner gewartet habe, wenn meine Tochter sich nen Döner geholt hat. Gestern abend habe ich mit meiner Tochter Nancy gemütlich ein Gläschen Rotwein getrunken und einen Film auf türkisch (mit deutschen Untertiteln) geschaut. Irgendwann kam Nancy auf die Idee, dass sie jetzt nen Döner essen könnte. Also sind wir langhin gedackelt (is nur 5 Minuten Weg von uns aus). Ein Blick durchs Schaufenster verriet mir, dass "mein" Türke (von uns allen nur noch "Schnuckelchen" genannt ) da war. Ich also wieder auf meinen Platz neben dem Döner und Nancy sollte rein gehen. Auf einmal wollte sie keinen Döner mehr. Es war ihr zu doof da alleine rein zu gehen.
Ich weiß nicht, ob es an dem Glas Rotwein lag oder ob meine Therapie langsam greift, jedenfalls habe ich gesagt, dass ich mit rein gehe. Das war bestimmt das Glas Rotwein :lol:... Ich ging also zur Tür und meine Tochter sah mich ungläubig an: "Du willst jetzt nicht wirklich da mit rein kommen Mutti??" Ich: "Na komm, bevor ich es mir anders überlege"
Meine Tochter stand immer noch ganz verdaddert auf ihren Platz, als ich die Tür zum Döner öffnete. Ich also rein, einen guten Abend gewünscht, er wurde rot,grinste und hat geschaut, als ob der liebe Gott persönlich den Laden betreten hat. Nancy bestellte ihren Döner. Da Schnuckelchen und ich uns normalerweise stillschweigend anstarren, habe ich diesmal absichtlich den Blickkontakt zu ihm vermieden. Ich wollte nicht wieder zur Salzsäule erstarren.
Nach 7 Jahren haben wir das 1. Mal miteinander gesprochen.
Komisch war, dass er nie mit mir direkt sprach, obwohl ich direkt neben meiner Tochter stand. Er sprach mit Nancy. "Mutti will wohl keinen Döner?" Ich antwortete, dass ich um die Zeit (halb 10 abends) nichts mehr esse. Er sagte dann wieder etwas zu Nancy und ich antwortete.
Ich bin bald nen Heldentod gestorben. Aber ich habe es geschafft. Ich bin jetzt richtig stolz auf mich
Wenn Schnuckelchen und ich in dem Tempo weiter machen, dann schaffen wir es vielleicht in 20-30 Jahren mal gemeinsam nen Kaffee zu trinken .:lol::lol::lol:
LG
Dani
 
F

Florihexe

Guest
AW: Schon komisch, was das Leben mit einem macht

Liebe DaRei.....

ich musste ein bisschen schmunzeln :wink:
Aber..... TOLL!

Ich wünsche Dir alles Gute, und ich denke sooooooo lange wird es hoffentlich nicht mehr dauern !!!! :)


Ich drück Euch mal die Daumen ..... popcorn
 

LeeLyA

New Member
AW: Schon komisch, was das Leben mit einem macht

WIE SÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜß! :)

na hoffentlich klappt das mit dem kaffee noch ein bisschen früher ;)
 
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